30.07.2024
INTERVIEW

Trevor Traina über den Start von Sam Altmans Iris-Scanprojekt “Worldcoin” in Österreich

Interview. Das 2019 von Sam Altman gestartete Unternehmen "Tools for Humanity" geht diese Woche in Österreich mit seinem "Worldcoin"-Projekt an den Start. Im Interview sprechen wir mit dem ehemaligen US-Botschafter Trevor Traina und CBO von Tools for Humanity über die Hintergründe.
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Trevor Traina zu Gast in Salzburg | (c) wildbild

Tools for Humanity wurde 2019 von Alex Blania und OpenAI-Chef Sam Altman gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Unterscheidung zwischen Menschen und Maschinen mittels einer neuartigen Verifizierungstechnologie spezialisiert. Menschen können sich für die World ID registrieren lassen, indem sie ihre Iris einscannen, um ihre Identität zu bestätigen. Im Gegenzug erhalten sie einen Kryptowährung-Token Worldcoin (WLD). In der Vergangenheit stand das Projekt aufgrund von Datenschutzbedenken in der Kritik (brutkasten berichtete).

Nun startet Tools for Humanity seine Aktivitäten in Österreich. Seit Jänner 2024 ist der ehemalige US-Botschafter in Österreich Trevor Traina als Chief Business Officer (CBO) für das Unternehmen tätig und treibt die globale Expansion voran. In einem Interview, das am Rande des Salzburg Summit stattfand, sprach Traina über die Herausforderungen und Ziele von Tools for Humanity sowie seine enge Verbindung zur österreichischen Startup-Szene.


brutkasten: Wie sind Sie zum Job als Chief Business Officer bei Tools for Humanity rund um Gründer Sam Altman gekommen?

Trevor Traina: Nachdem ich in die USA zurückgekehrt war, gründete ich ein Web3-Unternehmen namens Kresus. In dieser Zeit hatte ich ein Gespräch mit meinem Freund Sam Altman, der mir von seiner Firma Worldcoin erzählte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ehrlich gesagt noch keine Vorstellung darüber, was Worldcoin überhaupt ist. Als ich erfuhr, wie KI unsere Welt verändern wird und dass bestehende Werkzeuge gegen KI-gesteuerte Bots unzureichend sind, war ich beeindruckt. Daher legte ich meine Rolle bei Kresus beiseite und wurde Chief Business Officer (CBO) bei Tools for Humanity.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Worldcoin App und wie wird sie künftig eingesetzt?

Die WorldCoin App ist sowohl im Google Play Store als auch im Apple App Store verfügbar und soll weltweit verbreitet werden. Menschliche Verifizierungen finden derzeit jedoch nur in bestimmten Ländern statt, wie Japan, Korea, Argentinien, Chile, Mexiko und Deutschland. Österreich wird nun eines der ersten europäischen Länder sein, in den derartige Verifizierungen stattfinden. Dadurch wollen wir künftig sicherstellen, dass Nutzer tatsächlich Menschen sind und keine Bots. Die Technologie dafür wurde unter anderem in Deutschland entwickelt und ist manipulationssicher.

Inwiefern ist Sam Altmann noch in das Unternehmen involviert, und wie ist Ihre persönliche Beziehung zu ihm?

Sam Altmann ist sehr involviert. Er ist der Vorsitzende des Unternehmens, und er nimmt aktiv an Brainstorming-Sitzungen teil. Natürlich ist seine Hauptaufgabe die Leitung von Open AI, aber Tools for Humanity ist ein wichtiges Projekt für ihn.

Welches konkrete Problem wollen Sie mit Tools for Humanity lösen?

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass die derzeitigen Technologien zur Verifizierung nicht präzise genug sind, um Milliarden von Menschen zuverlässig zu überprüfen. Während Gesichtsscans auf Telefonen ausreichen, um das Gerät zu entsperren, sind sie nicht in der Lage, Bots in großem Maßstab zu erkennen. Eine präzisere Methode ist die Iris-Scan-Technologie, da jede Iris einzigartig ist, sogar bei Zwillingen. Tools for Humanity hat drei Jahre und mehrere hundert Millionen Dollar investiert, um eine manipulationssichere und präzise Technologie in Deutschland zu entwickeln. Die spezielle Kamera, die wie eine Kugel aussieht, ist fälschungssicher. Man kann sie im Prinzip nicht öffnen.

Welche Herausforderungen gibt es in der Skalierung?

Ein zentrales Problem ist die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung der neuen Verifizierungstechnologien und die Bedrohung durch KI-gesteuerte Bots. Viele Menschen sind sich der Notwendigkeit dieser neuen Werkzeuge nicht bewusst. Zudem erfordert die weltweite Einführung der Technologie eine enorme logistische Anstrengung, da jeder Mensch mit einer teuren Kamera überprüft werden muss. Derzeit wurde die App von zwölf Millionen Menschen heruntergeladen, und über sechs Millionen wurden verifiziert. Die Expansion erfolgt schrittweise, etwa ein Land pro Monat.

Wie viele Nutzer:innen wollen Sie in Österreich scannen?

