17.03.2021

Voshmgir: Millionen Dollar für Tweets “scheinbar Statussymbol”

Rechte an einem Tweet um Millionen Dollar: Was steckt hinter dem Netz-Hype um NFTs? Token-Expertin Shermin Voshmgir im Interview.
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Shermin Voshmgir © Hutan Vahdani
Shermin Voshmgir © Hutan Vahdani

“NFTs” sind der neue große Netz-Hype. Millionen Dollar werden für Rechte an digitalen Werken ausgegeben, die schon davor frei verfügbar waren. Aber was steckt hinter dem Hype, wie funktionieren “Nicht-fungible Tokens” und wofür können sie eingesetzt werden? Wir haben bei Token-Expertin Shermin Voshmgir nachgefragt.

Wir kennen Bilder, Gemälde, Skulpturen und sammeln, kaufen und versteigern/ersteigern sie. Was sind NFTs und wie verändern sie gerade den Handel und Besitz von und mit Kunst?

Shermin Voshmgir: NFTs ist die Abkürzung für „Nicht-fungible Tokens” die – unter anderem – einzigartige Werte repräsentieren können. Beispiele dafür sind Web3 Tokens, die das Eigentumsrecht an einem Haus, einem Auto, oder einem Kunstwerk repräsentieren. NFTs scheinen in letzter Zeit sehr populär geworden zu sein, weil viele Künstler sich dieser neuen Technologie bedienen. NFTs können weitere Autorenschaft oder Urheberrechte repräsentieren (Co-Autorenschaft an Büchern oder wissenschaftlichen Texten) und das jeweilige Rechtemanagement verwalten. NFTs können aber auch Ausweise, Zertifikate, oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio repräsentieren. NFTs haben komplexe Eigenschaften und sind auch oftmals an die Identität einer Person gebunden und somit gar nicht übertragbar. „Fungible Tokens” wie Bitcoin, Ether, Dollar Tokens oder Rohstoff Tokens (Tokens die Erdöl, KWh Energie oder Gold repräsentieren) hingegen repräsentieren identische und daher austauschbar Vermögenswerte die man lediglich als Geld oder Wertanlage verwenden kann.

Welchen Sinn hat es, einen Teil eines digitalen Kunstwerks zu besitzen?

Das müsst ihr jene Leute fragen die gerade viel Geld (mehrere Millionen) für den Besitz dieser Kunstwerke (oder Tweets) ausgeben. Wobei sie ja oftmals die Kunstwerke gar nicht besitzen, sondern nur das Recht auf eine vermeintliche “Originalkopie” eines digitalen Kunstwerks kaufen. Für mich persönlich ist es ein Anachronismus, künstliche Knappheit für ein digitales Gut zu erzeugen das es ohnehin bereits im Internet gibt. Andere Menschen finden es scheinbar ein Statussymbol, 2,5 Mio Dollar für das Recht auf den ersten Tweet von Twitter Gründer Jack Dorsey auszugeben, oder $590,000 für den Nyan Cat Meme aus dem Jahr 2011, das ohnehin gratis im Internet verfügbar ist. Ich denke das ist jetzt die erste Hypephase, in der alle irgendwas machen. Vieles derzeit is Hype, die spannenden Anwendungsfelder kommen in Zukunft wenn es um Miteigentumsrechte von echten Kunstwerken, oder die Kombination von VR und digitaler Kunst geht (siehe das Museum of Crypto Art oder Somnium Space VR).

Was bedeutet dieser dezentrale Besitz für die Nutzung von zB Memes oder Videoclips – kann man die dann überhaupt noch einfach so im Netz teilen?

Das ist kein dezentralen Besitz. Wenn dann besitzt einer (und im Fall von Teileigentumsrechten mehrere). Diese Eigentumsrechte (und andere möglichen assoziierten Rechte wie Konzerttickets oder Stimmrechte) werden aber gemeinschaftlich von einer öffentlichen Infrastruktur wie dem Ethernet Netzwerk verwaltet (und nicht auf einer privaten Server Infrastruktur wie es im Web2 der Fall ist). 

