02.06.2022

Welche Ziele die neue Wasserstoffstrategie der Bundesregierung umfasst

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler präsentierte gemeinsam mit Wirtschaftsminister Martin Kocher am Donnerstag in Wien die neue Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.
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(c) martin pacher / brutkasten

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 klimaneutral zu sein. Um dieses ambitionierte Klimaziel zu erreichen, bedarf es allerdings auch Lösungen für schwer zu dekarbonisierende Sektoren. Zu diesen zählt unter anderem die Industrie, die für gewisse Anwendungen Energieträger benötigt, die über eine hohe Energiedichte verfügen – angefangen von der Stahlproduktion bis hin zu chemischen Verfahren.

Abhilfe beim Erreichen des Klimaziels könnte künftig der gezielte Einsatz von Wasserstoff in der Industrie schaffen, sofern dieser auch klimaneutral produziert wird. Stichwort: Grüner Wasserstoff. Dabei handelt es sich um Wasserstoff, bei dem die für die Elektrolyse benötigte Energie vollständig durch erneuerbare Energien wie beispielsweise Windenergie und Solarenergie gedeckt wird. Grüner Wasserstoff ist allerdings noch immer eine Zukunftstechnologie. In Österreich werden aktuell von den jährlich rund 150.000 Tonnen Wasserstoff, die von der Industrie verbraucht werden, 100 Prozent mit fossiler Energie produziert.

Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung

Vor dem Hintergrund des ambitionierten Klimaziels 2040 und der Abhängigkeit von russischem Erdgas, hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Donnerstag gemeinsam mit Wirtschaftsminister Martin Kocher die neue Wasserstoffstrategie der österreichischen Bundesregierung präsentiert. Sie bildet den Rahmen für den künftigen Einsatz und die Förderung von Wasserstoff in Österreich.

Errichtung von Produktionsanlagen

In der Strategie enthalten ist ein ambitioniertes Ziel: Bis 2030 sollen 80 Prozent des heute aus fossilem Erdgas hergestellten Wasserstoffs mit klimaneutralen Wasserstoff ersetzt werden. Zudem soll die Errichtung von entsprechenden Produktionsanlagen für Grünen Wasserstoff mit künftig 40 Millionen Euro pro Jahr gefördert werden. Die Anlagen zur Wasserstoffproduktion sollen in Summe bis 2030 eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt verfügen. Das entspricht einer Produktion von vier Terawatt grünem Wasserstoff, die auch im Ausstiegsplan der Energieagentur vorgesehen sind.

Zudem soll auch die entsprechende Netzinfrastruktur an Wasserstoffleitungen geschaffen werden, um den Wasserstoff zu den Endverbrauchern zu bringen. “Wir werden selbst grünen Wasserstoff produzieren, wir werden ihn vor allem in der Industrie einsetzen und wir werden die notwendige Infrastruktur dafür schaffen”, so Gewessler.

Laut Wirtschaftsminister Kocher sollen sich die Investitionskosten laut einer Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung auf rund 937 Millionen Euro belaufen, wovon 475 Millionen Euro in Österreich wirksam werden. Die Wertschöpfung beziffert Kocher wiederum mit 368 Millionen Euro, wobei rund 5000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.

Wasserstoffstrategie sieht Import von grünem Wasserstoff vor

Gänzlich alleine wird Österreich den im Inland benötigten Wasserstoff allerdings nicht produzieren. Wie die Klimaschutzministerin erläutert, sollen in den nächsten Monaten und Jahren gezielt internationale Partnerschaften aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang bezog sich Gewessler auf das im März von der EU-Kommission präsentierte RePowerEU-Paket, das den raschen Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen aus Russland vorsieht. Zudem gebe es bereits Gespräche über mögliche Energiepartnerschaften mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Tunesien.

Investitionen in Technologie & Entwicklung

Neben den internationalen Partnerschaften und der entsprechenden Infrastruktur sieht die Strategie auch Investitionen in Technologie-Entwicklung vor. Über die IPCEI (Important Projects of Common European Interest) werden dafür insgesamt 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In Kombination mit den 40 Millionen Euro pro Jahr für die Errichtung von Produktionsanlagen – die im Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) geregelt sind – sollen so bis 2030 über eine halbe Milliarde Euro an Förderungen bereitgestellt werden.


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Markus Fuhrmann von Gropyus (rechts oben), Prewave (rechts unten), Storyblok (mitte), enspired (links unten), Marcus Bauer von CycloTech (links oben)

Mit mindestens einer halben Milliarde Euro an Investments ist es auch für 2024 zum Jahresende wieder Zeit für den brutkasten-Investmentrückblick. Insgesamt konnten wir 104 Investments verzeichnen.

Disclaimer: Die Darstellung zählt die Investments, die der brutkasten-Redaktion bekannt sind. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Redaktion bemüht sich darum, Investments in österreichische Startups zu verfolgen, darüber zu berichten und diese aufzubereiten.

Knapp die Hälfte der von uns verzeichneten Investments wurden jedoch ohne exakten Betrag kommuniziert. Ausgehend von den jeweils angegebenen Untergrenzen ("siebenstelliges Investment" = 1 Mio.) ergibt sich die halbe Milliarde Euro als Mindest-Gesamtvolumen.

Gropyus: mit 100 Mio. Euro wieder Nr.1

Mit 100 Mio. Euro, konnte sich das Proptech-Startup Gropyus wie bereits im Vorjahr erneut das größte Investment sichern (brutkasten berichtete 2023). Daneben konnten aber viele weitere heimische Start- und Scaleups größere Investmentrunden abschließen. So freute sich Storyblok bereits im Mai über eine Finanzierung über 80 Mio. US-Dollar (entspricht etwa 75 Mio. Euro), im Juni dieses Jahres wurden 63 Mio. Euro in Prewave investiert.

Bei den aktivsten Investoren gibt es keine große Überraschung. Insgesamt viermal wurde die Wiener Venture-Capital-Gesellschaft Speedinvest als Geldgeber der heimischen Startups genannt. Auch Business Angel-Legende Hansi Hansmann ist mit seiner Hans(wo)mengroup zumindest viermal als Investor erwähnt worden.

Die Branche mit der insgesamt größten Investmentsumme bleibt der Software-Bereich. Rund 160 Mio. Euro erhielten heimische Software-Startups, gefolgt von den Proptech-Startups mit 101 Mio. Euro - der Betrag ist jedoch fast zur Gänze auf Gropyus zurückzuführen.

Investitionen: Unbekannte Beträge

Bei insgesamt 55 der 104 vermerkten Investments wurde keine exakte Summe genannt, wodurch nur eine Annäherung an das tatsächliche Volumen möglich ist. Bei 14 Startups wurde überhaupt Stillschweigen über die Summe vereinbart.

Unsere Auswertung zeigt, dass sich die meisten heimischen Investments im siebenstelligen Bereich befinden, dicht gefolgt von sechsstelligen Förderungen. Investitionen darüber oder darunter sind eher die Ausnahme.

Gendergap: Männerteams bekommen mehr

Betrachtet man die Investments nach Geschlecht der Founderteams, ist ein eindeutiger Gendergap bemerkbar. Im ersten Halbjahr 2024 wurde nur in zwei Startups investiert, die von einer Frau geführt sind. Zum Jahresende konnten nur zwei weitere Investitionen in Startups von Frauen vermerkt werden.

Auswertungen und sämtliche Grafiken erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Berücksichtigt wurden nur österreichische Unternehmen. Da Fördersummen aus den Meldungen nicht differenziert werden können, wurden diese stellenweise mitgerechnet.

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