30.05.2022

Wirtschaftsbildung: IV, AK, WK und weitere kooperieren für Schulpilot

Der "Schulpilot Wirtschaftsbildung" startet im Herbst in mehr als 30 Schulen in der Sekundarstufe I. Weitere Schulen werden noch gesucht.
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Breiter Politischer Konsens von IV bis AK bei der Präsentation des Schulpilot Wirtschaftsbildung
Breiter Politischer Konsens von IV bis AK bei der Präsentation des Schulpilot Wirtschaftsbildung | © Marlene Rahmann

“Es gibt einen breiten politischen Konsens, dass Wirtschafts- und Finanzbildung einen viel größeren Stellenwert in der Schule braucht”, schreibt Wirtschaftskammer (WK)-Vize Mariana Kühnel auf LinkedIn. In Österreich ist es traditionell ein recht guter Indikator dafür, dass dieser besagte breite Konsens erreicht ist, wenn Industriellenvereinigung (IV) und Arbeiterkammer (AK) an einem Strang ziehen. Genau so ist es im Projekt “Schulpilot Wirtschaftsbildung” der Stiftung für Wirtschaftsbildung, über das Kühnel schreibt. Außer IV, AK und WK sind auch noch die Österreichische Nationalbank (ÖNB), ERSTE Stiftung, Innovationsstiftung für Bildung und MEGA Bildungsstiftung an Bord.

Schulpilot Wirtschaftsbildung: 30 Schulen starten im Herbst

Im Rahmen des Programms sucht die Stiftung für Wirtschaftsbildung heimische Schulen der Sekundarstufe I (Mittelschulen und Allgemeinbildende Höhere Schulen – Unterstufe, also 5. bis 8. Schulstufe), die einen inhaltlichen und didaktischen Wirtschaftsbildungsschwerpunkt etablieren wollen. 30 Pilotschulen in ganz Österreich werden nun im Herbst 2022 mit dem Pilotbetrieb starten, heißt es in einer Aussendung der Stiftung. Dazu entwickle die Stiftung gemeinsam mit interdisziplinären Teams, bestehend aus Pädagog:innen, Lernexpert:innen, Storyteller:innen, Game Designer:innen und Illustrator:innen, Lehr- und Lernmaterialien, die der Schule im Rahmen des Schulpilot zur Verfügung gestellt werden. Während des Pilotbetriebs erfolgt eine laufende wissenschaftliche Evaluierung.

Die Umsetzung passiert im Rahmen der Schulautonomie und beginnt für die Schulen außerhalb des Pilot-Projekts mit dem Schuljahr 2024/2025 in der 5. Schulstufe. Sie läuft vier Jahre, bis alle vier Schulstufen durchlaufen wurden. Man biete den Schulen ein sehr umfangreiches Begleitmaßnahmenprogramm wie Lehr- und Lernmaterial, Lehrkräfte-Fortbildung, Schul-Coaching, Vernetzung und finanzielle Förderung, heißt es weiter. Die Schulen können den Schwerpunkt selbst gestalten, indem sie ein eigenes Schulfach Wirtschaftsbildung oder fächervernetztes Lernen in Form von Projektwochen aufbauen.

Das sind die Themen

Für den Schulpilot Wirtschaftsbildung wurden bereits folgende konkrete Themen definiert:

  • Nachhaltiger verantwortungsvoller Umgang mit finanziellen Ressourcen
  • Wirtschaftliche Zusammenhänge im Überblick
  • Wirtschaft und Demokratie
  • Gesellschaftliche Nachhaltigkeit
  • Wirtschaft und Umwelt
  • Daten- und Digitalwirtschaft
  • Wirtschaft aus der Perspektive von Unternehmen
  • Wirtschaft aus der Perspektive von Arbeitnehmer:innen
  • Von der Idee zur Gründung – Unternehmerisches Denken und Handeln (Entrepreneurship Education)
  • Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Perspektivenwechsel, Kommunikation, Kooperation, Kreativität, Achtsamkeit und Selbstreflexion
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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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