15.09.2021

ubicube: Wie ein Grazer Startup mit Weltraumtechnologie Datenlücken schließt

Das Grazer Startup "ubicube" hat eine Technologie für die Analyse, Visualisierung und Webintegration von Big Geodata als Entscheidungshilfe für Standortfragen entwickelt. Zum Einsatz kommt ein satellitengestütztes Monitoring System.
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Unicube
Christian Oswald, Andreas Salentinig und Benedict Wright (v.l.n.r) | (c) unicube
kooperation

Ursprünglich wollten Andreas Salentinig, der Gründer von ubicube, ein im Mai 2021 in Graz gegründetes österreichisches High-Tech Startup, eine Art “Lagesuchmaschine” entwickeln. Die Idee war einfach: Eine Software bauen, die basierend auf Geodaten nach Orten sucht, die den Vorstellungen bzw. Vorgaben des Users am besten entsprechen. Doch zahlreiche Kundeninterviews verdeutlichten schnell, dass die Probleme bei Standortfragen nicht primär in der Analytik liegen, sondern in der generellen Verfügbarkeit und Qualität von demographischen und ökonomischen Daten und Karten.

Oftmals sind bei dem branchenüblichen Kartenmaterial nur grobe Administrative Einheiten erfasst, kaum über Ländergrenzen hinweg vergleichbar, oder erst gar nicht verfügbar. Das Resultat: Ein globaler „Datenfleckerlteppich“. Schnell wurde klar, dass es wichtig ist, diesen Fleckerlteppich zu beseitigen – das perfekte Produkt-Konzept für ubicube.  

Eine Lösung – viele Anwendungsgebiete

Das Kernteam von ubicube besteht aus Geo IT und Earth Observation Experten, Software Architekten und Machine Learning Engineers sowie Wirtschaftsingenieuren. Die richtige Wissens-Mischung, um die Entwicklung ihres Produkts voran zu treiben.

Das Produkt richtet sich an alle, die auch bisher schon mit demographischen und ökonomischen Daten- und Kartenmaterial gearbeitet haben, hierbei aber immer mit unterschiedlicher Datenqualität und schlechter Verfügbarkeit zu kämpfen hatten.  Das kann sowohl der Entscheidungsträger darüber sein, wo der optimale Standort für sein nächstes Geschäftslokal ist, ein Stadtplaner, der ein neues Verkehrskonzept erarbeiten muss, oder aber auch ein Journalist sein, der mögliche Wahlmotive untersucht. Was diese Kunden eint ist der Bedarf an qualitativ hochwertigem Datenmaterial, um faktenbasierte, solide Entscheidungen treffen zu können.

Die demographischen und ökonomischen Karten bieten ubicube in einem Data Warehouse an. Für eine Grundgebühr bekommt der User Zugriff auf das Data Warehouse sowie eine bestimme Anzahl an Credits. Wie viele Credits für einen Datensatz gebraucht werden, hängt dabei von der Größe des Bereichs und der Anzahl der gewünschten Indikatoren ab. In Zukunft wollen die Gründer zusätzlich zu den “indicator maps” auch die Nutzung ihrer Geospatial Intelligence über ein Lizenzmodell ermöglichen.

Dieses Bild zeigt ein Preview des Showrooms für das Datawarehouse für demographische und ökonomische Indikatoren, aufrufbar unter https://sedea.ubicube.eu/

Herausforderungen für ubicube

ubicube wird momentan über Förderungen (mit Mitteln des BMK über die FFG und ESA BIC) finanziert. Zudem konnten sie schon einen Cashflow durch ihre Earth Monitoring Services erzeugen. Auch erste Interessensbekundungen von Investoren liegen vor. Prinzipiell sind die Gründer nicht abgeneigt, strategische Business Angels für schnelleres Wachstum ins Boot zu holen.

