10.07.2023

Twitter: Diese sieben Alternativen solltest du kennen

Seit Elon Musks Übernahme von Twitter sind viele Nutzer:innen auf der Suche nach alternativen sozialen Netzwerken. Doch das Angebot ist groß. Der brutkasten hat eine Liste von Twitter-Alternativen erstellt.
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Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat in den letzten acht Monaten für einigen Wirbel gesorgt. Beginnend mit dem Layoff von rund 80 Prozent der Twitter-Angestellten im vergangenen Jahr hat Musk dafür gesorgt, dass sich ehemalige Mitarbeiter:innen bei Twitter rächen, indem sie ihre eigenen sozialen Medien entwickeln.

Mit Einschränkungen und Co. ist Twitter für viele nicht mehr so attraktiv, wie es einmal war. Viele Menschen sehnen sich nach den Zeiten, als Twitter wirklich Twitter war, bevor das Musk-induzierte Chaos begann. Unzufriedene Twitter-Nutzer:innen, die auf der Suche nach Alternativen sind, überschwemmen die neuen sozialen Netzwerke. Für diejenigen, die noch nicht fündig geworden sind, hat der brutkasten eine Liste von Twitter-Alternativen, die weniger chaotisch geführt werden, erstellt. 

Bluesky

Das als Twitter-Klon bekannte Unternehmen Bluesky bietet eine einladungsbasierte Social-Media-App an, die von Jay Graber im Jahr 2021 gegründet wurde. Ursprünglich als Twitter-Initiative gestartet, wurde das Startup nach der Ausgründung von Jack Dorsey, dem ehemaligen Mitgründer und CEO von Twitter, untersützt. Bluesky ist als iOS- und Android-App verfügbar und zählt nach dem Beta-Launch im Februar 2023 nur eine kleine Anzahl aktiver Nutzer:innen – rund 200.000. Da die Plattform aber nur nach Einladung zugänglich ist, befinden sich derzeit 1,9 Millionen Menschen auf der Warteliste. Wer unbedingt eine Einladung zu Bluesky erhalten möchte, kann in anderen sozialen Netzwerken wie Twitter oder Reddit darum bitten. 

Das Unternehmen aus Washington ermöglicht Nutzer:innen das Posting von Inhalten mit bis zu 300 Zeichen. Obwohl die Plattform Twitter ähnelt, unterstützt Bluesky derzeit keine Direktnachrichten, Live-Streams oder Videos. Graber hat bei der Entwicklung der neuen Social-Media-Plattform nicht nur auf Exklusivität, sondern auch auf Dezentralität gesetzt. Basierend auf dem AT-Protokoll, einem dezentralen sozialen Netzwerkprotokoll und somit eine Alternative zu ActivityHub, gibt Bluesky seinen User:innen mehr Kontrolle über ihre Daten und die von ihnen gesehenen Inhalte. 

Threads

Der Social-Media-Konzern Meta soll mit der textbasierten Applikation Threads eine Twitter-Alternative auf den Markt bringen. Meta zufolge soll die erst Anfang Juli gelaunchte Plattform Threads wie Instagram funktionieren – nur “mit Text statt Bildern”. Threads soll damit eng an die Fotosharing-Plattform Instagram angebunden sein: Like-, Kommentar- und Teilen-Funktion seien vorhanden, Instagram-Nutzende können sich mit ihren Instagram-Daten bei Threads anmelden und ihr Profilfoto sowie ihren Nutzernamen über Instagram verwalten. 

Metas neue textbasierte App ist allerdings vorerst nur in den USA und im Vereinigten Königreich zugelassen, denn Threads ist nicht DSGVO-konform. Threads soll zudem über das Protokoll ActivityPub an die Twitter-Alternative Mastodon und Fediverse angebunden sein. Nur sieben Stunden nach dem Launch hat die Plattform laut Zuckerberg zehn Millionen Anmeldungen überschritten. 

T2 

Die aufstrebende Social-Media-Plattform T2 wurde im November 2022 von zwei ehemaligen Twitter- und Google-Angestellten gegründet. Sarah Oh und Gabor Cselle wollten mit T2 eine Alternative zu Twitter schaffen, die nur durch ein Wartelisten- und Einladungssystem erweitert werden kann. Im April dieses Jahres zählte T2 erst 1.000 aktive Nutzer:innen. Um diese Zahl auf rund 20.000 User:innen zu steigern, sandten die Founder ihren bestehenden Nutzer:innen eine E-Mail mit jeweils fünf Einladungen für Freunde. Derzeit bietet das Startup nur eine Web-App und ist funktional eine abgespeckte Version von Twitter, ohne Direktnachrichten, Communities, Bookmarks, Listen und Tools. Mit einem Zeichenlimit von 280 Zeichen pro Posting kann die T2-Community ins Gespräch kommen. 

