21.02.2018

Voyage-CEO Oliver Cameron: „Rentner lieben selbstfahrende Autos“

Oliver Cameron ist der Gründer und Geschäftsführer des gerade mal ein Jahr alten Startups Voyage, das in Santa Clara in Kalifornien selbstfahrende Autos, genauer gesagt Robotertaxis entwickelt.
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selbstfahrende Autos - Voyage-CEO Oliver Cameron
Voyage-CEO Oliver Cameron. Copyright: Mario Herger

Oliver kommt aus der Kleinstadt Halifax im Norden Englands und interessierte sich schon von klein auf für das Programmieren. Früh war er auch von Apple begeistert und begann on Objective C zu programmieren, sich mit Linux zu beschäftigen, und später sich auf das iPhone zu konzentrieren. Er baute eine iPhone-App die Stimme verändern konnte, und verkaufte eine Million Stück davon. Er kam dann ins Silicon Valley als er in den Y-Combinator-Akzelerator aufgenommen wurde und dort an einem ‚intelligenten Adressbuch‘ zu arbeiten begann. Bei dieser Arbeit vertiefte er sich in Maschinenlernen, und begann sich für selbstfahrende Autos zu interessieren, wo er dann die Onlinekursplattform Udacity fand, die vom Deutschen Sebastian Thrun gegründet worden war, der als der ‚Godfather des autonomen Autos‘ gilt. Während er viele Kurse machte, kam er mit den Udacity-Leuten intensiv in Kontakt, wo er schließlich Mitarbeiter wurde und den Kurs zum Self-Driving Engineering Nanodegree ausarbeitete.


Wie kamst Du zu selbstfahrenden Autos?

Oliver Cameron: Einen der ersten Kurse den ich auf Udacity durchmachte war der von Sebastian Thrun zu Künstlicher Intelligenz für Roboter. Ich habe dann auch die Maschinenlernen und Robotikkurse gemacht und mir gedacht, dass ich in England doch auch selbstfahrende Autos bauen könnte, so wie Google das im Silicon Valley macht. Ganz hat das nicht geklappt, weil man in England doch etwas risikoscheuer ist. Auf Udacity bemerkte ich wie gerne ich diese Art von Lernen mochte und lernte die Leute dort auch besser kennen. Also begann ich dort mitzuarbeiten und dann als VP von Content und Produkten wurden wir von Sebastian Thrun immer ermutigt Risiken einzugehen und Neues auszuprobieren. Letztendlich fanden wir raus, dass wir auf Udacity Dinge unterrichten konnten, die sonst niemand macht und wir entwickelten den Selbstfahrtechnologiekurs.

Der Erfolg des Kurses gab mir den Anstoß mein eigenes Startup zu autonomen fahren zu machen. Im Frühjahr 2017 konnten wir etwas Geld von Investoren aufstellen und gründeten Voyage. Im Dezember gelang es und 15 Millionen Dollar an Investitionen zu erhalten.

Habt ihr dabei den Softwarecode den ihr für Udacity entwickelt habt als Basis für Euch genommen?

Oliver: Nein, wir haben von ganz von Anfang begonnen. Heute ist es auch viel einfacher so ein Startup zu beginnen, weil schon viele das ist, dass man einfach integrieren und darauf aufsetzen kann. Wir fanden all diese Startups die sich auf Teile wie Navigationssysteme oder Sensortechnologien spezialisiert haben und können uns deshalb auf Simulationen und Probleme stürzen, die bisher nicht gelöst sind. Wir fokussieren uns vor allem an der Wahrnehmung und Bewegungsplanung des Fahrzeugs. Dafür haben wir auch ein paar Spezialisten eingestellt. Aber wir arbeiten viel mit anderen Unternehmen, von denen wir dann Module und Entwicklungswerkzeuge integrieren, und das erfordert auch einiges an Arbeit. Als Beispiel für solch ein Modul kann ich das eines Startups nennen, das uns dabei hilft effiziente und sichere Strecken auszuwählen, sodass unsere Autos keine großen Umwege wählen.

Wie viele Mitarbeiter habt ihr bisher und wie viele Autos betreibt ihr?

