16.08.2023

Virtual-Reality-Pioniere: “Es ist gesund, Dinge auf konservative Art und Weise zu tun”

Apple launcht bald eine Brille - damit soll Virtual Reality im Mainstream ankommen. Die österreichischen VR-Pioniere vrisch brechen jetzt zu neuen Ufern auf.
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Axel Dietrich (li.) und Gabriella
Privat und beruflich ein einschlagbares Doppel: Axel Dietrich (li.) und Gabriella "Gabs" Chihan Stanley (re.) grüdeten vrisch 2015. Foto: (c) goldenhour.pictures

In dem Nebenraum einer Fotoaustellung des Künstlers Markus Oberndorfer hängt eine Fotomontage, die den Sunset Strip in LA komplett zeigt. Das Werk ist hunderte Meter lang und ein Remake des Fotobuchs „Every Building on the Sunset Strip“ des Amerikaners Ed Ruscha. Aber in welches Gebäude passt ein solches Bild? Der Clou ist, dass die Ausstellung in der Virtual Reality (VR) ist und mittels Controller navigiert wird.

Von Barcelona nach Wien

Für das Projekt verantwortlich ist vrisch, eine Wiener Agentur, die auf XR-Experiences (Extended Reality) spezialisiert ist. Gegründet wurde vrisch 2015. In Barcelona hatte der Österreicher Axel Dietrich zuvor Gabriella Chihan Stanley kennengelernt, mittlerweile sind die beiden sowohl privat als auch beruflich ein Team.

“Für mich war klar, dass Virtual Reality mein Medium ist, weil es das Geschichtenerzählen, Interaktion und das völlige Eintauchen miteinander verbindet”, erzählt Chihan Stanley, die aus Paraguay stammt. Die vrisch-Kreativdirektorin hat Grafikdesign, Werbung und Digital Arts studiert. Sie arbeite zuvor etwa bei Ogilvy und McCann Erickson. Dietrich arbeitete in Deutschland unter anderem in der digitalen Filmproduktion, bevor es ihn nach Barcelona verschlug. Chihan Stanley ist nicht nur Kreativdirektorin, sondern auch Österreich-Botschafterin der Organisation Women in Immersive Tech (WIIT) und Gründerin von XR Vienna.

Sherlock Holmes und Wohnungsmöbelierung

Schon bald will vrisch neben einer VR-Agentur auch zum Startup werden. Sie haben ein Software-Framework für VR-Experiences entwickelt, die Basis dafür sind verschiedene VR-Projekte, an denen vrisch die letzten Jahre arbeitete. “Diese Plattform heißt Arvus. Mit einem Projekt vor vier Jahren fing es an. Unsere Kunden brauchten ein Werkzeug, um Büros zu planen. Sie wollten schnell verschiedene Konfigurationen ausprobieren und das Ganze in VR anschauen”, erzählt Dietrich über den Ursprung ihrer VR-Raumplanungssoftware.

Zahlreiche Projekte basieren bereits auf dem Framework – etwa eine digitale Spielvariante von Sherlock Holmes, die vrisch während des Corona-Lockdowns für eine Londoner Theaterkompanie entwickelte. Damit lassen sich auch schnell Möbel in einem Grundriss am Tablet aufbauen und diese dann in VR anschauen. Im Grunde habe die VR-Technologie sehr viele Anwendungsfelder: “Ich möchte jeden dazu ermutigen, darüber nachzudenken, wo VR in seinem Bereich weiterhelfen könnte. Ohne Berührungsangst zu schauen, was prinzipiell möglich wäre”, sagt Dietrich. vrisch hat zu diesem Zweck ein eigenes White Paper erstellt.

“Für unser Basisframework wollen wir Lizenzen verlangen und die individuelle Weiterentwicklung wird dann nach Aufwand berechnet”, erklärt Dietrich. Bereits Anfang 2022 startete vrisch mit dem Lizenzen-Verkauf. “Wir sehen, dass es gut ankommt, weil VR billiger wird. Man kann damit viel schneller Ergebnisse erzielen”, so Dietrich. In einem nächsten Schritt wollen sie sich auch nach Investor:innen umschauen.

