17.11.2021

Ukraine: Wie österreichische Firmen vom Markt in Osteuropa profitieren können

Am vergangenen Wochenende eröffnete in Kiew mit dem Respublika Park Europas größtes Einkaufs- und Entertainmentcenter. Wir waren live vor Ort und haben mit österreichischen Firmen über die Chancen für heimische Unternehmen am osteuropäischen Markt gesprochen.
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PlanRadar
Die PlanRadar Co-Founder Sander van de Rijdt und Ibrahim Imam in Kiew | (c) Emanuel Kaspar / brutkasten

Wenn man an die Ukraine denkt, fällt einem womöglich ad hoc der Konflikt mit Russland ein. Das Land hat aber als Wirtschaftsstandort weitaus mehr zu bieten – unter anderem auch für österreichische Firmen. Ein Beispiel ist der jüngst eröffnete Respublika Park in Kiew, der mit seinen 300.000 Quadratmetern das größte Einkaufs- und Entertainment Center Europas ist und Arbeitsplätze für mehr als 5000 Menschen bietet.

Mitentwickelt wurde der Respublika Park von der österreichischen Immobilien-Entwicklerfirma Trafin Consulting- und Entwicklungs GmbH aus Wien. Die offizielle Eröffnung fand unter Beisein des ehemaligen Profiboxers und Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko am vergangenen Wochenende statt.

Als Brutkasten waren wir bei der Eröffnung live vor Ort und haben mit Geschäftsführer von Trafin Vassili Tolstunov über Herausforderungen gesprochen, die Einkaufcenter künftig im 21. Jahrhundert für Konsument:innen erfüllen müssen. Tolstunov verantwortet seit 2019 die Errichtung des Einkaufs- und Entertainment-Parks. Bei der Eröffnung waren unter anderem auch die beiden PlanRadar Co-Founder Sander van de Rijdt und Ibrahim Imam vor Ort, die im Interview zudem einen Einblick geben, welche Chancen der osteuropäische Markt für ihr Scaleup bietet. PlanRadar konnte im März 2020 ein 30 Millionen Euro Investment aufstellen und hat in den letzten Jahren eine starke internationale Expansion zu verzeichnen.


Welche Herausforderungen müssen Einkaufcenter heutzutage erfüllen und welche Vorteile bietet die Verbindung von Shopping & Entertainment?

Vassili Tolstunov: Wir haben festgestellt, dass einfaches Shoppen nicht mehr ausreicht, um Kund:innen in die Geschäfte zu bekommen. Heutzutage muss man einfach mehr bieten. Deshalb haben wir zusätzlich einen 11.000 Quadratmeter großen Entertainment Park mit über 40 Attraktionen errichtet. Dabei setzen wir auch auf ein innovatives AR/VR-Konzept und sind überzeugt, dass genau solche neuen Technologien notwendig sind, um sich gegen die Konkurrenz des Online Handels und gegen die Auswirkungen der Pandemie zu behaupten.

(c) Emanuel Kaspar / brutkasten

Ibrahim Imam: Ein derartiges Einkaufszentrum kannte ich in Europa bis lang noch nicht. Die Kombination aus Entertainment und Shoppingerlebnis war mir bis lang nur in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder von internationalen Standorten wie New York und Atlanta bekannt. Beim Respublika Park handelt es sich um einen Proofpoint, dass die Ukraine auch ein sehr interessantes Pflaster für traditionelle Businesses sein kann.

Wie würdet ihr die Lage für heimische Startups in Kiew einschätzen?

Ibrahim Imam: Ich glaube, dass überall wo es eine hohe Bereitschaft und eine hohe Tradition an Tech-Berufen gibt, auch ein Nährboden speziell für IT-Startups vorherrscht. Und das ist in der Ukraine der Fall. Wir sehen natürlich, dass sich hier große europäische VCs anfangen zu formieren. Interessante Projekte aus West- und Zentraleuropa expandieren. All das macht die Ukraine zu einem sehr interessanten Standort.

Ist somit für PlanRadar die Ukraine als künftiger Standort denkbar?

Sander van de Rijdt: Wir haben tatsächlich einige Kund:innen in der Ukraine, die Projekte umsetzen. Das hat damit begonnen, dass österreichische Unternehmen Projekte umgesetzt haben. Und dann sind natürlich auch lokale Unternehmen aufgesprungen. Und wir sind tatsächlich ja schon in elf verschiedenen Ländern aktiv. Dazu zählen eigene Büro mit lokalen Ansprechpartner:innen. Und es ist tatsächlich so, dass wir neben Russland auch überlegen in der Ukraine ein Büro zu eröffnen. Die Nachfrage und die Bewegung am Markt sind hier sehr groß.

Inwieweit gibt es staatliche Hilfen für die Ansiedlung österreichischer Firmen?

Sander van de Rijdt: Ich habe mich tatsächlich bereits gestern bei der Eröffnung des Respublika Parks mit dem österreichischen Botschafter darüber unterhalten. Und es gibt sehr wohl Unterstützung, aber am Ende des Tages muss man die Arbeit selber machen. Das kann nur eine Erleichterung sein, aber alles andere liegt natürlich bei den Gründer:innen.

