Wie sich das Fifteen Seconds Festival neu aufstellt
Was kommt, was bleibt, was geht? In der aktuellen Folge von Editor's Choice spricht Fifteen Seconds Veranstalter Nino Groß über die Neuausrichtung des Festivals. Für 2022 plant er gemeinsam mit seinem Team eine ganze Festivalwoche zu veranstalten.
Als Brutkasten waren wir zwei Tage lang am Fifteen Seconds Festival in Graz live vor Ort. Über 100 internationale Top-Speaker aus den verschiedensten Bereichen teilten ihr Wissen mit den Teilnehmer:innen. Insgesamt gab es dieses Jahr 15 Themenschwerpunkte – angefangen von GreenTech über Minimalism bis hin zu Female Leadership. Mehr über die Inhalte, Speaker:innen und Stimmung des Festivals könnt ihr in unserem Recap-Video von Tag #1 und Tag #2 nachsehen.
Fifteen Seconds findet erstmalig in der Innenstadt statt
Erstmalig hat das Festival an gleich mehreren Event-Locations in der Stadt stattgefunden. “Aus konzeptioneller Perspektive hat sich viel verändert. Wir haben das Festival das erste Mal in die Innenstadt getragen. Es war auch eine Antwort auf die pandemische Entwicklung, da wir vermeiden wollten, dass zu viele Leute in einem Raum zusammenkommen”, so Fifteen Seconds Veranstalter Nino Groß im Editor’s Choice Spezial-Podcast direkt von der Murinsel in Graz.
2022 ist eine ganze Festivalwoche geplant
Wie uns Nino Groß im Podcast verrät, soll das nächste Festival 2022 wieder regulär im Juni stattfinden. Gemeinsam mit seinem Team plant er eine ganze Festivalwoche zu organisieren. “Die Idee wäre eine ganze Festivalwoche zu veranstalten, die an den neuen Locations in der Innenstadt schon am Montag, Dienstag und Mittwoch beginnt und dann am Donnerstag und Freitag in der Stadthalle Graz weitergeht”, so Groß.
Zudem soll es auch eine hybride Ausrichtung geben. “Wir wollen den hybriden Faktor definitiv ins nächste Jahr mitnehmen. Heuer haben wir im Schubertkino erstmalig einen Saal exklusiv mit virtuellen Content im Popcorn-Kino-Format bespielt”, so Groß. Zudem sollen auch die digitalen Content-Formate, wie die Fifteen Seconds Show, weiter ausgebaut werden. Im November starten hierfür die Aufnahmen für die neue Staffel. Neben der Neuausrichtung soll darüber hinaus auch die Internationalisierung weiter ausgebaut werden. So findet nächstes Jahr im September erstmalig ein Festival unter der Dachmarke in Istanbul statt.
Shownotes:
Im Podcast wurde unter anderem auch über das österreichische Startup LiveVoice gesprochen. Das Startup rund um Gründer Johannes Wigand hat eine Audioübertragungs-App für Hybrid-Events entwickelt, die beim Fifteen Seconds Festival zum Einsatz gekommen ist.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.
Carbon Cleanup setzt auf KI
Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten.
Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.
“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”
Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen
Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“
Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.
Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies
Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.
Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht.
“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.
Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.
Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup
Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.
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