02.02.2022

Stadt Wien will mit neuer Förderung internationale Klimaschutz-Projekte locken

3 Mio. Euro Fördergelder sollen Wien zum Hotspot für Klimaschutz-Innovationen machen. Wien stellt 2022 68 Mio. Euro an Förderungen bereit.
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Gerhard Hirczi von der Wirtschaftsagentur Wien auf der ViennaUp © Wirtschaftsagentur/Vogelhuber
Gerhard Hirczi von der Wirtschaftsagentur Wien auf der ViennaUp © Wirtschaftsagentur/Vogelhuber

Die Stadt Wien startet mit der Wirtschaftsagentur Wien einen neuen Call, der international ausgerichtet ist und sieht sich damit selbst als Vorreiter in Europa: 3 Millionen Euro an Fördergeldern stehen für Klimaschutz-Innovationen zur Verfügung und einreichen können Unternehmen aus Wien, aber auch internationale Player. Das Ziel sei, dass innovative Projekte letztendlich in Wien umgesetzt würden, so Gerhard Hirczi von der Wirtschaftsagentur Wien bei der Präsentation der neuen Förderschiene: “Wir wollen die besten Lösungen gegen die Klimakrise nach Wien bringen”.

Die Förderung solle aber auch heimische Unternehmen motivieren, Projekte anzugehen: “Wir wollen nationale Erfolgsgeschichten schreiben, die auch international reüssieren”, sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, der auch hofft, mit dieser Förderung dem Ziel der Stadt Wien, bis 2040 klimaneutral zu sein, näher zu kommen. Im Fördertopf stehen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum Klimaschutz drei Millionen Euro bereit, pro Klimaschutz-Projekt sind bis zu 500.000 Euro vorgesehen. Der Call öffnet Anfang April und eine Einreichung soll bis Juli möglich sein.

68 Mio. Euro Fördergelder für 2022

Insgesamt stellt die Stadt Wien 2022 über die Wirtschaftsagentur 68 Millionen Euro an Fördergeldern bereit. Mehr als 27 Förderungen gibt es derzeit und Hanke hob bei der Präsentation vor allem EPUs, Gründer:innen und Startups hervor. Für das Gründerstipendium steht 2022 wieder 1 Million Euro bereit, um Gründer:innen drei Monate lang mit 1.300 Euro pro Monat pro Person zu unterstützen, “um sich auf ein Thema einzulassen”, wie Hanke erklärte. Startups bezeichnete er als sehr wichtigen Bereich, “in dem wir einer der spannendsten Standorte in Europa geworden sind”. Die Wirtschaftsagentur will Wien auch weiterhin intensiv als Standort für internationale Startups etablieren, betonte Hirczi.

Förderung für Kultur und Technologie

Hanke hob zusätzlich die Investitionsförderung für EPU hervor, die noch bis Ende des Jahres läuft und für die die Projektsumme auf bis zu 10.000 Euro erhöht wurde. Für KMU werden zwei Calls für Digitalisierungsprojekte verlängert. Und auch für die Geschäftsbelebungsförderung werden wieder Mittel gegen den Leerstand in der Stadt bereitgestellt und die Projektsumme erhöht. Neu ist eine Förderschiene für die Kulturbranche, die Kultur und Technologie besser verzahnen soll. Dabei gehe es beispielsweise um NFT-Projekte, wie man sie zuletzt vom Belvedere mit Klimts “Kuss” gesehen hat. „Die Wirtschaftsagentur Wien hat ihre Ohren immer bei den Unternehmen der Stadt“, erklärte Hirczi. „Unsere Leute sind im direkten Kontakt mit den Unternehmerinnen und Unternehmern und kennen dadurch die aktuellen Herausforderungen, vor denen diese stehen“.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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