Die Apple-Brille bringt frischen Wind

Vieles deutet derzeit darauf hin, dass VR und AR wichtiger werden. Das Metaverse stellte sich bisher eher als Flop heraus, die vrisch-Gründer:innen warnen allerdings eindringlich davor, VR mit dem Metaverse gleichzusetzen: “VR wird als die nächste Iteration des Internets angesehen,” erklärt Chihan Stanley.

Erst im Juni kündigte Apple die Einführung einer eigenen Brille an. Damit sollen Virtual Reality bzw. Augumented Reality endgültig aus der Nische geholt werden. Apple ist bekannt dafür, auf bewährte Technologien zu setzen und kein “First Mover” zu sein.

Auch die vrisch-Gründer:innen glauben, dass die Apple-Brille noch mehr Menschen für VR begeistern wird. Ein wesentlicher Vorteil davon sei, dass sie keinen bestimmten Zweck habe. Anstatt etwa speziell für Gaming sei die Apple-Brille für verschiedene Anwendungen gedacht. Der Übergang zwischen den einzelnen Apple-Geräten funktioniere reibungslos und die User:innen können selbst entscheiden, inwieweit sie in die die VR- oder AR-Experience eintauchen wollen. “Die User:innen können ihren Realitätsgrad steuern. Sie können vollständig in die VR eintauchen, komplett ausschalten, oder einfach eine gemischte Realität erleben. Sie haben die Kontrolle über den Inhalt – das ist aufregend! Ich denke, dass sich dadurch viel mehr Menschen mit Spatial Computing und VR beschäftigen werden”, so Chihan Stanley.

Österreichische Langsamkeit

Chihan Stanley hat schon in mehreren Ländern gelebt und ist international noch immer viel unterwegs. Sie hat den Eindruck, dass Innovationen in Österreich länger brauchen als in anderen Ländern. “Das erste was wir unseren österreichischen Kund:innen immer sagen ist, dass es keine risikofreie Innovation gibt”, erzählt die Kreativdirektorin. “Ich habe den Eindruck, dass es in Österreich länger dauert, bis eine Idee angenommen wird. Zuerst brauchen die Österreicher:innen eine solide Case Study auf die dann eine Idee aufgebaut wird”, meint sie.

Allerding schätzt das vrische Doppel die österreichische Gemächlichkeit und einen gewissen Konservatismus auch. “Ich denke, es ist eine gesunde Art, die Dinge auf eine konservative Art und Weise zu tun. Ich glaube, dass wir in Österreich im Moment eigentlich gut dastehen,” meint Dietrich mit Blick auf die österreichische Startup-Szene. Vor allem im Vergleich zu Früher sei hierzulande einiges in Bewegung geraten. Das Österreich nicht so “disruptiv” wie die USA sei, habe auch etwas Gutes: “Disruption macht immer etwas anderes kaputt”, findet Dietrich. Stattdessen gelte es, auf “nachhaltiges Wachstum” zu setzen. “Ja, wir wollen Geld verdienen. Aber es sollte nicht immer nur darum gehen, wie man das nächste Unicorn wird. Das ist kein gesunder Trend,” meint Dietrich.

Foto: (c) Bernhardt Kickinger

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Movevo, movevo4kids, Bewegung in Volksschulen
(c) motion4kids - Die Klasse bewältigt gemeinsam Bewegungschallenges und Aufgaben.

Movevo ist ein Villacher Startup, das eine App entwickelt hat, die Bewegung und Gesundheit spielerisch in den Arbeitsalltag integrieren und zu gemeinsamen Pausen im Team animieren soll – brutkasten berichtete. Die App wird in zwei Versionen angeboten: Move App für Unternehmen (betriebliche Gesundheitsförderung) und movevo4kids für Kinder bzw. Schulen (angepasstes Konzept: Lehrpersonen bekommen die App und machen die digitalen Übungen mit der Klasse). Nun ist man Teil der kostenlosen Initiative “Servus bewegt Kinder – Die Bewegte Schule”. Daran nehmen österreichweit 100 Volksschulen teil – mehr als 16.000 Kinder in über 784 Klassen sollen von dem Bewegungsprogramm profitieren, welches auch die Webapp von movevo4kids umfasst.

