07.06.2024
UMSTRUKTURIERUNG

uptraded: Online-Tauschmarkt geht offline

Offline ist gerade viel los beim Tiroler Startup uptraded: Nach einigen kleineren Tauschevents wird nun Ende Juni der erste mehrtätige Pop-Up-Markt in Wien ausgerichtet. Die App, das eigentliche Herz des uptraded-Konzepts, ist hingegen seit einigen Tagen nicht mehr verfügbar. Was ist da los? brutkasten hat mit Co-Gründerin Anna Greil gesprochen.
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uptraded-Co-Gründerin Anna Greil. (c) Uptraded

Ausbeuterische Bedingungen, Kinderarbeit, giftige Chemikalien. Fast jede:r ist sich der negativen Konsequenzen von Fast Fashion bewusst. Trotzdem kommt man bei den meisten gängigen Modemarken und -ketten nicht um das schlechte Gewissen herum.

Aber uptraded-Gründerinnen Anna Greil, Kayla De Leon und Oi Leng Cheong wollen sich nicht darüber auslassen, wie schlecht die Fashionindustrie ist. Das komme ihnen nicht ehrlich vor – die selbsternannten revolutionären Fashionistas lieben nämlich selbst auch Mode. Deshalb haben sie 2022 die uptraded-App gegründet und ihr Startup um sie herum aufgebaut.

Das “Tinder für Mode” matcht Leute, die die Kleidungsstücke des jeweils anderen liken, und vernetzt sie für den Tausch. Das Ziel: mehr Positivität und gutes Gewissen in den Kleiderschrank zu bekommen. Durch Second-Hand-Klamotten, der nachhaltigsten Form von Mode, soll das „Slow Fashion Movement“ angefeuert werden.

Das Konzept, für neue Sachen lediglich mit alten, ungeliebten bezahlen zu müssen, ist ein großes Incentive für vor allem junge, umweltbewusste Menschen mit begrenztem Budget. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Über 20.000 Nutzer:innen verzeichnet die Plattform mittlerweile.

uptraded-App außer Betrieb: “Es kommt etwas Großartiges”

Wenn man die uptraded-App als ein „Tinder für Mode“ bezeichnet, sind die Tauschevents des Tiroler Startups wohl eine Art Blind-Dating. In letzter Zeit hat das Startup verstärkt auf solche Vor-Ort-Tauschbörsen gesetzt, bei denen Interessierte mit ihren alten Sachen vorbeikommen und sich durch die der anderen durchstöbern können.

Eigentlich war seit der Gründung vor zwei Jahren die App mit der Swipe-Funktion für Kleidung das Herz von uptraded; diese wurde jedoch nun vom Netz genommen. Seit drei Tagen liest man beim Öffnen lediglich die etwas kryptische Nachricht: “Wir schließen die uptraded App, weil etwas Großartiges kommt”. Wird uptraded also nun komplett zur Vor-Ort-Tauschbörse umstrukturiert?

Nicht ganz. Man wolle den Offline-Standbein zwar stärken, aber die App solle trotzdem weiterbestehen, so Greil. Das Konzept werde lediglich neu aufgesetzt, in etwa zwei Monaten soll der Relaunch erfolgen. “Wir wollen uns mehr auf Offline konzentrieren als jetzt, ja. Bei dem Tauschladen ist auch so ein bisschen die Überlegung da, das dauerhaft zu machen, wenn das gut funktioniert. Ich glaube aber nach wie vor, dass die Online-Komponente extrem stark vertreten bleibt”, sagt Co-Gründerin Anna Greil.

“Tinderfunktion” in der Schwebe

In der neuen Version sollen einige Flaws ausgebügelt werden: Wie User:innen berichten, müsse man derzeit viele Kleidungsstücke einstellen und gleichzeitig auch sehr aktiv swipen, um die Chance auf ein „Match“ in der App zu erhöhen. Die Zahl der Swipes pro Tag ist jedoch in der Gratis-Version der App limitiert. In Zukunft sollte man – wie bei den Tauschmärkten auch – für alle hochgeladenen Artikel “SWOPs”, also eine Art Credit, bekommen, mit der man Kleidungsstücke “kaufen” kann, ohne ein Match haben zu müssen.