Im Vergleich zu Bluesky möchte T2 durch ihr Einladungssystem von fünf Freunden mehr Nutzer:innen gewinnen. Wenn User:innen die Einladungen ausgehen, können sie sich entweder an den T2-Account auf der Plattform oder direkt an die Gründer:innen wenden. Alternativ kann auch auf die ursprüngliche Einladungs-E-Mail geantwortet werden, um weitere Einladungen anzufordern. Ursprünglich hatte das Gründer:innen-Duo mit seiner Plattform auf ehemalige Twitter-Nutzer:innen abgezielt und den Transfer des Verifizierungsstatus von Twitter auf T2 erlaubt. Aktuell seien rund 40 Prozent der Community verifiziert – dank des zusätzlichen Verifizierungsprozesses bei der Anmeldung. T2 werde in Zukunft weitere Einladungswellen per E-Mail für die Erweiterung der Nutzer:innen-Basis durchführen. 

Mastodon

“Ein soziales Netzwerk, das nicht zum Verkauf steht”, so definiert der deutsche Programmierer und Founder von Mastodon, Eugen Rochko, sein soziales Netzwerk. Mit zehn Millionen registrierten Nutzer:innen konnte Mastodon nach der Gründung im Jahr 2016 im November 2022 wieder an Popularität gewinnen. Damit ist es die meistbesuchte Alternative zu Twitter. Während User:innen auf Twitter “tweeten”, sind Mastodon-Nutzer:innen am “tooten”. Obwohl das deutsche Startup optisch Twitter ähnelt, unterscheidet es sich von seinem Konkurrenten durch seine gemeinnützige und dezentrale Struktur. 

Als Open-Source-Angebot wird Mastodon von vielen unabhängigen Servern betrieben, die jeweils maximal 250.000 Teilnehmer:innen zulassen. Benutzer:innen können sich somit verschiedenen Servern anschließen, die sich jeweils auf unterschiedliche Hauptthemen konzentrieren. Diese werden bei der Anmeldung ausgewählt, um sich mit Menschen mit ähnlichen Interessen auszutauschen. Als zusätzlichen Quirk ermöglicht Mastodon neben der Serverauswahl auch die Wahl der App, mit der die User:innen den Dienst auf ihrem Handy nutzen möchten, wie beispielsweise über Metatext oder Ivory.

Post.News

Das New Yorker Startup Post gehört ebenfalls zu den alternativen Plattformen zu Twitter, hat aber wenig Gemeinsamkeiten mit seinen Konkurrenten wie Mastodon und Co. Post wurde im November 2022 nach Musks Übernahme von Twitter gegründet und dient als Plattform zur Veröffentlichung von Nachrichten und zur Förderung unabhängiger Autoren. Anders als andere alternative soziale Netzwerke zielt Post darauf ab, Journalist:innen anzuziehen, die normalerweise ihren Tag auf Twitter verbringen würden. Auf der Plattform soll es also weniger darum gehen, bizarre Meinungen von irgendwelchen Nutzer:innen zu lesen, sondern vielmehr darum, die Beziehung zwischen Verlagen und sozialen Medien zu reflektieren, indem Autor:innen und Publisher durch Mikrozahlungen Geld verdienen. 

Damit soll Mediengestalter:innen geholfen werden, ihre Inhalte online zu monetarisieren. Und so funktioniert es: Post verfügt über eine punktbasierte Währung. Um einen Artikel zu lesen, kann man entweder mit einer bestimmten Anzahl von Punkten bezahlen oder der Autor:in ein Trinkgeld hinterlassen. Der Kauf von zusätzlichen Punkten kostet echtes Geld. Derzeit habe Post bereits einige namhafte Verlage an Bord. Die App ist aktuell nur auf iOS-Geräten verfügbar. Gegründet wurde das Startup von Noam Bardin, der zuvor bis 2021 CEO von Waze und Vice President of Products bei Google war. Bardins will nicht das “liberale Twitter” werden, sondern eine respektvolle Plattform für Meinungen schaffen.   

Spill

Auch die visuell ansprechende Social-Media-Plattform Spill wurde nach den Massenkündigungen bei Twitter im vergangenen Jahr von zwei ehemaligen Twitter-Ingenieuren gegründet. Die Co-Founder, Alphonzo Terrell und DeVaris Brown, verfolgen mit Spill das Ziel, einen sicheren Raum für marginalisierte Gemeinschaften, insbesondere für People of Colour und LGBTQ+ Nutzer:innen, zu schaffen. Als das Gründerduo im Dezember letzten Jahres, den Start der Plattform bekannt gab, standen bereits 20.000 Menschen auf der Warteliste. Auch Spill ist einladungsbasiert und hat durch die jüngsten Twitter-Einschränkungen an Popularität gewonnen. So haben sich im Juli weitere 130.000 Interessent:innen für Spill angemeldet. 

