15.07.2016

Fürsorge vs. Überwachung: Konzern “optimiert” seine Mitarbeiter

In Skandinavien sorgte der Energiekonzern Dong Energy für Diskussionen. Dieser mischt sich ins Privatleben der Mitarbeiter ein: Via App soll der Schlaf verbessert werden, um die Mitarbeiter produktiver und gesünder zu machen. Da könnte sich die Frage aufdrängen: Ist das einfach nur fürsorglich- oder der perfide Weg, um den Mitarbeiter bis in den Schlaf zu überwachen?
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(c) fotolia-Antonioguillem: Es gibt viele Apps, die unseren Schlaf verbessern möchten.

Das Smartphone ist nicht länger bloß der treue Begleiter im Alltag. Als “Hüter” unserer Gesundheit gibt es unzählige Apps, die unsere Fitness, Essgewohnheiten oder die mentale Gesundheit tracken.

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Der Arbeitgeber weiß, wie man schläft

In Skandinavien motivieren Unternehmen sogar ihre Mitarbeiter, die Gesundheit via Smartphone im Blick zu behalten. Dabei geht der dänische Energiekonzern noch einen Schritt weiter. Das Unternehmen stellt den Mitarbeitern eine App zur Verfügung, die zu einem besseren Schlaf führen soll. Tipps und Tricks, sowie spezielle Anleitungen sollen den Schlaf verbessern. Doch die App löste zuletzt eine öffentliche Debatte darüber aus, ob sich der Arbeitgeber so weit überhaupt ins Privatleben einmischen soll.

Keine Überwachung

Dass der Gedanke der Überwachung der Angestellten dahinter stehe, verneint Dong Energy-Managerin Hanne Blume vehement: “Es geht uns nicht darum, in die Privatsphäre oder Schlafgemächer der Mitarbeiter einzudringen.” Man möchte nur helfen.

Der Weg zur Übermutterung passierte schleichend. Nach der Einführung des “Du” im Konzerns und gemeinsamen sportlichen Aktivitäten, wurde eine verpflichtende Mitgliedschaft im Fitnesscenter eingeführt. Auch Kurse für gesunde Ernährung sollten den Mitarbeitern beibringen, was sie essen sollten- und was sie weniger produktiv macht.

“Es geht uns nicht darum, in die Privatsphäre oder Schlafgemächer der Mitarbeiter einzudringen”, so HR-Managerin Hanne Blume von DONG Energy.

Der Chef im Bett

Schließlich lud das dänische Unternehmen den US-Schlafexperten Michael Breus zu sich ein. Immerhin: Wer nicht ausreichend schläft, der wird langfristig weniger im Büro leisten. Bei Schlafkursen verriet Breus den Mitarbeitern Tipps und klärte darüber auf, wie stark “Leistung” und “Schlaf” zusammenhängen. Von den Kursen und dem besseren Schlaf, sowie der einhergehenden Leistungssteigerung, sollen sowohl der Energiekonzern Dong Energy profitieren, als auch die Mitarbeiter, die gesünder leben.

“Schlaf ist für uns wichtig, denn unsere Mitarbeiter brauchen Energie und Kraft, um die richtigen und sicheren Entscheidungen am Arbeitsplatz zu treffen”, liest man auf der Homepage der Energiefirma Dong Energy.

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Alles “freiwillig”

Der Konzern betont dabei, dass die Mitarbeiter keinesfalls gezwungen werden, vielmehr seien die Angebote freiwillig. Das betont auch Blume: “Die verschiedenen Veranstaltungen und Initiativen sind freiwilliger Natur und sind als Angebot zu verstehen für all jene, die lernen möchten, wie man seine Schlafqualität optimiert”

Trotzdem haben die Initiativen einen fahlen Beigeschmack: Immerhin kann etwa der Gruppenzwang groß genug sein, dass sich Mitarbeiter verpflichtet fühlen mitzumachen. Oder, noch schlimmer, Mitarbeiter könnten um ihren Job fürchten, wenn sie sich den Aktivitäten verwehren. Was passiert außerdem, wenn die Leistung einmal nicht stimmt und man sich nicht an den leistungsfördernden Maßnahmen beteiligt hat?

