24.11.2022

Vertrauen, Innovation und Massenadaption: Ulli Spankowksi über Krypto-Regulierung

Krypto-Founder Ulli Spankowski von Bison spricht sich in seinem Vortrag klar für mehr Regulierungen in der Branche aus. Nicht zuletzt die Geschehnisse rund um FTX hätten die Notwendigkeit für strengere Rahmenbedingungen bestätigt.
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Ulli Spankowski spricht sich für mehr Regulierung in der Kryptoszene aus © Bison
Ulli Spankowski spricht sich für mehr Regulierung in der Kryptoszene aus © Bison

Vor einigen Tagen war Ulli Spankowski, Chief Digital Officer der Börse Stuttgart und Gründer der deutschen Krypto-Exchange Bison, in Wien. Er gehört zu jenen Unternehmern im Krypto-Space, die sich seit einiger Zeit für mehr Regulierung in der Branche aussprechen. Die jüngsten Ereignisse rund um die Insolvenz der Kryptobörse FTX hätten das seiner Meinung nach bestätigt. Geprägt war seine Wien-Reise also nicht nur vom Besuch des neuen Bison-Offices, sondern auch von Diskussionen rund um FTX, Bison und Krypto-Regulierung. Aber ist sein Unternehmen anders als andere Krypto-Startups? Spankowski sagt “ja” und verweist in seinem Vortrag bei ‘Block & Wine’ auf die Vorteile seines Unternehmens.

Krypto für den Mainstream

Spankowski möchte Kryptohandel Massenmarkt-tauglich machen. Dazu braucht es allerdings Vertrauen. Klaren Vorteil sehe er dabei in der 160 Jahre alten Geschichte des Unternehmens, das hinter Bison steht – die Börse Stuttgart wurde schließlich bereits 1860 gegründet. Ein weiteres “Schlüsselelement” für ein wachsendes Vertrauen und für den maßgeblichen Erfolg der Branche sieht Spankowski zudem in der Krypto-Regulierung. Entsprechend auch der Titel seines Vortrags: “A little regulation never killed nobody.”

“Ein trauriger Moment für die Krypto-Community”

Die Insolvenz einer der größten Krypto-Exchanges der Welt habe Spankowski nicht erwartet. “Es war ein sehr trauriger Moment für die Industrie und für die Community. Man darf aber nicht vergessen: Nur weil ein Player versagt, heißt das noch lange nicht, dass Krypto, Bitcoin oder andere Kryptowährungen versagen”, betont Spankowski. Er ist überzeugt: Die Blockchain ist gekommen, um zu bleiben. “Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Krypto, Blockchain und Distributed-Ledger-Anwendungen unsere Zukunft sind” erklärt er weiter. 

Für die Etablierung im Mainstream hält Spankowski es nicht für vorrangig, dass sich die Menschen mit der dahinter stehenden Technologie auseinandersetzen, geschweige denn auskennen müssen. “Ich weiß nicht, wie mein iPhone technologisch aufgebaut ist, aber ich weiß, wie ich meine Apps benutzen kann. Als User möchte ich einfach nur sichergehen, dass alles passt, wenn ich mein Handy benutze. Und dasselbe gilt für den Krypto-Space”, meint der Bison-CEO. Regulierungen sollten seiner Meinung nach nicht als etwas verstanden werden, dass das Wachstum der Branche aufhält. Es mag das Wachstum zwar verlangsamen, würde letztendlich aber den entscheidenden Faktor für eine Massenadaption darstellen. Hierzu gibt der Founder ein weiteres Beispiel: 

“Die meisten Autos können schneller als 50 km/h fahren. Theoretisch könnten Autobesitzer:innen also jeden Tag mit 200 km/h durch die Wiener Innenstadt fahren. Das tun sie aber nicht. Wieso? Weil es gefährlich ist. Darum gibt es Regeln, die festgelegt wurden, um am Straßenverkehr teilzunehmen, ohne jemanden zu verletzen. Regulierung kann also ein Blocker sein. Sie verlangsamt einiges – genauso wie die Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie hat aber auch ihre Vorteile und konzentriert sich auf das Wesentliche.”

