22.07.2019

Velonto: Linzer Maturanten entwickeln Fahrrad-Uber für Einkäufe

Startup-Portrait. Velonto ist eine On-Demand-Plattform, ähnlich wie Uber, für Besorgungen und Transporte innerhalb der Stadt mithilfe von Fahrrädern und E-Scootern. Wir sprachen mit Co-Founder Josef Chen über Entrepreneurship als Schüler und geplante Expansionen.
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Velonto, Uber, Linz, Wien, Josef Chen
(c) Velonto - Das Velonto-Gründungsteam möchte mit seiner App regionale Betriebe stärken.

Zwischen Mathematik und dem Englisch-Unterricht gab es für fünf junge Linzer Schüler des Aloisianum nur eine Leidenschaft. Das Startup der Maturanten Velonto bietet einen innerstädtischen on-demand Lieferservice – quasi ein umweltschonendes Uber für Besorgungen und Lieferungen mit dem Fahrrad.

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Jakob Mayrhofer, Josef Chen, Erik Rohringer, Moritz Haas und Paul Nober haben dafür 2018 zwei Apps herausgebracht: Eine für Hobbyradfahrer, die die Lieferungen übernehmen wollen; die andere für Kunden, die Velonto als Dienstleister buchen möchten. Nach der Reifeprüfung möchten die Gründer ihr Unternehmen nun vorantreiben.

Velonto-App soll regionale Betriebe stärken

“Die App erlaubt regionalen Betrieben, sich gegenüber großen E-Commerce Unternehmen wieder neu zu positionieren und verlorenes Potential wieder herzustellen. Denn das Bestellen im Internet und das Liefern bis direkt vor die Haustüre hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Durch das Anbieten einer Full-Service Lösung nimmt Velonto den Betrieben den aufwendigen Bestell- und Lieferaufwand komplett ab”, erklärt Chen.

Geschäftesterben in den Städten

Die Idee dazu hatte Chen, nachdem er beobachten konnte, wie das Problem des “Geschäftesterbens” in den Städten immer größer wurde. “Aus Bequemlichkeit und um dem steigenden Alltagsstress zu entkommen, wird in der heutigen Zeit immer mehr im Internet bestellt, anstatt den regionalen Handel zu unterstützen. Unsere App bietet regionalen Partnern eine Plattform, um auch im Internet aktiv und präsent zu sein”, sagt Chen.

Gute Noten und Startup führen

Bei der Gründung von Velonto war es für die ehemaligen Schüler die größte Hürde, ihre schulischen Pflichten nicht zu vernachlässigen. Entwicklungspausen aufgrund von Schularbeiten oder Tests hatten zur Folge, dass Zeit verloren ging, weil man alle Gründungsmitglieder wieder auf den neuesten Stand bringen musste, erzählt Chen: “Nachdem jeder einzelne von uns seine Zeitplanung perfektioniert hatte und wir unsere Tätigkeiten mit speziellen Programmen dokumentiert und übereingestimmt hatten, konnten wir diese Hürde aber relativ leicht überwinden. Mit den Fahrern jedoch hatten wir große Schwierigkeiten, da durch die fehlende Regelmäßigkeit von einkommenden Aufträgen nur wenige bereit waren, spontan einen Auftrag auszuführen”, erinnert sich Chen.

Launch Anfang August

Nachdem jedoch diese Probleme ausgemerzt waren, kann die Plattform nun aktuell insgesamt auf 1000 User in Linz seit dem Beta-Launch im November des Vorjahres zurückblicken. Alles via “word of mouth”, wie Chen erzählt: “Für unseren offiziellen Launch Anfang August diesen Jahres, der die Partnerintegration beinhaltet, haben wir bereits über zehn Restaurant-Partner in Linz. Darunter: Miyako Ramen, Trisha’s Eatery, Taj Mahal und Los Mayas”.

Velonto, Uber, Linz, Wien, Josef Chen
(c) Velonto – Expansionen des Velonto-Services in andere Bundesländer sind 2020 geplant.

Wien und München im Blick

Im September ist zudem noch die Erweiterung mit Partnern aus dem Einzelhandel geplant. Anfang November wird die Expansion nach Wien und in andere Bundeshauptstädte vorbereitet. “Wir wollen Anfang 2020 in Wien launchen. Ein Rollout nach Deutschland, zuerst München, ist mittelfristig auch geplant”, sagt Chen.

Sechsstelliges Investment von Friends & Family

Die fünf Gründer von Velonto, die von der Startup-Foundry “Friends & Family” mit einem sechsstelligem Investment unterstützt wurden, zeigen sich erstaunt über die Fülle an Startup-Förderprogrammen im Lande. “Als Startup wird man vom Staat in jedem Bereich unterstützt und begleitet, beispielsweise durch das tech2b Inkubator-Programm. Auch die zunehmende Digitalisierung von Behördenwegen erleichtert uns die Arbeit enorm. Österreich als Gründungsort war definitiv die richtige Entscheidung”.


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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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