Die besonderen Herausforderungen des Corona-Jahrs 2020 zeigten sich auch bei der Wien Energie Innovation Challenge, die dieses Jahr großteils online passierte. So auch das dreitägige Innovation Camp, bei dem die Konzepte ausgearbeitet wurden. In diesem arbeiteten Teams aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wien Energie – teils gemeinsam mit Vertretern von anderen Unternehmen und/oder zuvor ausgewählten Startups – an neuen Lösungen und Geschäftsmodellen für das Unternehmen.

Insgesamt acht Projekte entstanden so und wurden dann, am Ende des Innovation Camps, virtuell vor einer Jury präsentiert. Im Pitch mussten die Teams nicht nur mit ihrem Konzept überzeugen, sondern auch beziffern, wie viel Budget und Arbeitsleistung (in Vollzeitäquivalenten) zur Umsetzung notwendig ist und eine realistische Timeline präsentieren. Die Jury beurteilte dann nach den Kriterien Marktpotenzial bzw. Einsparungspotenzial, Machbarkeit, Team und Relevanz für Wien Energie. Entscheidend: Innerhalb der mit Entscheidungsträgerinnen und-trägern des Unternehmens besetzten Jury musste sich ein “Sponsor” für das Konzept finden.

Wien Energie Innovation Challenge: Diese vier Projekte kommen weiter

Der “Preis” für die Teams ist, dass sie in den kommenden Monaten an ihren Projekten weiterarbeiten und sie bis zum Proof of Concept bringen können. Die Jury wählte vier Konzepte, deren Stärke nun bis zum Demo Day im Frühjahr bewiesen werden kann:

IoT zum Anfassen in der Spittelau

Dass IoT, also das Internet of Things, eines der großen Fokus-Themen ist, machte man bei Wien Energie bereits zum Start der Challenge klar. Doch für die Kunden wirkt der Begriff oftmals noch abstrakt. “IoT bewegt sich häufig auf dem Powerpoint-Folien-Level. Wir müssen etwas zum angreifen machen, damit die Stakeholder den Nutzen verstehen”, meint Gerald Fuhrmann vom Team “IoT Showcase Spittelau”. Drei konkrete Einsatzmöglichkeiten sollen daher, unter Verwendung des LoRa WAN, aufgearbeitet und in der Wien Energie-Erlebniswelt in der Spittelau gezeigt werden. “Wir haben intelligentes Parken, digitale Bewässerung und eine CO2-Ampel als Showcases gewält, die das Potenzial von IoT aufzeigen sollen”, erläutert Team-Mitglied Leonie Zeiler. Anwendungsmöglichkeiten gebe es aber prinzipiell “unendlich viele”.

Die selbsterklärende Rechnung

“Es gibt viele Kunden, die Erklärungsbedarf bei ihrer Rechnung haben. Das macht einen großen Teil der Anrufe bei der Helpline aus”, erklärt Lea Sixtl vom Team “Interaktive Rechnung”, an dem auch das Wiener Unternehmen functn beteiligt ist. Hierbei gehe es etwa häufig um die Frage, wie bestimmte Teilbeträge zustande kommen bzw. warum diese sich verändert haben. Das will man, wie der Team-Name nahelegt, digital lösen. “Alle Inhalte der Print-Rechnung werden auch online zugänglich gemacht. Dort können alle Bestandteile und jeder Begriff ausgewählt werden und werden dann erklärt”, erläutert Team-Mitglied Philipp Kuttner. Dafür will man Erklärungstexte, -videos und -bilder nutzen. An die neue Möglichkeit herangeführt werden sollen Kunden unter anderem über QR-Codes auf der Print-Rechnung, eine URL im Abbuchungstext und Hinweise in Telefon-Warteschleifen.

Unterstützung in der Hochsaison

Fernwärme ist an sich für Kunden eine ausgesprochen unkomplizierte Art des Heizens. Zu Störungen kommt es trotzdem gelegentlich. Und die häufen sich zu bestimmten Zeitpunkten, etwa wenn im Herbst das erste mal wieder die Heizkörper angeworfen werden. “Die Störungsbehebung ist übers Jahr extrem ungleich verteilt”, erklärt Robert Lauter vom Team “Kooperationsplattform Wohnungsservice”. Dabei wird diese derzeit zur Gänze von Mitarbeitern der Wien Energie erledigt. Hier wolle man mit eine Plattform-Lösung für Entlastung in der Hochsaison sorgen, erklärt Lauter: “Wir kooperieren darüber mit ausgewählten externen Dienstleistern, etwa Installateuren, die bestimmte Aufträge übernehmen können”. Auf Dauer könne die Plattform auch selbst zum Produkt für andere Unternehmen mit ähnlichen saisonalen Schwankungen werden.

Das smarte Wärmenetz

Es ist eine Herausforderung, dass ein Netz wie das Fermwärmenetz der Wien Energie, die richtige Temperatur hat. Zu kühl darf es klarerweise nicht sein, da die Kunden zum Beispiel ausreichend warmes Warmwasser brauchen. Ist es “zu warm”, kommt es zu unnötigen Wärmeverlusten. “Wir wollen die Temperatur des Netzes weiter optimieren, um Einsparungen zu erzielen”, erklärt Andreas Streitmayer vom Team “Smart Thermal Network”, das aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehrere Abteilungen von Wien Energie besteht. Dazu arbeitet man an einer Software-Lösung, die das Wärmenetz “smart” machen soll. “Wir haben dazu einen Hackathon mit internen Teams und drei Startups veranstaltet und die Lösungen miteinender gechallenged”, erzählt Streitmayer. Mit einem der Unternehmen wolle man nun gemeinsam in die Umsetzung gehen.