20.09.2019

Knapp vor der Nationalratswahl: Das rät Udolf-Strobl der nächsten Regierung

Interview. Wir haben Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl gefragt, wo die nächste Regierung ansetzen sollte und was sie ihrem Nachfolger rät.
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Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl im Interview
(c) Heinz-Peter Bader: Elisabeth Udolf-Strobl

Weniger als zwei Wochen sind es nun bis zur Nationalratswahl. Ob es zu einer Neuauflage der ÖVP-FPÖ-Regierung kommt, oder es doch eine andere Koalitionsvariante wird, ist noch nicht ganz klar. Was hingegen feststeht: Die kommende Regierung hat in Sachen Digitalisierung und Startups viel zu tun, wenn Österreich im internationalen Vergleich an die Spitze aufschließen soll. Im Interview haben wir (Übergangs-)Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl um ihre Einschätzung zu den brennendsten Themen gebeten.

+++ Fokus-Channel: Politik +++


Nach einigen Monaten im Amt: Was sind die größten Painpoints in Sachen Digitalisierung in Österreich?

Udolf-Strobl: Das Wort Painpoints klingt für mich etwas unpassend, da damit laut Übersetzung Schmerz verbunden ist. Mein Zugang ist ein klar chancenorientierter. Wir haben als erstes Land Europas begonnen die Verwaltung vom electronic hin zum mobile government zu wandeln. Seit März 2019 können Bürgerinnen und Bürger in Österreich zeit- und ortsunabhängig per App “Digitales Amt” oder über oesterreich.gv.at Informationen abrufen und Amtswege online erledigen. Aktuell haben etwa schon mehr als 20.000 Personen ihre Wahlkarte für die Nationalratswahl über diesen Weg bestellt.

Wo wir Nachholbedarf sehen, ist die Synchronisierung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Hier gibt es Themen für die nächste Regierung. Auch der Ausbau der Breitband-Infrastruktur ist essentiell, um das Stadt-Land-Gefälle zu minimieren. In Sachen Digitalisierung sind das keine “Schmerzen”, sondern Chancen. Es sind Chancen, die eine Entlastung für Bürgerinnen und Bürger Österreichs schaffen und die den Standort stärken. Dafür muss man allerdings alle Personen und alle Unternehmensgrößen auf diesem Weg mitnehmen.

Wo sollte die kommende Regierung aus Ihrer Sicht also unbedingt ansetzen?

Die Digitalisierung ist und bleibt Zukunftsthema und ich hoffe, dass das Thema auch in der nächsten Regierung den entsprechenden Stellenwert hat. Ein Stillstand muss vermieden werden, zumal die anderen Länder hier ebenfalls dynamische Entwicklungen setzen. Das digitale Amt ist eine Entlastung für Bürgerinnen und Bürger und ein wichtiger Schritt für einen starken Wirtschaftsstandort. Hier werden in den nächsten Jahren immer weitere Amtswege dazukommen.

Auch die digitale Bildung sollte eine Rolle in der nächsten Bundesregierung spielen. Neben Rechnen, Lesen und Schreiben wird digitale Kompetenz die 4. Grundkompetenz. Mit dem Verein “Fit4Internet”, einer Plattform zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich, können alle Altersgruppen ins digitale Zeitalter begleitet werden und ich halte das für eine wichtige Maßnahme. Neben den “Klassikern” wie Fachkräftemangel, Förderung von Innovation und der Unterstützung für Startups wird die nächste Bundesregierung sich auch mit neuen Technologien wie AI und der Cloudthematik auseinandersetzen müssen. Zudem ist der Umweltschutz aktuell eines der größten Themen unserer Zeit und gerade hier bieten sich für österreichische Startups große Marktchancen, die wir nutzen müssen.

Wie realistisch beurteilen Sie die Umsetzung der aktuellen Forderungen aus dem Startup-Ökosystem?

Viele Themen, die in dem Handbuch von den Autoren erwähnt werden, sind bereits in Umsetzung. Da gibt es zum Beispiel unsere Bootcamps. In den Digitalen Bootcamps schließen sich Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um inhaltlich maßgeschneiderte und zeitlich intensive Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in Schwerpunktbereichen wie Artificial Intelligence, Big Data, Data Engineering oder Blockchain anzubieten. Ein weiteres Beispiel ist der Digitalisierungs- und Wachstumsfonds. Dieser wurde mit einem Volumen von 100 Millionen Euro ins Leben gerufen. Wie viele der Forderungen sich konkret im nächsten Regierungsprogramm finden, wird auch stark von der Konstellation nach der Wahl und den handelnden Personen abhängen. Hier traue ich mich noch keine Prognose abzugeben. Wichtig wird sein, dass der Wirtschaftsstandort in Summe gestärkt und die Unternehmen entlastet werden.

Was sind Ihre wichtigsten Tipps an ihre Nachfolgerin bzw. ihren Nachfolger?

Im besten Fall muss ich keine Tipps an meine Nachfolgerin oder meinen Nachfolger geben, weil die Person das Ressort schon kennt und mit der Materie vertraut ist. Vieles, das unter meiner Vorgängerin, Margarete Schramböck, ins Leben gerufen wurde, war sinnvoll – es war allerdings erst der Beginn. Das ist beispielsweise der regelmäßige Austausch mit der Community. Diese Art von Vernetzung hilft, um gemeinsam Ziele und Vorhaben zu erreichen. Je besser das Ressort und die Community zusammenarbeiten, umso mehr Gewicht haben unsere Themen.

Zuletzt: Würden Sie den Job gerne weitermachen, wenn es Ihnen angeboten werden würde?

Ich habe mich bei meinem Einstieg in die Politik rasch entschieden und sofort Ja gesagt. Allerdings habe ich das auch in dem Bewusstsein getan, dass es eine Aufgabe für die Übergangszeit ist. Mir macht die Aufgabe viel Freude, trotzdem werde ich kein Problem haben, wieder in die zweite Reihe zurückzutreten. Ich bin zwar ehrgeizig in der Sache, aber nicht was meine Person betrifft. Zudem habe ich meine Aufgabe als Sektionschefin sehr gerne gemacht und sehe da noch ein paar Aufgaben für mich.


Elisabeth Udolf-Strobl und Harald Mahrer im aktuellen Video-Talk:

Interview mit Elisabeth Udolf-Strobl und Harald Mahrer über KMU Digital

Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer sprechen über die Details von "KMU Digital".Mehr dazu auch auf https://brutkasten.com/kmu-digital-neuauflage/

Gepostet von DerBrutkasten am Freitag, 13. September 2019

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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