12.01.2024

Welche Herausforderungen 2024 auf Startups warten

Worauf sollten Startups im Venture-Capital-Bereich 2024 bei der Finanzierung achten? Gründer und Geschäftsführer von FCF Fox Corporate Finance Arno Fuchs spricht im brutkasten-Talk über Krisen und vielversprechende Branchen für Startups.
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Arno Fuchs ist zu sehen im Tak mit brutkasten
Arno Fuchs im Talk mit brutkasten

In den letzten Jahren folgte mit der Covid-Pandemie, Kriegen und einer hohen Inflation eine Krise nach der anderen. Auch für 2024 heißt es für Startups und Scaleups wieder: Achtung, angespannte Wirtschaftslage. Dabei sieht diese im historischen Vergleich gar nicht so dramatisch aus, erklärt Arno Fuchs, Gründer und Geschäftsführer von FCF Fox Corporate Finance, der sich auf Unternehmen insbesondere im Life- und Tech-Bereich spezialisiert hat, im brutkasten-Talk.

Krisen habe es schon immer gegeben, sagt der Experte. Das Problem liege eher darin, dass vor allem die jüngere Generation der Unternehmer:innen und Investor:innen in den letzten Jahren mit Herausforderungen konfrontiert wurden, die sie so nicht kannten. Die Covid-19-Pandemie sei dafür ein Beispiel, betont Fuchs. Unternehmen im Venture-Bereich würden auch die derzeit hohen Leitzinsen als „extrem teuer“ einschätzen. Historisch gesehen seien die Zinsen der letzten 20 Jahre aber in den langfristigen Freiflug gegangen. „Wer nur die Niedrigzinsphase bis 2022 erlebt hat, schätzt die aktuelle Situation womöglich als Abnormalität ein. Das ist es aber nicht“, betont er.

Einstellen auf längere Finanzierungsrunden  

Würden die Energiepreise kurzfristig weiter hochlaufen, bewege sich die Inflation rasch wieder in Richtung zehn Prozent, meint Fuchs. Worauf es für die Zinsentscheidungen für die EZB aber wirklich ankomme, sei die Kerninflation, also vor allem Lebensmittelpreise, Mieten und Versicherungen, die nach wie vor sehr hoch liege. Für Unternehmen im Venture-Bereich bedeutet das eine deutlich anspruchsvollere Finanzierungssituation. Dauerten die Finanzierungsrunden früher sechs bis neun Monate, blicken wir künftig auf 12 bis 18 Monate, prognostiziert Fuchs. Startups sollten sich daher auf längere Finanzierungsrunden und herausfordernde Verhandlungen einstellen, bereitet der Experte vor. Was hilft, seien solide Milestones und wirtschaftliches Agieren, um das Interesse von Investor:innen zu wecken und weiterhin aufrecht zu erhalten.

Wandel der Investmentphilosophie: Langfristige Milestones wichtiger als steiles Wachstum

Nicht nur Wachstum wird für Investior:innen heuer im Vordergrund für Finanzierungsentscheidungen stehen. Immer wichtiger seien Effizienz, Profitabilität und Stabilität. Laut Fuchs sieht es 2024 daher verstärkt für nachhaltige Geschäftsmodelle vielversprechend aus. Besonders im Venture-Bereich heißt es heuer „Dranbleiben“ und nicht vom “Money-Raising-Trail” abweichen: Unternehmen sollten darauf achten, nicht nur dann Investor:innen zu suchen, wenn gerade Geld gebraucht wird, sondern konsequente Beziehungen aufrecht zu erhalten und die Liste der Venturer stetig zu erweitern. Stabile Beziehungen und Transparenz für die Investor:innen würden den Vorteil bringen in schwierigen Phasen weiter finanziert zu werden, auch wenn die Bewertungen sinken. „50 Adressen auf einer Excel-Liste anzuschreiben – das funktioniert nur in einem boomenden Markt“, betont Fuchs.

Dies gilt unter anderem für Life Science Firmen, die zwar keine Umsätze haben, sondern viel eher selbst gesetzte Meilensteine transparent erfüllen sollen. Für Unternehmen, die das trotz widriger Umstände schaffen sieht das Interesse auf der Investor: innen-Seite vielversprechend aus. Konsequentes Wachsen sei dabei in vielen Fällen wichtiger als steiles Wachstum; Krisen sollten also mit stetigen Entwicklungen überwunden werden, damit das Unternehmen später wieder stärker wachsen kann.

In Österreich sehe es in diesem Bereich gut aus: Derzeit arbeite Fuchs mit “UpNano” – einem in Wien ansässigen Hightech-Unternehmen mit Fokus auf Entwicklung, Herstellung und Kommerzialisierung von hochauflösenden 3D Druck-Systemen (Nano-Printing). “Es gibt viele Investoren, die nur sexy Internet- und Software-Themen machen wollen. Aber ich finde es phänomenal, was die Firma schon geliefert hat.”