Quellen: DiePresse, DONG

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Frau sitzt in einem hellen Raum vor dem Schreibtisch. Auf dem Tisch Geschirr. Es deutet auf ARbeiten zu Hause hin.
(c) Adobe Stock / pickselstock

Die Arbeitswelt befindet sich mitten im Wandel. Spätestens während der Covid-Pandemie mussten viele Unternehmen ihre Arbeitsmodelle überdenken. Obwohl die Mehrheit der Beschäftigten mit ihren aktuellen Arbeitsbedingungen zufrieden ist, bleibt der Wunsch nach ortsunabhängigem Arbeiten nach wie vor stark ausgeprägt.

Beschäftigte verlangen flexiblere Arbeitsmodelle

Für die Arbeitnehmer:innen steht fest: Die Arbeitsmodelle in der österreichischen Unternehmenslandschaft müssen flexibler gestaltet werden. Die aktuelle Arbeitsmarktstudie von kununu zeigt: Derzeit dürfen nur 39 Prozent der Befragten im Home-Office und lediglich 11 Prozent remote arbeiten. Somit haben aktuell nur etwa die Hälfte der Beschäftigten die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten. Von diesen sind nur ein Bruchteil (6 Prozent) vollständig im Home-Office oder remote tätig. Trotz der begrenzten Verfügbarkeit von Home-Office und Remote Work scheint dies für die Befragten ein entscheidendes Anliegen im Berufsleben zu sein. 60 Prozent der Befragten halten Home-Office für sehr oder eher wichtig, während 40 Prozent Remote-Work als bedeutend erachten.

Flexibilität soll zu besserer Work-Life-Balance führen

Flexible Arbeitsmodelle sollen laut der Studie sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch für Arbeitgeber:innen zahlreiche Vorteile bieten. Die Befragten sind sich einig, dass eine erhöhte Flexibilität bei den Arbeitszeiten zu größerer Arbeitszufriedenheit führe. Diese Flexibilität soll zudem zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen. Allgemein sind Arbeitnehmer:innen der festen Überzeugung, dass ihre Produktivität in flexiblen Arbeitsmodellen steigt.

Laut der Arbeitsmarktstudie stellen sich die Befragten eine ideale Arbeitsplatzgestaltung wie folgt vor: Der größte Wunsch der Arbeitnehmer:innen ist eine flexible Wahl des Arbeitsplatzes, je nach Bedarf. Eine durchgehende Tätigkeit im Büro oder ausschließlich im Home-Office oder remote wird von den Befragten am wenigsten als attraktiv empfunden.

Diese aktuellen Ergebnisse bringt die repräsentative kununu-Arbeitsmarktstudie 2024. Hierbei wurden 3.119 Beschäftigte in Österreich zu ihrer Jobzufriedenheit befragt. Die Studie verdeutlicht, dass der Großteil der Arbeitnehmer:innen (70 Prozent) insgesamt mit ihren aktuellen Arbeitsbedingungen zufrieden ist.

Die am häufigsten geschätzten Faktoren sind: Arbeitsplatzsicherheit (75 Prozent Zufriedenheit), Arbeitsklima (73 Prozent), Arbeitszeiten (72 Prozent), Arbeitsaufgaben (71 Prozent) sowie Arbeitsflexibilität (65 Prozent). Im Gegensatz dazu sind die Bereiche, in denen die Beschäftigten am unzufriedensten sind, die Bezahlung (nur 58 Prozent Zufriedenheit), Führungskultur (53 Prozent) und Karrierechancen (48 Prozent).

Wunsch nach mehr Gehalt, Steuererleichterung und Flexibilität

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie zeigen auch, dass der größte Wunsch der Beschäftigten der nach einem höheren Gehalt (53 Prozent) bleibt. An zweiter Stelle stehen steuerliche Erleichterungen (49 Prozent), gefolgt von dem Wunsch nach mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung (32 Prozent). Nina Zimmermann, CEO von kununu, zieht aus der Studie den Schluss, dass „[…]Flexibilität längst einen zentralen Wunsch der Beschäftigten darstellt. Doch viele Unternehmen halten noch an alten Strukturen fest. Jetzt braucht es den Mut, diese aufzubrechen und echte Flexibilität zu ermöglichen – im Interesse der Beschäftigten und des langfristigen Unternehmenserfolgs“.

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