Oliver: Momentan sind wir 23 Leute. Insgesamt verwenden wir vier Ford Fusion als Robotertaxi für eine kleine Ortschaft von Rentnern in San José in Kalifornien. Es handelt sich um eine sogenannte ‚gated community‘ mit kleinen Teichen, Golfplatz, Häusern und Wohnungen. Diese Anlage heißt The Villages.

Was sind so die ersten Erfahrungen mit euren Autos in dieser Ortschaft?

Oliver: Meine naive Meinung war, dass eine Gruppe von Rentnern vermutlich sehr skeptisch ist selbstfahrende Autos zu testen, und dass wir, sobald wir diese Leute davon überzeugen könnten, es mit allen anderen leichter haben werden. Falsch! Genau umgekehrt! Die Rentner lieben es selbstfahrende Autos zu verwenden. Sie verabscheuen es selbst fahren zu müssen. Alle wollen unsere Autos nutzen. Entweder, weil sie die so faszinierend finden, oder weil sie selbst nicht mehr fahren können. Für die Rentner bedeutet die Benutzung unserer Autos, dass sie aktiv am sozialen Leben ihrer Ortschaft teilhaben können.

Kannst du uns mehr zu euren betagten Passagieren erzählen und wie die Fahrten ablaufen?

Oliver: Vor ein paar Tagen hatten wir die meisten Tagesfahrten: 65 pro Tag und das ist seither jeden Tag so gewesen. Uber macht sicherlich die meisten Fahrten pro Tag mit Passagieren, aber von all den autonomen Testflotten sind wir sicherlich unter den ersten fünf. Wir sind also auf gutem Weg!

Die Bewohner können unsere Autos mit einer App anfordern. Momentan bieten wir den Service nur zu bestimmten Uhrzeiten an, heute beispielsweise zwischen 14 und 20 Uhr. Speziell Abende sind sehr betriebsam, weil die Leute zum Dinner und zu Abendveranstaltungen ausgehen. Am Wochenende sind wir zwischen 9 und 17 Uhr verfügbar, aber momentan sind wir wegen der geringen Anzahl an Fahrzeugen limitiert. Wir fahren aktuell mit voller Auslastung.

+++ Grundeinkommen: Brot und Spiele für den neuen Plebs? +++

Die Gemeinschaften haben uns sehr willkommen geheißen. Diese Rentnergemeinschaften haben das Ziel ihre Bewohner zu einem aktiven Lebensstil zu verhelfen und sie aus ihren Häusern zu locken. Einige können selbst nicht mehr autofahren, einige wollen nur tagsüber fahren, nicht aber wenn es dunkel ist. Gerade aber die Abendzeit ist die sozial aktivste. Oder es gibt beim Clubhaus nur wenige Parkplätze, und da ist unsere Robotertaxi dann eine bequeme Alternative mit der man keine Parkplatzsorge hat. Andere Bewohner leiden unter Parkinsons, Alzheimer, oder Muskelschwäche, und da helfen wir diese Leute aktiv am Ortsleben teilhaben zu lassen.

Die absoluten Spitzenhalter sind die Grimms, die Voyage zweimal täglich benutzen. Morgens fahren sie ins Fitnesscenter und wieder nach Hause, zu Mittag geht’s dann für die beiden ins Clubhaus zum Essen. Das Durchschnittsalter unsere Passagiere liegt übrigens bei 76 Jahren.

Ein interessantes Vorkommnis in dieser Rentnergemeinde ist, dass in den letzten fünf Jahren mehrere Rentner mit ihren von ihnen selbst gesteuerten Autos in den See abgekommen sind. Zum Glück ist niemand verstorben, aber man sieht hier deutlich, dass selbstfahrende Autos die sicherere Wahl sind.

Was sind so die Erfahrungen mit den älteren Herrschaften, deren Mobilitätsbedürfnissen und den Autos die ihr verwendet?

