25.01.2022

Unternehmer:innen bei Edtstadler: “Brauchen europäisches Kapital für eine europäische Tech-Industrie”

Europaministerin Karoline Edtstadler holte sich aus der Startup- und Unternehmer:innen-Szene Inputs für die Zukunftskonferenz der EU.
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Europa- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler © BKA/Wenzel
Europa- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler © BKA/Wenzel

Die EU hat mit der “Zukunftskonferenz” eine Initiative ins Leben gerufen, die die Union in Zukunft resilienter machen soll. Dementsprechend widmet man sich hier großen Zukunftsfragen wie Klimakrise, Gesundheit, Digitalisierung, Bildung oder Demokratie. Auch Österreich soll und will sich mit Ideen, Anregungen und Debatten einbringen und so sammelt die zuständige Ministerin für Europa und Verfassung, Karoline Edtstadler seit Juni 2020 Inputs aus unterschiedlichen Expert:innen-Runden. Eine solche war nun auch aus dem Bereich Unternehmertum und Innovation in das Bundeskanzleramt geladen.

“Von Unternehmer:innen kommen Innovation, Wohlstand und damit letztlich Lebensqualität für uns alle”, sagte Edtstadler nach der rund einstündigen Debatte, bei der insgesamt acht Gründer:innen, Investor:innen und Manager:innen ihre Ideen und Wünsche einbrachten. Diese Inputs will Edtstadler nun in der EU-Zukunftskonferenz einbringen. Das erklärte Ziel: Die Ergebnisse sollen in eine politische Agenda umgesetzt werden.

Fachkräfte aus dem EU-Ausland

Ein Thema, das alle anwesenden Unternehmer:innen beschäftigt ist der Fachkräftemangel. “Das ist derzeit unser größter Pain”, sagte Nicole Ehrlich-Adám, die gemeinsam mit ihrem Mann das Familienunternehmen Evva führt. Evva hält an Österreich und Europa als Produktions- und Forschungsstandort fest, aber: “Dafür brauchen wir auch Fachkräfte von außerhalb der EU”. Fachkräfte aus dem EU-Ausland nach Österreich zu holen sei derzeit zu kompliziert und vor allem zu langwierig, bestätigte auch der Vorarlberger Unternehmer Christian Beer, der die Heron-Gruppe aufgebaut hat.

Mic Hirschbrich, Gründer von Apollo.AI, kennt das Thema Fachkräftemangel aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. Sein Unternehmen hat einen Standort in Österreich und einen im Silicon Valley. Im Silicon Valley sei es auch schwieriger geworden, Developer zu finden, vor allem aufgrund der hohen Gehälter. Allerdings: US-Konzerne würden auch die Gehälter in Osteuropa treiben und hätten dort bereits die Nase vorne, wenn es um die besten Köpfe geht: “Wir haben im Balkan bei Fachkräften eine Riesenchance verpasst”, meint er. Was aus seiner Sicht helfen könnte: Eine rasche Umsetzung einer praktikablen Möglichkeit, Mitarbeiter:innen am Unternehmen zu beteiligen. Derzeit ist das in Österreich aus Perspektive der Startup-Szene mit zu viel Aufwand und zu hohen Kosten durch Steuern für Mitarbeiter:innen und Unternehmen verbunden.

Die Schwierigkeiten eines uneinheitlichen Marktes

Neben dem Fachkräfte-Thema beschäftigt die Unternehmer:innen auch die Frage des europäischen Binnenmarktes. Das Unternehmen von Gründerin Barbara Sladek, Biome Diagnostics, hat einen Selbsttest für die Analyse des Darm-Mikrobioms am Markt etabliert und ist nun in der Phase der internationalen Expansion. “Corona war ein enormer Katalysator, aber in Europa gibt es für Medizinprodukte keinen einheitlichen Markt, was die Expansion erschwert”, erzählt Sladek.

Ein Problem, das nicht nur MedTech-Startups beschäftigt, wie Paul Fattinger von dem Klosterneuburger Kinderfahrrad-Hersteller woom bestätigt. Die Regulatorik sei für Kinderräder in fast jedem EU-Land unterschiedlich – teilweise sogar für die Größe der Rückstrahler. “In den USA können wir schneller wachsen”, sagt Fattinger. “Aber auch dort ist es nicht so leicht, wie man vielleicht denkt”. Denn auch zwischen den US-Staaten gibt es teilweise große Unterschiede. “Es ist dort auch grauslich, aber bei uns ist es grauslicher”, urteilt er über die Schwierigkeiten, uneinheitliche Märkte zu erobern.