Healthcare, Science und Tech auch heuer auf dem Vormarsch

Wie auch schon in der Vergangenheit sieht 2024 für Unternehmen im Healthcare-, Science- und Tech- Bereich, die ihre Milestones erreichen, finanziell stabil aus. Wichtig sei eine klare Anwendbarkeit und ein Fokus auf gesellschaftliche Probleme, betont Fuchs. Neben nachhaltigen, innovativen Produkten gilt es auch bei der Investor:innen-Suche auf Weitblick zu achten: Wenn man die Suche nicht zu sehr einschränkt, könne aus einem Pool von 50 möglichen Investor:innen schnell 200 werden. Danach gelte es, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Immer am Finanzierungsthema bleiben sei das A und O und die beste Vorbereitung auf Krisen.

Was der Experte Gründerinnen und Gründern außerdem rät? Beziehungen pflegen und knallhart Zöpfe abschneiden. “Gründen ist ein Marathon und kein Sprint. In der Krise musst du die Dinge tun, die wehtun, um bestmöglich durchzukommen.“


Was bei Zinsen und Finanzierungen 2024 noch auf Unternehmen zukommt, erklärt Arno Fuchs im brutkasten Video-Talk.

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Das war’s. Die Dreier-Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos sind Geschichte. Vielversprechend waren sie von Beginn an nicht – zu groß sind die Differenzen zwischen den drei Parteien. Doch der Zweckoptimismus gebot darauf zu hoffen, dass die Zweckehe es irgendwie schafft, den Zweck zu erfüllen. Und dieser Zweck ist zugegebenermaßen groß. Österreich, Europa, ja die ganze Welt sind bekanntermaßen mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Auf die muss nicht nur reagiert werden. Es braucht proaktive Reformen, um in der Zukunft mitspielen zu können.

Wie es weitergeht, wird sich in Kürze zeigen. Doch ob nun ÖVP und SPÖ es mit hauchdünner Mehrheit zu zweit versuchen, ob die Grünen doch noch an Bord geholt werden, ob die FPÖ wieder ins Spiel kommt oder es gar Neuwahlen gibt – fest steht: Die heimische Politik scheint den Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich nicht gewachsen zu sein.

Trotz allem weiter wie bisher

Denn obwohl Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger in ihrer Rede zum Verhandlungs-Aus sehr sparsam mit konkreten Vorwürfen umging, gab sie doch einen tiefen Einblick, woran es krankt. Die alteingesessenen Parteien ÖVP und SPÖ, die Österreich mal gemeinsam, mal abwechselnd, durchgehend seit 1945 regieren, sind auch in der Wirtschaftskrise, der Klimakrise, der geopolitischen Krise und der Budgetkrise nicht dazu in der Lage, von längst überholten Dogmen abzugehen. Während die Welt brennt, bleiben klientelpolitische Artefakte, interne Machtkonstruktionen und uralte ideologische Maximen unangetastet.

Nun kann man gewiss konkrete Themen herausgreifen: eine SPÖ, die sich aus ideologischen Gründen bei notwendigen Maßnahmen für den Standort querstellt, eine ÖVP, die aus klientelpolitischen Gründen eine Entbürokratisierung verhindert. Man könnte hier einiges auflisten. Das Problem geht über diese konkreten Themen hinaus. Es sitzt tiefer. Wie Meinl-Reisinger umfassend in ihrer Rede ausführte, geht der Zeithorizont, in dem die Verhandler:innen von ÖVP und SPÖ denken, genau eine Legislaturperiode weit. Nicht das Wohl des Volkes, der Wirtschaft und des Staates, sondern das Gewinnen der nächsten Wahl ist das primäre Ziel. Dabei sollte es inzwischen als hinlänglich bewiesen gelten, dass weder das eine noch das andere auf diese Weise gelingt.

Wie Nokia, nur dass nichts Besseres nachkommt

Der Vergleich dieser Politik des Weitermachens wie bisher zu den vielzitierten Geschichten von Kodak und Nokia wurde bereits von anderen aufgestellt. Auch diese scheinbar völlig reformunfähige politische Kaste wird abgelöst werden, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennt – obwohl diese so deutlich dastehen, dass man sich fragt, wie das überhaupt möglich ist. Doch was da stattdessen kommt (und die Wahl ja bereits gewonnen hat) ist nicht das bessere Produkt, so wie einst Digitalkamera und Smartphone bei Kodak und Nokia. Die aktuelle politische Alternative – nicht nur in Österreich – ist keine konstruktive, in die Zukunft gerichtete Kraft, sondern eine destruktive, in die Vergangenheit gerichtete.

Der Standort bräuchte dringend Impulse. Innovation müsste dringend mit aller Kraft gepusht werden. Die Entbürokratisierung müsste dringend vorangetrieben werden. Das alles müsste dringend nicht gegen, sondern im Einklang mit den Klimazielen passieren. Dazu bräuchte es dringend das Eingeständnis, dass sich wirklich etwas ändern muss. Das alles bleibt wohl im Konjunktiv stehen. Stattdessen geht es mit Vollgas weiter in den Abgrund.

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