Kein Blocker für Innovation

Mit dieser Annahme sei Entwicklung und Innovation weiterhin gegeben. Und gerade das ist Spankowski als FinTech-Gründer so wichtig, denn Innovation in der Finanzindustrie finde nicht in den großen Corporates, sondern vor allem in Startups statt. Viele Krypto-Startups hätten zwar großartige Ideen, letztendlich gehe es laut Spankowski aber nicht immer nur darum, wer die besten Ideen hat. Die traditionelle Finanzindustrie sei schließlich nicht dümmer als die FinTech-Startup-Szene. Sie hätten lediglich die Erfahrung gemacht, dass es Regeln und Regulierungen gibt, in deren Rahmen man die eigenen Produkte entwicklen muss. 

“Als Startup-Founder denkt man vielleicht, man könne die Welt verändern und man sieht Regulierung als ein Hindernis, das einem im Weg steht. Ich persönlich halte das für einen Fehler, da man nur mit einem regulatorischen Rahmen langfristige Produkte für seine Kund:innen entwickeln kann”, erklärt Spankowski in seinem Vortrag. Regulierungen zu befolgen sei also nicht nur eine Pflicht, sondern auch vorteilhaft für die Kund:innen, da man damit besagtes Vertrauen aufbaut. “Wenn man die jüngsten Ereignisse betrachtet, sehen wir eine Bewegung, die Innovation und technologischen Fortschritt vor Sicherheitsfaktoren und Risikomanagement stellt”, meint der Founder kritisch. 

Wie viel Macht haben Krypto-Börsen?

Auf den Hinweis aus dem Publikum, dass FTX US ebenfalls reguliert war und die bekannten Ereignisse dennoch möglich waren, verweist Spankowski auf die vielen weiteren Standorte des Unternehmens in Ländern, wo es wenig bis keine Regulierungen gab. Die Regulierungsbehörden eines Landes hätten dementsprechend keinen Einfluss, der über Ländergrenzen hinweggeht. Zudem verweist er auf die fragwürdige Bedeutung der “Terms and Conditions” eines Unternehmens. Diese könnten im schlechtesten Fall nichts bedeuten. “Das haben wir vor wenigen Wochen bei FTX beobachtet”.

Eine weitere kritische Publikumsfrage bezieht sich auf die Machtposition der großen Kryptobörsen. Wenn man so groß ist, könne man schließlich die Regularien erkaufen, oder nicht? Auch dazu teilt Spankowski seine Sichtweise. Zum einen glaube er daran, dass man den meisten großen Krypto-Unternehmen vertrauen könne, auch wenn man immer Einzelbeispiele finden würde, die das Vertrauen der Community brechen. Auf der anderen Seite stehe er selbst vollkommen hinter dem Ausdruck “not your keys, not your coins” – auch er würde nicht all seine Kryptos auf einer zentralisierten Exchange halten. Zugleich stellt er ein Szenario in den Raum: “Was passiert wenn ich sterbe und niemand Zugriff auf meine Assets hat? Dann gilt immer noch ‘not your keys, not your coins’. Genauer gesagt gilt dann ‘my keys, not anybody’s coins’. Niemand aus meiner Familie wird die Möglichkeit haben, auf all meine Assets Zugriff zu erhalten. Wie geht man damit um?” 

Alle müssen für sich selbst entscheiden

Für Spankowski könne man manche Probleme dann doch nicht ausschließlich mit der Blockchain lösen und ein gewisses Maß an Vertrauen müsse man letztendlich auch selbst haben. 

Doch am Ende des Tages gibt es kein richtig oder falsch, kein ja oder nein, meint Ulli Spankowski. “Ich persönlich habe ein gewisses Grundvertrauen in das System. Letztendlich müssen alle für sich selbst entscheiden. Wir bei Bison möchten ein Produkt anbieten, das viele Menschen nutzen können. Es ist unsere Mission, jeder und jedem zu ermöglichen, unser Produkt zu nutzen”, meint er. Die Daseinsberechtigung von Krypto-Exchanges argumentiert der Founder also nicht zuletzt damit, dass sie technologische Hürden für User:innen enorm erleichtern würden. “Unser ältester Kunde ist 92 Jahre alt und ist dankbar für die unkomplizierte Handhabung,” erklärt Spankowski abschließend.

