19.04.2018

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

Das österreichisch-mexikanische Startup Vaustil will den europäischen Griller-Markt mit argentinischem Know-how erobern. Dafür wurde ein Smart-Grill mit Bluetooth-Anbindung entwickelt. Heute startete eine Kickstarter-Kampagne.
/artikel/vaustil-smart-grill-fuer-gadget-fans
Smart Grill
(c) Vaustil: Gründer Juan Rosenzweig aus Mexiko bringt sein Griller-Know-how nach Österreich.

Die Bezeichnung “Vaustil” sei, wie Co-Founder Michael Steiner erklärt, keineswegs als Anspielung an eine bekannte Skisprungtechnik, den V-Stil, gedacht. Selbst wenn das gleichnamige Startup sein Produkt auf Pressefotos in den schneebedeckten österreichischen Bergen inszeniert: Vaustil bedeute in diesem Fall, dass des Mannes liebstes Gartenspielzeug, das Steiner und sein Team auf neue Art entwickelt haben, ganz einfach über einen Rost in der V-Form typisch argentinischer Griller verfüge. Fakt ist, dass das Unternehmen Vaustil mit dem “Primero” sowie dem “Primero smart” zwei Smart Grill-Modelle auf den Markt bringt, die die Herzen von Technik-Freaks höher schlagen lassen sollen, sich preislich aber absolut mit herkömmlichen Geräten dieser Art messen können.

+++ Paul Potato: Kärtner Startup erreicht das 13-fache des Kickstarter-Ziels +++

Smart Grill: Neuerfindung des Altbekannten

Initiator war der Mexikaner Juan Rosenzweig, Steiners Schwager, dessen Familie bereits in seiner Heimat in dieser Geschäftssparte erfolgreich ist. Gemeinsam habe man erkannt, dass es diese Art des Grills, die eben dem argentinischen Stil folgt, in Europa praktisch nicht gebe – und den Plan gefasst, das Ganze von Österreich aus, technologisch aufgepeppt, zu vermarkten. Herausgekommen ist mit dem “Primero” bzw. “Primero Smart” ein Smart-Grill, dessen integrierter Anzündkamin das Erzeugen der Glut von selbst übernimmt. “Der höhenverstellbare V-Profil-Rost sorgt dafür, dass Flüssigkeiten nicht in die glühende Kohle tropfen können”, wie das Unternehmen informiert, “und ermöglicht ein genaues Anpassen der Temperatur auf das jeweilige Grillgut.”

Hitze als Herausforderung

Der “Primero Smart” verfügt über sieben Temperatursensoren, die mittels App am Smartphone ausgelesen werden. Sie zeigt die Hitzeverteilung in sieben Zonen genau an und gibt Empfehlungen zur richtigen Rosthöhe ab. In der Entwicklung der Smart Grill-Hardware, die gut drei Jahre in Anspruch genommen hat, stellten genau diese Bluetooth-Sensoren eine besondere Herausforderung dar. “Klassische Elektrobauteile halten üblicherweise eine Obergrenze von 120 Grad Celsius aus”, erklärt Martin Weigand, Geschäftsführer von Vaustil. Also wurde versucht, Standardbauteile so zu optimieren, dass sie mit höheren Temperaturen zurecht kommen, oder aber ihre Lage im Gerät zielführend zu verändern. Nachdem im Griller Temperaturen von über 500 Grad vorkommen, zeigen sich die Entwickler besonders stolz darüber, eine inzwischen auch patentierte Lösung gefunden zu haben.

Wertvolle Vorerfahrung

Hilfreich war, dass die Gründer bereits Erfahrung in der Hardware-Entwicklung hatten – Weigand etwa im Bereich der Motorentwicklung. “Natürlich versucht man von Beginn an, das Ganze möglichst schlank aufzustellen, sich von einem Prototyp zum nächsten zu verbessern und das Produktdesign immer weiter zu perfektionieren”, so Weigand. Im Wesentlichen sei das Endprodukt nun seit einem guten Jahr fertig, die finale Version – mit optimierten Feinheiten – gibt es seit Jänner.

Nun will man gemeinsam mit den Konsumenten entscheiden, wo eventuell weiteres Feintuning nötig sein wird: Vaustil vertreibt die beiden Primero-Griller vorerst über eine Kickstarter-Kampagne in Europa und den USA. Angesichts der vorhandenen Konkurrenzprodukte darf der Startpreis von 890 bzw. 990 Euro (Smart-Version) – der allerdings wirklich nur für “Early birds” gilt – durchaus als Kampfansage bezeichnet werden. Rosenzweig: “Wir verwenden ausschließlich hochwertige Materialien wie Edelstahl, Aluminium und Eiche und fertigen unsere Produkte in Österreich an. Mit dem Vaustil Primero wollen wir zeigen, dass ein Luxusgrill nicht gleichbedeutend mit überdurchschnittlich hohen Preisen ist”. Einige Stunden nach Start der Kampagne liegt sie bei knapp unter der Hälfte des Finanzierungsziels von 25.000 Euro. Man bedenke, dass es für das Ziel keine 30 Geräte verkauft werden müssen.

