Student Innovation Challenge: Wien Energie sucht Ideen für klimaneutrale Stadt
In Sachen Klimaschutz hat die Stadt Wien große Pläne. Bei der Wien Energie Student Innovation Challenge 2021 können Studierende sich 30.000 Euro Projektbudget für ihre Konzepte holen.
Bis zum Jahr 2040 will die Stadt Wien klimaneutral werden. Noch sind fast zwei Jahrzehnte Zeit, aber das Ziel ist dennoch ambitioniert. Bei Wien Energie, dem größten Energieanbieter der Stadt, will man einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung des Plans leisten. Und man ist sich sicher: “Innovation ist der Schlüssel, um diese Herausforderung zu meistern”. Diese forciert das Unternehmen über unterschiedlichste Wege, etwa auch mit der Student !!Innovation Challenge, die dieses Jahr ganz im Zeichen des Klimaschutzes steht.
“Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt. Das soll sie auch in Zukunft bleiben. Um das zu erreichen, brauchen wir kreative Ideen und innovative Klimaschutz-Lösungen”, erklärt Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie. Mit der Student !!Innovation Challenge schaffe man für junge Menschen die Möglichkeit, smarte Konzepte für die Stadt der Zukunft zu erarbeiten und tatsächlich umsetzen zu können.
30.000 Euro Projektbudget und viel Know-how
Denn bei der Challenge winken 30.000 Euro Projektbudget und viel Know-how. Teams von bis zu fünf Studierenden aller Studienrichtungen können noch bis zum 15. Februar kreative Innovationen und Projekte für ein smartes Wien einreichen. Konkret gesucht werden Konzepte rund um die Themengebiete “Smart Energy Communities”, “Smarte Infrastruktur” und “Dekarbonisierung”.
Alle teilnehmenden Teams der Student !!Innovation Challenge 2021 werden von Anfang an begleitet und in der Entwicklung ihrer Ideen und Konzepte von Wien Energie-Expertinnen und Experten, aber auch von externen Mentorinnen und Mentoren der internationalen Wissens- und Innovationsgemeinschaft InnoEnergy unterstützt. InnoEnergy ermöglicht zudem einen Zugang zu einem europaweiten Forschungs- und Industrienetzwerk und bietet dem Gewinnerteam Trainings und Unterstützung am Weg in die Selbstständigkeit.
Hard Facts zur Student Innovation Challenge 2021
Die Bewerbungsfrist für die zweite Student !!Innovation Challenge läuft noch bis 15. Februar 2021. Bis dahin können sich alle Interessierten unter diesem Link mit ihrer Idee bewerben. Mitmachen können Studierende in Teams mit bis zu fünf Personen. Nach der Bewerbung folgen Assessment-Gespräche und ein gemeinsamer Kick-Off, bevor teamspezifische Coachings starten. Das Finale findet am 24. Juni statt, ab Juli beginnt das Sieger-Team mit der Projektumsetzung. Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen findet die gesamte Challenge vorwiegend digital statt.
Wirtschaftsagentur-Chef Hirczi: Rot-Weiß-Rot-Karte für Startups soll von AMS zu aws
Interview. Laut Daten der Wirtschaftsagentur Wien wird die Bundeshauptstadt als Standort für internationale Startups attraktiver. Bei den Rahmenbedingungen gibt es aber noch viel Luft nach oben, meint der scheidende Wirtschaftsagentur-Geschäftsführer Gerhard Hirczi und liefert einen konkreten Vorschlag.
Wirtschaftsagentur-Chef Hirczi: Rot-Weiß-Rot-Karte für Startups soll von AMS zu aws
Interview. Laut Daten der Wirtschaftsagentur Wien wird die Bundeshauptstadt als Standort für internationale Startups attraktiver. Bei den Rahmenbedingungen gibt es aber noch viel Luft nach oben, meint der scheidende Wirtschaftsagentur-Geschäftsführer Gerhard Hirczi und liefert einen konkreten Vorschlag.