Movevo: Gamification-Ansatz im Schulalltag

Ziel ist es, dem zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern entgegenzuwirken und Gesundheit spielerisch im Schulalltag zu fördern. Movevo-Geschäftsführer und Founder Michael Omann dazu: “Turnstunden sind wichtig. Aber wir wollen Bewegung in kurzen Einheiten zu einem fixen Bestandteil des Unterrichts machen.”

Oft fehlen im Unterricht die nötigen Ressourcen, den Schülerinnen und Schülern ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Mit der Anwendung von movevo4kids sollen Lehrerinnen und Lehrer einen aktiven Unterricht gestalten. Die Klasse wird dabei durch die von Expertinnen und Experten entwickelten Übungen, spielerisch zum Mitmachen motiviert. Dabei fördere man die Konzentration und Leistung der Kinder und verbessere so die Unterrichtsqualität. Die kurzen (fünf bis zehn Minuten) und flexibel einsetzbaren Bewegungseinheiten sind dazu gedacht, den Turnunterricht im Schulalltag zu ergänzen.

Denn, jedes dritte schulpflichtige Kind ist übergewichtig und nur zwei von zehn Kindern erfüllen die WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Das zeigen die alarmierenden Zahlen des aktuellen Gesundheitsberichts vom Gesundheitsministerium. Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für chronische und psychische Krankheiten und führt in weiterer Folge zu enormen Kosten für das Gesundheitssystem.

“Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein”

“Wir brauchen eine neue Bewegungskultur und mehr Bewegungsbewusstsein in Österreich. Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein, schon kurze aktive Pausen sind wirksam. Die Auswirkungen von zu wenig Bewegung wie Übergewicht sind bereits deutlich sichtbar. Hier darf die Politik nicht länger wegschauen“, so Omann weiter.

Öffentliche und private Volksschulen aus ganz Österreich konnten sich im Oktober über ein Online-Formular für das Projekt anmelden. Das Paket umfasst neben Bewegungsmaterialien und Webinaren zur Bewegungsförderung, Zugänge zu den digitalen Abenteuerwelten von movevo4kids, Break it Kids und Sport-attack. Das Programm wird den Schulen für das Schuljahr 2024/25 zur Verfügung gestellt.

Auszeichnung für Movevo

Abseits der Teilnahme an dieser Initiative belegte die movevo4kids-App diese Woche bei dem “ausgezeichnet regional“-Award in Klagenfurt den zweiten Platz in der Kategorie “Gesundheit & Pflege”. Die zugehörige App für betriebliche Gesundheitsförderung Movevo erreichte den dritten Platz in der Rubrik “Kärnten Digital”.

“Wir freuen uns besonders über die Auszeichnung für movevo4kids und sehen den Award als Bestätigung, dass wir mit unserer Vision auf dem richtigen Weg sind, Kinder auf spielerische Weise zu mehr Bewegung zu motivieren”, sagt Omann.

Die kostenlose Bewegungs-Initiative für 100 Volksschulen in Österreich im Schuljahr 2024/25 wird von der Bildungsstiftung motion4kids in Kooperation mit Red Bull Media House und der Täglichen Bewegungseinheit umgesetzt. Movevo4kids ist Partner des Projekts und stellt dafür die innovativen digitalen Inhalte zur Verfügung.

“Es freut uns sehr, dass Volksschulen aus allen neun Bundesländer vertreten sind”, sagt Marion Kanalz, COO und Co-Founderin von Movevo. “Mit movevo4kids wollen wir allen Kindern positive Bewegungserfahrungen ermöglichen und langfristig zu einem gesunden Lebensstil beitragen.”

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