29.07.2021

Wie Klaus Buchroithner mit Vresh & Das Merch seine erste Million Euro Umsatz erzielte

Klaus Buchroithner erzielte gemeinsam mit seiner Co-Founderin Michaela Gahleitner mit Vresh und Das Merch seine erste Million Euro Umsatz. Im Interview mit Brutkasten Earth spricht Buchroithner über die nächsten Wachstumsschritte des nachhaltigen Model-Labels Vresh und den neuen Online-Konfigurator von Das Merch.
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Vresh
Die Mode wird nachhaltig in einer Fabrik in Portugal produziert | (c) Vresh & Das Merch

“Über eine Million Euro Umsatz. Es ist eine irre Zahl. Ich kenne diese Summe sonst eigentlich nur aus Business Plänen, die man voller Hoffnung schreibt. Jetzt sind wir da”, mit diesen Worten kommentierte Klaus Buchroithner via LinkedIn diese Woche sein jüngsten Unternehmenserfolg für sein nachhaltiges Model-Label Vresh und die B2B-Schiene Das Merch.

Brutkasten Earth hat zum Hörer gegriffen und den ambitionierten Gründer in der Fabrik in Portugal erreicht, in der T-Shirts, Jeans & Co nachhaltig und fair produziert werden. Neben seinem jüngsten Unternehmenserfolg spricht Buchroithner im Interview zudem über die nächsten Wachstumsschritte und erläutert, warum er eine CO2-Bepreisung für sinnvoll hält.

Wie hat es sich angefühlt die erste Million Euro an Umsatz zu machen?

Für mich persönlich war es total schön diese Benchmark zu erreichen. Als Unternehmen ist es natürlich einfacher in solchen Sphären zu arbeiten, da wir als Produktionsbetrieb nun mit größeren Mengen hantieren können. Als Unternehmensziel würde ich es aber dennoch nicht bezeichnen. Umsatz ist zwar eine Benchmark, aber unser Ziel ist es, die Textilindustrie nachhaltig zu verändern. Je mehr Umsatz wir machen, desto mehr Hebel haben wir allerdings in der Hand.

Du sprichst den Impact an. Welches Ziel wollt ihr diesbezüglich erreichen?

Bei Vresh war schon von Beginn an die Idee, dass dieses “V” für Value bzw. Mehrwert steht. Ursprünglich haben wir mit einem Skateshop angefangen. Damals mussten wir feststellen, dass wir zwar Markenprodukte teuer verkaufen, aber die Produzenten fast nichts dafür bekommen. Meist sind Händler zwischengeschalten, die schlussendlich den größten Teil der Maschen erzielen.

Daher verfolgten wir mit der Gründung von Vresh und Das Merch das Ziel, dass jeder der in der Wertschöpfungskette ist, am Erfolg des Unternehmens mitpartizipieren kann. Aktuell arbeiten wir an einem Modell, um auch die Mitarbeiter in der Fabrik aktiv am Unternehmenserfolg beteiligen zu können.

Wie stellt ihr die Transparenz eurer Lieferketten sicher?

Ich bin regelmäßig in Portugal. Im Schnitt verbringe ich im Jahr ein bis zwei Monate in Portugal. Da die Schneiderei zu 100 Prozent für uns arbeitet, kenne ich die Produktionspartner natürlich persönlich. Wir sitzen gemeinsam am Tisch und reden ganz offen über die Produktionskosten und wie viel wir mehr zahlen können. Das sind ganz offene und transparente Gespräche. Die Managerin der Fabrik ist für mich mittlerweile wie eine Schwester. Und ich kenne jeden Produktionspartner einzeln. Daher sehe ich auch wie vor Ort produziert wird.

Die Mitarbeiter in Portugal | (c) Das Merch / Vrseh

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung, um nachhaltige Mode zu produzieren?

Die größte Herausforderung ist der unfaire Wettbewerb, den die Billiganbieter wie Primark, Kik & Co betreiben. Sie vermitteln den Konsumenten ein komplett verzerrtes Bild vom Preis. Derartig billige Mode kann nur auf den Kosten von Menschen und Umwelt produziert werden. Zum Glück ist der Nachhaltigkeitstrend so groß und Produzenten sehen dies mittlerweile als Chance, um ihre Produktion umzurüsten.

Muss sich deiner Meinung nach auf politischer Ebene etwas ändern? 

Das Lieferkettengesetz wäre ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Definitiv bin ich für mehr Transparenz in der Modeindustrie. Auf die Zigarettenpackungen druckt man ja auch Warnschilder. Ich glaube, dass es nicht anders gehen wird, dass man Konsumenten aktiv am Point-of-Sale zeigt, dass sie mit Billigmode umwelttechnisch eine schlechte Entscheidung treffen. Zudem bin auch der Meinung, dass eine CO2-Preisung eine super Lösung wäre. Alles was jetzt passiert, ist einfach unfairer Wettbewerb.

Warum kaufen Kunden eure Mode? Weil sie cool aussieht oder weil sie nachhaltig ist?

Ich glaube, dass man heutzutage keine Kartoffelsäcke mehr verkaufen kann, nur weil sie nachhaltig sind. Es war immer unser Anspruch als erstes ein gutes Produkt zu machen. Nachhaltigkeit ist dabei ein Muss. Das sagt einfach der Betriebswirt in mir.

(c) Das Merch / Vresh

Plant ihr zusätzliches Kapital für die nächsten Wachstumsschritte aufzunehmen?

In der Tat bereiten wir etwas vor und suchen aktuell noch nach Investoren. Wir haben auch schon erste Interessenten für eine weitere Finanzierungsrunde. Als Social-Company ist es natürlich immer etwas schwieriger mit den VCs. Es gibt aber genügend Investoren, die unser Konzept gut finden und in nachhaltige Unternehmen investieren wollen.

Welche Produktinnovationen stehen noch an? 

Aktuell dreht sich bei uns sehr viel um Kreislaufwirtschaft. Dieses Thema haben wir seit 2019 schon am Schirm. Wir suchen aktuell nach Lösungen, um selbst den Kreislauf zu schließen und haben mit Vresh Home schon einen ersten Schritt gesetzt. Mit den Stoffresten des Zuschnitts produzieren wir beispielsweise Teppiche. Zudem investieren wir aktuell sehr viel Ressourcen in unser Software-Projekt von Das Merch, wo Produkte über einen Online-Konfigurator individualisiert werden können.

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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