Die Plattform fokussiert insbesondere die Integration von Sicherheitsmaßnahmen zur Bekämpfung von Hate Speech. Dafür besteht das Team aus vielfältigen Entwickler:innen, die ihre unterschiedlichen Hintergründe in die künstliche Intelligenz einbringen, die auf der Plattform für die Überwachung von Missbrauch und Hass eingesetzt wird. Nutzer:innen, welche die Founder als ”Kulturträger:innen” definieren, können auf der Plattform Texte, Bilder, GIFs und Videos teilen. Ähnlich wie Twitters “For You”- oder “Following”-Feed, werden auf Spill spezielle Bereiche für trendige Inhalte als “Fresh Tea” und Beiträge von gefolgten Personen als “My Brew” bezeichnet. 

Hive

Hive ist eine mobile Social Media App, die in ihrer Funktionalität sowohl an Twitter, als auch an Instagram erinnert. Nutzer:innen können anderen Personen folgen, deren Beiträge kommentieren, liken oder teilen und mit einem anpassbaren Dashboard den “Discover”-Bereich durchscrollen. Was Hive von anderen Plattformen unterscheidet, ist der rein chronologischer Feed. Die Beiträge erscheinen also in der Reihenfolge, in der sie gepostet wurden. Bei Hive greifen keine Algorithmen in die Reihenfolge des Contents ein. Ein weiterer USP von Hive ist die unbegrenzte Zeichenanzahl für Posts. Dies soll Nutzer:innen ermöglichen, umfangreichere Inhalte zu teilen, da Hive-Gründerin Kassandra Pop einen großen Wert auf die Individualität und Vielfalt ihrer Nutzer:innen legt. 

Daher können Nutzer:innen ihr Profil ganz individuell gestalten, beispielsweise mit Angaben zu eigenen Pronomen, Sternzeichen, Lieblingsfarben oder der Profilmusik. Hive ist allerdings nur als mobile App für iOS und Android verfügbar, eine Desktop-Version wurde noch nicht gelauncht. Obwohl Hive im Gegensatz zu vielen anderen Twitter-Alternativen schon im Oktober 2019 gegründet wurde und bereits über eine Million Nutzer:innen zählt, ist das Interesse Ende 2022 nicht so stark gewachsen wie ursprünglich erwartet. Dennoch wird die Plattform kontinuierlich weiterentwickelt. Erst im Juni führte Hive eine Verifizierungsfunktion von User:innen ein. 

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Trump, Musk, US-Zölle, Zoll, Startups USA, Open Austria
(c) Official White House Photo by Tia Dufour - US-Präsident Donald Trump.

Künftig gilt für Importe aus der Europäischen Union ein Zollsatz von 20 Prozent und soll ab dem 9. April in Kraft treten. Bisher lagen die Einfuhrzölle bei 1,5 Prozent, wobei es für manche Waren bereits Ausnahmen gab. Wie der „Standard“ berichtet, sind etwa für die USA essentiellen Pharmaprodukte von den neuen Zöllen ausgenommen.

Konkret tritt am 5. April um 12.01 Uhr für Handelspartner weltweit ein „Mindestzoll“ in Höhe von zehn Prozent in Kraft. Höhere (reziproke) Zölle für die, nach Ansicht des Weißen Hauses „schlimmsten Übeltäter“, wie die „Presse“ berichtet, sollen dann vier Tage später, ebenfalls um 12.01 Uhr europäischer Zeit, wirksam werden.

16,2 Mrd. Euro Exportvolumen 2024

Die Handelsbeziehungen Österreichs mit den USA sind traditionell stark. Mit einem Anteil von 8,5 Prozent am österreichischen Gesamtexport ist das Land der mit Abstand wichtigste österreichische Absatzmarkt außerhalb Europas.

Mit einem Exportvolumen von 16,2 Mrd. Euro verzeichneten die USA als österreichische Exportdestination im Jahr 2024 ein Allzeithoch, der Anstieg gegenüber 2023 lag bei 10,1 Prozent. Damit belegten die Vereinigten Staaten unter den österreichischen Exportdestinationen den zweiten Platz (hinter Deutschland und vor Italien).

Die dominierenden Kategorien der österreichischen Exporte in die Vereinigten Staaten von Amerika umfassen der WKO nach Maschinen und mechanische Apparate, Fahrzeuge, Getränke, pharmazeutische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen.

Zudem erwirtschaften viele der österreichischen Top-100-Unternehmen große Teile ihrer weltweiten Konzernumsätze am US-Markt. Darunter: Schoeller Bleckmann, Red Bull, Plansee, Rosenbauer, Miba, Andritz, Voest Alpine, Palfinger, Blum, Alpla, Hoerbiger, Agrana, Egger oder Siemens.

