06.08.2019

Elevator Ventures (RBI) und Uniqa Ventures steigen bei kompany ein

Im Zuge eines siebenstelligen Deals holen sich die beiden Corporate VCs Uniqa Ventures und Elevator Ventures (Raiffeisen Bank International) Beteiligungen am Wiener RegTech-Scaleup kompany. Der Fonds des European Super Angels Club (ESAC) stockt seine Anteile auf.
/artikel/uniqa-rbi-esac-kompany
kompany: Wiener Regtech-Scaleup erhält Investment durch ESAC
(c) kompany: v.l.n.r. Andrew Bunce (Head of Product), Johanna Konrad (Chief Strategy Officer), Peter Bainbridge-Clayton, (Founder & CTO), Russell E. Perry (Founder & CEO)

Mit Namen müsse man sehr restriktiv vorgehen, sagt Russell Perry, Gründer und CEO des Wiener RegTech-Scaleups kompany, im Gespräch mit dem brutkasten. Doch die Liste der Kunden, die das Unternehmen mit seiner mehr als 200 Länder abdeckenden Business-KYC-Lösung (u.a. Automatisierung von Compliance-Prozessen) in der vergangenen Jahren aufgebaut hat, dürfte es in sich haben. Darunter seien etwa mehrere Banken- und Versicherungsgruppen aus den globalen Top 100, oder die Big 4 der Beraterfirmen, sagt kompany COO Johanna Konrad. Entsprechend ambitioniert sind die Pläne des Wiener Scaleups: Es gilt, sich auch noch den Rest als Kunden zu holen und zugleich die Bestandskunden immer besser zu servicieren. Für 2022 schätzt man den Weltmarkt für Business-Verifikation auf fast 12 Milliarden US-Dollar.

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Russell Perry, Johanna Konrad und Berthold Baurek-Karlic im Video-Talk zum aktuellen Deal:

Video-Talk mit Kompany

Video-Talk mit Russell Perry (CEO) und Johanna Konrad (COO) von kompany sowie ESAC-Vorstand Berthold Baurek-Karlic zum Einstieg von Elevator Ventures und UNIQA Ventures beim Wiener RegTech-Scaleup.

Gepostet von DerBrutkasten am Dienstag, 6. August 2019

Vom Accelerator über die Kundenbeziehung zur Beteiligung

Zu den wenigen Kunden, über die man offen sprechen kann, zählt die Raiffeisen Bank International (RBI). Seit 2017 arbeitet man zusammen – zunächst über den FinTech-Accelerator Elevator Lab. Nun verstärkt die Bankengruppe über ihren VC-Arm Elevator Ventures ihr Engagement bei kompany weiter. Es ist die erste offiziell kommunizierte Beteiligung des RBI-Beteiligungsarms. “kompany hat uns über die Zeit hinweg immer wieder bewiesen, dass sie einen vielschichtigen Konzern wie uns, hervorragend servicieren können. Das zeigt uns, dass sie auch den Weltmarkt gut bedienen können”, kommentiert Maximilian Schausberger von Elevator Ventures im brutkasten-Talk.

Zwei CVCs und ein VC

In einer insgesamt siebenstelligen Transaktion steigt der Corporate VC gemeinsam mit dem Corporate VC Uniqa Ventures beim Wiener RegTech ein. Die beiden CVCs investieren nicht nur hier gemeinsam. Zusammen mit Speedinvest haben sie ein eigenes Instrument für FinTech-Investments, das allerdings in diesem Fall nicht genutzt wurde. Stattdessen tritt ein anderer VC als Co-Investor auf. Zugleich mit dem Einstieg der beiden CVCs erhöht der Syndikatsfonds des European Super Angels Club (ESAC), der vergangenes Jahr eingestiegen ist, seine Anteile an kompany. Weitere Details zum Deal wurden nicht bekanntgegeben.

Maximilian Schausberger (Elevator Lab) und Andreas Nemeth (Uniqa Ventures) im Video-Interview

Perry: “Verbessert unsere Position gegenüber weiteren Investoren”

Dass der Einstieg einer Bank und einer Versicherung (über deren CVCs) für das Unternehmen, das potenziell sämtliche Banken und Versicherungen der Welt als Kunden gewinnen will, auch nachteilhaft sein könnte, glauben weder Perry und Konrad, noch Schausberger und Andreas Nemeth (Uniqa Ventures). “Ich glaube im Gegenteil, dass andere Banken und Versicherungen es als Empfehlung  sehen, wenn zwei so etablierte Unternehmen so von der Lösung überzeugt sind, dass sie investieren”, sagt Nemeth. “Wir haben damit Kunden, die jeden Schritt mit uns mitgehen und uns unmittelbar wertvolles Feedback geben”, kommentiert Johanna Konrad. “Zudem verbessert das Vertrauen, das diese Großunternehmen in uns setzen, auch unsere Position gegenüber weiteren Investoren”, ergänzt Perry.

Achtstellige Growth-Runde für AI und Blockchain-Entwicklung anvisiert

Der kompany CEO wird diesbezüglich noch konkreter. Man arbeite derzeit bereits an einer achtstelligen Wachstumskapitalrunde. Geld brauche man, neben Kundenwachstum, vor allem für die Weiterentwicklung der hauseigenen AI, die den Kunden eine noch weitergehende Automatisierung diverser KYC- und Business Verification-Prozesse bieten soll. Zugleich arbeite man auch bereits an einer Blockchain-agnostischen “KYC on Chain”-Lösung, verrät Perry.

Österreich als optimaler Standort für kompany

Bei der internationalen Investoren-Suche für die anstehende Growth-Runde wird kompany auch aktiv von der ESAC unterstützt. “Es ist bekanntlich nicht immer so. Aber in diesem Fall ist der Standort Österreich ganz klar ein großer Vorteil”, erläutert ESAC-Vorstand Berthold Baurek-Karlic im brutkasten-Gespräch. “Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass eine derart breite Abdeckung mit Zugang zu mehr als 200 Handelsregistern in ebenso vielen Jurisdiktionen von kaum einem anderen Land aus möglich wäre”.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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