01.03.2022

Wie es aktuell um die Gasversorgungslage in Österreich bestellt ist

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat am Dienstag den Energielenkungsbeirat einberufen, der über die angespannte Gasversorgungslage in Österreich beraten hat. Nach der Sitzung informierte die Ministerin über die aktuellen Gasspeicherstände und mögliche Szenarien.
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Gewessler
BMK / Cajetan Perwein

Bereits am vergangenen Donnerstag gab Klimaschutzministeirn Leonore Gewessler bekannt, dass im Falle einer unmittelbaren Versorgungsunsicherheit die Gasversorgung für heimische Industriebetriebe zurückgefahren werden kann, um so die Versorgung privater Haushalte sicherzustellen. Im Zentrum steht dabei das 2012 in Kraft getretene Energielenkungsgesetz, das der Ministerin im Falle einer unmittelbaren Störung der Energieversorgung einen weitreichenden Handlungsspielraum einräumt. Wie Gewessler bereits vergangene Woche versicherte, würde eine derartige Drosselung nur in “enger Abstimmung mit den Unternehmen” erfolgen.

Gewessler: “Wir sind noch nicht an diesem Punkt”

Das energiewirtschaftliche Notstandsgesetz kann aktiviert werden, wenn eine unmittelbare Störung der Energieversorgung droht, die sich durch marktwirtschaftliche Maßnahmen nicht mehr lösen lässt. “Wir sind noch nicht an diesem Punkt. Für mich gilt aber in dieser ernsten Lage, dass wir für alle Fälle vorbereitet sein müssen. Deshalb haben wir heute über den Ablauf im Worst-Case beraten”, so Gewessler am späten Dienstagnachmittag nach der Sitzung Energielenkungsbeirats.

Das Gremium besteht aus Vertretern verschiedener Ministerien, Sozialpartnern, dem Regulator E-Control, Vertretern der Energiewirtschaft und Parlamentsparteien. In der Sitzung des Energielenkungsrates wurde laut Gewessler in erster Linie darüber beraten, wie die Akteure im Falle einer unmittelbaren Versorgungsknappheit zusammenarbeiten.

Die Ministerin verwies in diesem Zusammenhang auf eine Kaskade an Maßnahme. “Die E-Control spielt hier eine zentrale Rolle. Sie kann Unternehmen in einem ersten Schritt dazu auffordern, freiwillig Maßnahmen zu setzen.” Dies war bereits 2009 der Fall, als im russisch-ukrainische Gasstreit über drei Wochen kein Gas nach Österreich geliefert wurde. Sofern der Worst-Case eintritt, müssten laut Gewessler zunächst Abhängigkeiten berücksichtigt werden, da es auch Industriebetriebe gibt, die Fernwärme liefern.

Die Lage rund um die Gasspeicherstände

Gewessler informierte zudem über die aktuellen Gasspeicherstände Österreichs. Diese seien derzeit zu 18 Prozent gefüllt. Im europäischen Vergleich verfügt Österreich über die fünft größte Speicherkapazität und belegt in Bezug auf die Speichermenge Platz sieben. Aktuell werden rund 80 Prozent des Gases aus Russland importiert. Derzeit treffen noch Lieferungen aus Russland ein, dennoch erläuterte Gewessler: “Die Lieferung aus Russland waren in den vergangen Monaten im Vergleich zu den Fördermengen aus den Vorjahren vergleichsweise gering.” Zudem befinde man sich in einer “kriegerischen Situation”, in der die weiteren Entwicklungen schwer einzuschätzen sind.

Wie bereits am Freitag angekündigt, würde man auf europäischer Ebene intensiv beraten, um geeint an andere Förderländer heranzutreten. In diesem Zusammenhang verwies sie auf eine Sondersitzung des Energieministerrates, der am Montag in Brüssel stattgefunden hat. Kurzfristig könnte auch Flüssiggas aus den USA importiert werden. “Wir müssen hier aber auch klar sagen, dass es sich um limitierte Mengen handelt”, so Gewessler.

Zudem gebe es laut Gewessler auch einen geringen Anteil an heimischem Gas im Versorgungsmix. Dieser würde rund zehn Prozent betragen. Künftig könnten auch Grüngas-Potentiale verstärkt genutzt werden. Erst am Dienstagvormittag verwies der österreichische Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, dass künftig bis zu 22 Prozent der Gasimporte durch heimisches Biogas ersetzt werden könnte. Auf diese Zahl nahm Gewessler nach der Sitzung des Energielenkungsbeirat allerdings nicht Bezug.

Gesetzespaket für Energieunabhängigkeit

Um die Versorgungssicherheit für den nächsten Winter sicherzustellen, sei zudem ein Gesetzespaket in Ausarbeitung. Dieses umfasst unter anderem auch ein sogenanntes Bevorratungsgesetz für Gas, das bis Mai auf Schiene gebracht werden soll. Hier würde man sich aktuell auch Gesetze aus anderen Ländern, wie Deutschland, ansehen. Ein derartiges Gesetz besteht bis lang in Österreich nur für Erdöl-Importeure, die ihre Erdöllager mit gewissen Mindestfüllmengen bestücken müssen.

Ein weiteres Gesetz, das bis Sommer auf den Weg gebracht werden soll, umfasst die erneuerbare Wärme. Dieses sieht unter anderem den Verbot von Gasthermen in Neubauten vor. “Jedes Windrad, das wir bauen, ist ein Symbol für diese Unabhängigkeit und jede Gasheizung, die wir austauschen, ist ein Schritt in Freiheit”, so Gewessler abschließend.


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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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