08.03.2024

“Ich bin kein Profi im Frauenthema. Ich bin Startup-Gründerin”

Es ist Weltfrauentag. Wie halten es eigentlich die erfolgreichsten Scaleup-Gründerinnen des Landes mit dem Thema. Wir wollten welche davon befragen - und waren nur bedingt erfolgreich.
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Weltfrauentag 8. März
(c) freepik

Für Journalist:innen ist es jedes Jahr aufs neue ein zweischneidiges Schwert: Berichterstattung über Frauen und Frauenthemen muss es das ganze Jahr geben und nicht nur am Weltfrauentag am 8. März. Doch auch wenn man dieses Ziel nicht nur formuliert, sondern auch umgesetzt hat, kann man den Tag in der Berichterstattung nicht ignorieren.

Was also berichten? Zum Beispiel: Wie stehen einige der erfolgreichsten Scaleup-Gründerinnen des Landes zur Thematik?

Kein Kommentar

Soweit so gut. Drei Interview-Anfragen werden ausgeschickt. Auf eine kommt gar keine Antwort. Eine weitere geplante Interviewpartnerin beantwortet die erste Anfrage per WhatsApp recht deutlich: “Ich will generell lieber mein Unternehmen und unsere Mission in den Vordergrund stellen, als die Tatsache, dass ich eine Frau bin”, schreibt sie.

Später kommt es doch zu einem Telefonat. Doch zum angepeilten Interview-Thema will sie sich nicht äußern. “Ich bin kein Profi im Frauenthema. Ich bin Startup-Gründerin”, sagt sie unter anderem. Letztlich fällt der Beschluss: Zu diesem Thema will die Gründerin nicht namentlich in einem Artikel vorkommen.

Auch keine Brandrede

Aber eine Interview-Partnerin findet sich dann doch: Lisa Ittner. Ihr E-Auto-Abo-Scaleup vibe moves you kündigte vergangenes Jahr an, 100 Millionen Euro in den Flottenausbau zu investieren und wächst rasant. Auch im Gespräch mit ihr wird schnell klar, dass keine Brandrede zum Weltfrauentag zu erwarten ist – was nicht bedeutet, dass ihr das Thema egal ist – ganz im Gegenteil: “Ich bin überzeugt, dass komplementäre Teams den besseren Austausch haben. Die besten winning Teams, die ich kenne, sind gemischt und ich bin wirklich stolz darauf, dass wir das bei vibe moves you genau so leben. Bei uns spielen Alter, Gender, Herkunft oder Musikgeschmack keine Rolle. Was uns antreibt ist die gemeinsame Vision”, sagt Ittner.

Lisa Ittner | (c) vibe moves you

Wie das Frauenthema öffentlich diskutiert wird, sieht sie aber differenziert. “Wenn man aufzeigt, wo Potenzial ist, finde ich das immer gut. Den Bogen zu überspannen kann aber der Sache auch schaden. Es braucht kontroverse Debatten für ein funktionierendes, gemeinschaftliches Zusammenleben – Dialog statt Demagogie”, meint Ittner.

“Versuche immer, die Dinge ins Positive zu bewegen”

Und erlebt sie selbst in ihrer Arbeit Situationen, in denen es zum Thema wird, dass sie eine Frau ist? “Das spürt man schon manchmal, ja. Meine eigene Erwartungshaltung ist immer: es soll gleichgesetzt sein. Ich lebe mit meiner Familie vor, dass das möglich ist, Kinder und Geschäftsalltag unter einen Hut zu bekommen. Es ist herausfordernd, aber gleichzeitig auch bereichernd”, sagt Ittner.

Doch sie räumt ein: “Es gibt natürlich auch andere Erwartungshaltungen.” Sie erzählt eine Anekdote: “In einem gemeinsamen Termin mit einem meiner Geschäftspartner wurde von unserem Gegenüber angenommen, ich sei das ‘Beiwagerl’. Als das Beiwagerl dann aber strategische Fragen und harte Zahlen auf den Tisch legte, hat sich die Erwartungshaltung rasch geändert und ein positives Bild erzeugt. Das erlebe ich in ähnlicher Form tatsächlich öfter, nutze dieses Überraschungsmoment aber zu meinem Vorteil und mit Humor.” Ihr persönlicher Ansatz sei: “Versuche immer, die Dinge ins Positive zu bewegen.”

Das Motto wendet sie übrigens auch bei der Frage an, ob es sie stört, als Role Model für einen Weltfrauentags-Artikel befragt zu werden: “Das ist ein Kompliment für uns als Firma und für unser Team – das ist doch super.”

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Peachies - Die Peachies-Gründerinnen Morgan Mixon und Rima Suppan (c) Peachies
Die Peachies-Gründerinnen Morgan Mixon und Rima Suppan (c) Peachies

Als Weiterentwicklung der einfachen Windel sieht sich das Startup Peachies, welches 2021 von der Niederösterreicherin Rima Suppan gemeinsam mit Morgan Mixon in London gegründet wurde.

Auch im vergangenen Jahr schaffte es das Startup auf die Top-100-Liste des Portals startups.co.uk. Die Erwähnung trug für Peachies letztendlich zu einem Investment über 1,6 Millionen Euro, angeführt von Anotherway Ventures, sowie einer Teilhabe des Wiener Kinderfahrrad-Scaleups Woom (brutkasten berichtete) bei.

Peachies: Nachhaltige Windeln

Da Windeln mehr als 500 Jahre auf einer Mülldeponie liegen, bestehen die von Peachies bis zu 25 Prozent aus pflanzlichen Materialien. Damit sollen laut eigener Angabe jährlich bis zu 93 Tonnen CO2-Emissionen pro tausend Babys eingespart werden.

Morgan Mixon sagt: „Die meisten Windeln auf dem Markt sind undicht, enthalten schädliche, giftige Inhaltsstoffe und verursachen schwere Reizungen der Haut, der Augen und der Lunge des Babys. Peachies verwendet pflanzliche Materialien wie 100 Prozent chlorfreien Zellstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und effiziente Kunststoffe, um die Gesamtauswirkungen unserer Windeln zu reduzieren.“

Die gesteigerte Umweltfreundlichkeit soll die Performance nicht einschränken. Das Material soll sogar rund 20 Prozent mehr Flüssigkeit aufzunehmen als gängige Modelle, was gleichzeitig das Abfallvolumen senkt. Peachies betont zudem, dass die Windel eine verbesserte Passform für Babys bietet – ein Anspruch, den allerdings viele Hersteller erheben. Auch im Segment der Windeln aus ökologischen Materialien bewegt sich das Unternehmen in einem bereits gut besetzten Markt.

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