27.04.2023

Umfrage zum Girls Day: Männer werden bereits in der Schulzeit für technische Berufe gefördert – Frauen kaum

Anlässlich des diesjährigen Girls Days veröffentlicht die Programmierschule Codeschool eine Umfrage zur Förderung von technischen Berufen in der Erziehung. Das Ergebnis: Jungs und Mädchen werden unterschiedliche Berufsmöglichkeiten aufgezeigt.
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Mädchen beim Programmieren – Dieses Bild wurde mit KI erstellt. © Codecool
Mädchen beim Programmieren – Dieses Bild wurde mit KI erstellt. © Codecool

Die Förderung und Aufklärung von Tech- und IT-Berufen muss bereits in der Schule beginnen, ist sich Sigrid Hantusch-Taferner, Country Managerin Codecool Austria, sicher. Dabei sei es besonders wichtig, dass diese Förderung niemanden ausschließt – also sowohl Jungen als auch Mädchen an Berufe in diesen Branchen herangetragen werden. Eine Umfrage der in Ungarn gegründeten Programmierschule Codecool hat nun ein starkes Ungleichgewicht bestätigt. Demnach geben 30 Prozent der befragten Frauen an, dass sie in der Schule in technischen Bereichen gefördert wurden, während 79 Prozent der Männer von einer Förderung in ihrer Schulzeit berichten.

Female Rolemodels: Mehr Vorbilder für mehr Veränderung

Weiterhin geben 68 Prozent der weiblichen Befragten an, dass sie eine Förderung von Mädchen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in der Schule für notwendig halten, sodass in weiterer Folge mehr Frauen in technischen Berufen landen würden. Hantusch-Taferner betont daher neben der Erziehung auch die Wichtigkeit von weiblichen Vorbildern in der IT-Branche. Lediglich 30 Prozent der befragten Frauen gaben nämlich an, dass sie Vorbilder in der IT haben.

Die Codecool-Country Managerin verweist auf klare Vorteile von diversen Teams in der Arbeitswelt. Aufgrund unterschiedlicher Denkweisen und Lösungsansätze würden kreativere und bessere Ergebnisse erreichbar werden und dementsprechend zu mehr Erfolg führen.

Auch Optimismus in Codecool-Umfrage

Die Umfrageergebnisse deuten allerdings auch einen Optimismus an. Demnach meinten rund 38 Prozent der befragten Männer, 25 Prozent der sich als divers identifizierenden Befragten und 53 Prozent der weiblichen Befragten, dass sie einen Wandel zu mehr Diversität in der IT-Branche wahrnehmen – auch wenn sie erkennen, dass dieser noch ganz am Anfang stehen würde. Die Förderung weiterer Generationen könnte sich also bald schon deutlich verändern – soweit weiterhin an einer Sensibilisierung für die Thematik gearbeitet wird.

Codecool und die Umfrage-Bedingungen

Das 2014 im ungarischen Miskolc gegründete EduTech-Startup Codecool eröffnete im August 2021 seinen ersten Campus in Wien und bietet Full-Stack-Kurse als Alternative zu herkömmlichen IT-Trainings bzw. Weiterbildungen für Studierende und Unternehmen an. Für die besagte Online-Umfrage wurden insgesamt 251 Personen befragt. 92,1 Prozent der Befragten leben in der EU, wobei der Großteil aus Österreich kommt. Weitere 82,9 Prozent arbeiten in der IT-Branche oder befinden sich aktuell in einer IT-Ausbildung, wobei mit 37,1 Prozent der Großteil der Befragten zwischen 26 und 35 Jahre alt ist.

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Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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