10.06.2025
FORSCHUNG

TU-Wien-Spin-off NovoArc: Medikamentengabe neu gedacht

Eine Technologie, mit der sich Spritzen durch Tabletten ersetzen lassen – das ist die Idee hinter NovoArc. 2021 von drei Forschenden der TU Wien gegründet, erzielte das Spin-off bereits große Erfolge.
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Novoarc-Gründer v.l.n.r.: Julian Quehenberger, David Wurm und Oliver Spadiut.
Novoarc-Gründer v.l.n.r.: Julian Quehenberger, David Wurm und Oliver Spadiut. (c) Novoarc

Die Idee ist folgende: Durch stabilisierende Fette, also Lipide, werden medizinische Wirkstoffe ummantelt, damit sie leichter vom Körper aufgenommen werden können. Die Umsetzung allerdings ist schwierig – und das Ergebnis einer langen Forschung.

Die Ursprungsidee stammt aus einem anderen Projekt, nämlich aus dem Bereich der Abfallverwertung, erzählt CEO David Wurm im brutkasten-Gespräch. Während diesem Projekt sei man dann auf spezielle Mikroorganismen gestoßen, die unter extremen Bedingungen besonders gut leben können. Die Rede ist hier von sogenannten thermoacidophilen Archaeen, die sich bei Temperaturen um die 80 Grad am Wohlsten fühlen. Den Grund dafür machte man in Lipiden – also Fettmolekülen – aus. Und es entstand die Idee, diese eben für die vereinfachte Medikamentengabe zu nutzen. Im Rahmen seiner Doktorarbeit hat Julian Quehenberger, heutiger CTO von Novoarc, eine Förderung von der TU Wien bekommen, um das näher zu erforschen. 2021 wurde schließlich die Firma Novoarc gegründet.

Leichtere Aufnahme im Darm

Mittels eines speziellen Verfahrens holen die drei Founder, Julian Quehenberger, David Wurm und Oliver Spadiut diese Lipide aus den Mikroorgansimen – so, dass medizinische Wirkstoffe darin verpackt werden können. Dadurch, dass die Wirkstoffe von einer Fettschicht ummantelt sind, können sie besser vom Körper aufgenommen werden.

Viele pharmazeutische Wirkstoffe können nämlich nur schlecht oder gar nicht vom Körper aufgenommen werden, weil die Magensäure die Substanz bereits zersetzt und die Wirkstoffe dann wenig effizient durch den Darmtrakt wandern – weshalb sie injiziert werden müssen. Durch die Lipidummantelung können die Wirkstoffe den Magen passieren und im Darm richtig aufgenommen werden. Dadurch könne man Medikamente, die bislang nur durch Spritzen verabreicht werden konnten, fortan auch in Pillenform einnehmen.  

Vorteile in der Lagerung

Das sei nicht nur von Vorteil für jene Patient:innen, die unter einer Spritzenangst leiden. Ein entscheidender Vorteil bei dieser Art der Medikamantengabe ist die unkompliziertere Lagerung. So brauchen Spritzen oft ganz spezielle Lagerbedinungen, während Medikamente in Pillenform ganz einfach bei Raumtemperatur oder nur leicht gekühlt gelagert werden können. „Das ist besonders für Kriegs- und Krisengebiete oder für schwer erreichbare Gegenden von entscheidendem Vorteil“, erklärt David Wurm.

Für das Projekt konnten die drei Forscher bereits zahlreiche Förderungen holen. Darunter ist die FFG Spin-off Fellowship-Förderung, eine Förderung von AWS und Life Science Austria und weitere kleinere Förderungen. „Zudem haben wir eine finanzkräftige Investorengruppe an Bord“, erklärt Wurm. Jetzt verkauft NovoArc seine Produkte an Pharmaunternehmen. Zudem unterstützen die Forscher Kunden dabei, Produkte zu entwickeln, um letzten Endes ein Marktfähiges Produkt zu haben. Zu den Kunden gehören bekannte Konzerne wie Evonik, Boehringer Ingelheim, syvento oder Polypus, um nur einige zu nennen. Die drei Forscher haben für ihre Arbeit zudem bereits den Phönix-Preis gewonnen.

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17.06.2025

PORR-CEO: „Irgendwann wird der Kranfahrer eine IT-Fachkraft sein“

Digitalisierung, Klimaziele und künstliche Intelligenz verändern den Bau von Grund auf. PORR-CEO Karl-Heinz Strauss spricht über die Chancen des technologischen Wandels – und darüber, warum nachhaltiges Bauen mehr ist als ein Trend.
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Karl-Heinz Strauss ist seit 2010 CEO bei PORR. © Astrid Knie

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von Juni 2025 “Neue Welten” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Seit mehr als 150 Jahren mischt die PORR die Bauwelt auf – in Österreich und weit darüber hinaus. Seit seiner Gründung 1869 war das Unternehmen an zahlreichen Bauprojekten beteiligt, etwa am städtischen Ausbau oder an der Entwicklung der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode.

Doch wie sieht eigentlich die Baustelle der Zukunft aus? Werden wir bald nur noch Robotern beim Arbeiten zusehen? Karl-Heinz Strauss, CEO der PORR, hat darauf eine klare Antwort: „Roboter werden nie Menschen auf der Baustelle ersetzen können.“ Was er stattdessen erwartet, ist ein Zusammenspiel: „Die Zukunft sieht eher so aus, dass sich unsere operativen Mitarbeitenden das Know-how zum Einsatz von Robotern aneignen.“ Automatisierung ist also kein Ersatz, sondern ein Werkzeug.