“Gewinne sind nicht das Ziel einer Kickstarter-Kampagne”

Bis zum Einspielen der bislang angelaufenen Kosten dürfte es dann aber eine Weile dauern, aber Gewinne “sind nicht das Ziel einer Kickstarter-Kampagne”, sagt Steiner, sondern eben “das Markt-Feedback.” Dennoch gibt er preis, dass der erste Prototyp des Smart Grill “zwischen fünf- und zehntausend Euro” gekostet habe: “Man ahnt im Vorhinein gar nicht, wie viele Einzelstücke so ein Hardware-Teil hat, und das alles kostet eben Geld”. Neben dem unentgeltlichen Arbeitseinsatz des Gründerteams wurden an die 400.000 Euro in die Entwicklung eingebracht. Förderungen habe man erst auf halber Strecke, nach eineinhalb Jahren, in Anspruch genommen, und damit u.a. weitere Arbeitskräfte zugekauft. Als wichtigsten Tipp für unerfahrene Gründer im Hardware-Bereich führt Steiner dann auch an, sich unbedingt von Profitechnikern beraten zu lassen. Dann benötige man nur noch “einen langen Atem” und sollte “seine Zahlen im Griff” haben.

⇒ Zur Page des Startups

Deine ungelesenen Artikel:
30.12.2024

Börse-CEO Boschan: “330 Mrd. Euro an niedrigverzinstem Kapital fehlen auch Unternehmen bei Innovationsfinanzierung”

Interview. Die Regierungsverhandlungen befinden sich in der entscheidenden Phase. Was bräuchte es aus Kapitalmarktsicht in der kommenden Legislaturperiode? brutkasten hat bei Christoph Boschan, dem CEO der Wiener Börse nachgefragt.
/artikel/christoph-boschan-wiener-boerse-interview
30.12.2024

Börse-CEO Boschan: “330 Mrd. Euro an niedrigverzinstem Kapital fehlen auch Unternehmen bei Innovationsfinanzierung”

Interview. Die Regierungsverhandlungen befinden sich in der entscheidenden Phase. Was bräuchte es aus Kapitalmarktsicht in der kommenden Legislaturperiode? brutkasten hat bei Christoph Boschan, dem CEO der Wiener Börse nachgefragt.
/artikel/christoph-boschan-wiener-boerse-interview
Wiener-Börse-CEO Christoph Boschan
Wiener-Börse-CEO Christoph Boschan | Foto: brutkasten / Wiener Börse (Hintergrund)

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach, darunter etwa FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth, mit PlanRadar-Co-Founder Sander van de Rijdt und mit Storebox-Co-Founder Johannes Braith.

Zum Thema Kapitalmarkt haben wir nun bei Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, nachgefragt.


brutkasten: Die Regierungsverhandlungen befinden sich in der entscheiden Phase. Was sind die wichtigsten Maßnahmen, die in Österreich umgesetzt werden sollten, um Kapitalmarkt und Börse zu stärken?

Christoph Boschan: Die schnellste und einfachste Maßnahme wäre die Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere bzw. die Einführung eines Vorsorgedepots. Das lag alles fix fertig auf dem Tisch und stand im letzten Regierungsprogramm.

Gewichtiger wäre eine bessere Abstimmung des Pensionssystems auf den Kapitalmarkt, also eine teilweise Veranlagung der ersten Säule am Aktienmarkt. Da spreche ich übrigens nicht mit dem reinen Blick durch die “Kapitalmarkt-Brille”. Das würde zugleich den Staatshaushalt entlasten und die Pensionsfinanzierung nachhaltig absichern und Geld für die Innovations- und Wachstumsfinanzierung bereitstellen.

Sie haben in einem brutkasten-Studiotalk im September gefordert, “zentrale, mächtige, große Kapitalsammelstellen zu errichten”. Was genau verstehen Sie darunter, beziehen Sie sich primär auf Pensionsfonds oder verstehen Sie das Konzept breiter?

In der teilweisen Veranlagung der ersten Säule am Kapitalmarkt liegt tatsächlich das größte Potenzial, ein bis zwei Prozent machen hier auf einige Jahre gesehen bereits viel aus. Die zweite Säule könnte mit einer verpflichtenden betrieblichen Vorsorge gestärkt werden. Oder man kreiert einen Staatsfonds nach norwegischem Vorbild.