Europa- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler lud Unternehmer:innen zum Austausch ins BKA © BKA/Wenzel
Europa- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler lud Unternehmer:innen zum Austausch ins BKA © BKA/Wenzel

Standortfaktor Rechtssicherheit

Martin Fröhler von dem Blockchain-FinTech Morpher wies darauf hin, dass neben den Themen Talente und Zugang zu Kapital die Rechtssicherheit in Europa ein entscheidender Standortvorteil ist. “Das ist nicht selbstverständlich, wenn man in Länder wie China blickt”, sagt der Unternehmer. Im Krypto-Bereich ist Europa bei der Regulierung bereits einen Schritt weiter als etwa die USA, weshalb auch Fröhler sein Unternehmen hier aufbaut, obwohl er es ursprünglich in den USA aus der Taufe hob und dort auch Star-Investor Tim Draper an Bord holte.

Viel Risikokapital, aber…

Vergleichsweise sanft wurde in der Runde mit Karoline Edtstadler die Kapitalbeschaffung thematisiert. Kapital gibt es momentan viel am Markt und kein gutes Startup hat derzeit Schwierigkeiten, Risikokapital aufzunehmen. Die Kassen der großen VCs sind prall gefüllt und das kommt bei Startups in Europa und auch Österreich an, allerdings: “Das Geld kommt großteils aus den USA”, sagt Oliver Holle, Gründer des europäischen VCs Speedinvest. Für das einzelne Startup macht das nicht unbedingt einen Unterschied, für Europa allerdings schon: “Wir brauchen europäisches Kapital um eine europäische Tech-Industrie aufzubauen. “Das Kapital sollte auch aus der Mitte der Gesellschaft kommen”, betonte er, “zum Beispiel aus Pensionskassen, um damit Pensionen zu sichern”.

Innovation und Unternehmertum sind ganz eng mit dem Thema Wohlstand verknüpft, wie die Ministerin in der Diskussion mehrfach anmerkte. Dafür brauche es das richtige Mindset, Kapital, Talente und es müssen Barrieren und Bürokratie abgebaut werden. Dazu gehören für brutkasten-CEO Dejan Jovicevic auch Sichtbarkeit, Wertschätzung und Image von Unternehmertum. Jovicevic brachte die Perspektive eines Medienhauses mit Fokus auf Innovation und Startups in die Diskussionsrunde ein: “Ein starkes Innovations- und Entrepreneurship-Mindset ist essenziell”, sagt der Unternehmer. “Die Stellung der Unternehmer:innen und der Wirtschaft in der Gesellschaft ist schlecht und hier muss auch die Politik starke Zeichen in der Kommunikation setzen. Es braucht Kampagnen fürs Unternehmertum, für die Wirtschaft, für die Innovation – für die, die unsere Zukunft absichern”.

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Die in Dornbirn ansässige e.battery systems AG (e.bs AG) ist auf die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Batterie- und Energiespeichersysteme spezialisiert. Im Jahr 2019 wurde e.bs AG – damals noch als GmbH – als Spin-Off von AKKU Mäser gegründet. Mit der erfolgreichen Finanzierungsrunde und der strategischen Übernahme der deutschen kumkeo GmbH unterstreicht die e.bs AG nun ihren Wachstumskurs der letzten Jahre.

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CFO Günter Hagspiel kommentierte den Abschluss der ersten Finanzierungsrunde: „Wir sind sehr dankbar und stolz, dass sowohl bestehende Aktionäre als auch in etwa im selben Umfang neue Investoren das Unternehmen mit frischer Liquidität für die weiteren Wachstumsziele unterstützen“.

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Neben dem Abschluss der Finanzierungsrunde gab die e.bs AG auch die erfolgreiche Übernahme der kumkeo GmbH bekannt, die künftig unter dem Namen e.bs kumkeo GmbH firmiert. Das in Hamburg und Kiel ansässige Unternehmen ist auf skalierbare IT-Lösungen und digitale Transformationsstrategien spezialisiert, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien.

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Die e.battery systems AG entwickelt Batterielösungen, die nicht nur hohe Leistung erbringen sollen, sondern auch auf Ressourcenschonung ausgerichtet sind. Die Gesellschaft hat bereits drei Produktlinien auf den Markt gebracht: Battery Packs, Second-Life Energiespeicher und ein Battery Management System. Ziel sei es, mit leistungsstarken Batteriesystemen die Elektromobilität voranzutreiben. Der Second-Life-Ansatz trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem die Energiespeichersysteme erneut einsetzbar sind, so das Produktversprechen. Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen will die e.bs AG ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Energiewelt leisten.

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