07.01.2022

Uptraded: Tiroler Startup entwickelt “Tinder” für den Second-Hand-Kleidertausch

Das Tiroler Startup Uptraded hat eine digitale Plattform für den Kleidertausch entwickelt, die auf das bewährte Swipe & Match Prinzip von Tinder & Co setzt.
/artikel/uptraded
(c) Uptraded

Die weltweite Textilindustrie produziert pro Jahr rund 1,2 Milliarden Tonnen an CO2-Äquivalente. Dies entspricht mehr CO2 als der gesamte Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. Die Tendenz ist stark steigend. Allein von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der Kleidungskäufe weltweit verdoppelt, von jährlich etwa 50 Milliarden auf mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke. Der Trend wird angetrieben durch Fast-Fashion und die Produktion in Billiglohnländern.

Doch es gibt auch einen Gegentrend. Gleich mehrere Studien bescheinigen dem Geschäft mit Secondhand-Mode einen enormen Wachstumsschub. Laut dem Marktforschungsinstitut Global Data soll sich der globale Umsatz für Second-Hand-Kleidung in den nächsten drei Jahren auf 52 Milliarden Euro fast verdoppeln.

Uptraded: Mit Second-Hand-Kleidung

Auf diesen Wachstumsmarkt möchte nun auch das Tiroler Startup Uptraded aufspringen, das eine digitale Plattform für den Kleidertausch entwickelt hat. Die Idee ist simpel: Über die Plattform können Nutzer:innen ihre ungenutzte Kleidung mit der Kleidung anderer Nutzer:innen tauschen. Das Startup verbindet dabei das bewährte Swipe & Match Prinzip von Dating Apps, wie Tinder & Co, mit den Mechaniken von Second-Hand-Marktplätzen, wie willhaben oder Shpock.

Kleidertausch mit intelligenten Algorithmen

Ein gegenseitiges Like erzeugt ein unverbindliches „Match“, wodurch sich eine Chatfunktion öffnet und die Nutzer:innen anschließend den Tausch ihrer Kleidung vereinbaren können. Zudem können über einen Suchfilter bestimmte Kleidungswünsche angegeben werden. Intelligente Algorithmen sorgen schlussendlich dafür, dass auch die passende Kleidung vorgeschlagen wird. Damit der Kleidertausch möglichst effizient abgewickelt wird, zeigt Uptraded zudem die Kleidung aus der nächsten Nähe an. So sollen die Nutzer:innen auch Versandkosten sparen.

Plattform zählt mehr als 2000 Nutzer:innen

Die Idee zu Uptraded entwickelte ursprünglich CPO und Co-Founder Bruno Huber im Rahmen eines Auslandssemesters in Portugal. Mittlerweile ist das Team auf über fünf Personen angewachsen, wobei Anna Greil, ebenfalls Co-Founderin, die Geschäfte als CEO führt. Breits Anfang 2021 entstand ein erster Prototyp einer Web-Applikation. Aktuell zählt die Plattform mehr als 2000 Nutzer:innen, die rund 400 Tauschgeschäfte abgewickelt haben.

Zudem betreibt Uptraded einen eigenen Instagram-Account, um die Community weiter aufzubauen. “Auf unserem Instagram Channel informieren wir über die Einflüsse der Modeindustrie auf die Umwelt und die Gesellschaft”, so Greil. Aktuell wird die Plattform unter anderem auch auf Universitäten beworben.

Uptraded gewinnt die aws First Pitch Night

Wie Greil im Rahmen von One Change a Week weiters erläutert, hat sich die Plattform bis lang selbst und aus Förderungen finanziert. Unter anderem wurde Uptraded durch aws Creative Impact und das Inkubator-Programm aws First gefördert. Ende Dezember konnte das Startup zudem den Jury-Preis der aws First Pitch Night für sich entscheiden.

Als größte Herausforderung sieht Greil das Nutzer-Wachstum, um eine “kritische Masse” zu erreichen. Um die Plattform bekannter zu machen, möchte das Startup 2022 hierfür auf Investorensuche gehen. Zudem wird aktuell am Geschäftsmodell gefeilt. So könnte künftig auf der Plattform nachhaltigen Brands gegen Bezahlung eine Bühne geboten werden. Auch im B2C-Bereich ließe sich prinzipiell Geld verdienen, indem Nutzer:innen über ein Pro-Version ihre Kleidung noch mehr “pushen” können. Aktuell steht die App als Freemium-Version für Mobilgeräte zur Verfügung.


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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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