28.08.2024
WAHLPROGRAMME

Nur zwei Parteien erwähnen Startups explizit im Wahlprogramm – weder ÖVP noch NEOS

Startups spielen in den Wahlprogrammen der Parteien zur Nationalratswahl wenig überraschend eine kleine bis keine Rolle. Sehr wohl überraschend könnte für viele jene Partei sein, die die größte Übereinstimmung mit den Forderungen der Startup-Community zeigt.
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Wahlprogramm Nationalratswahl - FlexKap Mitarbeiter:innenbeteiligung passiert Finanzausschuss im Parlament
© Parlamentsdirektion / Peter Korrak

Mit Startup-Politik lassen sich hierzulande keine Wahlen gewinnen. Zu klein ist die Zielgruppe, zu häufig fehlt das Verständnis dafür, warum man Unternehmer:innen mit Produkten und Geschäftsmodellen, die sich noch nicht einmal am Markt bewiesen haben, unterstützen sollte. Es überrascht also wenig, dass Startups in den Wahlprogrammen der Parteien bestenfalls eine sehr kleine Rolle spielen.

Keine Startups in den Wahlprogrammen von ÖVP und Grünen

Zumindest ein bisschen überraschen kann es dann aber doch, dass der Begriff “Startup” in den Wahlprogrammen der beiden Regierungsparteien überhaupt nicht vorkommt – immerhin wurde in der abgelaufenen Legislaturperiode mit FlexCo und Mitarbeiterbeteiligung aktiv Startup-Politik betrieben. Und sowohl der “Österreichplan” der ÖVP mit 82 Seiten als auch “Wähl als gäb’s ein Morgen” der Grünen mit sogar 112 Seiten böten prinzipiell genug Platz.

Obgleich es in beiden Programmen natürlich einige Startup-relevante Forderungen gibt (etwa eine Förderung für Gründerinnen bei den Grünen), sind auch andere themenrelevante Begriffe spärlich gesät: “Risikokapital” kommt bei ÖVP und Grünen etwa jeweils nur einmal vor – in beiden Fällen konkret auf eine Technologie bezogen (ÖVP: Quantentechnologie; Grüne: KI).

NEOS und FPÖ mit relevanten Forderungen aber auch ohne explizite Nennung

Eine weitere Überraschung: Auch das Wahlprogramm jener Partei, die als einzige eine dezidierte Startup-Sprecherin im Parlament hat, enthält den Begriff “Startup” nicht – jenes der NEOS mit dem Titel “Reformen für Dein neues Österreich”. Es ist mit 48 Seiten aber auch vergleichsweise schlank. Auch “Risikokapital” kommt nur einmal vor – hier allerdings allgemein im Abschnitt Kapitalmarkt. Mit der Forderung nach einem Beteiligungsfreibetrag haben die NEOS allerdings eine der zentralen Forderungen der Startup-Community in ihrem Programm. Zudem wünschen sich die Pinken einen “Gründungsturbo”, der “Unternehmensgründungen digital, innerhalb von 24 Stunden und zu geringen Kosten ermöglichen” soll.

Dass es das Wort “Startup” auch in das 92-seitige FPÖ-Programm “Festung Österreich – Festung der Freiheit” nicht geschafft hat, überrascht vielleicht weniger – hier ist allerdings an einer Stelle von “Starthilfen für Jungunternehmer” die Rede. Zudem wird eine “zentrale Anlaufstelle für Gründer” gefordert. Und der Vollständigkeit halber: Eine Nennung des Begriffs “Startup” oder anderer relevanter Begriffe im 15-seitigen Programm der KPÖ (“Eine Stimme für leistbares Wohnen”) war ganz gewiss nicht zu erwarten – es gibt auch keine.

SPÖ als unerwartete Siegerin bei “Startup”-Nennungen im Wahlprogramm

Doch zwei Parteien haben sich dann doch dazu entschlossen, Startup-Politik dezidiert in ihre Wahlprogramme einzubringen. Definitiv überraschend: Die meisten Nennungen des Begriffs finden sich bei den Sozialdemokraten. Im 68-seitigen Programm der SPÖ (“Mit Herz und Hirn”) kommt das Wort in der Schreibweise “Start-up” sogar ganze drei Mal vor. So wird der Tiroler Unternehmer Hermann Arnold, der als Teil des sechsköpfigen “Expert:innenrats für Österreich” präsentiert wird, als Startup-Experte angeführt. An zwei Stellen wird zudem die bereits bekannte Forderung der SPÖ nach staatlichen Beteiligungen an Startups im Bereich Klimaschutz (brutkasten interviewte dazu Andreas Babler) dargelegt.

Bier-Partei mit Forderungen aus der “Vision 2030” auf Community-Linie

Und jetzt zur vielleicht größten Überraschung: Auch im nur 14-seitigen Programm der Bier-Partei (“Unser Menü”) finden Startups explizit Erwähnung. Und das knapp gehaltene Unterkapitel “Gründungsoffensive” enthält nicht nur eine Reihe weiterer relevanter Begriffe, sondern übernimmt inhaltlich Forderungen aus der “Vision 2030” der heimischen Startup-Institutionen. So fordert die Partei unter anderem den Beteiligungsfreibetrag und ein “Gründungsstipendium zur finanziellen Absicherung angehender Unternehmer:innen” – beides ist auch in der “Vision 2030” enthalten. Damit ist die Bier-Partei jene, die im Wahlprogramm die größte Übereinstimmung mit den Forderungen der heimischen Startup-Community zeigt. Außerdem will die Partei einen verpflichtenden “Gründungscheck” und “eine digitale Plattform als zentrale Anlaufstelle, um den bürokratischen Aufwand für alle Beteiligten zu reduzieren und Doppelgleisigkeiten im Förderwesen zu verhindern”.

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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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