29.12.2022

wîse up: Das digitale Leuchtturmprojekt 2022 der WKÖ-Bildungsoffensive

Die Anforderungen am Arbeitsmarkt ändern sich: Anstelle von Motorik sind nun Digitalisierungs- und Soft Skills gefragt. Um neue Fähigkeiten schnellstmöglich zu erlernen, hat die WKÖ Bildungsoffensive 2022 das Leuchtturmprojekt wîse up zur digitalen Aus- und Weiterbildung gelauncht.
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Digitale, technische und soziale Kompetenzen sind in Zukunft noch gefragter. (c) Adobe Stock - A Stockphoto

Dass sich das Arbeiten und Lernen in naher Zukunft maßgeblich ändern wird, bestätigen Studien wie jene des McKinsey Institute: Automatisiertes Arbeiten wird zunehmen, digitalisierte Lern- und Arbeitsabläufe sind bereits die Norm. Welche Fähigkeiten am Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren besonders gefragt sein werden und wie sich die Bildungsoffensive der WKÖ bereits dieses Jahr darauf vorbereitet hat? Ein Überblick:

IT und Soft Skills gefragter denn je

Wirtschafts- und Digitalisierungskompetenzen sind am Arbeitsmarkt nicht nur gefragt, sondern gefordert, so die Studie “Skill Shift – Automation and the future of the workforce” des McKinsey Global Institute. Die Studienergebnisse: Manuelle und motorische Fähigkeiten rücken – abgesehen vom Gesundheits- und Pflegesektor – hinter den Vorhang, emotionale, soziale und technische Fähigkeiten ins Rampenlicht.

Vor allem Kenntnisse in der IT-Branche, wie Programmier- und Analysefähigkeiten, stellen künftig gefragte Kernkompetenzen dar. Trotz oder gerade wegen der steigenden Digitalisierung werden Sozialkompetenzen wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Führungsvermögen zu unabdingbaren Fähigkeiten erfolgreicher Wirtschaftstreibender. Angesichts des akuten Fachkräftemangels bleiben vielen Betrieben aber wenig Ressourcen zur Förderung und Entwicklung künftig gefragter Fachkompetenzen.

Personalmangel hemmt Innovation

Dass sich der Kompetenz- und Fachkräftemangel bereits auf die Personal- und Unternehmensstruktur hiesiger Betriebe auswirkt, betont Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der WKÖ: “Wir reden nicht mehr von Fachkräftemangel, sondern generell von Arbeitskräftemangel, der mittlerweile schon drei Viertel der Betriebe beschäftigt.” Derartige Entwicklungen bestätigt auch das Fachkräfte Radar der WKÖ, eine Analyse der Arbeits- und Fachkräftesituation in Österreich: Demnach spüren rund 73 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel bereits im Betriebsalltag, wobei 63 Prozent der Befragten aufgrund dessen einen Umsatzrückgang beobachten.

Neben Umsatzeinbußen und Mehrarbeit spiegelt sich der Arbeitskräftemangel auch in der Innovationskraft betroffener Betriebe wider: Etwa der Hälfte der befragten Unternehmen stehen aufgrund des mangelnden Fachpersonals zu wenig Ressourcen zur Weiterentwicklung des Betriebskonzeptes zur Verfügung. Ähnliches gilt für Innovation, Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung: Personelle Ressourcenknappheit lässt auch Produktinnovationen stagnieren.

Innovation und Bildung digital fördern

Wie können hiesige Betriebe mangelnde Personalressourcen ausgleichen und fehlende Kernkompetenzen stärken, ohne strukturelle Veränderungen oder finanzielle Einbußen zu riskieren? Als Lösungsmöglichkeit haben die Wirtschaftskammern Österreich die Bildungsoffensive der WKÖ ins Leben gerufen. Das Ziel: Personalentwicklung sowie berufsbezogene Aus- und Weiterbildung zu fördern und damit alters- und branchenübergreifend digitalen Bildungszugang zu schaffen. Seit 2019 wurden bereits fünf Leuchtturm-Initiativen gemeinsam mit ergänzenden Maßnahmen gestartet. Eines davon ist die im Jänner 2022 gelaunchte digitale Aus- und Weiterbildungsplattform wîse up.

