11.07.2016

Virtuell-reale Pokémon-Jagd: Nach 1 Woche hat das Spiel mehr User als Tinder

Seit Nintendo und Niantic das Augmented Reality Spiel Pokémon Go herausgebracht haben, ist ein weltweiter Hype um das Smartphone-Game ausgebrochen. Schon jetzt ist es bei den Usern beliebter als die Dating-App Tinder und zählt auch beinahe so viele Nutzer wie Twitter. Außerdem hat sich bereits viel Kurioses ereignet - vom Leichenfund bis zur Schießerei.
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(c) Antonioguillem-fotolia: In der echten Welt suchen Spieler mit diesem Spiel nach virtuellen Monstern.

Pokémon ist zurück. Nun ja, ganz verschwunden waren die wandelbaren Monster aus dem rot-weißen Pokéball ja nie wirklich. Seit Nintendo und Niantic letzte Woche aber das Augmented Reality Spiel Pokémon Go herausbrachten, hat ein Hype eingesetzt. Auf der ganzen Welt machten sich Fans auf den Weg, um mittels Smarthphone in der echten Welt nach virtuellen Pokémon zu suchen.

Laut Messungen von Similar Web soll das Smartpone-Game eine Woche nach der Veröffentlichung bereits mehr User haben als die Dating-App Tinder. Obwohl es Tinder schon seit 2012 gibt, ist die App auf „nur“ zwei Prozent aller US-amerikanischen Android Handys installiert – Pokémon Go verwenden schon 5,16 Prozent aller Android User.

Pokémon Go erreicht beinahe Twitter-Größe

Wieder andere Statistiken zeigen, dass es das Spiel größentechnisch bereits mit Twitter aufnehmen kann. Drei Prozent der amerikanischen Androidphone-Besitzer begeben sich mit ihren Smartphones täglich auf die virtuelle Pokémonsuche. Den vor zehn Jahren gelaunchten Mikro-Bloggingdienst Twitter verwenden pro Tag nur 0,5 Prozent mehr.

Auf den Hype reagierte auch die Nintendo-Aktie. In kürzester Zeit kletterte sie um 23 Prozent hinauf und erlebte somit ihren größten Sprung seit dem Jahr 1980.

Leichenfund und Schießerei

Die Begeisterung für das Smartphone-Game hat aber auch ihre Kehrseite. So berichten einige User über zahlreiche Startschwierigkeiten, wie etwa häufige Abstürze. Und auch zu unerwarteten Auswirkungen ist es bereits gekommen: Wie schon letzte Woche bekannt wurde, versuchten einige Spieler in Australien, sich Zugang zu einer Polizeistation zu verschaffen, in der sich ein Pokémon aufhalten sollte. Vom Spielfieber gepackt wollte auch eine 19-Jährige Amerikanerin in einem Fluss auf Monsterjagd gehen. Bevor sie das gesuchte Pokémon aber fangen konnte, trieb ihr bereits eine Wasserleiche entgegen.

Nun hat auch eine Diebesbande in Missouri das Spiel für sich entdeckt. Auf bisher noch nicht geklärte Weise lockten die bewaffneten Räuber Spieler zu sogenannten “Pokéstops”, an denen sie die ankommenden Teenager leicht ausrauben konnten. Schon elf Personen sollen der Bande so in die Falle gegangen sein. Und noch eine Kuriosität hat sich in einer Woche Pokémon Go bereits ereignet: Ein australischer Spieler gelangte auf der Suche nach Monstern unbeabsichtigt auf ein Privatgrundstück. Dessen Besitzer zeigte sich über den unerwarteten Besuch wenig begeistert – und eröffnete das Feuer.

Redaktionstipps

Wie die Twitter-User auf Pokémon Go reagieren

 

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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