09.10.2019

WisR-Gründerin Klaudia Bachinger: Arbeiten im Alter wird schon ab Mitte 40 zum Thema

Die Grenze, ab der man als alter Arbeitnehmer gilt, sinkt immer weiter, und viele ältere Jobsuchende finden auf normalem Weg nur schwer eine neue Stelle. Dabei sind sie erfahrener und oft auch flexibler, wie WisR-Gründerin Klaudia Bachinger erläutert. Und das vermeintlich hohe Gehalt ist ebenfalls ein Mythos.
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WisR Bachinger
Das Founder-Team von WisR. (c) WisR GmbH, Timar Batis

Auf dem herkömmlichen Weg ist es für Arbeitnehmer, die über WisR vermittelt werden, leider schwierig, einen Job zu finden. So meint Klaudia Bachinger, Mitgründerin dieser Jobplattform für “Senior Talents”, dass in den HR-Abteilungen der Diversity-Faktor “Alter” noch keine relevante Rolle spiele: Obwohl alle vom Fachkräftemangel reden, schauen die Unternehmen nicht über den Tellerrand, um ihren Recruiting-Pool zu vergrößern.

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Neben der Lebenserfahrung und der fachlichen Expertise, die das Alter mit sich bringt, sind für Bachinger “Flexibilität, Authentizität und Motivation” drei ausschlaggebende Argumente für ihre Klientel. Vor allem im Sales-Bereich “schätzen vor allem Startups und kleinere Unternehmen das große Netzwerk, das diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten”.

„Arbeiten im Alter“ schon ab Mitte 40?

Das Argument der Flexibilität spiele insbesondere bei jenen Menschen eine Rolle, die bereits im pensionsfähigen Alter sind, sagt Bachinger. WisR vermittelt nämlich Talente, die “großteils zwischen 59 und 64 Jahre alt sind” – die älteste Person ist bereits Ende 70. Kinderbetreuungspflichten spielen da eine kleinere Rolle, weshalb zum Beispiel Wochenend- und Feiertagsdienste im Tourismus- und Gastronomiebereich einfacher zu übernehmen sind.

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Wenn man den heutigen Arbeitsmarkt anschaut, müsse man sich als Durchschnittsmensch recht früh mit dem Thema beschäftigen, sagt die Expertin: Man bekomme den Eindruck, dass “Arbeiten im Alter” schon Mitte 40 beginnt. Und in der Tat gelten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der öffentlichen Diskussion immer früher als “schwer vermittelbar”. Da wird mit hohen Gehaltskosten argumentiert – oft aber auch mit jungen Teams, in die die Älteren nicht reinpassen würden. Das erwähnte Diversity-Thema eben.

Nachhaltige und Sinn stiftende Arbeit für alle Arbeitnehmer

Dabei haben jüngere wie ältere Arbeitende grundsätzlich dieselben Bedürfnisse: “Genauso wie bei den Millennials macht sich bei unseren Senior Talents ein Wertewandel bemerkbar”, so Bachinger: “Auch Leute mit 50, 60 oder 70 Jahren wünschen sich Flexibilität, zum Beispiel mit Home-Office-Lösungen. Und sie wollen eine Arbeit, die sie als nachhaltig und Sinn stiftend erleben.”

An der Gehaltsfrage  sei noch keine Vermittlung durch WisR gescheitert, sagt Bachinger: “Wenn ein Unternehmen zum Beispiel eine Buchhalterin übernimmt, dann ist es egal, ob die 45, 55 oder 65 ist – das macht beim Gehalt keinen großen Unterschied mehr.” Dies gelte umso mehr, wenn auch Teilzeitlösungen oder die Mitarbeit auf Projektbasis als Optionen wahrgenommen werden.

Diversität von Anfang an mitdenken

Als Erfolgstipp für junge Startups empfiehlt Bachinger, die Diversität im Team von Anfang an mitzudenken: “Gar nicht nur betreffend das Alter, sondern allgemein – das schafft ganz andere Perspektiven.” Wer jedoch etwa im Controlling, in der Buchhaltung oder im Vertrieb auf Senior Talents setze, bringe damit auch eine ausgleichende Kraft, einen wertvollen Ruhefaktor ins Team.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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