Ist Wien als Standort für internationale Startups attraktiv? Ja, meint Wirtschaftsagentur-Wien-Geschäftsführer Gerhard Hirczi im brutkasten-Interview und belegt das mit Zahlen über die Entwicklung in den vergangen Jahren. Doch es gebe auch Dealbreaker für die Standort-Attraktivität. Dazu bringt Hirczi, der sich mit Jahresende aus seiner Position in die Pension verabschiedet (brutkasten berichtete), im Gespräch unter anderem einen Vorschlag zur Rot-Weiß-Rot-Karte für Startups ins Spiel. Diese wurde dieses Jahr nur 30 mal beantragt – und nur vier mal bewilligt.
brutkasten: Du hast in unserem Vorgespräch gesagt, die Nachfrage von internationalen Startups für den Standort Wien sei “stark wie noch nie”. Wie drückt sich das in Zahlen aus?
Gerhard Hirczi:Wir sehen, dass der Anteil von Startups bei den internationalen Ansiedlungen in Wien beständig steigt. Die „startup-typischen“ Branchen IT, Telekom und Software sind innerhalb von zehn Jahren von unter 13 Prozent auf knapp 25 Prozent gestiegen. Unser internationales Startup-Package (ein achtwöchiges Programm der Wirtschaftsagentur für internationale Startups, Anm. d. Redaktion) hat eine enorme Zugkraft entwickelt – von 22 Bewerbungen im Jahr 2014 auf 429 im Vorjahr. Und es gibt bei unseren internationalen Reisen eine immer stärkere Nachfrage nach Vernetzung und Zusammenarbeit. Gerade erst vor zwei Wochen haben wir etwa ein Memorandum of Understanding mit Invest Rio abgeschlossen, das für sie das erste außerhalb des portugiesischen Sprachraums ist.
Wie steht Wien hier im Vergleich zu anderen Standorten – auch etwa Startup-Metropolen wie London, Berlin und Paris – da?
Wir müssen natürlich aufpassen, mit wem wir uns vergleichen – Berlin, London und Paris sind die Hauptstädte der dritt-, der sechst- und der siebentgrößten Volkswirtschaft der Erde. Das wäre schon ein bisschen vermessen, hier auf Augenhöhe sein zu wollen. Unser Anspruch sollte sein, dass wir in der erweiterten Spitzengruppe, sagen wir den Top 10, einen festen Platz ergattern. Ich erkenne, wenn ich auf unser Ökosystem und die Rahmenbedingungen blicke, viel Fortschritt, aber natürlich auch noch Potenzial.
Vor 15 Jahren war alles, was nicht Philharmoniker und Staatsoper war, ein Fabelwesen – und leider kein Unicorn…
Worauf führst Du die zuvor erwähnte Verbesserung Wiens zurück?
Wir haben uns im letzten Jahrzehnt einen Namen als Business-Location gemacht. Heute wundert sich niemand mehr, wenn ein erfolgreiches, junges Unternehmen aus Wien kommt. Vor 15 Jahren war das anders – da war alles, was nicht Philharmoniker und Staatsoper war, ein Fabelwesen – und leider kein Unicorn…
Unsere Startups sind größer, stärker, erfolgreicher und sichtbarer geworden. In Österreichs “bestem Jahr”, 2021, waren wir bei Unicorns Europas Nummer 4 und bei Soonicorns Nummer 6. Und nicht zuletzt auch wegen der Vienna’UP, die uns international eine enorme Visibility gibt.
Was macht Wien generell attraktiv für internationale Startups?
Ganz oben steht, dass Wien aufgrund seiner Offenheit, seiner geografischen Lage und seiner stabilen Rahmenbedingungen eine super “landing zone” für eine europäische Gründung ist. Dazu kommt unser innovatives Ökosystem mit 200.000 Studierenden und 60.000 Forscher:innen und eine noch immer gut gefüllte Talent-Pipeline. Und natürlich spielt auch – und gerade in krisenhaften Zeiten wohl noch stärker – die hohe aber leistbare Lebensqualität eine wichtige Rolle in der persönlichen Entscheidungsfindung.
Und was sind die Dealbreaker von Wien als Standort?
Da habe ich einen klaren Favoriten: unsere gesetzlichen Regelungen für Startups aus Drittstaaten. Die sind ganz oft eine echte Euphoriebremse. Und zwar auf österreichisch: So kompliziert, dass viele von alleine aufgeben. Wir haben natürlich auch Luft nach oben bei der Welcome Culture – da arbeiten wir intensiv daran.
Die Regierungsbildung steht an. Welche Maßnahmen zur Verbesserung sollten unbedingt ins Regierungsprogramm?
