04.09.2023

Vier-Tage-Woche in der Praxis: Große Pilotstudie in Deutschland vor Start

Eine Studie begleitet Unternehmen bei der Einführung und Umsetzung der Vier-Tage-Woche. Dies soll auch dem Diskurs zugutekommen.
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Foto: Unsplash/Sigmund

Die Arbeitswelt steht vor einer Revolution. Viele Arbeitnehmer:innen fordern mittlerweile weniger Arbeitszeit zu gleichem Gehalt. Dies komme auch dem Unternehmen sowie der Betriebsleistung zugute, so die Befürworter:innen. Die Vier-Tage-Woche bekommt aber nicht nur Zuspruch, sondern stößt auch auf Skepsis und Ablehnung. Doch wie soll man etwas bewerten, ohne es auszuprobieren? In Deutschland startet kommendes Jahr die wohl größte Pilotstudie im deutschsprachigen Raum.

Darum kümmert sich die Unternehmensberatung Intraprenör gemeinsam mit der NGO „4 Day Week Global“ und der Universität Münster. Konkret handelt es sich um einen sechsmonatigen Test bei dem teilnehmende Betriebe die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter:innen reduzieren, ihnen aber Gehalt in gleicher Höhe auszahlen. Neben Produktivität sollen Faktoren zur mentalen und psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden sowie zur Nachhaltigkeit und Work-Life-Balance gemessen werden.

Ähnliche Studien wurden bereits von 4 Day Week Global in Großbritannien, Südafrika, Irland, USA und Kanada sowie länderübergreifend in der Region Australasien durchgeführt. Intraprenör selbst arbeitet seit 2016 mit diesem Arbeitszeit-Modell. Man sei überzeugt davon, dass die Vier-Tage-Woche einen sehr positiven Effekt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen haben kann – „wenn man es richtig angeht“, merkt Jan Bühren vom Unternehmen gegenüber brutkasten an. „Wir sind etwas müde geworden über die Debatte in Deutschland, die ja leider meistens nur auf Annahmen beruht. Jetzt wird endlich mal eine unabhängige Datengrundlage geschaffen, auf der man auch fundiert weiter diskutieren kann!“.

Vier-Tage-Woche: Wer will mitmachen?

Teilnehmen können „Unternehmen, die nach Ansätzen suchen, um Arbeitgeber-Attraktivität, Bindung und Produktivität im Team zu verbessern“, heißt es auf der Webseite von Intraprenör. Basierend auf den Erfahrungen aus den anderen Ländern, rechnet man mit 50 teilnehmenden Betrieben. „Es können aber weit mehr daran teilnehmen. Da wir mit der globalen NGO 4 Day Global zusammenarbeiten, sind hier kaum Grenzen gesetzt“, sagt Bühren. Branche und Unternehmensgröße spielen keine Rolle.

Um mitzumachen ist eine Teilnahmegebühr zu entrichten, die an die NGO geht. Diese komme der Umsetzung der Pilotstudie in Deutschland und anderen Ländern zugute. Je mehr Mitarbeiter:innen, desto mehr kostet die Teilnahme. Betriebe, die 10 Personen beschäftigen, zahlen beispielsweise 500 Euro. Jene mit über 1000 müssen 15.200 Euro entrichten. In Einzelfällen können Organisationen, die beispielsweise gemeinnützige Arbeit verrichten, von den Gebühren befreit werden.

Mit der Einführung des Arbeitszeitmodells wird man aber nicht allein gelassen. So gebe es Unterstützung in Form von Training durch digitale Events sowie einer digitalen Plattform. Außerdem erhalte man Mentoring von Expert:innen und kommt in den Austausch mit Unternehmen, die gerade auch die Vier-Tage-Woche testen oder sie bereits erfolgreich integriert haben. Forscher:innen werden den gesamten Prozess auch wissenschaftlich begleiten und erstellen eine auf das Unternehmen zugeschnittene Auswertung.

Pilotstudie: Vielfalt gegeben?

