26.05.2023

“Uns geht es fantastisch” – TourRadar über Covid, Inflation und Krisenmanagement

In den letzten Jahren hangelte sich so mancher Startup-Founder von einer Krise zur nächsten. Travis Pittmans Tourismus-Scaleup hat die Folgen der Corona-Pandemie besonders zu spüren bekommen. Heute kann er durchatmen und möchte für derartige Herausforderungen seine Tipps mit der Startupszene teilen.
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Travis Pittman | (c) TourRadar
Travis Pittman | © TourRadar

Das Wiener Tourismus-Scaleup TourRadar hat stürmische Zeiten hinter sich. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Reisebeschränkungen haben die Branche und das Unternehmen stark gefordert. Inzwischen sei man allerdings erfolgreich durch die Krise gekommen und könne sogar ein paar positive Learnings aus den Erfahrungen ableiten, meint Co-Founder Travis Pittman gegenüber dem brutkasten. Diese Lehren wird der Gründer auch auf dem diesjährigen “Storm Day” von Calm/Storm Ventures in Wien präsentieren, wo sich Gründer:innen über Ruhe und Sturm in der Founder-Welt austauschen können. Im brutkasten-Gespräch erklärt Pittman, welche Maßnahmen TourRadar aufgrund der Pandemie ergreifen musste, wie es ihnen jetzt in Zeiten von Inflation geht und welche Tipps er anderen Gründer:innen mitgibt.

Erst akzeptieren, dann reagieren

Um auf Krisen reagieren zu können, müsse man erst einmal anerkennen, dass man sich in einer solchen befindet, sagt Pittman. Denn erst wenn man eine gewisse Akzeptanz erreicht hat, könne man als Gründer:in auf gegebene Umstände konstruktiv reagieren. Anstatt sich beispielsweise auf eine neue Fundraisingrunde zu konzentrieren, die letztlich im Sande verlaufen wird, seien solche Krisenzeiten eine Möglichkeit um Unternehmensvision oder Details im Produktangebot zu reflektieren. Bei sich selbst, habe es damals circa vier Monate gedauert, bis Pittman diese Akzeptanz erreicht hat.

Sturm für TourRadar vorbei

“Ich denke, viele Founder, die sich aktuell in so einer krisengebeutelten Phase befinden, können die wertvollen Learnings noch nicht für sich erkennen. Inmitten der Corona-Pandemie habe ich meine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Heute geht es uns mit TourRadar aber fantastisch”, meint Pittman. Vision und Wachstum seien genau dort, wo sie sein sollen. Das sah zu Beginn der Lockdowns für das Wiener Tourismus-Startup aber noch anders aus. Ist der Covid-Sturm jetzt vorbei? Für TourRadar, ist er das, meint dessen Gründer.

Eine wichtige Erkenntnis sei für ihn dabei gewesen, dass man nicht um jeden Preis wachsen muss. Besonders das vergangene Jahre hätte schließlich gezeigt, dass speziell nachhaltiges und gesundes Wachstum für viele Startups und Scaleups ein guter Weg sein kann. Für TourRadar habe diese Verlagerung des Fokus gut funktioniert. Inzwischen ist das Unternehmen nicht nur auf “gesundem” Wachstumskurs, sondern auch profitabel. Dafür mussten während der Pandemie aber einige weitere Veränderungen her.

Umstrukturierung durch Corona

TourRadar entschied sich in den letzten Jahren für ein paar Umstrukturierungen. Einerseits machte man Platz für eine Funktion, die man eher aus größeren Unternehmen und weniger von Startups oder Scaleups kennt: Financial Planning and Analysis (FPA). Damit sollten Verantwortlichkeiten aus dem Leadership-Team abgegeben werden um sich von den klassischen “Top-Down-Entscheidungen” zu entfernen.

