27.06.2019

Vor Uber-Aus: Der “Erbfolgekrieg” hat schon begonnen

Nach der Ankündigung der Novelle zum Gelegenheitsverkehrsgesetz, die das derzeitige Geschäftsmodell von Uber verunmöglichen wird, zeigt der Mitbewerb verstärkte Marketing-Aktivitäten.
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Taxi 31300: TaxiPlus-App auf Wienerisch als PR-Gag im Kampf um die Uber-Kunden
(c) Taxi 31300: TaxiPlus-App auf Wienerisch als PR-Gag im Kampf um die Uber-Kunden

Schon in wenigen Tagen wollen ÖVP, SPÖ und FPÖ im Nationalrat gemeinsam eine Novelle im “Gelegenheitsverkehrsgesetz” beschließen, die Mietwagen rechtlich de facto mit Taxis gleichstellt. Vor allem das darin enthaltene Ende der freien Preisgestaltung kratzt an der Basis des Uber-Modells. Am 1. September 2020 würde das neue Gesetz inkrafttreten. Noch versucht man bei Uber freilich das Worst-Case-Szenario zu verhindern. Die Österreich-Tochter des US-Riesen sammelt derzeit mit einer Online-Petition ans Parlament Unterschriften. Mehr als 24.000 sind bislang (Stand 27. Juni Vormittag) eingetrudelt. Die Chancen, die Abgeordneten der drei größten Parteien noch umzustimmen, werden jedoch allgemein als sehr klein eingestuft.

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Uber könnte sich mit schärferen Regeln arrangieren

Ob das wirklich das Aus für Uber in Österreich bedeutet, ist noch nicht klar. Schließlich arrangierte sich der US-Riese in der Vergangenheit auch in anderen Ländern mit weitaus schärferen Bestimmungen als bislang hierzulande gelten. In Deutschland, wo derzeit sogar eine Lockerung des Gesetzes geplant ist, darf Uber etwa den Fahrpreis vor der Fahrt nicht fixieren, sondern nur schätzen. Und die Mietwagen müssen (zumindest offiziell) zwischen den Fahrten zum Heimatstandort zurück. In Österreich könnte man es nach der Novelle ähnlich handhaben.

Dennoch scheint sich der heimische und internationale Mitbewerb bereits intensiv auf die die Zeit nach dem Uber-Aus in Österreich vorzubereiten. Die Marketing-Abteilungen leiten gleichsam einen “Erbfolgekrieg” ein.

Taxi 31300: App auf Wienerisch als PR-Gag

Das Wiener Unternehmen Taxi 31300, das sich in der Vergangenheit medial aus dem Kampf gegen Uber herausgehalten hat und stattdessen mit neuen Service-Leistungen punkten will, wartet etwa mit einem PR-Gag auf. Die TaxiPlus-App des Unternehmens gibt es neben Deutsch und Englisch nun auch auf Wienerisch. Darin kann man nun in den “Eischtöllungen” die “Adressn vawoitn” und die Bezahlung wird im Menüpunkt “So brenn i” festgelegt. Zusatzservices können mit Begriffen wie “Kindasitz”, “Wuffi foat mit” oder “Von da Tia ohoin” angeklickt werden.

Uber-Aus: Der
(c) Taxi 31300: TaxiPlus-App auf Wienerisch

Taxi 40100: App-Kooperation mit gesamteuropäischem Anbieter

Auch das Wiener Taxi-Unternehmen Taxi 40100, das sich in der Vergangenheit unter anderem mit einer Klage als hierzulande schärfster Uber-Angreifer positionierte, fährt die Marketing-Aktivitäten hoch. Vor einiger Zeit startete man eine Fernseh-Werbekampagne, in der man mit Emotionen punkten will. Für die eigene App “Fahr App” kooperiert man mit dem Portal taxi.eu, um das Service auch in anderen europäischen Städten anbieten zu können. Mit dem Umstieg eines Teils der Flotte auf E-Autos will man bereits seit längerem überzeugen.

Taxi 40100-Werbespot:

“free now”: Daimler-BMW-Joint Venture mit europaweitem Großangriff

Der wahrscheinlich vielversprechendste Ansatz im “Erbfolgekrieg” um die Uber-Kunden kommt aber aus dem Ausland. Und zwar vom Mobilitäts-Joint Venture von Daimler und BMW. Dieses betreibt seit dem Frühjahr das Service mytaxi, das 2009 gegründet und 2014 von Daimler übernommen worden war. Nun soll das bereits vor einiger Zeit angekündigte Rebranding zur Marke “free now” erfolgen. Unter der Dachmarke “your now” soll dann eine Vielzahl an Mobility-Services abgebildet werden. Dazu zählt etwa auch der E-Scooter-Anbieter hive, der Teil des Daimler-BMW-Joint Ventures ist oder die Sharing-Services car2go und DriveNow, die zu “share now” zusammengefasst werden. Das neue Service will man zum Start in mehr als 100 europäischen Städten anbieten. Am 2. Juli werden weitere Details präsentiert.

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Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
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Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

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