05.02.2019

[un]blocked: 6 Wege wie die Blockchain (von Wien aus) die Welt retten soll

Mit der Initiative [un]blocked und der dazugehörigen Konferenz am 1. und 2. April arbeiten das Wiener WU-Institut für Kryptoökonomie, das WU-Nachhaltigkeitszentrum RCE Vienna und der BlockchainHub gemeinsam an Lösungen, wie mit der Blockchain der Klimawandel bekämpft werden kann.
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Unblock3d
Screenshot: https://unblock3d.net/

Darüber, in welchen Fällen die Blockchain tatsächlich sinnvoll angewendet werden kann und in welchen sie die Sache eher komplizierter als notwendig macht, scheiden sich die Geister. Am Höhepunkt des öffentlichen Hypes vor etwa einem Jahr wurden Blockchain-Lösungen für die erstaunlichsten und abwegigsten Felder versprochen. Damit scheint es nun größtenteils vorbei zu sein. Dennoch rufen vor allem die besonders großen Blockchain-Versprechen bei Kennern der Materie wohl berechtigte Skepsis hervor. Etwa wenn es darum geht, mit der Technologie das wahrscheinlich größte Problem unseres Planeten zu lösen: Den Klimawandel.

+++ Klimaschutz & Startups: Der größte Zukunftsmarkt von allen +++

[un]blocked: Die Wirtschaftsuni als Welt-Retter

Genau damit beschäftigt sich die Initiative [un]blocked. Hinter ihr stehen aber weder unbedarfte Idealisten, die es nicht besser wissen, noch die in der Blockchain-Szene so stark vertretene “fake it till you make it”-Fraktion. Es sind mit dem Institut für Kryptoökonomie und dem Nachhaltigkeitszentrum RCE Vienna zwei Einrichtungen der Wiener Wirtschaftsuniversität, die gemeinsam mit dem internationalen Netzwerk BlockchainHub die Welt retten wollen.

City Token-Kooperation mit Stadt Wien

Kapital für die Initiative [un]blocked, die die Möglichkeiten zur Erreichung der UN-Sustainable Development Goals ausloten soll, kommt unter anderem von der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Mit der Stadt Wien arbeitet man an einem City Token, der ebenfalls der Nachhaltigkeit verschrieben sein soll. Am 1. und 2. April soll eine [un]blocked-Konferenz in Wien für entsprechenden Austausch und mehr Aufmerksamkeit für das Thema sorgen.

+++ Fokus: Blockchain & Kryptoökonomie +++


6 Blockchain-Lösungen für die Umwelt

Doch wie soll die Blockchain nun dabei helfen, die Klima-Krise zu bewältigen? Als kleinen Vorgeschmack gibt die Plattform Future Thinkers, auf die [un]blocked referenziert, sechs Antworten auf diese Frage:

1. Transparenz in der Lieferkette

Es sei sehr einfach für Unternehmen, darüber zu lügen, wie ihre Produkte hergestellt werden, welche Materialien und Chemikalien sie nutzen, wo sie ihren Müll loswerden oder wie fair sie ihre MitarbeiterInnen behandeln. Mit einer Implementierung der Blockchain könne man die komplette Lieferkette rückverfolgbar machen und so Müllaufkommen, Ineffizienz, Betrug und unethisches Verhalten verhindern. KonsumentInnen würde die Transparenz helfen, umweltfreundlichere Kaufentscheidungen zu treffen, etwa was die Distanz zum Produktionsort anbelangt.

2. (Krypto-)Belohnung fürs Recyclen

Recycling-Programme würden meist kaum oder keinen Anreiz bieten, daran teilzunehmen. Da sie meistens von einzelnen Städten bzw. Gebietskörperschaften betrieben würden, fiele zudem ein Vergleich in Sachen Effizienz schwer. Diese beiden Probleme könne man mit der Blockchain lösen. Einerseits könnten BürgerInnen mit Tokens dafür belohnt werden, an Recycling-Programmen teilzunehmen. Andererseits ließen sich die Recycling-Kreisläufe transparent verfolgen – sogar der individuelle Impact einzelner TeilnehmerInnen.

3. Besser verteilte Energie

Die zentralisierten Energie-Versorgungssysteme würden auf der einen Seite der Welt oftmals zu ineffizienten Elektrizitätsüberschüssen führen. In weniger entwickelten Ländern gebe es dagegen häufig lange Blackouts. Dieses Problem könne über ein Peer-to-Peer-Energieversorgungssystem über die Blockchain gelöst werden. Einerseits müsste Elektrizität deutlich kürzere Wege zurücklegen, wodurch der Verlust minimiert würde. Andererseits könnte durch eine genaue Allokation der Bedarf an Energie-Speicherung minimiert werden.

+++ Fokus: Energie & Umwelt +++

4. Umsetzung von Umwelt-Abkommen

Es sei sehr schwierig, die Umsetzung von internationalen Verträgen im Umweltbereich tatsächlich zu evaluieren. Für Staaten und Konzerne bestünde oft kein Anreizsystem, ihre Versprechen tatsächlich einzuhalten. Zudem stünde die Manipulation von Daten an der Tagesordnung. Eine öffentliche Blockchain könne hier für die notwendige Transparenz sorgen und Staaten und Konzerne stärker an ihre Versprechen binden. Administrative Kosten, etwa fast eine Milliarde US-Dollar, die jährlich für den CO2-Zertifikat-Handel ausgegeben werden, könnten damit drastisch reduziert werden.

5. Mehr Spendeneffizienz in Non-Profit-Organisationen

Spenden an Non-Profit-Organisationen seien derzeit schwer rückverfolgbar. Zudem wären Bürokratie, Korruption und Ineffizienz auch im Charity-Bereich verbreitet. Über die Blockchain könne auch hier für mehr Transparenz gesorgt werden. In anderen Modellen könnten Mittelsmänner am Weg der Spende von SpenderIn zu Projekten überhaupt ausgeschaltet werden. Das sei umso wichtiger, als viele Menschen in weniger entwickelten Ländern über kein Bankkonto verfügen.

6. Grundlage für eine CO2-Steuer

Derzeit schlage sich der CO2-Fußabdruck von Produkten nicht in ihrem Verkaufspreis nieder. Für KonsumentInnen und ProduzentInnen bestünde dadurch wenig Anreiz, den CO2-Ausstoß bei Kauf- bzw. Produktionsentscheidungen tatsächlich zu berücksichtigen. Über die Blockchain könne man die Kohlendioxid-Emissionen jedes einzelnen Produkts transparent gestalten. Das könnte als Grundlage für eine CO2-Steuer im Handel dienen, durch die umweltschädlichere Produkte teurer würden, als ihre umweltfreundlicheren Pendants. Das würde auch ProduzentInnen zum Einlenken zwingen.

⇒ Zur Page der WU-Initiative

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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