29.06.2017

Die Stimme aus dem Computer: “Für unsere Kinder eine reale Person”

Um einen 'sozialen' Bot zu designen, müsse man sich fragen, wie man mit dem besten Freund sprechen würde. Justine Cassell von der Carnegie Mellon University und David Kaiser, Country Manager von Amazon, sprechen am Chatbot Summit über einen der wichtigsten Aspekte beim Design eines virtuellen Assistenten. Und obwohl der Summit in Berlin stattfand, lief man vielen bekannten Gesichtern der österreichischen Community über den Weg.
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Die Jüngsten unserer Generation gehen mit virtuellen Assistenten um, als wären sie real.

Oft fällt es den Menschen nicht sehr leicht die Trends oder Entwicklungen der jüngeren Generation zu verstehen. Wenn man sich an seine Eltern und Großeltern zurück erinnert (oder einfach ehrlich zu sich selbst ist), war das irgendwie immer schon so. Wer an die dreißig geht oder darüber ist, kann sich noch an ein Leben ohne Computer erinnern. Oder daran, wie glücklich man war, das erste Handy (nein, kein Smartphone!) in Händen zu halten. Seitdem hat sich viel getan.

Chatbot Summit Berlin

Über 1.300 Teilnehmer waren am Chatbot Summit in Berlin, der letztes Jahr noch in Tel Aviv stattfand. Dafür wurde das Estrel Hotel in Berlin, das größte Kongresszentrum Europas gewählt. Und trotz der Größe wurde schnell offensichtlich: Die Chatbot Community kennt sich bereits gut.

Auch viele österreichische Startups- und Unternehmen im Bot-Bereich waren anzutreffen. Xeet aus Graz, Mica- The Hipster Catbot, The Ventury, Orat.io, die Chatbots Agency, Swelly und Heroes.ai (Siehe Artikel zum Launch), um nur einige zu nennen. Ob Bots Apps ersetzen werden? Die einen meinen ja (“Wer will schon hundert verschiedene Apps herunterladen, wenn der Speicherplatz am Smartphone knapp wird?”), die anderen glauben an den goldenen Mittelweg (“Chatbots werden Apps ergänzen”), wieder andere wollen sich noch nicht festlegen. Denn es ist wahrscheinlich noch zu früh, um eine absolute Entwicklung ablesen zu können.

Kinder wachsen mit Alexa auf, als wäre ‘sie’ real

“Mein Sohn verwendet keine Tastatur, aber spricht zu Alexa. Er versteht nicht, dass sie keine reale Person ist”, erzählt David Kaiser, Country Manager bei Amazon in der Zwischenzeit auf der Bühne im Hauptsaal. “Jeder lernt das gleich zu Beginn des Lebens”, ist er überzeugt.

Und die Handhabung per Sprachbefehl ist auch einfacher. Den “Touch”-Befehl sind wir zwar bereits gewohnt und ist vielleicht an manch einer Stelle sogar präziser, aber das natürliche Sprechen bietet doch einige Vorteile. Nicht nur kommt man wahrscheinlich schneller zur gewünschten Information, es ist auch weniger unhandlich. Natürlich müsse man den Enduser noch an die Bedienung gewöhnen.

Design der ‘Stimme’

Darum bringt Kaiser auch Design-Tipps auf den Summit nach Berlin. Die Konversation etwa, müsse “so natürlich wie möglich sein”. Dafür solle man als Entwickler echte Konversationen nachstellen- mit dem Teamkollegen etwa.

Wahrscheinlich würde sich Kaiser gut mit Justine Cassell von der Carnegie Mellon University verstehen, deren anschließender Vortrag zwar etwas schwer verständlich war und vielleicht einfach zu akademisch (Es kam vielen so vor, als hätte man ein 420 Seiten Exposé zur Vorbereitung lesen müssen, das irgendwo auf der Website der Universität zum Download bereit stand – “Ups!”, dachten sich da nicht wenige…), die daran arbeitet, die Beziehung zwischen Computer  und Mensch besonders emotional zu gestalten.

