10.03.2022

Wie die Energiewende in Österreich bis 2030 noch gelingen könnte

Welche Maßnahmen müssten in Österreich konkret umgesetzt werden, um bis 2030 die Energiewende noch zu schaffen? Antworten darauf hat uns Lukas Püspök geliefert, der mit seinem familiengeführten Unternehmen zu den führenden Kräften beim Ausbau von erneuerbaren Energien zählt.
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Lukas Püspök | (c) püspök

Das Familienunternehmen Püspök zählt zu den größten Windkraftbetreibern Österreichs und ist im Burgenland aktuell der größte private Stromerzeuger. Ursprünglich wurde es vor rund 25 Jahren von Paul Püspök gegründet, der in Österreich als Windkraft-Pionier der ersten Stunde gilt. Mittlerweile hat sein Neffe Lukas Püspök das Ruder übernommen und führt das familiengeführte Unternehmen in die nächste Generation. Die Firma arbeitet seit jeher eng mit Grundstückseigentümern, Gemeinden, Behörden, Politik und Interessensgruppen zusammen, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energie zu realisieren. Dazu zählt neben der Windkraft auch die Photovoltaik.

Im Interview mit Brutkasten Earth liefert Lukas Püspök Antworten auf aktuelle Fragen rund um die Energiewende, die spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs unter sicherheitspolitischen Aspekten diskutiert wird. Zudem erläutert er, warum es für die Energiewende nicht unbedingt mehr Geld braucht.


Können erneuerbare Energien auch kurzfristig einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Österreich leisten? 

Auf jeden Fall können erneuerbare Energien auch kurzfristig einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Wir importieren in Österreich nämlich auch Gas, um Strom zu erzeugen und entsprechende Lücken abzudecken. Jede Kilowattstunde, die wir aus erneuerbaren Energien gewinnen, brauchen wir dementsprechend auch weniger Gas und sind somit unabhängiger. Besonders im Winterhalbjahr kann Strom aus Windkraft jenen aus Gaskraftwerken 1:1 ersetzen.  Zudem gibt es auch im Bereich der Raumwärme spannende Projekte. Dazu zählen Überlegungen in Städten sogenannte Großwärmepumpen zu installieren, die mit erneuerbarem Strom betrieben werden können. Natürlich geht die Umstellung nicht innerhalb von einem oder zwei Jahre, aber es geht viel schneller als wir gemeinhin denken.

Aktuell wird in einigen europäischen Ländern angesichts des Ukraine-Kriegs darüber diskutiert, den Ausstieg aus Kohle und Atomenergie zu verschieben. Laufen wir aktuell Gefahr, dass wir Rückschritte in der Energiewende machen? 

Wir müssen aktuell sehr darauf achten, dass wir keine Rückschritte in der Energiewende machen. Es kann natürlich aus versorgungstechnischen Gründen kurzfristig Sinn machen, dass wir gewisse Mengen Gas aus anderen Ländern beziehen. Das in den USA mit Fracking gewonnene Flüssiggas ist allerdings noch klimaschädlicher als das Gas, das wir über die Pipelines importieren. Daher muss die Antwort eigentlich lauten, dass wir die erneuerbaren Energien noch viel schneller ausbauen müssen. Sofern dies nicht der Fall ist, sehe ich eher schwarz.

Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt bis 2030 den gesamten Strombedarf in Österreich aus erneuerbaren Energien zu decken. Ist das Ziel mit den gesetzten Maßnahmen der Regierung, wie dem EAG, realistisch?

Das EAG ist zwar in Summe ambitioniert und in vielen Bereichen gut gemacht, aber im Lichte der aktuellen Krise bräuchte es einen zusätzlichen Turbo für die erneuerbaren Energien. So gibt es auf Bundesebene und vor allem Länderebene noch immer Stolpersteine. Ist es in den nächsten acht Jahren noch zu schaffen? Wir können es schaffen, wir brauchen aber  so etwas wie ein “Sofortprogramm Erneuerbare”.  Noch in diesem Jahr müssen wir beginnen entsprechende Großprojekte umzusetzen.

Was sind aktuell die limitierenden Faktoren bzw. angesprochenen Stolpersteine?

Wir haben zwei Säulen, die eine Hauptlast beim Ausbau der erneuerbaren Energien tragen. Das eine ist die Photovoltaik und das andere ist die Windkraft. Obgleich die Photovoltaik eine der Kerntechnologien der Energiewende ist, haben wir von ihr nur einen vergleichsweise geringen Anteil in Österreich. Hier brauchen wir nicht nur die Dachflächen, sondern auch in jedem Bundesland Solarparks als Großprojekte. Letzteres wird in der Debatte oftmals verschwiegen. Mit den Dächern werden wir es alleine nämlich nicht schaffen. Im Bereich der Windkraft braucht es zudem große Flächen, die als Eignungszonen ausgewiesen werden. Dafür ist zwar nicht die Bundesebene zuständig, sondern die Landesebene. Es bräuchte aber also von allen Seiten mehr Druck auf die Länder bei der Ausweisung von geeigneten Flächen für Erneuerbare. 

