31.05.2024
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Was der Wirtschaftsstandort Wien und die ViennaUP rund um KI zu bieten hat

Die von der Wirtschaftsagentur Wien initiierte ViennaUP 2024 bietet mit ihren über 50 Veranstaltungen ein umfassendes inhaltliches Rahmenprogramm - unter anderem zum Thema Künstliche Intelligenz. Wir haben uns mit KI-Expertin Jeannette Gorzala unterhalten, welche Vorteile der Wirtschaftsstandort für Gründer:innen bietet, die an KI-Lösungen arbeiten. Zudem liefern wir einen Überblick zu spannenden Events rund um KI, die ihr nicht verpassen solltet.
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(c)Wirtschaftsagentur Wien / Philipp Lipia

Am Montag fällt offiziell der Startschuss zu Österreichs größtem Startup Festival – der ViennaUP. Im Zeitraum vom 3. Juni bis 9. Juni 2024 werden über 50 Veranstaltungen angeboten, die an bekannten Orten in der ganzen Stadt stattfinden werden – angefangen von Co-Working-Spaces über Konferenzsäle bis hin zur weltbekannten Hofburg. Auch in diesem Jahr werden im Rahmen des dezentralen Startup-Festivals wieder Vielzahl an Zukunftsthemen beleuchtet – darunter branchenübergreifend das Thema der Künstlichen Intelligenz.

Warum Wien bei KI-Talenten punkten kann

Der Wirtschaftsstandort Wien bietet auch für Startup-Gründer:innen, die an KI-Lösungen arbeiten, eine Vielzahl an Chancen. “Wien, mit rund zwei Millionen Einwohnern, ist eine geschäftige und lebendige Stadt. Gleichzeitig ist sie klein genug, um den Aufbau eines starken Netzwerks zu erleichtern”, so Jeannette Gorzala. Als Juristin ist sie in Österreich und darüber hinaus in der EU eine der führenden Expertinnen für den EU AI Act und AI Governance. Zudem ist sie als Deputy Chairperson im KI-Beirat der Bundesregierung vertreten und übt die Position des Vice President im European AI Forum aus.

Jeanette Gorzala

Und die ausgewiesene Expertin merkt hinsichtlich der Chancen, die Wien zu bietet hat, an: “Ein großer Vorteil ist die hohe Lebensqualität bei relativ niedrigen Lebenshaltungskosten.” Diese Faktoren würden insbesondere von jungen Talenten immer stärker gewichtet, was es Unternehmen erleichtert, Top-Talente zu gewinnen. “Beispielsweise haben die Niederlande ein lebendiges KI-Ökosystem, aber der starke Anstieg der Immobilienpreise hat zu einem Zustrom niederländischer Talente nach Österreich geführt”, so die Expertin.

Die Standortvorteile der Bundeshauptstadt würden sich zudem positiv auf das gesamte KI-Ökosystem in Österreich auswirken. Dieses wächst stetig mit rund zehn Prozent jährlich und umfasst laut der aktuellen AI-Landscape Austria mittlerweile mehr als 400 Unternehmen. Und noch ein Faktor würde sich laut Gorzala insbesondere positiv auf frühphasige KI-Startups auswirken: “Die umfassende Förderlandschaft durch aws, FFG und Wirtschaftsagentur Wien bietet Zugang zu eigenkapitalfreien Mitteln, was für Unternehmen in der Anfangsphase entscheidend ist.”

Vernetzung von Stakeholder:innen

Auf Industrie-Ebene hat laut der Expertin hierzulande der Siegeszug generativer KI vor allem die Werbe-, Kreativ- und Medienindustrie erfasst. Aber auch im Finanz- und Versicherungsbereich, der logistischen Optimierung und im Gesundheitssektor bei der Diagnose sowie der Wirkstoff- und Arzneimittelentdeckung gebe es noch viel Potential.

Damit sich das KI-Ökosystem noch weiter entfalten kann, bedarf es auch entsprechender Vernetzungsangebote, die KI-Talente aus unterschiedlichen Branchen zusammenbringt. “Die Eröffnung für Möglichkeiten zum offenen Diskurs, wie zum Beispiel im Rahmen der ViennaUP, ist aus meiner Sicht sehr wichtig für eine erfolgreiche Transformation und vor allem den Abbau von Ängsten im Zusammenhang mit KI”, so Gorzala.