Die PORR testet bereits robotergestützte Technologien – etwa im Bereich Bohren – und arbeitet eng mit Startups zusammen. Vieles befindet sich noch in der Pilotphase, doch die Richtung ist klar: Smarte Maschinen sollen den Menschen unterstützen, nicht ersetzen. „Auch unsere Geräte werden immer intelligenter; irgendwann wird der Kranfahrer oder die Kranfahrerin eine IT-Fachkraft sein“, sagt Strauss.

Die Baudokumentation wird von PORR bereits digitalisiert. © MW Architekturfotografie

Doch auch der Klimawandel stellt die Branche vor tiefgreifende Veränderungen. „Klimawandel und Energiewende sind starke Wachstumstreiber in den nächsten Jahren“, so Strauss. Digitalisierung und Dekarbonisierung gelten bei der PORR längst nicht mehr als Herausforderung, sondern als Chance. Mit ihrer „Green and Lean“-Strategie setzt die Unternehmensgruppe auf intelligentes Wachstum und nachhaltige Lösungen. Digitale Methoden und eine neue Effizienz im Planen und Bauen treiben nicht nur Innovation voran, sie helfen auch, Kosten zu reduzieren und Projekte wirtschaftlicher umzusetzen.

„Zum Beispiel nutzen wir Tools, die Planung, Ausführung und Nachbereitung von Bauprojekten effizienter machen und Soll-Ist-Analysen schon während der Projektausführung ermöglichen“, erklärt der CEO. „Wir nutzen 3D-Maschinensteuerungssysteme, Drohnenvermessung und Laserscanning und vieles mehr. Und natürlich haben wir auch Apps in der digitalen Toolbox – das geht schon in Richtung papierlose Baustelle“. Bei der PORR habe man mittlerweile das richtige Verhältnis aus Automatisierung, digitaler Transformation und Effizienzsteigerung sowie Mitarbeiterförderung erarbeitet.

Auf der PORR-Baustelle kommt ein Vermessungsroboter zum Einsatz. © PORR

Großes Potenzial für die Zukunft sieht die PORR in Building Information Modeling – kurz: BIM. Es geht um einen integrativen, digitalen Prozess, der Bauprojekte über ihren Lebenszyklus hinweg begleitet. Grundlage ist ein intelligentes Datenmodell, das sämtliche Informationen eines Bauwerks bündelt. Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern minimiert auch Leerläufe und Fehlerquellen. Besonders effizient wird es an der Schnittstelle zu künstlicher Intelligenz: „Die KI kann zum Beispiel anhand der Daten eines BIM-Modells in Sekundenschnelle erheben, wie viel recyclingfähiges Material ich in meinem Gebäudebestand habe oder wo die nächsten Sicherheitsbegehungen stattfinden müssen“, erklärt Strauss.

Für die PORR ist das mehr als eine Technologie; es ist ein strategisches Werkzeug auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Denn wer seine Bauwerke digital darstellt, kann sie effizienter und ressourcenschonender errichten. Die Verbindung von Gebäudedaten und lernenden Algorithmen dürfte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen – nicht nur für die Wirtschaftlichkeit von Projekten, sondern auch für ihre Öko-Bilanz.

Tiefgreifender Wandel

Rund 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen laut UN-Angaben auf den Gebäude- und Bausektor zurück. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann Bauen überhaupt im Einklang mit Umwelt und Klima funktionieren? Strauss antwortet darauf: „Jedes nachhaltige Bauwerk greift zwar in die Natur ein, trägt aber positiv dazu bei, dass die Klimaerwärmung reduziert wird. In der gesamtheitlichen Betrachtung sind diese Eingriffe notwendig und auch richtig“. Nachhaltiges Bauen bedeute nicht, Eingriffe zu vermeiden, sondern sie verantwortungsvoll und zukunftsgerichtet zu gestalten. Tatsächlich vollzieht sich in der Branche ein tiefgreifender Wandel: Bauvorhaben werden zunehmend ganzheitlich hinsichtlich Energieeffizienz, Ressourcenschonung und ihrer langfristigen Auswirkungen auf Ökosysteme bewertet.

Klimarisiken wie Hitze oder Hochwasser verändern zudem die Anforderungen an Infrastrukturprojekte. Im Tiefbau braucht es heute nicht nur technisches Know-how, sondern auch klimaresiliente Konzepte. Investitionen in Brücken, Straßen und Schienen dienen nicht nur der Mobilität, sondern auch der Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. „Ziel ist, die Nachhaltigkeit des Gesamtbauwerks im gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über den Betrieb bis zum Rückbau zu betrachten“, so Strauss. Ein zentrales Mittel dabei ist der Einsatz von Recyclingbaustoffen – Ziegel, Beton und Asphalt werden auf vielen Baustellen bereits wiederverwertet.

Darüber hinaus arbeitet die PORR an Lösungen für schwer recycelbare Materialien wie Gips, Styropor oder Mineralwolle, oft in Zusammenarbeit mit Partnern aus Forschung und Industrie. „Wir recherchieren laufend im Bereich klimafreundlicher Baustoffe und Digitalisierungslösungen. Es gibt auch Dauerbrenner, wo die ganze Branche auf der Suche nach Lösungen ist – zum Beispiel, wie man den Klinker im Zement einsparen und so CO2 reduzieren kann“, erläutert Strauss abschließend.

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