Abseits davon gibt es in Österreich 330 Mrd. Euro an niedrigverzinstem privatem Kapital, die nicht nur keine Rendite abwerfen, sondern den Unternehmen auch bei der Innovationsfinanzierung fehlen. Die Liste an Möglichkeiten ist lang, wie auch jene der schon existierenden Blaupausen in Europa.

Welche Maßnahmen bräuchte es konkret? Welche dieser Schritte können in Österreich gesetzt werden und welche nur auf europäischer Ebene?  

Die entscheidenden Schalthebel sind tatsächlich bei den Nationalstaaten. Vorlagen, die für den österreichischen Anwendungsfall angepasst werden können, gibt es genug. Norwegen mit dem Staatsfonds, Schweden mit der teilweisen Veranlagung der Pensionen am Kapitalmarkt, die Schweiz mit der verpflichtenden betrieblichen Altersvorsorge. In Deutschland kommt nun das Vorsorgedepot mit steuerbegünstigter Wertpapierveranlagung. Alles, was eine zu befürwortende Harmonisierung betrifft, etwa beim Gesellschafts-, Insolvenz- und Steuerrecht, ist auf EU-Ebene zu lösen.

Stichwort EU-Ebene. Sie sprechen auch oft von der “unvollendeten Kapitalmarktunion”. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um diese Kapitalmarktunion zu vollenden?

Das deckt sich mit den zuvor diskutierten Ansätzen, die jedoch in der langen Liste der – grundsätzlich zu befürwortenden – Ziele der Kapitalmarktunion nur unzureichend adressiert werden können, da derzeit die großen Kapitalsammelstellen nur durch die Mitgliedsstaaten geschaffen werden können. Ohne große Kapitalsammelstellen werden wir die europäische Konkurrenzfähigkeit nicht entscheidend ankurbeln können.

Inwiefern können Kapitalreserven in privaten Altersvorsorgesystemen oder Pensionsfonds als „Treibstoff“ für tiefe und liquide Märkte dienen? 

Indem sie in börsennotierte Unternehmen investieren. Damit schaffen wir die besagten großen Liquiditätspools bzw. Kapitalsammelstellen. Die Unternehmen haben somit eine umfassendere Kapitalquelle für Innovation und Wachstum. Das erklärt auch, warum wir in Europa mit Abwanderung von Listings in Richtung USA zu kämpfen haben. Wachstumsorientierte Unternehmen gehen dorthin, wo sie potenziell das meiste Kapital bekommen können.

Wenn wir wollen, dass das nächste Google, Meta oder Amazon aus Europa kommt, müssen wir hier anpacken. Volkswirtschaften mit entwickelten Kapitalmärkten wachsen schneller und erholen sich rascher von Krisen.

Sie haben bereits angesprochen, dass die nun scheidende Regierung die Wiedereinführung der Behaltefrist für Aktien im Regierungsprogramm vereinbart hatte, ohne sie dann tatsächlich umzusetzen. Für wie wichtig – verglichen mit anderen Möglichkeiten, Anreize zu schaffen – wäre diese Maßnahme, um die private Vorsorge über die Börse attraktiver zu gestalten?

Ich bin immer dafür, Individuen zu ermächtigen und zu stärken und genau das macht die Behaltefrist. Die Befreiung von der KESt (Kapitalertragssteuer) für die langfristige Altersvorsorge ist als Anreiz nicht zu unterschätzen. Sie ist längst überfällig.

Versteuertes Arbeitseinkommen wird in Unternehmen investiert, diese schütten mit Körperschaftsteuer besteuerten Gewinn aus, auf den nochmal 27,5 Prozent geltend werden. Diese steuerliche Eskalation ist immens. Wer vorausschauend agiert und für sein Alter vorsorgt, sollte dringend entlastet werden.

Sie vertreten mit der Wiener Börse die österreichische Nationalbörse. Aktuell kursieren einige Vorschläge, die einen anderen Bereich, nämlich den vorbörslichen Kapitalmarkt betreffen und diese attraktiver machen sollen, etwa die Schaffung eines Dachfonds, der in bestehende Venture-Capital-Fonds investiert, oder einen Beteiligungsfreibetrag für Business Angels und andere private Kapitalgeber. Wie blicken Sie darauf?

Ich halte Ansätze, die Innovation, junges Unternehmertum und Wachstum fördern immer für begrüßenswert. Von jungen Unternehmen, die am Beginn ihrer Reise mit genügend Kapital ausgestattet werden, wird in weiterer Folge auch die Börse, die am oberen Ende der Finanzierungsstufen steht, profitieren.


Aus dem Archiv: Christoph Boschan im brutkasten-Studiotalk (September 2024):


Aus dem brutkasten-Printmagazin: Warum ein Börsengang nicht nur etwas für Großkonzerne ist


Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Vaustil: Wiener Startup bringt “Smart Grill”