Oliver: Wir verwenden Ford Fusion, und für viele unserer älteren Passagiere ist es nicht einfach ein- und auszusteigen. Die Fahrzeuge sind sehr niedrig, die Fahrgäste müssen sich hinabbeugen, und es ist immer ein Problem, wo sie den Rollator oder Gehstock hingeben sollen. Wir glauben, dass die Zukunft unseres Services auch im Pooling, also dem Fahren mit mehreren Fahrgästen, liegt. Das würde es für uns auch billiger machen, weil die meisten Kosten momentan bei den Sensoren anfallen. Als Start-up können wir nicht so einfach ein paar Tausend Autos kaufen, insofern hilft uns das Pooling unsere Dienste so vielen Passagieren wie möglich anzubieten.

Du sprachst in der Vergangenheit darüber, dass die Mobilitätskosten für Robotertaxi für Fahrgäste um 100 Prozent reduziert werden könnten, d.h. die Verwendung eines Robotertaxis nichts kosten wird. Kannst Du uns das aufschlüsseln? Wollen wir das überhaupt, vor allem wenn wir die möglichen Auswirkungen für die Umwelt betrachten?

Oliver: Was wir sehen werden sind verschiedene Anbieter für verschiedene Anwendungszwecke. Es wird immer Menschen geben, die für private Robotertaxis bereits sein werden, Geld auszugeben. Letztendlich wenn die Preise sehr sehr niedrig sein werden, werden wir auch abweichende Geschäftsmodelle sehen. Wie erreicht man Gratisfahrten? Das könnten verschiedene Mobilitätspläne sein. Wir geben Menschen freien Zugang zu Mobilität, wie eben Google Menschen freien Zugang zu Information gibt.

+++ Vierzig Unternehmen sind mit über 1.000 selbstfahrenden Autos auf den Straßen +++

Damit Menschen heute Zugang zu kostengünstiger Mobilität haben kaufen sie sich ein altes Auto. Und diese Auto sind unsicher, veraltet, die Umwelt schädigend. Diese Ungleichheit in der Mobilität werden wir ausgleichen können. Und das könnte durch Gratistrips zum Kino erreicht werden, wo der Kinobetreiber die Fahrtkosten übernimmt, oder das Einkaufszentrum. Wirtschaftlichkeit ist klarerweise auch hier wichtig, aber die Preise von Sensoren und so werden auch hier sinken.

Siehst du die Zukunft von Voyage als Flottenbetreiber?

Oliver: Ja, definitiv. Zur Zeit sind die aufregendsten autonomen Roboter Passagierautos. Aber es wird mehr Varianten und Entwicklungen geben, wie wir sie beispielsweise bereits mit Lieferrobotern sehen.

Einen Ratschlag den ich anderen Startups immer mitgebe ist dass man sich heute nicht mehr nur auf die Technologie verlassen kann. Startups in unserem Umfeld müssen auch ein Geschäftsmodell entwickeln.

Wie siehst du die Zukunft von autonomen Autos in ländlichen Gegenden?

Oliver: Wir sehen das als riesigen Markt. Wir wollen lieber den Landbewohnern, wie beispielsweise der Altbäurin die einen Kilometer von der nächsten Busstation entfernt wohnt und ins Nachbardorf zum Greißler muss, helfen.Heute kommt dort kein Taxi hin, weil es zu teuer ist, und die Busintervalle zu groß. Wir helfen also lieber solchen Gegenden mit derselben Menge an Personen, als dicht bevölkerten Städten, wo sich in Zukunft die Ubers und Waymos tummeln werden.

Was wir mit all der Euphorie zu selbstfahrenden Autos aber gerne übersehen ist dass es sehr viel länger dauert, selbstfahrende Autos in solchen Flotten in Dienst zu nehmen. Zuerst müssen die Autos angeschafft und die Sensoren eingebaut werden, die Software installiert, kalibriert und qualitätsgesichert werden, und die Fahrgegend in einer Straßenkarte für solche Autos erfasst und ein Geofence angebracht werden.