Ihr habt erwähnt, dass eine der größten Herausforderungen für euch ist, Mitarbeiter:innen zu finden. Wie geht ihr als Scaleup mit dieser Challenge um?

Ibrahim Imam: Wir machen sehr viel Employer Branding. Wir versuchen Topnotch-Content zur Verfügung zu stellen und haben eine ganz spezielle Unternehmenskultur, die wir bereits vor dem Interviewprozess den Kandidat:innen und potenziellen Mitarbeiter:innen schmackhaft machen wollen. Ich glaube, dass wir uns ganz gut schlagen, besser kann man natürlich immer werden.


*Disclaimer: Der Brutkasten hat auf Einladung der Trafin Consulting- und Entwicklungs GmbH an einer zweitägigen Pressereise nach Kiew teilgenommen.

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Instahelp-CEO und Gründerin Bernadette Frech und Investor Toto Wolff (c) Instahelp

Die Coronapandemie zeigte, wie essenziell der Zugang zu psychologischer Unterstützung in Krisenzeiten ist. Gleichzeitig führte sie zu einer steigenden Akzeptanz digitaler Gesundheitslösungen. Der wachsende Bedarf an flexibler, anonymer und schnell verfügbarer psychologischer Beratung wird immer deutlicher.

Ein Vorreiter in diesem Bereich ist das 2015 von Bernadette Frech gegründete eHealth-Startup Instahelp. Das Grazer Unternehmen entwickelte eine Plattform für psychologische Onlineberatung, die auf Anonymität, sofortige Verfügbarkeit und Vertraulichkeit setzt. Jetzt verkündet Instahelp einen wichtigen Meilenstein: Für das Jahr 2024 erreicht das Unternehmen den Breakeven mit einem geplanten Jahresumsatz von zehn Millionen Euro.

Instahelp entwickelte sich zu nachhaltig profitablen Unternehmen

In den vergangenen neun Jahren entwickelte sich Instahelp von einem reinen Wachstumsunternehmen zu einem nachhaltig profitablen Anbieter. Damit positioniert sich das Unternehmen als führender Anbieter für digitale mentale Gesundheitsservices im DACH-Raum. „Psychologische Beratung muss einfach zugänglich, hochwertig und leistbar sein. Heute sehen wir, dass Qualität zu nachhaltigem Wachstum führt“, betont CEO Bernadette Frech.

Über 8.000 Bewertungen mit einem Durchschnitt von 4,7 von 5 Sternen deuten auf Kundenzufriedenheit hin. Auf der Plattform sind derzeit 350 Psycholog:innen aktiv, die monatlich rund 10.000 Beratungen durchführen.

Austrian Airlines und waterdrop zählen zu den Kunden

Die Einführung der B2B-Angebote verschaffte Instahelp nach eigenen Angaben einen kräftigen Wachstumsschub. Inzwischen nutzen über 150 Unternehmen und 300.000 Mitarbeitende die Plattform. Das Kernprodukt des B2B-Portfolios ist das Mental Health and Engagement Programm, das „wissenschaftlich fundierte Analysen wie den Mental Wellbeing Check mit innovativen Tools wie der Analytics-Plattform, dem neuen Mental Health Gym sowie anonymen 1:1-Beratungen durch Psycholog:innen“ vereint, heißt es in der Aussendung. Zu den namhaften Kunden von Instahelp zählen Unternehmen wie Austrian Airlines, PwC, trivago und waterdrop.

Ab Jänner 2025 wird das Angebot um psychologische Online-Therapie erweitert, verkündet das Startup in der aktuellen Aussendung. Dies ermöglicht es den Kund:innen, die Kosten bei den gesetzlichen Krankenkassen (ÖGK, BVAEB, SVS) einzureichen. Das sei “ein Meilenstein für das Gesundheitssystem, in dem auch Instahelp einen wesentlichen Beitrag zur Schließung der Versorgungslücke leistet”.

2019 erhielt Instahelp ein Investment von 3 Mio. Euro

Instahelp startete 2015 als Plattform für psychologische Online-Beratung. Bereits vier Jahre nach der Gründung erhielt das Unternehmen bei „2 Minuten 2 Millionen“ ein Gesamtinvestment von drei Millionen Euro, einschließlich Mediavolumen des ProSiebenSat.1 Accelerator und SevenVentures – brutkasten berichtete.

Während der Coronapandemie stellte Instahelp die Plattform unter dem Namen „Instadoc“ Ärzt:innen und Psycholog:innen für drei Monate kostenlos zur Verfügung. Damit stellte das Unternehmen sowohl psychische als auch physische Online-Gesundheitsversorgung sicher.

Im Laufe der Jahre konnte das Startup namhafte Partner wie Drei und Mercedes-Benz Österreich für sich gewinnen. Auch Investor:innen wie Toto Wolff, René Berger sowie die Serial Entrepreneurs Martin und Jürgen Pansy (Nuki) und Florian Gschwandtner (Runtastic) unterstützten Instahelp auf seinem Wachstumskurs.

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