Wie für viele Startups stellt die Finanzierung aber nicht die einzige Herausforderung dar. Aus technischer Sicht ist die größter Herausforderung der Speicherbedarf bzw. die benötigte Rechenleistung, welche durch die Unmengen an verwendeten Daten bzw. die Komplexität der ubicube Machine Learning Algorithmen entstehen. Eine Auslagerung in die Cloud, um zu einem späteren Zeitpunkt problemlos auf größere geographische Bereiche skalieren zu können, ist daher aktuell in Arbeit. Zusätzlich soll ein Explainer Video helfen, die ubicube Technologie besser zu erklären. Das ihr Produkt Zukunft hat, zeigt auch ein kleines Luxusproblem der Gründer:  Es gibt schon fast zu viele mögliche Use Cases für ihre Geospatial Intelligence Lösung. Diese Aufzuzeigen ist eine Priorität des Unternehmens.

Eines dieser Use Cases ist ein satellitengestütztes Monitoring System für Wasserflächen, dass am 1. Oktober 2021 erstmal bei einem Kunden, mit dem das Startup einen Vertrag über vier Jahre abgeschlossen hat, online. Der nächste große Milestone folgt 2022: Eine Beta Version ihres Data Warehouse für demographische und ökonomische Indikatoren wird gelauncht.


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v.l. Kilian Kaminsiki und Markus Linder

Neben der Klimakrise erleben wir eine ebenso Biodiversitätskrise. Während der Fokus meist auf der Reduktion von CO₂-Emissionen liegt, gerät der rasante Verlust an Artenvielfalt oftmals in den Hintergrund. Dabei sind beide Krisen eng miteinander verwoben: Intakte Ökosysteme wie Wälder, Moore oder Korallenriffe sind nicht nur Lebensräume für unzählige Arten, sondern auch essenzielle Kohlenstoffspeicher.

Um die Biodiversitätskrise wirksam anzugehen, ist ein umfassendes Monitoring entscheidend, um den Zustand der Ökosysteme zu bewerten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Eine Lösung dafür bietet das Münchner Startup Hula Earth.

Die Lösung von Hula Earth

Hula Earth hat sich auf das Echtzeit-Monitoring von Biodiversität spezialisiert. Durch die Kombination von Satellitendaten mit vor Ort installierten IoT-Sensoren das Unternehmen eine präzise Erfassung und Analyse von Umweltparametern. Diese Sensoren sind solarbetrieben und sammeln kontinuierlich Daten, die über ein Funknetzwerk übertragen werden, selbst in abgelegenen Waldgebieten.

Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet und in eine benutzerfreundliche Plattform integriert. Dies ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, ihre Auswirkungen auf die Biodiversität zu messen, zu überwachen und transparente Berichte zu erstellen. Zudem unterstützt Hula Earth laut eigenen Angaben auch die Ausstellung von Biodiversitätszertifikaten, die gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) anrechenbar sind.

Hula Earth holt bekannte Investoren an Bord

Für das weitere Wachstum konnte sich Hula Earth im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde ein 1,6-Millionen-Euro-Investment sichern. Die Runde wurde von Point Nine Capital angeführt, mit Beteiligung von Climate Founders, Partners in Clime, WithEarth sowie Tier Mobility Gründer. Lawrence Leuschne.

Mit Kilian Kaminski, Gründer von refurbed, und Inoqo-Gründer Markus Linder, beide bekannt für ihr Engagement in der Nachhaltigkeit, beteiligen sich auch zwei bekannte Investoren aus Österreich am Unternehmen.

Neben dem Aufbau von inoqo war Linder bereits in der Vergangenheit als Angel Investor aktiv und investiere in diverse Startups, die sich mit skalierbaren Geschäftsmodellen dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unter anderem hat er dafür das Investment-Vehikel Triple Impact Ventures gegründet. Zum Portfolio zählen unter anderem die zwei bekannten FoodTech-Startups Arkeon und Fermify (brutkasten berichtete).


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