Noch bis Ende November kann man sich für die Pilotstudie anmelden. Die Testphase beginnt im Februar 2024 und endet im August. Fraglich ist, ob sich auch unterschiedliche Unternehmen bewerben werden. Fehlende Branchen, Industriezweige, oder Unternehmensgrößen und -Arten würden die Ergebnisse weniger repräsentativ und somit auch angreifbarer machen.  „Selbstverständlich ist ein gut verteiltes Sample anzustreben“, sagt Bühren.

New Work-Themen sind meist nur Büros vorbehalten. (Foto: Unsplash/Christopher Burns)

Dafür habe man auch darauf Wert gelegt, im Beirat eine „gute Verteilung“ sicherzustellen. Dieser soll helfen, Teilnehmer-Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen zu gewinnen. Dem Beirat gehören unter anderem Vertreter:innen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, der Industriegewerkschaft Metall, des The Women Leadership Networks oder ein GenZ Speaker an.

Laut Bühren seien bei vielen New Work-Themen oft White Collar-Berufe bzw. Büroberufe im Fokus, während traditionelle Blue Collar Berufe (körperliche oder handwerkliche Arbeit) häufig vernachlässigt werden. „Allerdings können wir natürlich niemanden zwingen, an diesem Versuch teilzunehmen“, sagt Bühren.

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Frisch gekochte, individuell auf die Ernährungsbedürfnisse abgestimmte Mahlzeiten – was viele Menschen in ihrer eigenen Ernährung im Alltag nicht zustande bringen, bietet das 2019 von Stephan Freh, Patrick Etz und Wolfgang Maurer gegründete Wiener Startup HelloBello für Hunde im Abo. Und das ziemlich erfolgreich. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen mit seiner gefrorenen Premium-Nahrung aus regionalen Zutaten “Marktführer im Frischfuttersegment” im deutschsprachigen Raum und erhält regelmäßig Bestnoten in Produkttests.

Haselsteiner, Braith, SquareOne Foods, Hurnaus und Hansmann bereits bei HelloBello an Bord

Schon in der Vergangenheit konnten mit dem Konzept auch zahlreiche Investor:innen überzeugt werden. Schon 2021 stieg etwa Hans-Peter Haselsteiner mit seiner ZMH GmbH beim Startup ein, der sich im Rahmen der Show 2 Minuten 2 Millionen überzeugen ließ und mit Verzögerung investierte. Auch Storebox-Gründer Johannes Braith ist seit damals indirekt über seine Beteiligung an Hardlymountain Capital an Bord. Wenig später kamen unter anderen Tractive-Gründer Michael Hurnaus mit seiner Hornet Ventures und der Linzer Food & Beverages-VC SquareOne Foods hinzu. Im Herbst 2022 stieg im Rahmen einer Zwei-Millionen-Euro-Kapitalrunde schließlich unter anderem auch Business-Angel-Legende Hansi Hansmann ein, wie brutkasten berichtete.

aws Gründungsfonds bei Series A neu dabei

Nun verkündete HelloBello den Abschluss einer weiteren Finanzierungsrunde in Höhe von “mehr als vier Millionen Euro”. Zu Bestandsinvestoren wie Hansmann und Hurnaus kommen in dieser Series-A-Runde der aws Gründungsfonds und ein vom Startup nicht konkret benanntes Schweizer Family Office hinzu. “Dies stellt einen wichtigen Meilenstein dar für das Wachstum in neuen Märkten und die Weiterentwicklung der Produktpalette”, heißt es dazu vom Startup.

“Bei HelloBello haben uns nicht nur die überzeugenden Kennzahlen beeindruckt, sondern vor allem die hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards, die das Gründerteam an ihre Produkte anlegt. Mit ihrem Angebot an Fresh-Frozen Futter hat sich HelloBello vielversprechend im stark wachsenden PetTech-Sektor positioniert. Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Reise mit unseren Co-Investoren”, wird Markus Jandrinitsch, Geschäftsführer des aws Gründungsfonds, in einer Aussendung zitiert.

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