Beim Webshop, den uptraded nun seit einigen Monaten stärker forciert, werden die “SWOPs” ebenfalls bereits angewendet. Im Zuge des Relaunches wird die App mit dem Webshop fusioniert und dieses System übernommen. Ob die “Tinderfunktion” damit in Zukunft obsolet sein wird, stehe laut Greil noch nicht fest.

Außerdem feile man an einer Premium-Version der App für Nutzer:innen, die einen Shoppingvorteil haben wollen. Bisher beschränkten sich die Einnahmen von uptraded auf die Tauschgebühr von einem Euro pro Teil – ein nicht besonders rentables Modell. Gleichzeitig startet das Startup in eine neue Fundraising-Phase. Finanziert hatte sich uptraded zunächst durch Eigenkapital und Förderungen; vergangenen Dezember beteiligte sich auch Johannes Cech, der bereits in einer frühen Phase beim Wiener Unicorn-Kandidat “refurbed” einstieg, an dem jungen Unternehmen, wie brutkasten bereits berichtete.

Mehr Offline-Fokus

Bis zum Relaunch konzentriere sich das fünfköpfige Team nun auf ihre Offline-Tauschmärkte. Nach „bescheidenen Anfängen“ haben diese Events mit Flohmarktcharakter an Popularität gewonnen. Bisher haben sie sich vor allem auf Innsbruck beschränkt, nun wird von 21. bis 23. Juni auch der erste Pop-up-Tauschmarkt in Wien abgehalten. In der Kolingasse nahe der Hauptuni können täglich von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr Klamotten vorbeigebracht und getauscht werden. Und was übrig bleibt, kann man für den App-Relaunch im Spätsommer nochmal zurück in den Kasten werfen.

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bee produced, Leiterplattenbestückung, leiterplatten, pcb assembly, Wilfried Lepuschitz (CEO), Timon Höbert (CTO), Sandra Stromberger (CMO), Munir Merdan (CSO).
Das bee produced-Founder:innenteam: Wilfried Lepuschitz (CEO), Timon Höbert (CTO), Sandra Stromberger (CMO), Munir Merdan (CSO) (c) Simon Kupferschmied

Über 2.000 Unternehmen in Europa betreiben Leiterplattenbestückung (PCB Assembly). Knapp 40.000 Unternehmen benötigen genau diese Bestückung mit Bauteilen, können das aber nicht selbst tun. An dieser Schnittstelle setzt bee produced an. Das Wiener Startup hat eine Software entwickelt, die Matchmaking zwischen diesen beiden Seiten betreiben soll.

Dafür wurden auch die Skills des Gründer:innenteams kombiniert: Drei der vier Founder:innen stammen aus dem technischen Bereich. CEO Wilfried Lepuschitz hat beispielsweise in Elektrotechnik an der TU Wien promoviert und lange in der Forschung gearbeitet. Die heutige CMO, Sandra Stromberger arbeite im Online-Marketing und hat zum Beispiel Industry meets Makers aufgebaut – ein Matchmaking-Format, das Inudstrie und freie Entwickler:innen zusammenbringt.

Erster digitaler Marktplatz für Elektronikproduktion

Was ist nun die Idee hinter bee produced? “Wir sind der erste digitale Marktplatz für Elektronikproduktion in Europa”, sagt Lepuschitz. Grundsätzlich ist das Startup ein Software-Unternehmen, dass die europäische Elektronikproduktion stärker vernetzen möchte. Lepuschitz bringt das im brutkasten-Gespräch mit der Biene im Firmen-Logo in Verbindung: Auch Bienen würden nur in einem Netzwerk gut zusammenarbeiten können.

Bisher machen sich Firmen mithilfe von Google-Suchen und Eigenrecherche auf die Suche nach dem passenden Elektronikproduzenten für die gewünschte Leiterplattenbestückung. Bis hier die richtige Lösung gefunden wird, dauert es. Emails werden ausgetauscht, Excel-Listen hin- und hergeschickt, Anrufe getätigt. Kurzum: Ein oft langwieriger und unstrukturierter Prozess, der auf beiden Seiten Arbeitszeit kostet.

