Es ist mittlerweile wie eine Welle, die regelmäßig über Gesellschaften hereinbricht. Lüge und Manipulation ist nicht erst ein Merkmal geworden, als Social Media ihren Erfolgsweg antrat, hat aber mitunter dort ihre bisherigen Höhepunkte erreicht. Man erinnere sich an die Flüchtlingsbewegungen von 2015, als falsche Behauptungen im Netz kursierten, dass etwa die Regierung jedem Geflohenen 3.000 Euro im Monat und eine kostenlose Wohnung zur Verfügung stellen würde. Die Caritas soll zudem gratis iPhones an Menschen aus Syrien verteilt haben.

Ein weiteres Beispiel findet sich in der Trump-Ära, wo der ehemalige US-Präsident Halbwahrheiten und “alternative Fakten” nutzte, um seine Gefolgschaft bei Laune zu halten. Die Covid-Krise hat dagegen ihr eigenes Lügen-Narrativ hervorgebracht (Testen erzeugt Krebs, geimpfte werden Sterben, Bill Gates und seine Weltherrschafts-Pläne), das seinesgleichen sucht. Aktuell sind es Kriegspropaganda und bereits seit Jahren russische Trollfabriken, die Fake News gezielt verbreiten, um europäische Gesellschaften zu destabilisieren und den Angriff auf die Ukraine zu legitimieren. Zwei junge Gründer aus Vorarlberg haben mit Trusted Accounts eine Idee, wie man gegen Hass im Netz und Fake-News vorgehen könnte.

Trusted Accounts wie Google

“Hass im Netz und Fake News sind zwei der größten Probleme im Netz”, sagt Ludwig Thoma, der gemeinsam mit Daniel Nussbaum die Plattform gegründet hat. “Dagegen anzugehen ist in aller Munde.”

Ihre Lösung Trusted Accounts wirkt wie eine Art “Sicherheits-Siegel”, das von Foren oder Online-Medien eingebunden werden kann, um zu gewährleisten, dass sich (auch gesperrte) User nicht unendlich viele Accounts erstellen können.

“Man kann es sich wie ein ‘Login mit dem Google-Konto’ vorstellen. Ein ‘Social Login’ mit einem Account auf mehreren Plattformen”, erklärt Thoma. Dabei werden User mit ihrer Telefonnummer verifiziert; die Daten aber derart abgespeichert, sodass Trusted Accounts nicht mehr weiß, wer der User ist. “Wir verschlüsseln die Nummer, damit sie für uns nicht mehr lesbar ist, können da aber immer den gleichen verschlüsselten Wert generieren, sodass der jeweilige Nutzer keinen zweiten Account erstellen kann.”

Eigener Kommentarbereich für Trusted Accounts-User?

Das Hauptziel der Gründer ist es, ihre Plattform bei Medien und Forenbetreibern zu etablieren, damit diese verhindern, dass anonyme User Moderationsmaßnahmen (das Erstellen von Zweit-Accounts nach Sperre, etc.) umgehen. “So könnten zum Beispiel Medien bei sensiblen Posts Internet-Kommentare nur für ‘Trusted-Accounts’-verifizierte User zulassen”, führt Thoma aus.

Aktuell befindet sich das Team im Sales-Prozess und hat bereits mit potentiellen Partnerunternehmen Gespräche geführt. “Die Plattform ist entwickelt und getestet”, so Thoma abschließend. “Der Markteintritt steht bevor.”