17.07.2018

Interview: Wie Janice Goodenough mit HYDROGRID die Digitalisierung im Energiesektor vorantreibt

Das junge Unternehmen HYDROGRID mit Sitz in Wien bietet Wasserkraftwerksbetreibern eine SaaS-Lösung an, die Prozesse vollautomatisiert und an die aktuelle Marktsituation anpasst. Der Brutkasten hat sich mit Janice Goodenough, CEO von HYDROGRID, über das Geschäftsmodell, den USP, und Zukunftsvisionen des SaaS-Anbieters und vieles andere mehr unterhalten.
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HYDROGRID
(c) HYDROGRID. Das Team von HYDROGRID.

Die Energiebranche zählt mit zu den konservativsten überhaupt. Das liegt vor allem daran, dass sich Vorhaben in diesem Bereich meist über viele Jahrzehnte hinweg bewähren müssen. Durch den schnellen Ausbau der Windenergie und Photovoltaik kommt jetzt immer mehr Bewegung in die eher träge Branche. Es ist wichtiger geworden, schnell auf Marktsignale zu reagieren und die Produktion an die Nachfrage rasch anzupassen. Größere Stromproduzenten haben deshalb in den vergangenen Jahren viel Zeit und Geld in die Beschleunigung und Digitialisierung ihrer Prozesse investiert. Kleine Stromproduzenten hingegen ist der Schritt in die “Energiewelt 2.0” noch nicht vollständig gelungen. HYDROGRID möchte genau dort ansetzen. Genauer gesagt bei den Wasserkrafterzeugern.

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Wer ist Eure Zielgruppe?

Janice Goodenough: Unsere Kunden sind Besitzer und Betreiber von Wasserkraftanlagen mit einer Erzeugungsleistung bis ca. 50 MW. Anlagen dieser Größe gehören meist privaten Eigentümern, Stadtwerken und oft auch institutionellen Investoren, die Wasserkraftwerke als sichere, langfristige Anlagemöglichkeit nutzen. Allein in der Größenordnung unter 10 MW Leistung gibt es in Europa 17.000 Anlagen mit einer Jahreserzeugung von 73 TWh und etwa 3 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

HYDROGRID
(c) HYDROGRID. Die Geschäftsführerin von HYDROGRID, Janice Goodenough.

Was ist ‘neu’ an der Lösung von HYDROGRID zur Steuerung von Kraftwerken?

Janice Goodenough: Wir bieten eine integrierte Lösung an, die von der Prognose der hydrologischen Situation mittels Machine Learning Algorithmen bis hin zur optimalen Vermarktung der erzeugten Energie am Strommarkt alles managt. Auch die Steuerung der Turbinen und Schleusen wird durch Schnittstellen in die Leittechniksysteme der Kraftwerke 365 Tage im Jahr automatisch technisch optimal umgesetzt. Um es in einem Satz zusammenzufassen: Durch unsere Insight Suite wird ein Wasserkraftwerk zum ‘Smart Power Plant’, das 365 Tage im Jahr vorrausschauend & ökonomisch optimal auf die sich ständig verändernde hydrologische Situation und den Strommarkt reagiert.

Welchen Benefit hat der Kunde davon?

Janice Goodenough: Ein wesentlicher Benefit für unsere Kunden ist die vollständige Automatisierung der täglichen Prozesse zur optimalen Planung, Steuerung und Vermarktung seiner Wasserkraftproduktion. Es werden also bisher teils manuelle Schritte automatisiert. Darüber hinaus erfolgt die Steuerung mit unseren Methoden automatisch sowohl marktgetrieben als auch technisch optimal unter Berücksichtigung der betrieblichen Restriktionen (wie z.B. Restwasserabgabemengen). Dadurch können wir eine Erlössteigerung erreichen, die insbesondere bei Speicherkraftwerken und Kaskaden signifikant ist, d.h. im 2-stelligen Prozentbereich. Da sich das praktisch 1:1 auf die ‘Bottom Line’ durchschlägt verbessert sich damit der ROI (Anm. d. Red.: return on investment) der Anlage erheblich.

A propos Bottom Line: Ganz kostenlos wird Euer Service vermutlich nicht sein. Wie funktioniert das Geschäftsmodell?

Janice Goodenough: Das stimmt natürlich! Wir verrechnen aber nur eine sehr moderate monatliche ‘fixed fee’ pro Kraftwerk für das Management und sind performanceabhängig an der Erlössteigerung beteiligt. Damit gibt es jetzt erstmals eine Lösung, die ohne große Anfangsinvestments in IT-Infrastruktur und Software-Lizenzen auskommt und damit in punkto Kosten auch für kleine und mittlere Wasserkrafterzeuger Sinn ergibt.

Warum gibt es noch keine ähnlichen Lösungen im Markt? Was ist Euer technischer USP?

Janice Goodenough: Unsere optimale Kraftwerkssteuerung basiert auf einem von uns entwickelten, proprietärem heuristischen Optimierungsalgorithmus. Ähnliche mathematische Methoden kommen teilweise im Supply Chain Management zum Einsatz, werden in der Energiewirtschaft aber praktisch nirgendwo angewandt. Gegenüber den üblichen stochastischen oder deterministischen Solver-Lösungen zur Kraftwerksoptimierung hat unsere Methode den Vorteil, dass sowohl beim Setup neuer Kraftwerke im System als auch im täglichen Betrieb eine fast hunderprozentige Automatisierung möglich ist. Wir können dadurch eine hohe Anzahl von Kraftwerken mit einem wesentlich geringeren Personalaufwand optimal steuern. Auch die Rechenzeit haben wir gegenüber den üblichen Methoden um rund eine Zehnerpotenz reduziert. Durch diese beiden Faktoren wird unser Geschäftsmodell überhaupt erst möglich.

Was ist das Ziel für die nächsten 12 Monate?

Janice Goodenough: Wir möchten unseren geographischen Fokus erweitern und unsere Lösung in einigen neuen Märkten anbieten. Außerdem arbeiten wir an Kooperationen, die es uns erlauben werden, unser Business Development rascher zu skalieren. Das Team soll ebenfalls noch weiter vergrößert werden. Wir posten natürlich konkrete offene Stellen, aber auch Initiativbewerbungen von guten Leuten, die unsere Leidenschaft für Wasserkraft teilen, sind willkommen!


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Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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