wîse up: Der “Leuchtturm” für digitale Bildung

Das Leuchtturmprojekt wîse up hat die Bildungsoffensive der WKÖ dieses Jahr mit 900 Testuser:innen und über 80 Unternehmen aus verschiedenen Branchen auf den Markt gebracht. Betriebe jeder Größe, egal ob Ein-Personen-Unternehmen oder Großbetriebe, können die Plattform zunächst kostenlos testen und bei Interesse zur innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung nutzen. HR-Verantwortliche sowie Führungspersonen sollen dabei den Ausbildungsstand der Nutzer:innen datenschutzkonform im Blick behalten können.

Klemens Riegler-Picker und René Mähr, die CEOs von wîse up. (c) Oliver Jiszda

15.000 Kurse mit über 100 nutzenden Unternehmen

Seit Anfang November 2022 zählt wîse up über 15.000 Kurse und rund 100 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Nutzende Betriebe können mit wîse up betriebsspezifische Lerninhalte digitalisieren und ihr innerbetriebliches Wissensmanagement organisieren. wîse up eigne sich sowohl zur Einschulung neuer Mitarbeiter:innen, zur Kommunikation neuer Sicherheits- und Hygienestandards als auch zur Dokumentation innerbetrieblicher Best-Practice-Projekte sowie zur Förderung von Soft Skills. Nach erfolgreicher Absolvierung der vorgegebenen Lernpfade sei es zudem möglich, Zertifikate und Auszeichnungen zu erhalten.

LinkedIn Learning, Studyflix & Co.

Das Bildungsangebot umfasst Kurse von zertifizierten Bildungsanbietern wie LinkedIn Learning, bit media e-solutions und der Enterprise Training Center GmbH (ETC). Auch Inhalte von Content-Partnern können von Nutzer:innen auf der Plattform absolviert werden. Dazu zählen Studyflix, Brillux und Bildungsinhalte der WKÖ. Das Kursangebot umfasst Themen wie Betriebswirtschaft, Leadership, Persönlichkeitsentwicklung sowie Sicherheit und Gesundheit, die unter anderem in Form von Quizzes, Videos und Artikeln zur Verfügung stehen. wîse up sei sowohl am PC, Laptop, Tablet als auch über die App am Smartphone nutzbar. Einzelpersonen können ein Jahresabo erwerben, Unternehmen erhalten ab zwanzig Abos Staffelrabatte.

Stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Kühnel betont die universelle Einsetzbarkeit der Plattform: “Aus- und Weiterbildung wird für hiesige Betriebe noch mehr an Bedeutung gewinnen. Es gilt, bestehende Personalressourcen möglichst agil zu qualifizieren. Dadurch ergibt sich, speziell für digitale Plattform-Lösungen wie wîse up, großes Potenzial als einfacher und günstiger Einstieg in die digitale Aus-, Weiterbildung und Personalentwicklung.”

Innovation im Jahr 2023 besonders gefragt

Im Rahmen der WKÖ Bildungsoffensive hat sich wîse up für das kommende Jahr zum Ziel gesetzt, das Angebot der Bildungsplattform österreichweit bekannt und zugänglich zu machen. Damit soll ein substanzieller Mehrwert in der Mitarbeiter:innen-Qualifikation für Betriebe geschaffen werden, so Kühnel.

Inwiefern sich neben Innovation auch Integration und Inklusion in das Rahmenprogramm der WKÖ-Bildungsoffensive integrieren lässt, wird das Jahr 2023 zeigen. Immerhin weise jede:r vierte Österreicher:in Migrationshintergrund auf, wobei Selbiges, gemäß der letzten Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria, für rund 13 Prozent hiesiger Arbeitskräfte der Fall sei. 8,2 Prozent der Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund seien dabei selbständig tätig.

In puncto Innovation sieht auch der Startup Rat des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft akuten Handlungsbedarf: “Wir werden uns als Volkswirtschaft neu erfinden müssen, um in der aktuellen Situation wettbewerbsfähig bleiben zu können. Dafür braucht es eine breite Innovationskultur und deutlich bessere Rahmenbedingungen für Startups”, sagt Markus Raunig, Mitglied des Startup Rats, in einem öffentlichen Statement.

