06.10.2023

Wie Künstliche Intelligenz NGOs und öffentliche Institutionen verändert

Wir sprachen mit "Women in AI Austria"-Präsidentin Carina Zehetmaier und Stadt-Wien-CIO Klemens Himpele über Chancen und Herausforderungen im Einsatz von KI in der Praxis.
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KI - Künstliche Intelligenz in der Stadt Wien - Wir sprachen mit Carina Zehetmaier und Klemens Himpele | Fotos beigestellt
Wir sprachen mit Carina Zehetmaier und Klemens Himpele | Fotos beigestellt

Genauso wie die Risiken von künstlicher Intelligenz in aller Munde sind, so müssen es auch die Chancen sein, die die Technologie mit sich bringt. Und wenn KI unseren Alltag verbessern und Gutes bewirken kann, sollte ihr Potenzial genutzt werden. Dieser Meinung sind Carina Zehetmaier, Präsidentin von Women in AI Austria und Klemens Himpele, CIO (Chief Information Officer) der Stadt Wien. Sie haben bei der IDEALE 2023 – der Konferenz für wertebasierte Kommunikation – in einem Panel zu “Roboteranarchie und NGO-Utopie in Bezug auf KI” von erstaunlichen KI-Anwendungsbeispielen und Best Practices erzählt. Der brutkasten hat die beiden im Anschluss zum Interview getroffen.

Himpele hat ChatGPT das erste Mal benutzt, um eine Rede schreiben zu lassen, Zehetmaier als Juristin, um eine Rechtsfrage zu stellen, mit deren Beantwortung sie nicht zufrieden war. Wir wissen, dass künstliche Intelligenz universell einsetzbar ist, sich jedoch lange nicht für alle Zwecke eignet. Aber wie kann KI zum Gemeinwohl beitragen? 

Durch Künstliche Intelligenz die Social Development Goals der UN vorantreiben

Für Carina Zehetmaier ist klar, KI sollte in Zusammenhang mit den SDGs, den globalen Zielen der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen (UN) eingesetzt werden. Die Technologie beschleunigt Fortschritte in allen 17 Bereichen, wie zum Beispiel im smarten Energieverbrauch, bei Hilfeleistungen für Menschen in Not oder in der Biodiversitätsforschung. Auch die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sei möglich, indem KI Supermärkte bei der Bedarfsplanung unterstützt.

Ihr Lieblings-Use-Case stammt aus einem UN-Projekt und beschäftigt sich mit Extremwetter: Die World Meteorological Organisation arbeitete an einem Projekt, bei dem durch Hilfe von KI vorhergesagt werden kann, wo und wann ein Monsun zuschlagen wird. „Das passiert tatsächlich schon und nennt sich Forecast Based Financing. Wenn KI im Fall einer Naturkatastrophe verlässlich eingesetzt werden kann, um frühzeitig zu reagieren, Versorgungsgrundlagen zu sichern und Menschen und Tiere zu schützen, wäre dies aus humanitärer und wirtschaftlicher Sicht ein Durchbruch”, sagt die KI-Expertin

Klemens Himpele ergänzt die Fähigkeiten der Bild- und Texterkennung, die KI zu einem starken Kommunikationstool machen – selbstverständlich auch im Tätigkeitsbereich von NGOs. Genauso wird KI schon bald ein wichtiger Assistent für Sachbearbeiter:innen im öffentlichen Dienst. „KI trägt durch den Abbau von Kommunikationsbarrieren zum Gemeinwohl bei. Inhalte können in anderen Sprachen angeboten werden, was die Informationsbeschaffung für Menschen vereinfacht”, so Himpele. Zehetmaier merkt an, dass Multilingualismus grundsätzlich für KI ein Leichtes ist. Sie verweist auf die Lösung des Wiener Startups Totoy, dessen App offizielle Behördenbriefe in andere Sprachen übersetzen soll. 

In diesen Bereichen setzt die Stadt Wien bereits KI ein

Seit 2016 ist KI im Chatbot (WienBot) auf der Website der Stadt mit redaktionell generierten Antworten im Einsatz. „Es wäre möglich, zusätzliche Inhalte mithilfe von generativer KI generieren zu lassen, das wird aktuell auch überprüft. Dabei müssen wir sicherstellen, dass nur auf der Website auffindbare Informationen wiedergegeben werden”, sagte der CIO. In Bezug darauf sieht Zehetmaier einen klaren Trend: Große Organisationen sind aktuell dabei, KI-Anwendungen auf das eigene Domainwissen hinzutrainieren und an Dokumente zu binden. „Man kann sich das vorstellen, wie eine smarte Suche innerhalb einer Datei ohne dem Problem der Halluzination. An User:innen dürfen keine falschen Informationen weitergegeben werden, da ist die Verantwortung von Unternehmen und vor allem von Behörden viel zu groß”, so Zehetmaier. 