Und die KI-Expertin wird auch selbst an der ViennaUP teilnehmen – unter anderem am Event AI for Good: Leveraging AI for Environmental and Social Progress am 3. Juni. “Zielsetzung der Veranstaltung ist es, unterschiedliche Stakeholder aus dem Ökosystem zu vernetzten und den Diskurs anzuregen, wie KI für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft gewinnbringen genutzt werden kann”. Persönlich schätzt sie die holistische Betrachtungsweise der Veranstaltung, an der unter anderem Payal Dalal (Mastercard), Katharina Herzog (money:care), Elvira Wagner (RBI) und Natalie Staniewicz (Accenture) teilnehmen werden.

Teilnehmer:innen können Branchenvielfalt nutzen

Für Teilnehmer:innen der ViennaUP gibt Grozala folgenden Tipp: “Die ViennaUP bietet eine Woche lang die Möglichkeit, sich frei nach seinen Interessen zu vernetzten, auszutauschen und weiterzubilden. Ich kann allen nur empfehlen, durch das umfassende Programm zu cruisen und teilzunehmen”. Zudem sollte man insbesondere die Branchenvielfalt nutzen, die in dieser Woche geboten wird – angefangen vom Gesundheitsbereich bis hin zur Kreativwirtschaft.

So wird beispielsweise das Event AI in Health Care am 6. Juni, die Rolle und das Potenzial von KI im Gesundheitswesen thematisieren. Experten auf dem Gebiet der KI, aufstrebende KI-Startups und Fachleute aus dem Gesundheitswesen kommen zusammen, um zu diskutieren, wie KI das Gesundheitswesen verbessern und revolutionieren kann. Zu den Themen gehören die Verbesserung und Personalisierung der Patientenversorgung, der Einsatz von KI zur Verbesserung von Diagnoseverfahren und die Steigerung der Effizienz im Gesundheitswesen. Am Event vertreten sind unter anderem Irene Fialka (INITS) Philipp Hainzl (LISAvienna) Astrid Kaltenböck, (EIT Health Austria), Georg Langs (contextflow) und viele mehr.

Neben dem Gesundheitsbereich bringt Künstliche Intelligenz auch in der Kreativwirtschaft zahlreiche Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Welche Schnittpunkt es aktuell zwischen Kultur und Technologie gibt, beleuchtet das Event AI and the Evolution of Creativity, das am 4. Juni von der CultTech Association und New Renaissance Ventures veranstaltet wird. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, welche Ansätze erwägenswert sind, und ob wir uns über die Rolle der “menschlichen Intelligenz” Sorgen machen müssen. Unter anderem werden am Event Benjamin James (Atlas Design), Alex Brix (Canva) und Tonia Samsonova (Excatly.ai) vertreten sein.

Zudem werden auch die beiden Events Open Link Day – Bridging Communities with Open Source, Open Data, and Open Standards am 5. Juni und Gigabit x Beyond am 6. Juni das Thema der Künstlichen Intelligenz in den Fokus rücken. Beide Veranstaltungen bieten auch ideale Networking-Möglichkeiten, um sich mit internationalen Teilnehmer:innen interdisziplinär auszutauschen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hebt auch Gorzala abschließend hervor, um künftig die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft und Gesellschaft zu steigern. “KI ist eine Technologie, die bereits jetzt viele Aspekte unseres privaten und professionellen Lebens bedeutend beeinflusst und verändert. Durch die Einbindung der Zivilgesellschaft und die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit können unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt und eine breite Akzeptanz und Mitgestaltung ermöglicht werden.”

+++ Hier findet ihr das gesamte Programm der ViennaUP +++

Tipp der Redaktion

Netzwerken kann man aber nicht nur auf den zahlreichen Events der Programm-Partner. Auch in diesem Jahr bietet die ViennaUP mit der Homebase am Karlsplatz eine zentralen Treffpunkt. Teilnehmer:innen aus dem In- und Ausland können dort bei einem speziellen Musikprogramm das Wiener Lebensgefühl genießen. Zudem beteiligen sich auch Kaffeehäuser als Partner im Rahmen der ViennaUP.

Inwiefern Gründer:innen die ViennaUP zum Fundraising nutzen können, hat uns Laura Raggl von ROI Ventures hier erzählt. Zudem sind über das Vienna Startup Package auch in diesem Jahr wieder 14 internationale Startups in Wien. Darunter ist auch trashify-Gründerin Nikhita Bhagwat aus Estland. Sie gab uns einen Überblick über das Programm und darüber, was man auf der ViennaUP nicht verpassen darf.

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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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