Ein Matching-Algorithmus bringt beide Seiten zusammen

Bei bee produced können Unternehmen ihre Stücklisten (BOM), Bestückungskoordinaten (CPL-Daten), Gerber-Dateien und andere relevante Dokumente hochladen. Die Software erkennt die Daten dann automatisch und macht daraus standardisierte Daten für die Abstimmung mit Produzenten, die zuvor einen Onboarding-Prozess mit bee produced durchlaufen haben.

Der Matching-Algorithmus des Startups findet dann über den Elektronikmarktplatz genau die europäischen, lokalen Produzenten, die optimal zu den Anforderungen passen. Über ein Kollaborationstool können danach Details abgestimmt und Angebote verglichen werden. Der Fokus auf lokale Produzenten sei wichtig gewesen, sagt Lepuschitz. Immer mehr Unternehmen wollen weltweiten Supply-Chain-Krisen entgehen und wieder lokaler produzieren. Auch der Umweltfaktor spiele hier eine Rolle.

Im besten Fall endet dieser Prozess in einer Bestellung von Leiterplatten bei dem so gefundenen Produzenten. War die Vermittlung erfolgreich, erhält bee produced eine transaktionsabhängige Gebühr. Alternativ kann die Software auch als White-Label-Lösung in eine bestehende Unternehmenslösung integriert werden, um die Kundenkommunikation zu verbessern. Dann wird eine Lizenzgebühr verlangt.

Drei Jahre Forschung

Das Team von bee produced kennt sich teilweise schon seit Jahren. Wilfried Lepuschitz und Munir Merdan (heute CSO) arbeiten bereits seit 2005 zusammen, damals noch an der TU Wien. Seit 2015 war Timon Höbert (heute CTO) Mitarbeiter in dem Robotik-Forschungsinstitut von Lepuschitz und Merdan. Sandra Stromberger kam dann über Industry meets Makers mit den dreien in Kontakt.

Zu viert gründeten sie 2021 bee produced, seitdem wurden drei Jahre in die Forschung gesteckt. “Wir wissen mittlerweile, warum das bisher niemand in Europa macht. Die Elektronikproduktion ist echt die komplexeste Domäne”, sagt Sandra Stromberger im brutkasten-Gespräch. Man kenne zwar ähnliche Produktionsmarktplätze bereits von 3D-Druckern, dort sei die Digitalisierung des Produktionsprozesses aber wesentlich einfacher. Mittlerweile hat das Unternehmen neben den Gründer:innen fünf angestellte Mitarbeiter:innen.

Sechsstelliges Investment

In der Forschungsphase habe man sich durch eigene unentgeltliche Arbeit und Förderungen finanziert, vor allem von der Wirtschaftsagentur Wien. Im Rahmen von F&E-Projekten arbeite man bereits an weiteren Features, diese werden von der EU und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Anfang des heurigen Jahres konnte bee produced außerdem ein Investment im höheren sechsstelligen Bereich abschließen. Beteiligt waren die Investmentgesellschaften Montefiore, Blue Wonder Ventures, SweeNo Invest, Würth Real Consulting, die Lieber.Group und Zamani. Außerdem investieren einzelne Privatpersonen wie i5invest-CEO Herwig Springer und der Comedian Gernot Kulis. Rechtlich begleitet wurde die Finanzierungsrunde von der Kanzlei Taiyo Legal.

Im Juni startete die Soft-Launch-Phase der Software, die wiederum wertvolles Feedback aus dem Live-Betrieb lieferte. Mit September wurde sie nun offiziell gelauncht. Der Plan für die Zukunft ist groß: “Wir wollen in ganz Europa Fuß fassen”, sagt Wilfried Lepuschitz. Allein dieser Markt umfasse rund 50 Milliarden Euro. Derzeit fokussiere man sich aber auf den DACH-Raum und will bee produced hier zu einem “funktionierenden Unternehmen ausbauen”.

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