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Geochamp: Neue Geografie-Lernapp aus Wien geht an den Start

Mit Geochamp hat Felix Olszewski, Informatikstudent an der TU Wien, eine App entwickelt, die das Lernen von Geografie spielerisch und interaktiv ermöglicht.
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(c) martin pacher | brutkasten

Ob in der Schule, an der Universität oder im beruflichen Kontext – spätestens seit der Coronakrise boomen digitale Lernformate. Auch die heimischen Startup-Szene ist auf den Zug aufgesprungen und hat in den letzten Jahren zahlreiche Lernformate für unterschiedlichste Themenbereiche entwickelt. Mit Geochamp geht nun eine neue App an den Start, die sich spezifisch dem Thema der Geografie annimmt. Hinter der App steht TU-Student Felix Olszewski.

Die Funktionen von Geochamp

Die App bietet eine Vielzahl von Lernmodi: Interaktive Karten ermöglichen es den Nutzer:innen, Länder und Hauptstädte auf der Karte zu verorten, Quiz-Formate prüfen das erworbene Wissen, und ein integrierter Algorithmus erinnert an Karteikarten-Methoden, um langfristiges Lernen zu fördern.

„Die meisten Menschen wollen zuerst die Länder der Welt lernen – wo sie auf der Karte liegen, ihre Hauptstädte oder Flaggen. Genau da setzt Geochamp an und bietet alle wichtigen Inhalte gebündelt an“, erklärt Olszewski. Besonders hebt er die Gamification hervor: “Die Schüler lieben diesen Wettbewerbscharakter. Man kann in einer Gruppe gemeinsam quizzen und so spielerisch lernen.” Unter anderem zieht er einen Vergleich zu Duolingo, das auch auf unterhaltsamem Lernen aufbaut.

Die Benutzeroberfläche | (c) Geochamp

Die Entwicklung der App

Die Idee zu Geochamp entstand vor zwei Jahren, als Olszewski die Entwicklung als Nebenprojekt begann. Seither hat er die App allein aufgebaut und ständig weiterentwickelt. „Am Anfang war es ein Hobby, dann wurde das Projekt immer größer und strukturierter“, so der TU-Student über den Entstehungsprozess.

Geochamp ist zunächst als kostenloser Download verfügbar. Für Nutzer:innen, die zusätzliche Features wie umfangreiche Quiz-Funktionen nutzen möchten, bietet Geochamp künftig ein Premium-Modell an. “Die App ist so konzipiert, dass sie ohne große laufende Kosten funktioniert. Alle Inhalte werden offline gespeichert, was uns ermöglicht, die Preise niedrig zu halten”, erklärt er. Ein Monatsabo soll künftig vier Euro, die Jahresversion 20 Euro kosten. Derzeit ist das Unternehmen aber noch in Gründung, wie Olszewski erläutert.

Die Hauptzielgruppe sieht Olszewski bei Schüler:innen im Alter von acht bis 14 Jahren, aber die App sei im Prinzip für alle Altersgruppen geeignet. “Man kann von sechs bis 99 Jahren Gefallen daran finden“, sagt er. Langfristig könnten auch andere Inhalten wie Geschichtsthemen integriert werden.

Was künftig geplant ist

Olszewski verfolgt mit Geochamp ehrgeizige Pläne. So möchte er künftig mit Schulen kooperieren, um die App einer breiteren Masse anzubieten. Derzeit konzentriert er sich darauf, die App über Empfehlungsseiten und Blogs bekannt zu machen, die Geografie-Apps vergleichen. „Ich werde alle Websites anschreiben, die Rankings von Lern-Apps veröffentlichen. Dort kommen viele Klicks auch von Lehrern, was uns helfen kann, die Reichweite zu erhöhen“, so seine Strategie.

Im nächsten Schritt plant Olszewski, potenzielle Investoren zu gewinnen und die App weiter auszubauen. „Ich möchte erst einmal zeigen, dass die App funktioniert und von Nutzern angenommen wird. Danach geht es darum, zu wachsen und die Inhalte zu erweitern“, erklärt er.


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