Weiters setzt die Stadt Wien auf ein KI-Tool, bei dem Bilderkennung eingesetzt wird, um Straßenschäden oder beschädigte Verkehrszeichen ausfindig zu machen. Beim EU-finanzierten Projekt BRISE geht es um die Digitalisierung künftiger Bauansuchen und Baugenehmigungen. Diese sollen durch den Einsatz von KI effizienter und transparenter abgewickelt werden. Auf Basis von semantischen Suchmechanismen liefern Indikatoren einen Überblick über die Ergebnisse bisheriger vergleichbarer Bauprozesse. Sachbearbeiter:innen wiederum können mithilfe der Informationen eine fundierte Entscheidung zum Bauprojekt treffen.

Klemens Himpele nennt einen weiteren Use-Case aus der Statistik. Dabei geht es um die Erstellung synthetischer Daten, um demografische Informationen aus dem Melderegister öffentlich zugänglich zu machen. Und zwar unter voller Berücksichtigung des Datenschutzes. Personendaten werden neu generiert, sensible Informationen umgekehrt aber in der Gesamtaggregation der Meldedaten pro Stadtviertel wird ein korrektes Bild der Bewohner:innen gezeigt. Das bedeutet, dass beispielsweise das Alter oder die Identität einzelner Personen leicht verfälscht werden, um die Privatsphäre zu schützen. „So etwas wird im Moment versucht, denn es wäre grandios, wenn man diese Daten der Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stellen könnte”, ist Himpele überzeugt.

Verantwortung nicht an die Künstliche Intelligenz delegieren

Für Himpele ist klar: „Zu welchem Grad auch immer KI in den Entscheidungsprozess von Mitarbeiter:innen der Stadt Wien eingebunden sein mag – fest steht, die Verantwortung liegt letztendlich voll und ganz beim Menschen.” Zudem gäbe es für Mitarbeiter:innen den „KI-Kompass”, dessen Aufgabe es ist, durch die richtige Anwendung von KI zu leiten. In den „Prompt Together” Kursen lernen Bedienstete der Stadt Wien die praktische Anwendung von ChatGPT. Genauso oft wie das Wort „KI-Kompass” im Interview fällt, so häufig wird auch über Datenschutz gesprochen. Es sei essenziell, keine internen Planungsdokumente mit ChatGPT zu teilen. Sämtliche Entscheidungen, die auf Basis von KI-Ergebnissen getroffen werden, seien auch dementsprechend zu kennzeichnen. Himpele erklärt: „In künstlicher Intelligenz liegt sehr viel Musik, wenn es um die Effizienz der Verwaltung geht, und gleichzeitig haben wir eine besonders große Verantwortung, dass die getroffenen Entscheidungen unbiased sind und keine Benachteiligungen aufgrund Geschlecht, Religion, Herkunft, etc. entstehen.”

Carina Zehetmaier lobt den KI-Kompass, denn sie weiß aus eigener Erfahrung von einigen großen Industrie- und Technologieunternehmen, dass den Angestellten der Umgang mit ChatGPT verboten wird. Dies geschähe aus Angst, dass Mitarbeiter:innen nicht in der Lage sind, verantwortungsvoll mit der Technologie umzugehen. Das sei – ihrer Meinung nach – nicht der richtige Weg. Man müsse als Organisation einen Leitfaden zur Verfügung stellen und aufklären.

KI-Kurse als Schulungsinstrument für die breite Masse? 

Bestrebungen der Stadt Wien, die breite Bevölkerung in den Lernprozess rund um KI einzubinden, gibt es bis dato nicht. In Finnland wird dies zum Beispiel schon seit 2019 durch das Angebot von kostenlosen KI-Kursen so gehandhabt. Ziel ist, der Bevölkerung Wissen zu künstlicher Intelligenz zu vermitteln, da KI demokratisch reguliert werden muss. Und das wiederum setzt freien Zugang zu Informationen über die Technologie voraus. Zusätzlich können nur digital mündige Bürger:innen die Zukunft eines starken Wirtschaftsstandortes mitgestalten, so die Devise.

