19.05.2021

Wiener Startup hi.health übernimmt in Deutschland Privatarzt-Rechnungen

Hi.health bringt das Erlebnis einer modernen Banking-App in die Welt der privaten Krankenversicherung.
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Das Team von hi.health © Anna Clara Holmberg
Das Team von hi.health © Anna Clara Holmberg

Wer eine private Krankenversicherung hat, bezahlt Arztrechnungen aus eigener Tasche und reicht anschließend die Rechnung ein, um Geld zurückzuerhalten. Diesen Vorgang kürzt das Wiener Startup hi.health nun ab. Über die App können Privatversicherte in Deutschland Arztrechnungen hochladen, hi.health kümmert sich um Bezahlung und Rückerstattung und rechnet dann erst einen möglichen Selbstbehalt mit dem Nutzer oder der Nutzerin ab. Für das neue Service arbeitet das Startup unter dem Titel “Gesundheitskonto” mit einer Bank zusammen.

(Noch) nicht in Österreich

“Das Gesundheitssystem muss zugänglicher und einfacher werden”, sagt Co-Founder Fredrik Debong im Gespräch mit dem brutkasten. “Technologie kann da einen enormen Impact haben”. Zunächst ist das “Gesundheitskonto” allerdings nur in Deutschland verfügbar. In Deutschland sind 8,7 Millionen Menschen bei einer privaten Krankenversicherung vollversichert. In Österreich stehe das Startup vor der Herausforderung der doppelten Einreichung – zunächst bei der gesetzlichen Krankenversicherung und dann noch einmal bei einer etwaigen privaten Zusatzversicherung. Eine Herausforderung, der sich das Startup stellen will – konkreten Zeitplan gebe es aber noch keinen, so Debong.

Rechnungen bis 100 Euro

Für Nutzer funktioniert das hi.health-Konto so: Nach einem Arztbesuch kann die Rechnung fotografiert und hochgeladen werden. Die Rechnung wird umgehend beglichen und der Betrag im Gesundheitskonto als Kostenpunkt angezeigt. Sobald die Versicherung die Kosten erstattet hat, aktualisiert sich der Kontostand entsprechend. Die Einreichungen sind zum Start mit jeweils 100 Euro beschränkt. Das Startup verdient an einer kleinen Provision in der Höhe von 1 bis 3 Prozent.

Das Gesundheitskonto von hi.health © hi.health
Das Gesundheitskonto von hi.health © hi.health

“Wir haben hi.health mit der Vision gegründet, bürokratische Hürden in der Kostenstruktur für Privatversicherte abzubauen und ihnen ein zeitgemäßes, digitales User-Erlebnis zu bieten. Seit unserem Start 2019 haben wir bereits mehr als zehn Millionen Euro in Rückerstattungen abgewickelt – das zeigt uns, dass der Bedarf seitens der Versicherten sehr groß ist. Das Gesundheitskonto verbindet jetzt die eigene Krankenversicherung mit einer mobilen Banking-Experience”, beschreibt Debong die Weiterentwicklung.

Millioneninvestment für hi.health

Hi.health wurde im Juli 2018 von Sebastian Gruber und dem ehemaligen mySugr-Co-Founder Fredrik Debong gegründet. Seit Oktober 2019 ist die App in Deutschland verfügbar, bisher mit einer automatischen Abwicklung der Rückerstattung. Vor rund einem Jahr holte sich das Startup ein Millioneninvestment. Mittlerweile zählt es mehr als 20.000 Nutzerinnen und Nutzer.

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Symbolbild Insolvenz (c) Adobe Stock / Pixel-Shot

“Das weltweit erste seiner Art” – was viele Startups von ihrem Produkt behaupten, hält bei genauerer Betrachtung oft nicht stand. Ein heimisches Startup, das den oft genutzten Claim erfüllt, ist Pixelrunner aus dem oberösterreichischen Engerwitzdorf. 2016 gegründet, entwickelte es den ersten Landschaftsdrucker der Welt. Das Gerät kann autonom große Bodenflächen – egal ob Asphalt, Rasen oder Schnee – bedrucken. Die Technologie ähnelt laut Unternehmen jener eines Tintenstrahldruckers.

Beteiligung nach 2 Minuten 2 Millionen von kurzer Dauer

Damit sorgte Pixelrunner nicht nur in der TV-Show 2 Minuten 2 Millionen für Aufsehen: 2017 stieg startup300, in der Show vertreten durch Michael Altrichter, beim Startup ein, gab seine Anteile jedoch bereits Mitte 2018 laut Firmenbuchdaten wieder ab. Tatsächlich sei der investierte Betrag auch deutlich geringer ausgefallen, als in der Show zugesagt, verriet Co-Founder Rainer Kargel gegenüber brutkasten im Jahr 2018. Damals verkündete das Startup ein Investment durch den OÖ HightechFonds. Dieser wurde in den Jahren darauf in mehreren Runden zum größten Investor, der aktuell mit 38,61 den höchsten Einzelanteil hält.

Viele Referenzen als Agentur, Hardware-Verkauf nicht realisiert

In den Jahren sammelte Pixelrunner zahlreiche Referenzen, vor allem bei großen Sportevents wie dem Vienna City Marathon, dem Berlin Marathon oder dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Dort erfüllte das Unternehmen Druckaufträge mit seinen Prototypen. Immer wieder wurde jedoch der Plan kommuniziert, mit dem Gerät in die Serienproduktion zu gehen und es weltweit zu verkaufen. 2021 wurde dies anlässlich eines CEO-Wechsels bekräftigt, wie brutkasten berichtete. Dem Vernehmen nach war Pixelrunner zuletzt aber weiterhin mit den eigenen Geräten als Agentur aktiv und konnte den Hardware-Verkauf nicht wie geplant aufbauen.

Pixelrunner meldet Konkurs an

Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV heute berichten, brachte Pixelrunner nun einen Konkursantrag ein. Eine Fortführung der GmbH scheint somit aktuell nicht geplant. Eine Fortführung des Geschäfts in einer neuen Gesellschaft wäre aber natürlich möglich, wenn die Patente und Geräte aus der Konkursmasse gekauft werden. Zu den Insolvenz-Details, etwa die Höhe der Schulden oder die Anzahl betroffener Gläubiger:innen und Mitarbeiter:innen, machen die Kreditschutzverbände aktuell keine Angaben.

Eine brutkasten-Anfrage per E-Mail beim Unternehmen mit der Bitte um ein Statement wurde bislang nicht beantwortet. Sollte das Statement eintreffen, wird es hier ergänzt.

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