In Deutschland hat Christian Lindner angekündigt zusätzlich 200 Millionen Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren. Bräuchte es auch von der österreichischen Bundesregierung für die Energiewende mehr Geld?

Ich glaube, dass es nicht erster Linie mehr Geld braucht. Die erneuerbaren Energien sind ohnehin schon die günstigste Form, um Strom zu erzeugen. Wir brauchen einfach nur besseren Rahmenbedingungen auf allen Ebenen. Dazu zählen mehr Flächen auf Länderebene und einen absoluten Stopp lediglicher Hemmschuhe für große Photovoltaik- und Windprojekte. So gibt es beispielsweise noch immer einen 25 prozentigen Abschlag im Fördertarif für großflächige PV-Projekte.

Wie viel Potential gibt es in der Windkraft noch? 

Von den Flächen und dem Potential wäre in der Windkraft bei weitem genug vorhanden. Wir haben derzeit eine installierte Windkraftleistung von 3,3 Gigawatt in Österreich. Und damit wir die Ziele bis 2030 erfüllen, werden wir zumindest das Doppelte benötigen. Im Lichte der aktuellen Entwicklungen rund um das Thema Gas und unter Berücksichtigung der Verkehrswende brauchen wir allerdings eine neue Einschätzung, wie viel Strom wir tatsächlich 2030 benötigen werden. Die derzeit angestrebte Verdoppelung der Windkraft wird nicht ausreichen. Der Vorteil an der Windkraft ist, dass zwei Drittel des Stroms im Winterhalbjahr produziert werden können. Das ist auch jenes Halbjahr, in dem wir besonders viel Gas importieren, um damit auch Strom zu erzeugen. 

Welchen Effekt hat das EAG für das Wachstum der Püspök-Unternehmensgruppe?

Obwohl in den meisten Bundesländern die Voraussetzungen für die Erreichung der 2030-Ziele noch fehlen, entwickeln wir sehr aktiv Projekte im Bereich der Photovoltaik und Windkraft. Dafür suchen wir auch intensiv Leute, die mit uns diese Entwicklung mitgestalten wollen. Die Ankündigung des EAG als ambitioniertes Gesetz hat schon dazu geführt, dass sich bei uns die Überzeugung gefestigt hat, dass Österreich am richtigen Weg ist. Dementsprechend haben wir auch in Personen und Projekte investiert. 

Wie beurteilst du als Investor aktuell die Situation für Startups im Energiebereich?

In Österreich hat es im Bereich der Energie bislang gar nicht so viele große Startup-Erfolgsgeschichten gegeben. Das hat mehrere Gründe. Unter anderem hat es damit zu tun, dass es sich um einen sehr stark reglementierten Bereich handelt. Zudem sind viele Assets in den Händen von großen Utilities. Hier ist es nicht so leicht in den Markt reinzukommen. Das ändert sich aber aktuell schlagartig. Wir sehen immer mehr spannende und junge Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien innovative Lösungen anbieten und das Potential haben, in den nächsten Jahren auch zu wachsen. Hier gibt es insbesondere spannende Software-Lösungen. Aktuell bereiten wir mit PUSH Ventures II einen neuen Fonds vor. Neben dem Thema Gesundheit wird der zweite Fokus auf “The Future of the Planet” liegen. Hier möchten wir künftig insbesondere in ClimateTech-Lösungen im Bereich der Energiewende und darüber hinaus investieren.


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Elf Jahre nach ihrer Gründung gelingt es der Neobank N26, über einen längeren Zeitraum profitabel zu wirtschaften. Im dritten Quartal dieses Jahres erzielte das Unternehmen zum ersten Mal ein operatives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro im Plus. Bereits im Juni konnte die Neobank ihren ersten monatlichen Gewinn verbuchen – brutkasten berichtete.

2024: 440 Mio. Euro Umsatz

Mitte des Jahres äußerte CEO Valentin Stalf die Hoffnung, dass das gesamte Jahr profitabel ausfallen könnte. Fünf Monate später steht N26 jedoch vor einem (unbereinigten) operativen Jahresminus von etwa 20 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Minus noch bei 78,3 Millionen Euro.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass es für die Neobank N26 in diesem Jahr deutlich bergauf geht. Der Umsatz wird voraussichtlich rund 440 Millionen Euro erreichen, was einem Wachstum von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Nahezu die Hälfte davon soll aus Zinserträgen stammen, ergänzt durch Erträge aus der Veranlagung von Kundengeldern und einem wachsenden Anteil aus dem Kreditgeschäft. Der Rest resultiert aus Gebühren und Provisionen.

N26: Transaktionsvolumen von 140 Milliarden Euro

Erstmals überschritt der Betrag der Kundeneinlagen in diesem Jahr die zehn Milliarden Euro. Das Transaktionsvolumen soll 2024 zudem 140 Milliarden Euro erreichen.

Nach der Aufhebung der Wachstumsbeschränkung im Juni, die von der deutschen Finanzaufsicht Bafin aufgrund von Mängeln in der Geldwäsche- und Betrugsbekämpfung verhängt wurde, verzeichnet N26 aktuell mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat, wie Stalf verkündet.


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