+++ Mario Herger über sein neues Buch “Der letzte Führerscheinneuling” +++

Wenn man beispielsweise für San Francisco dann 5.000 Autos braucht, dann nimmt das einige Zeit in Anspruch, ganz zu schweigen in weitere Städte zu gehen und dort auch tausende Autos auf die Straßen zu bringen. Und man muss jede Menge Geld voraus legen um die Autos zu kaufen, und das Geld muss wieder hereingespielt werden. Deshalb glaube ich werden die großen Unternehmen sich vor allem mal darauf konzentrieren und kleinere Startups haben ihre Chance im ländlichen Bereich. Dort können wir dann auch Autos für unterschiedliche Arten von Passagieren anbieten.

Kannst du uns mehr zum technischen Aufbau der Autos erzählen?

Oliver: Wir haben Ford Fusions die mit redundanten System ausgestattet sind. Für selbstfahrende Autos ist das ein wichtiger Punkt, da die beste Redundanz – ein menschlicher Fahrer – nicht mehr drin ist und damit im Notfall nicht mehr eingreifen kann. Wir verwenden Velodyne 64 Lidars für 360 Grad Ansichten und vor kurzem haben wir ein Luminar Lidar zum Einsatz gebracht. Wir sind das zweite Unternehmen, das diese niegelnagelneuen Lidars mit einem 120 Grad Sichtwinkel und mehr als 200 Meter Sichtweite verwendet.

In den Autos befindet sich heute immer ein Sicherheitsfahrer, wie es auch von der kalifornischen Verkehrsbehörde gefordert wird, und 50 Prozent der Zeit ist ein sogenannter Kopilot auch noch dabei. Die Fahrzeuge selbst kommen mit der vorhandenen Strommenge für die Sensoren und Prozessoren aus, wir mussten also nicht noch extra eine Stromversorgung einbauen.

Sind die Autos nun eigentlich mit dem Internet verbunden oder nicht? In anderen Ländern hört man von den traditionellen Herstellern die Meinung, dass die Autos unbedingt 5G oder Internetverbindung benötigen würden um mit anderen Autos oder Objekten zu kommunizieren, nur das würde autonome Autos ermöglichen.

Oliver: Der Ratschlag ist, selbstfahrende Autos immer ohne die Erwartung auf eine vorhandene Internetverbindung zu entwickeln. Die Fahrzeuge müssen in der Lage sein Situationen zu lösen, ohne mit anderen Objekten zu kommunizieren. Wir selbst sind zumeist offline. Wir haben zwar ein Modem im Auto, das dient aber dazu, dass die Autos von den Passagieren per App bestellt werden können. Wenn wir etwas aus den vergangenen zehn Jahren gelernt habe, dann die Tatsache, dass man sich nicht auf eine stabile Internetverbindung verlassen kann.

Musstet ihr in irgendeiner Weise die Rentnergemeinde vorbereiten?

Oliver: Nein. Wir mussten einzig und allein die Straßen kartieren und eine Versicherung abschließen. Das war’s. Die Versicherung war zwar irgendwie eine Herausforderung, aber vor allem deshalb weil die Versicherungen noch nicht viel Erfahrung damit haben. Mit ein paar Autos ist es relativ einfach, es wird mit mehreren dann aber sicherlich herausfordernder.

Inwieweit beschäftigt ihr euch mit der Mensch-Madchine-Schnittstelle, also wie Menschen und selbstfahrende Autos miteinander kommunizieren?

Oliver: Wir würden gerne eine solche Lösung einfach hinzukaufen. Wir sind gerade dabei einige Anbieter zu testen, aber ich bin mir sicher, dass es da noch einiges an Arbeit gibt. Es ist ein komplexes Problem Absichten anzuzeigen, was das Auto tun möchte, und Leuchtanzeigen mit Texten und Symbolen sind vermutlich nicht ausreichend um das befriedigend zu lösen. Momentan werden mehr Fragen aufgeworfen denn Antworten gefunden, aber es wird sicherlich mal gelöst werden.

Was kommt als Nächstes?

Oliver: Wir werden bald einen neuen Service in einer weiteren Rentnergemeinde in Florida starten. Wir werden dort dann auch viel mehr Autos betreiben. Diese mehr als 20 Autos werden Minivans sein, die es unseren Passagieren leichter machen wird, sie zu nutzen.


Dieses Interview wurde uns mit freundlichen Genehmigung von Mario Herger zur Verfügung gestellt.

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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