Der Tokenisierung wurde eine sehr große Zukunft vorhergesagt, eine Revolution – jetzt hypet sie mit Memes und Tweets. Sind die großen Use Cases vielleicht gar keine?

Wir stehen noch ganz am Anfang, wie schon gesagt, werden die spannenden Use Cases erst kommen. Der Eigentümer eines Gemäldes könnte Anteile am Kunstwerk mittels anteiliger Tokens am Kunstwerk verkaufen, die physische Kontrolle über das Kunstwerk aber weiterhin behalten. Ein Museum könnte es der Öffentlichkeit ermöglichen, Anteile an seiner Kunstsammlung zu erwerben, um Geld für den Kauf eines neuen Stücks zu erhalten. In diesem Fall würde ein Museum die Kontrolle über die einzelnen Kunstwerke nicht abgeben, könnte den Token-Inhabern aber privilegierte Zugangsrechte zu dem betreffenden Kunstwerk anbieten. Andere Anwendungsfelder sind noch komplexer als das einfache Besitzen von Kunst, und werden oftmals an der Schnittstelle zu anderen technischen Innovation wie VR und AI stattfinden.

Wie entwickelt sich die Tokenisierung in anderen Bereichen wie zB Immobilien?

Die Tokenisierung bestehender physischer Objekte eröffnet Investoren die Möglichkeit, ihr Portfolio zu erweitern, was potenziell auch zu mehr Liquidität auf den Märkten führen kann. Eigentümer einer Immobilienanlage könnten beispielsweise einen Teil einer Immobilienanlage über tokenisierte Miteigentumsrechte liquidieren, aber dennoch den physischen Vermögenswert selbst kontrollieren. NFTs könnten so programmiert sein, dass sie unterschiedlichen Token-Inhabern unterschiedliche Rechte und Kontrolloptionen über das Objekt gewähren (ZB Bei einer Privaten Wohnung könnte die Beitzerin das Recht ausgeben dass die Teilinvestoren anteilige Miete beziehen, aber kein Verkaufsrechts der Immobilie selber, und auch keine Entscheidung über Einrichtung dieser Immobilie. Im Falle eines Coworking Space konnte man zusätzlich zum anteiligen Investment und dem Recht auf Mieterlöse auch die Stimmrechte an der Verwaltung des Coworking Space vergeben werden (wenn gewünscht). Alles wird über den Smart Contract des NFTs abgewickelt (die Auszahlung der Miete, Stimmrechtsverwaltung etc.)

Was antwortest du Kritikern, die meinen, die große Blockchain-Revolution bleibt aus, weil die meisten aktuellen Anwendungsfälle auch mit einfacheren Technologien abbildbar sind?

Die Zeit wird es ihnen zeigen. Außerdem geht es nicht um Blockchain, sondern ums Web3. Blockchain ist zwar das Rückgrat des Web3 aber nicht die einzige Technologie in dieser neuen Token Ökonomie.

Über Shermin Voshmgir

Shermin Voshmgir ist Autorin des Buchs Token Economy, Gründerin von Token Kitchen und BlockchainHub Berlin. In der Vergangenheit war sie die Direktorin und co-Gründerin des Instituts für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien, sowie Advisor von JolocomWunder, dem Estonian e-Residency Programms, und Curator von The DAO. Sie hat in Wien BWL mit Fokus auf Wirtschaftsinformatik studiert und die Filmschule in Madrid besucht. Als gebürtige Wienerin mit Iranischen Wurzeln arbeitet sie an der Schnittstelle von Technologie, Kunst und Sozialwissenschaft.

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Reinhard Birke – General Manager NTT DATA Österreich, Hermann Erlach – General Manager Microsoft Österreich, Birgit Kraft-Kinz – CEOs FOR FUTURE Obmann-Stellvertretreterin, Marco Porak – Generaldirektor IBM Österreich, Rudolf Schrefl – CEO Drei Österreich (v.l.n.r) (c) CEOs FOR FUTURE/Martin Hron

2019 gegründet, zählt der Verein “CEOs for Future” mittlerweile mehr als 80 Topmanager:innen und Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zu seinen Unterstützer:innen – darunter einige der größten Namen der Tech-Branche. Vier davon haben am Donnerstag Einblick in aktuelle Projekte gegeben, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, um die Wirtschaft nachhaltiger und effizienter zu machen: Microsoft Österreich, IBM, Drei und NTT Data.