Ich finde, jeder sollte es tun.

Trevor Traina | (c) wildbild

Haben sie dazu auch einen konkreten Zeitplan definiert?

In Österreich beginnt die Verifizierung in Wien mit drei Standorten, verteilt auf verschiedene Bezirke. Weitere Städte wie Graz, Linz und Innsbruck sollen bald folgen. Jeder in Österreich sollte die App herunterladen, da sie neben der Verifizierung auch nützliche finanzielle Tools bietet, die sie zu einem Finanznetzwerk des 21. Jahrhunderts machen. Tools for Humanity arbeitet mit lokalen Betreibern zusammen, die die Verifizierung vor Ort durchführen. Diese Zusammenarbeit unterstützt auch die österreichische Wirtschaft, da wir am Ende des Tages Millionen von Dollar in die Markteinführung investieren.

In Spanien hat die Datenschutzbehörde das Projekt vorerst gestoppt. Wie sehen Sie hier die Entwicklung?

Die spanische Datenschutzbehörde hat das Projekt vorübergehend gestoppt, um sicherzustellen, dass keine minderjährigen Nutzer beteiligt sind und dass jeder das Recht hat, seine Daten zu löschen. Tools for Humanity hat daraufhin zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen implementiert. Das Projekt ist DSGVO-konform und wird von der Bayerischen Datenschutzbehörde reguliert. Die Daten sind durch ausgeklügelte Maßnahmen geschützt: Fotos der Iris verlassen nie die Kamera und werden in alphanumerische Codes umgewandelt, die in einer hochsicheren Datenbank gespeichert werden. Die ID wird nur auf dem Gerät des Nutzers gespeichert und nicht vom Unternehmen eingesehen. Persönliche Daten werden nicht gesammelt, und das Verhalten der Nutzer wird nicht verfolgt oder verkauft.

Wie steht es aktuell um die Finanzierung von Tools for Humanity?

Tools for Humanity hat bereits hunderte Millionen Dollar eingesammelt und benötigt kein weiteres Risikokapital. Der Worldcoin-Token hat eine Marktkapitalisierung von fast 30 Milliarden Dollar, die zur Förderung des Projekts verwendet wird. Wie bei vielen Unternehmen liegt der Fokus derzeit auf der Skalierung, ohne Gebühren von den Nutzern zu erheben.

Sie haben am Salzburg Summit teilgenommen. Unter anderem wurde die Frage diskutiert, inwiefern Europa bei der Finanzierung von KI-Projekten den USA hinterherhinkt. Wie nehmen Sie als ehemaliger US-Botschafter diese Diskussion wahr?

In Europa gibt es hohe Investitionen in KI, aber die regulatorischen Hürden sind höher als in den USA oder Asien. Europäische Unternehmer sind klug und hungrig, aber sie haben Schwierigkeiten, die regulatorischen Hindernisse zu überwinden. Es wäre wünschenswert, den Unternehmern mehr Freiraum für Wachstum zu geben, bevor sie streng reguliert und besteuert werden.

In Ihrer Zeit als US-Botschafter haben Sie auch Events für Startup-Founder organisiert. Inwiefern sind Sie mit der österreichischen Startup-Szene noch in Kontakt?

Ich habe enge Verbindungen zur österreichischen Startup-Szene und unterstütze Unternehmer durch Investitionen und Mentoring. Während meiner Zeit als US-Botschafter organisierte ich zahlreiche Unternehmerprogramme und brachte führende Köpfe aus der Tech-Branche nach Österreich, um die lokalen Unternehmer zu inspirieren. Einige Leute, die jetzt für mich arbeiten, waren österreichische Unternehmer, die durch das Programm gekommen sind.

Manchmal investiere ich auch in ihre Unternehmen und begleite sie. Während meiner Zeit als US-Botschafter organisierte ich monatliche Unternehmerprogramme, oft in meinem Haus oder in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Ich brachte den CEO von Yahoo, den CEO von Twitter und Reid Hoffman von LinkedIn nach Österreich, um mit österreichischen Unternehmern zu sprechen und sie zu inspirieren.

Würden Sie sich als Business Angel bezeichnen?

Ich möchte ein Investor sein. Manchmal bin ich zu sehr ein Angel, das stimmt.

Und Sie hatten bereits Exits?

Nicht in Österreich, aber ich bin geduldig.

Wie ist die Stimmung im Silicon Valley etwa fünf Monate vor den Wahlen?

Wie man in Österreich zu sagen pflegt: Schauen wir mal.

Elon Musk hat sich für Trump ausgesprochen. Ändert sich in der Techwelt etwas in den USA im Vergleich zu den Wahlen vor vier Jahren?

Ich denke, die Metabotschaft – und ich meine nicht die Metabotschaft des Unternehmens – die übergreifende Botschaft ist, dass mit diesen transformativen neuen Technologien, es auch politische Überlegungen gibt. So haben wir uns in den USA sehr auf Blockchain konzentriert. Und jetzt konzentrieren wir uns auch auf KI, Quantentechnologie und einige andere weltverändernde Dynamiken. Menschen im Silicon Valley stellen sich natürlich die Frage, wie diese Dinge reguliert werden. Wir sehen im Silicon Valley, dass Unternehmer, die sich vorher nicht in der Politik engagiert haben, versuchen herauszufinden, welche Politik es ihnen ermöglichen wird, die Art von weltverändernden Dingen zu tun, die sie tun wollen.