Himpele hat die Hoffnung, dass die Schulen diese wichtige Aufgabe übernehmen und die Lehrpläne dahingehend anpassen werden. Was es in Wien allerdings gibt, sind Weiterbildungen im Bereich Künstliche Intelligenz über den WAFF oder die Volkshochschule. Eine attraktive Möglichkeit für alle Österreicher:innen, um sich über KI zu informieren, ist der kostenlose Online-Kurs, den die Universität Helsinki gemeinsam mit der finnischen Unternehmensberatung MinnaLearn ins Leben gerufen hat. Seit kurzem wird der Kurs in allen 24 EU-Sprachen angeboten. 

Zehetmaier wünscht sich, in der Stadt Wien Angebote für Bürger:innen zu schaffen, sodass diese aktiv am digitalen Wandel teilhaben können. So könnte Wien eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, dass hier ein öffentlicher Auftrag erfüllt und auf den richtigen Umgang mit KI Wert gelegt wird. 

Eine strategische KI-Positionierung, um sich geopolitisch gut aufzustellen

Zehetmaier fährt fort: „Österreichweit fehlen Mittel für die KI-Forschung. Diese sollten dringend aufgestockt werden, wenn wir im internationalen Vergleich nicht hinterherhinken möchten. Was Wien betrifft, so hat sich die Stadt international als Zentrum für digitalen Humanismus und Smart City Konzepte etabliert. Jetzt müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um Wien als KI-Wirtschaftsstandort zu positionieren. Gleichzeitig könnten mit einem höheren Budget auch mehr der dringend benötigten KI-Forschungsstellen besetzt werden.” Die Mittel für die Förderung der Hochschulen fielen aber unter die Aufgaben des Bundes und nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Wien.

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Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellt der Püspök Unternehmensgruppe 80 Millionen Euro für die Errichtung von sechs Agrar-Solarfarmen im österreichischen Burgenland zur Verfügung. Dieses Vorhaben wird gemeinsam mit der Erste Bank der österreichischen Sparkassen realisiert, die zusätzlich ein Darlehen von 43 Millionen Euro bereitstellt. Davon wiederum werden 28 Millionen Euro durch die EIB refinanziert.

Püspök: Ausbau erneuerbarer Energien

Bis Mitte 2026 werden in Nickelsdorf, Parndorf, Gattendorf und Mönchhof Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 257 Megawattpeak entstehen, ergänzt durch ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von 4,1 Megawatt/8,6 Megawattstunden.

Diese Anlagen sollen in der Lage sein, den Strombedarf von 71.000 Haushalten zu decken und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von Energieimporten leisten.

“Ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien ist entscheidend für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die von Püspök geplanten Solarfarmen stellen einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung dar und tragen dazu bei, Europas Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten zu reduzieren”, sagte Thomas Östros, Vizepräsident der EIB.

REPowerEU

Die Projekte werden auf Grundlage von Marktprämienverträgen gemäß dem österreichischen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz realisiert. Zusätzlich unterstützt der REPowerEU-Plan der Europäischen Union dieses Vorhaben mit dem Ziel, die europäische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rasch zu reduzieren. Dank REPowerEU kann die EIB 72 Prozent der Gesamtkosten von 144 Millionen Euro finanzieren.

“Die Unterstützung der Europäischen Investitionsbank und der Erste Bank ermöglicht uns die Realisierung von sechs Agrar-Photovoltaikparks, die einen Meilenstein auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft darstellen. Mit einer Leistung von 257 Megawattpeak beschleunigen wir nicht nur den Weg zur Energieunabhängigkeit Österreichs, sondern leisten auch einen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele. Durch die Integration eines leistungsfähigen Batteriesystems sorgen wir für eine stabilere Einspeisung und entlasten damit die Netze”, erklärt Lukas Püspök, CEO von Püspök und Founding Partner von Push Venures. “Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft.”

Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand Erste Bank Österreich, sieht die grüne Transformation der Wirtschaft als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit: “Gleichzeitig ist sie eine enorme Wachstumschance für innovative Unternehmen”, sagt er. “Mit dem Bau der Solarparks adressiert Püspök einen entscheidenden Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Zukunft, nämlich eine verlässliche und nachhaltige Energieversorgung. Daher freut es uns besonders, Partner dieses zukunftsweisenden Projekts sein zu dürfen.”

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