“CEOs For Future”-Obmann-Stellvertreterin Birgit Kraft-Kinz betonte dabei, dass technologische Innovationen entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der österreichischen Wirtschaft seien: „Die Digitalisierung und der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz sind zentrale Hebel, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und eine nachhaltige und resiliente Wirtschaft zu schaffen“.

Künstliche Intelligenz als Werkzeug für Ressourcenschonung

Im Fokus standen Projekte, die auf Künstliche Intelligenz und Technologieoffenheit setzen. Laut Hermann Erlach seien die nämlich für die österreichische Wirtschaft essentiell. Der General Manager von Microsoft Österreich erklärt: „KI bietet enorme Potenziale, um Nachhaltigkeit und Effizienz in allen Branchen signifikant zu steigern. Eine aktuelle Economica-Studie im Auftrag von Microsoft zeigt, dass wir damit nicht nur die Wertschöpfung in Österreich um 18 Prozent steigern, sondern auch die Energiewende maßgeblich beschleunigen können“. Als Beispiel nannte Erlach die Supermarktkette Spar, die „KI-basierte Bedarfsprognosen“ anwendet, um Lebensmittel frischer zu halten und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Verbesserung der Wettervorhersage und Klimaforschung

Im September dieses Jahres war Österreich von schweren Unwettern betroffen. Insbesondere nach so einer Hochwasserkatastrophe ist der Einsatz technologischer Innovationen wichtiger denn je. Ziel ist es, extreme Wetterverhältnisse und Hochwasser frühzeitig vorhersagen zu können.

Marco Porak, Generaldirektor von IBM Österreich, präsentierte ein Projekt in Zusammenarbeit mit der NASA. Das soll präzisere Wettervorhersagen und globale Klimaforschung ermöglichen: „Durch die Analyse globaler Satellitendaten liefern KI-Modelle Warnungen vor Stürmen, Hochwasser, Unwettern und anderen Wetterextremen“. Zudem sollen diese Daten auch für Nachhaltigkeitsprojekte zum Schutz und Ausbau von Wäldern verwendet werden.

“Drei Wetter”: Ausweitung des Projekts auf 100 Gemeinden zur Extremwetterprognose

Einer der führenden Telekommunikationsanbieter Österreichs gab die Ausweitung seines Projekts „Drei Wetter“ bekannt. Rudolf Schrefl, CEO von Drei Österreich, bestätigt: „Nach dem abgeschlossenen Rollout in Vorarlberg stellen wir die intelligenten Wettermessstationen nun auch 100 Gemeinden in Niederösterreich und Einsatzorganisationen zur Verfügung.”

Diese digitalen Wettermessstationen ermöglichen genauere Vorhersagen von Wetterphänomenen und unterstützen die Einsatzkräfte in den Gemeinden dabei, potenzielle Extremwetterlagen besser einzuschätzen. Mit den digitalen Wettermessstationen werden Wetterphänomene besser vorhergesagt. Das hilft zum Beispiel den Einsatzkräften in den jeweiligen Gemeinden, mögliche Extremwetterlagen besser einschätzen zu können.

Tech-Unternehmen setzen gemeinsam auf nachhaltige Transformation

Die Unternehmen sind sich in einem Punkt einig: Technologische Innovationen sind entscheidend, um Österreichs Wirtschaft und Gesellschaft auf einen erfolgreichen und nachhaltigen Kurs zu bringen. Der gemeinnützige Verein “CEOs For Future” konzentriert sich gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen auf die „Beschleunigung der nachhaltigen Transformation zu einer fossilfreien, umwelt- und rohstoffschonenden Wirtschaft und Gesellschaft“.

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