Für einen großen Wurf wäre ein Blick in Startup-Hubs wie Amsterdam oder Tallinn – die haben immerhin die größte Einhorn-Dichte pro Kopf in Europa – wünschenswert. Dort gibt man den Startups de facto einen Vertrauensvorschuss und erlaubt ihnen einen raschen und unbürokratischen Start.
Aber es wären natürlich auch Änderungen innerhalb unseres aktuellen System eine tolle Sache – etwa zu überlegen, ob bei der Rot-Weiß-Rot-Karte für Startups das AMS wirklich die bestgeeignete prüfende Stelle ist. Oder ob das nicht vielleicht besser die aws machen sollte.
Möglicherweise ist im Ministerratsvortrag das „w“ verrutscht und zu einem „m“ geworden, und niemandem ist’s aufgefallen.
Warum ist die aws aus deiner Sicht dafür besser geeignet als das AMS?
Weil die aws eine Organisation ist, die von ihrem Auftrag her mit Gründungsideen, mit Business-Plänen, mit innovativen Projekten und mit den Menschen, die gründen, vertraut sind. Dort gibt es einfach das einschlägige Know-how. Ich glaube, es weiß auch niemand, warum das AMS seinerzeit den Auftrag dafür erhalten hat. Möglicherweise ist im Ministerratsvortrag das „w“ verrutscht und zu einem „m“ geworden, und niemandem ist’s aufgefallen.
Sollte die gesamte Zuständigkeit für die Rot-Weiß-Rot-Karte zur aws wandern, oder nur für die Startup-spezifisch relevanten Karten? Also: Sollte die aws etwa auch über Pflegekräfte entscheiden? Bringt sie hier auch die notwendigen Kompetenzen für die reinen Arbeitsmarkt-Themen mit?
Es geht hier vor allem um die Startup-Karte, denn wir sprechen über die Beurteilung von Innovation. Vielleicht auch noch bei der “Rot-Weiß-Rot-Karte für selbstständige Schlüsselkräfte”, wo es um die Beurteilung von eines “volkswirtschaftlichen Gesamtnutzens” geht. Die Beurteilung der RWR-Karten für Angestellte sollte aufgrund der Arbeitsmarkt-Kompetenz aber beim AMS bleiben.
Es gab 2024 tatsächlich insgesamt nur 30 Anträge für die “Rot-Weiß-Rot-Card für Startups und Gründer:innen” – nur vier wurden bewilligt. Warum ist das so ein Nischenthema?
Weil es innerhalb der Communitys kein Geheimnis bleibt, wenn die Hürden in einem Land sehr groß sind. Wir glauben, dass die Kriterien zur Erlangung der Karte zu streng sind, insbesondere was die Auslegung des Innovationsbegriffes der Projekte oder die wirtschaftlichen Chancen betrifft. Vielleicht ist auch “Innovation” nicht mehr der alleinige Maßstab aller Dinge, möglicherweise wäre eine Aufnahme der generierten Wertschöpfung zielführend. Der Trichter ist jedenfalls viel zu eng.
Wir sind ein Land des Gießkannenprinzips, aber das wird uns nicht wirklich an die Spitze bringen.
Wenn es internationalen Startups tatsächlich leichter fällt, sich hier anzusiedeln, besteht dann nicht auch eine Missbrauchs-Gefahr?
Ich halte das Risiko für relativ überschaubar, wenn man ein Startup einfach mal probieren lässt – im Falle des Scheiterns würde die Rot-Weiß-Rot-Karte nicht verlängert werden. Sie müssten nur ihre Zelte hier wieder abbrechen und hätten keine weiteren Ansprüche.
Zum Abschluss: Ist mit diesen politischen Maßnahmen getan? Was braucht Wien darüber hinaus, um wirklich zu den zuvor genannten Startup-Metropolen aufzuschließen?
Unser Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die unternehmerische Umsetzung wird besser, hat aber noch Luft nach oben. Und wir müssen wahrscheinlich fokussierter werden, uns auf Stärkefelder konzentrieren und dafür dann auch die notwendigen Ressourcen bereitstellen. Wir sind ein Land des Gießkannenprinzips, aber das wird uns nicht wirklich an die Spitze bringen. Es gibt Bereiche, in denen wir eine sehr gute Basis oder sogar Wettbewerbsvorteile haben – Health Tech, Additive Manufacturing, Quantentechnologie – und es gibt Zukunftsfelder wie Food Tech, in denen sich ein besonderes Engagement lohnen könnte.
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