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(c) Under the Hours

Die Modeindustrie hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Insbesondere synthetische Fasern wie Polyester tragen zur Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik bei. Mittlerweile gibt es aber bereits alternative Möglichkeiten, um die den ökologischen Fußabdruck in der Modeindustrie zu reduzieren. Eine davon umfasst den Einsatz von Milchfasern. Sie wird aus Milchproteinen gewonnen, die aus überschüssiger oder unbrauchbarer Milch stammen, was gleichzeitig Lebensmittelabfälle reduziert.

Wie es zur Gründung von Under the Hours kam

In Österreich beschäftigt sich seit 2021 Mona Heiß intensiv mit der Ressource Milchprotein. Heiß stellt die Stoffe für „Under the Hours“ nicht selbst her, sondern bezieht sie von spezialisierten Lieferanten. “Um Stoffe aus innovativen Materialien wie Milchfasern herzustellen, bräuchte man eine riesige Fabrik und spezialisierte Maschinen,” erklärt die Gründerin. Stattdessen arbeitet sie mit technischen Partnern in London und Lieferanten aus Europa zusammen, die sich auf die Herstellung nachhaltiger Textilien spezialisiert haben.

(c) Under the Hours

Die Idee zu “Under the Hours” entstand aus einem persönlichen Bedürfnis von Heiß. Als sogenannte “Petite-Frau” fand sie es frustrierend, keine passende Unterwäsche in ihrer Größe zu finden, die gleichzeitig ihren Ansprüchen an Komfort, Stil und Nachhaltigkeit gerecht wurde.

Zusätzlich dazu entschied sie sich nach dem Film „Plastic Planet“, komplett auf Kunstfasern zu verzichten und stattdessen nur noch natürliche Materialien zu tragen. “Ich wollte Unterwäsche, die nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt und umweltfreundlich ist”, so Heiß. Da der Markt dafür jedoch wenig zu bieten hatte, nahm sie die Sache selbst in die Hand und begann, eigene Lingerie zu nähen. Diese erste Erfahrung weckte ihre Leidenschaft, eine Marke zu schaffen, die modische Lingerie aus nachhaltigen Materialien wie Milchfasern herstellt – und so wurde die Idee für „Under the Hours“ geboren.

Neben ihrer Tätigkeit bei “Under the Hours” ist Heiß auch als Co-Founderin beim Startup „Freundeskreis“ aktiv, das sich auf auf die Produktion von veganen Käse spezialisiert hat. Dort bringt sie ihre Expertise im Bereich Marketing ein. Mehr über das Startup Freundeskreis könnt ihr auch hier nachlesen.

Finanzierung des Unternehmens

In Bezug auf das Wachstums möchte das Startup bewusst auf ein organisches Wachstum setzten. “Wir haben uns entschieden, aktuell kein externes Kapital von Investoren aufzunehmen,” so Heiß. “Ich habe als Gründerin die Erfahrung gemacht, dass es besonders für Frauen schwierig ist, Investoren für ein Nischenprodukt wie nachhaltige Lingerie zu gewinnen.” Für die Zukunft ist die Gründerin jedoch offen für strategische Partnerschaften, vor allem mit potenziellen Partnern die auch Know-how in die Firma einbringen können.

(c) Under the Hours

Bisher konnte das Unternehmen durch verschiedene Förderprogramme wie den aws-First-Inkubator und die Wirtschaftsagentur Creative Pioneer Unterstützung erhalten. Auch beim Greenstart-Wettbewerb schaffte es „Under the Hours“ unter die Top 10, was zusätzliche Sichtbarkeit und wertvolles Netzwerk brachte. Die ersten Kollektionen wurden zudem über Cashflow finanziert, was es dem Startup ermöglicht, flexibel zu bleiben und die volle Kontrolle über die Ausrichtung des Unternehmens zu behalten.

Vorstellung der neuen Kollektion

Vom 4. bis 7. Oktober präsentiert das Startup nun seine erste Lingerie- und Loungewear-Kollektion im Rahmen eines Pop-ups im Kunstraum Feller in der Kaiserstraße 54. Die aus Milchfasern hergestellten Modelle sind laut der Gründerin geruchsneutral, atmungsaktiv und besonders hautverträglich. “Sie bieten ein unvergleichlich angenehmes Tragegefühl und sind gleichzeitig umweltfreundlich”, so die Gründerin. Während der Präsentation wird Heiß täglich von 17:00 bis 20:00 Uhr vor Ort sein, um alle Fragen zur Kollektion zu beantworten und die Besucher persönlich zu beraten.


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