28.10.2015

Versicherungs-Startup Financefox: „Kümmern uns um alles. Kostenfrei.“

Financefox ist in wenigen Monaten zum größten Versicherungsmakler der Schweiz gewachsen. Anfang nächsten Jahres kommt der digitale Versicherungsmanager nach Österreich.
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Auch Manager sollten sich zwischendurch Freizeit gönnen.

„Es ist ein Bereich im Leben, der sehr viel Frust auslöst. Weltweit“, sagt Serial-Entrepreneur Julian Teicke. Gemeint ist der Papierordner, in dem in nahezu jedem Haushalt Versicherungspolizzen verstauben. „Die meisten Kunden wissen gar nicht, wofür sie überhaupt versichert sind“. Die Kunden sind frustriert, der Makler-Markt stark fragmentiert und die Versicherungsbranche von der Digitalisierung bisher bestenfalls gestreift: „Der Markt ist reif für disruption“, fasst Teicke zusammen.

Alle Polizzen in einer App

Gesagt, getan, hat Teicke daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und Anfang 2015 in der Schweiz die Online-Plattform Financefox gestartet. Das Prinzip wirkt simpel: Kunden übermitteln Financefox alle ihre Versicherungsverträge und der Dienst präsentiert alle relevanten Daten wie Polizzen, Kosten oder Ablaufdaten in einem übersichtlichen Interface via Web oder App auf Smartphone oder Tablet. „Wir kümmern uns um alles“, sagt Teicke im Gespräch mit dem Brutkasten. Es bleibt also nicht nur bei einer schicken Aufbereitung aller Daten: jeder Kunde hat einen persönlichen Berater, erhält Angebote, wenn es günstigere Versicherungsmöglichkeiten gibt und kann in einem Schadensfall einfach Fotos per Smartphone übermitteln und Financefox kümmert sich um die Abwicklung. „Für den Kunden ist das komplett kostenfrei“, so Teicke. Geld verdient das Startup über die sogenannte Makler-Courtage, die Versicherer für die Leistung des Maklers bezahlen.

„Ein Geschäftsmodell, das alle glücklich macht“

„In der Schweiz sind wir schon jetzt einer der größten Makler“, sagt Teicke. Und damit der größte Feind herkömmlicher Versicherungsmakler? Keineswegs, meint der Gründer: „Wir erzeugen auch eine Win-Situation für den fragmentierten Makler-Markt“. Financefox stellt Maklern die technische Lösung für deren Kunden zur Verfügung. Die Makler hätten einfach nicht die Ressourcen, solche Lösungen anzubieten und sie können in der Kooperation mit Financefox ihre Kunden behalten. „Da haben wir glaube ich wirklich den Zahn der Zeit getroffen – wir haben Broker, die uns ihre kompletten Bestände einfach übertragen“.

Ein Geschäftsmodell, das die gesamte Branche glücklich macht? „Auch Uber hat zunächst die existierenden Strukturen im Markt ausgenutzt und die eigentliche Disruption kommt erst: die werden Marktführer im fahrerlosen Fahren“, meint Teicke. Auch Financefox solle sich zuerst in den bestehenden Strukturen etablieren und erst dann zuschlagen: „Wem das Frontend gehört, dem gehören am Ende auch die Kunden“.

Nächstes Ziel: Österreich, dann die ganze Welt

Financefox wächst schnell und drängt auch bereits in internationale Märkte. Noch im Oktober folgt der Deutschlandstart und Anfang 2016 will Teicke den gesamten deutschsprachigen Markt abdecken. Auch in anderen Märkten spüre er aber ein „großes Bedürfnis“ nach seinem Geschäftsmodell. „Wir evaluieren gerade, wie schnell wir dieses Geschäftsmodell expandieren können. Es gibt sehr großes Interesse aus den USA, China, Hong Kong. Die Marktdynamiken sind überall sehr ähnlich“.

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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