Einen weiteren Schritt, den Pittman auch anderen Gründer:innen empfehlen möchte, sei das Angebot von Schulungen für die Angestellten, die in eine Führungsposition befördert werden. “Wir hatten unser Team in diesem Bereich nicht ausreichend weitergebildet. Denn wenn man schnell wächst, werden Mitarbeiter:innen in der Regel recht schnell in eine Führungsposition versetzt, weil man ständig neue Leute einstellt und einarbeitet.” Um das zu ändern hat TourRadar eine Zusammenarbeit mit Speedinvest Heroes begonnen, um dreitägige Managementschulungen anzubieten und den Angestellten die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben.

Von der Inflation ist nichts zu spüren

Die Maßnahmen deutet der Founder als Erfolg. Zwar erkennt Pittman mit Blick auf internationale Reisen noch einen Rückgang von 10 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit, im Großen und Ganzen befinde sich TourRadar aber wieder in einem Umfeld wie damals. Von der Inflation würde das Scaleup nichts spüren. “Die Menschen wollen sparen, aber nicht beim Reisen. Sie reduzieren vielleicht ihre Ausgaben bei Essensbestellungen, Kleidung oder neuen Elektrogeräten. Das Reisen sehen die meisten hingegen als wichtigen Ausgleich zum Arbeitsalltag und als einen essenziellen Aspekt für ihre mentale Gesundheit”, meint der Gründer. Daher erkenne er auch weiterhin Wachstumspotential für sein Unternehmen.

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PÜSPÖK
(c) PÜSPÖK/Alex Lang Photography - PÜSPÖK Agrar-Photovoltaikpark Nickelsdorf II.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellt der Püspök Unternehmensgruppe 80 Millionen Euro für die Errichtung von sechs Agrar-Solarfarmen im österreichischen Burgenland zur Verfügung. Dieses Vorhaben wird gemeinsam mit der Erste Bank der österreichischen Sparkassen realisiert, die zusätzlich ein Darlehen von 43 Millionen Euro bereitstellt. Davon wiederum werden 28 Millionen Euro durch die EIB refinanziert.

Püspök: Ausbau erneuerbarer Energien

Bis Mitte 2026 werden in Nickelsdorf, Parndorf, Gattendorf und Mönchhof Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 257 Megawattpeak entstehen, ergänzt durch ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von 4,1 Megawatt/8,6 Megawattstunden.

Diese Anlagen sollen in der Lage sein, den Strombedarf von 71.000 Haushalten zu decken und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von Energieimporten leisten.

“Ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien ist entscheidend für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die von Püspök geplanten Solarfarmen stellen einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung dar und tragen dazu bei, Europas Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten zu reduzieren”, sagte Thomas Östros, Vizepräsident der EIB.

REPowerEU

Die Projekte werden auf Grundlage von Marktprämienverträgen gemäß dem österreichischen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz realisiert. Zusätzlich unterstützt der REPowerEU-Plan der Europäischen Union dieses Vorhaben mit dem Ziel, die europäische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rasch zu reduzieren. Dank REPowerEU kann die EIB 72 Prozent der Gesamtkosten von 144 Millionen Euro finanzieren.

“Die Unterstützung der Europäischen Investitionsbank und der Erste Bank ermöglicht uns die Realisierung von sechs Agrar-Photovoltaikparks, die einen Meilenstein auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft darstellen. Mit einer Leistung von 257 Megawattpeak beschleunigen wir nicht nur den Weg zur Energieunabhängigkeit Österreichs, sondern leisten auch einen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele. Durch die Integration eines leistungsfähigen Batteriesystems sorgen wir für eine stabilere Einspeisung und entlasten damit die Netze”, erklärt Lukas Püspök, CEO von Püspök und Founding Partner von Push Venures. “Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft.”

Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand Erste Bank Österreich, sieht die grüne Transformation der Wirtschaft als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit: “Gleichzeitig ist sie eine enorme Wachstumschance für innovative Unternehmen”, sagt er. “Mit dem Bau der Solarparks adressiert Püspök einen entscheidenden Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Zukunft, nämlich eine verlässliche und nachhaltige Energieversorgung. Daher freut es uns besonders, Partner dieses zukunftsweisenden Projekts sein zu dürfen.”

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