„Auch bei Unternehmen wie Swarovski, Engel, Wienerberger, Tyrolit, Kapsch, Teufelberger, Plasser & Theurer, AVL, Doka, Boehler Uddeholm, Fronius, Glock, Constantia, Mondi oder Greiner dürften die Ertragsbeiträge aus dem US-Geschäft in wesentlichen Größenordnungen liegen“, liest man im „USA Wirtschaftsbericht 2025“ des Aussenwirtschaftcenter New York. Insgesamt gibt es rund 1.000 österreichischen Unternehmen in den USA, wovon ungefähr ein Drittel dort auch produziert.

Zölle treffen Österreich in starken Bereichen

Für die heimische Innovationsszene bedeutet Trumps Zoll-Politik laut Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria, dass kurzfristig Nachteile überwiegen werden. Die Zölle würden vor allem Bereiche betreffen, in denen Österreich recht stark sei: Export, Innovation, Zulieferindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Pharma, Biotech und Elektronik.

„Das sind Branchengruppen, die in Österreich sehr innovativ und erfolgreich in Märkten sind“, präzisiert Schwarzbauer. „Gegeben, dass auch die globale Konjunktur aktuell schwierig ist, ergibt das einen zusätzlichen Dämpfer, gerade auf die Produzenten in Österreich.“ Weitere Auswirkungen sieht Schwarzbauer darin, dass Absätze bzw. Umsätze nicht steigen, sondern eher sinken werden und auch der Standort gefährdet wird, weil weniger in Innnovation investiert werden kann.

Deal mit Trump als Lösung?

Als Gegenmaßnahme bleibe der Republik eine gesamteuropäische Antwort als größter Hebel. Und zu versuchen, Donald Trump dazu zu bringen, möglichst schnell die Maßnahmen zurückzunehmen. Oder zumindest einen Deal in gewissen Bereichen zu erzielen, bei dem der US-Präsident vorzeigen kann, dass seine Politik Wirkung gezeigt habe.

„Die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass manche Länder ungleich von den Zöllen betroffen sind“, betont Schwarzbauer. „Deutschland, Österreich und Irland anders als etwa Frankreich oder Italien. Die Herausforderung ist es jetzt, eine EU-Einigkeit zu erzielen und eine starke Stimme dagegen zu erheben.“ Österreichs selbst wäre gut beraten, Allianzen zu suchen und darauf zu schauen, dass etwa mit Deutschland, Irland und den Niederlanden die gemeinsame Antwort stark ausfalle.

Neue Politikausrichtung

Die in den Medien kursierende Gegenreaktion, Digitalsteuern auf US-Firmen wie Facebook (Meta) und Co. den US-Maßnahmen als Antwort entgegenzusetzen, sieht der Experte als mögliche sehr starke Antwort. Ebenso wie, die nicht-digitale Produktion, die traditionellerweise in republikanisch-regierten US-Staaten beheimatet ist, ins Visier zu nehmen. In der digitalen Ökonomie sei der Hebel jedoch größer.

„Aber man darf nicht vergessen, dass die USA in diesem Bereich führend sind und wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden würden“, warnt Schwarzbauer. „Um Druck aufzubauen, wäre das dennoch etwas, was den USA wehtun würde.“

Mittelfristig sollte Europa jedoch darauf schauen, digital den Anschluss wiederzufinden, was aber mit Herausforderungen einhergehe. Die EU-Politik sei im Gegensatz zu den USA bei neuen Technologien präventiv; in Übersee sehe die Art der Regulierung anders aus. Dort würde man sich zuerst ansehen, was entsteht und erst dann bei Problemen reagieren. „Da muss ein Wandel in der Politikausrichtung stattfinden, damit die EU ihre Abhängigkeit reduzieren kann.“

Exit gegen Zölle

Bei allen Überlegungen , wie man auf die reziproken Zölle reagieren soll, sei es, wie erwähnt, eine Möglichkeit, Donald Trump etwas anzubieten, das er politisch verkaufen kann. Etwa bessere Entwicklungschancen für US-amerikanische Digitalunternehmen in Europa oder auch in innovativen Feldern wie der Landwirtschaft zum Beispiel für schnellere Zulassungsvérfahren zu sorgen.

„Er muss sagen können, ’schaut, ich habe einen Deal“, sagt Schwarzbauer. „Denn man muss im Hinterkopf behalten, dass das Risiko einer Eskalation durchaus sehr hoch ist, wenn jetzt laufend auf die Maßnahmen Gegenmaßnahmen und umgekehrt gesetzt werden. Da muss man eher eine ‚Exit-Strategie‘ für Trump definieren.“

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