Wie oft kommen Sie noch nach Österreich?

Ich reise regelmäßig nach Österreich, etwa alle paar Monate. Ich nehme an den Salzburger Festspielen und dem Salzburg Summit teil und treffe dabei viele Freunde, die ich während meiner Zeit als US-Botschafter in Österreich kennengelernt habe. In den drei Jahren, die ich in Österreich verbrachte, habe ich enge Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen.

Ich besuche auch österreichische Unternehmer, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die mir am Herzen liegen. Präsident Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz gehören ebenfalls zu den Bekannten, die ich bei meinen Besuchen treffe. Es ist immer wieder schön, zurückzukehren und das vielfältige und freundliche Österreich zu erleben.


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Freundschaft, Freundschaft im Job
(c) Stock.Adobe/charmedlightph - Freundschaften am Arbeitsplatz können positive Effekte auslösen.

Liebeleien am Arbeitsplatz, Intimitäten auf Weihnachtsfeiern und Work-Husbands und -Wives sind ein längst bekanntes Metier der Arbeitswelt. Was aber kaum thematisiert wird, sind Freundschaften im Job. Dies hat nun der willhaben-Jobmarktplatz geändert und 1.050 User:innen zum Thema “Freundschaft am Arbeitsplatz” befragt.

Team-Building für Freundschaften hilfreich

Aus der Umfrage lässt sich herauslesen, dass drei Viertel der Arbeitnehmer:innen in ihrem derzeitigen Job Freundschaften geschlossen haben – konkret meinten 10,2 Prozent “eine” und 66,5 Prozent “mehrere” Freundschaft(en) über ihre Arbeit gefunden zu haben. Als besonders gesellig erweisen sich dabei Kärntner:innen, Steirer:innen und Wiener:innen.

Um Kolleg:innen näher kennenzulernen, zeigten sich vor allem vom Arbeitgeber oder Arbeitgeberin organisierte Team-Building-Maßnahmen und gemeinsame Unternehmungen hilfreich. Mit 58,1 Prozent hat mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass Freundschaften bei ihrem derzeitigen Job gefördert werden.

Das Feierabend-Getränk

Auf der anderen Seite ist es aber auch das ein oder andere Feierabend-Getränk, das aus Arbeitskolleg:innen Freund:innen werden lässt. Auch hier sind es etwa drei Viertel der Befragten, die der Thematik positiv gegenüberstehen. Im Detail empfinden es 22,1 Prozent als “sehr angenehm” und wichtig für den Teamgeist und weitere 51 Prozent als “eher angenehm”. Dem gegenüber steht jedoch etwa ein Viertel der willhaben-Nutzer:innen, die mit “eher unangenehm, ich nehme selten teil” geantwortet haben oder solche Aktivitäten überhaupt vermeiden.

Bemerkenswert ist zudem, dass nicht nur der direkte Kontakt Freundschaften fördern kann. In Zeiten der Digitalisierung spielen sie sich zu einem gewissen Teil in den sozialen Netzwerken ab. Ein Viertel der Befragten nimmt eine Anfrage immer an, wenn sich ein/e Arbeitskolleg:in in den sozialen Medien vernetzen will. Weitere 52,5 Prozent “nehmen die Anfrage an, wenn sie sich mit der Person gut verstehen”. 11,3 Prozent nutzen keine sozialen Netzwerke.

Bei Vorgesetzten sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Arbeitnehmer:innen zeigen sich hier aufgeschlossen, wenn auch etwas zögerlicher. Während die überwiegende Mehrheit offen ist, Führungspersonal auf Instagram und Co. zu adden, ist der Anteil jener, die dies eher bzw. gänzlich ausschließt, mit 29,3 Prozent merklich höher als bei Kolleg:innen, die sich beruflich auf derselben hierarchischen Ebene befinden.

Folgen der Freundschaft

Doch was sind die Folgen davon, sich mit Kolleg:innen zu befreunden? Am häufigsten genannt wurden dabei “besserer Teamzusammenhalt” (77,4 Prozent), “mehr Spaß während des Arbeitstages” (77,2 Prozent) sowie “höhere Zufriedenheit und Wohlbefinden bei der Arbeit” (72,4 Prozent). Gefolgt von zwei Faktoren in puncto Produktivität, nämlich “schnellere Problemlösung durch gegenseitige Unterstützung” (63,9 Prozent) und “erhöhte Motivation” (57,5 Prozent).

Als Kehrseite der Medaille und als Problemfall wird die Bevorzugung einzelner Kolleg:innen (51,6 Prozent) genannt, auch “Schwierigkeiten, berufliche und persönliche Grenzen zu wahren” (44,8 Prozent) sowie “Ablenkung und reduzierte Produktivität” (40,3 Prozent) werden hier als Nachteil angeführt.

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