Der Bot muss wie der beste Freund sein

Sie bewies per Video, dass Kinder, die zusammen mit einem virtuellen Assistenten lernen, eine Beziehung zu diesem aufbauen, die man mit der eines Menschen vergleichen könnte. Damit bestätigte sich auch Kaisers These: Kinder unterscheiden wahrscheinlich nicht zwischen realer und virtueller Person, wenn sie mit dieser interagieren.

Auch sie richtet sich an die Entwickler am Summit, denn eine Frage müsse beim Charakter-Design eines “sozialen” Bots immer im Vordergrund stehen: “Wie würde man mit seinem besten Freund sprechen?” In der Zukunft bei der Entwicklung von virtuellen Assistenten immer wichtiger werde auch die Interpretation der Mimik einer Person. Der Mensch kommuniziert nicht nur per Sprache mit seinem Gegenüber, sondern sein ganzes Gesicht spricht mit.

Wenn das Gegenüber lacht, sollte man aufpassen

Während einer Studie stieß Cassell auf interessante Ergebnisse in der zwischenmenschlichen Interaktion. Lachen sei bspw. weniger oft ein Zeichen von Freude, als von Peinlichkeit. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, das beweist: die Kommunikation zwischen Menschen ist überaus komplex und es kann durchaus schwer sein, alle Puzzlestücke einer erfolgreichen Konversation zusammenzusetzen. Die Bots der Zukunft müssen also nicht nur sprachlich ausreifen, sie müssen auch in der non-verbalen Kommunikation noch viel lernen… – trainiert werden, natürlich.

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StartMatch
(c) StartMatch - Robert Kopka (r.) und Oliver Lukesch von StartMatch.

“Da Investoren gerade sehr zurückhaltend sind, sind Förderungen für viele Startups noch wichtiger geworden”, sagt StartMatch-Founder Robert Kopka. Der Gründer des Smart-Leuchten-Startups Luke Roberts legte im September 2021 mit seinem alten Unternehmen einen Exit hin und baute danach gemeinsam mit dem Fintech-Experten Oliver Lukesch ein AI-Tool zur automatischen Generierung von Förderanträgen für Startups und KMUs.

StartMatch möchte Zeit sparen

Konkret handelt es sich bei StartMatch um eine KI-gestützte Plattform, die den komplexen Prozess der Förderanträge vereinfachen soll. Die Software analysiert Unternehmensunterlagen wie Pitch-Decks und technische Dokumentationen, um daraus automatisiert “maßgeschneiderte” Förderanträge zu generieren.

Beide Founder von StartMatch, die in der Vergangenheit selbst viele Förderanträge für ihre Startups eingereicht haben, wollen im Prinzip diesen zeitaufwändigen Prozess automatisieren. Durch die Analyse vorhandener Informationen und einem tiefen Verständnis der Förderprogramme soll das KI-Tool beim Schreiben der Anträge unterstützen – “ein Segen für Startups und Unternehmen, die oft vor den Herausforderungen der Antragstellung zurückschrecken”, so Kopka.

Jedes Jahr werden von Bund und Ländern Milliarden an Fördergeldern ausgegeben, um Firmen zu fördern und damit die österreichische Wirtschaft zu stärken. Die Anträge sind aber teilweise sehr lang und gerade unerfahrene Personen benötigen dafür viel Zeit, die anders besser verwendet werden könnte, weiß Kopka. Hier setzt sein Startup an: Nutzer:innen werden daher Schritt-für-Schritt durch den Prozess begleitet und der größte Teil der Arbeit würde von der KI übernommen.

Anpassungen jederzeit möglich

Auf der Plattform kann die gewünschte Förderung ausgewählt und relevante Projektdaten hochgeladen werden. Die KI erstellt danach den Antrag. Dabei erfolgt die Ausgabe in einem Texteditor, in dem manuelle Anpassungen jederzeit möglich sind, um “dem Antrag den letzten Feinschliff” zu geben. Gewünschte Änderungen können dem Tool auch per Prompt mitgeteilt werden, so könne man Texte gezielt verbessern, ohne dass alles neu generiert wird.

Die bereitgestellten Daten werden hierbei ausschließlich auf Servern innerhalb der EU gespeichert, wie die Founder betonen. “Die Daten werden auch nicht zum Training eines KI-Modells verwendet und alle integrierten Dienstleister arbeiten DSGVO-konform”, so per Aussendung.

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