03.06.2022

Tractive: 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt für alle 170 Mitarbeiter:innen

Gleichzeitig mit der Einführung der 4-Tage-Woche reduziert das Paschinger Scaleup Tractive die Normalarbeitszeit von 38,5 auf 35 Wochenstunden.
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4-Tage-Woche für das Tractive-Team
4-Tage-Woche für das Tractive-Team | (c) Tractive

International gibt es bereits einige größere Versuche dazu, in Österreich sind die Beispiele dafür bislang noch rar: die 4-Tage-Woche. Mit TeamEcho aus Linz gibt es seit etwas mehr als einem halben Jahr einen Präzedenz-Fall für die 4-Tage-35-Stunden-Woche in der heimischen Startups-Szene. Abermals in Oberösterreich steigt nun erstmals ein großes heimisches Scaleup, das auch immer wieder als “Soonicorn” genannt wird, auf das Modell um: Tractive aus Pasching.

4-Tage-Woche nicht nur ein Test, sondern fixe Umstellung

“Wir haben nach weiteren Möglichkeiten gesucht, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Die Work-Life-Balance spielt bei Mitarbeiterbefragungen eine besonders große Rolle und so haben wir uns nach anfänglicher Skepsis die 4-Tage-Woche immer detaillierter angesehen”, erzählt Michael Hurnaus, Gründer und CEO des Haustier-Tracking-Spezialisten, im brutkasten-Podcast. Man habe die Maßnahme dann sehr genau durchgeplant. Entsprechend sei es nicht wie bei anderen Unternehmen ein Test, sondern eine fixe Umstellung.

Montag oder Freitag: 3 Tage Wochenende für alle Mitarbeiter:innen

Bei der Verkürzung der Wochenarbeitszeit von fünf auf vier Tage und von 38,5 auf 35 Stunden – bei voller Bezahlung – sei es dem Unternehmen auch besonders wichtig zu gewährleisten, dass alle Mitarbeiter:innen drei Tage am Stück frei haben. “Der Großteil des Teams wird Montag bis Donnerstag arbeiten. Ein gewisser Teil des Teams wird auch Dienstag bis Freitag arbeiten, um auch Kundenservice, das Verschicken von Paketen und dergleichen abzudecken”, erklärt der Gründer, “wir wollten ganz bewusst verhindern, dass manche Mitarbeiter:innen dann zufällig am Mittwoch frei haben”.

Tractive-Gründer Hurnaus: “Habe früher einige Leute ins Burnout schlittern sehen”

Dass er soviel Wert auf die Work-Life-Balance lege, habe auch Gründe in seiner persönlichen Erfahrung, erzählt Hurnaus: “Ich habe vor Tractive in Jobs gearbeitet, wo 70 bis 80 Wochenstunden normal waren. Für mich als motivierten 25-Jährigen, der Gas geben wollte, war das damals in Ordnung. Aber ich habe auch einige Leute daran zerbrechen und ins Burnout schlittern sehen. Ich habe immer gesagt: Wenn ich mein eigenes Unternehmen habe, soll das nicht die Erwartungshaltung sein”.

Produktivität soll auch in 4-Tage-Woche gleich bleiben: Feilen an Meeting-Kultur

Nach der Reduktion der Arbeitszeit wolle man nun die selbe Produktivität erreichen, wie bisher. Dazu wolle man Ineffizienzen beseitigen, etwa in der Meeting-Kultur. “Das durchschnittliche Meeting soll dann nicht mehr 25 sondern 15 Minuten dauern und Leute sollen das Recht haben, jederzeit aus einem Meeting rauszugehen, wenn sie keinen Wert stiften können oder es nicht sinnvoll ist”, so Hurnaus.

40 Positionen ausgeschrieben: VC-Krise ist für Tractive nicht relevant

Die neue Regelung gilt nun für alle rund 170 Mitarbeiter:innen. Und es sollen in nächster Zeit noch deutlich mehr werden. Derzeit hat das Scaleup mehr als 40 Positionen ausgeschrieben. Im Juli zieht das Unternehmen in den neuen Tractive-Campus um, der Platz für etwa 250 Mitarbeiter:innen bietet. Auf die Frage, ob die aktuelle VC-Krise, die bei anderen Scaleups zu Entlassungswellen führt, nicht auch auf Tractive bremsend wirkt, sagt der Gründer: “Wir haben zwar vor einem Jahr viel Geld geraised [Anm. 35 Millionen US-Dollar], haben aber ein sehr dankbares Business-Modell und waren praktisch von Anfang an Cashflow-positiv. Ich glaube nicht, dass wir nur annähernd in der Zukunft noch eine Finanzierungsrunde brauchen. Da müsste schon viel passieren”. Man sei “sehr sehr gut finanziert”.

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Alexander Schmitz | (c) XELA

Japan gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Robotik und Automatisierung, ein Land, in dem Roboter nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Inmitten dieser technologischen Hochburg hat sich der österreichische Gründer Alexander Schmitz mit seinem Unternehmen XELA Robotics erfolgreich etabliert. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt entwickelt und erforscht der Österreicher taktile Sensoren für menschlich-kollaborative Roboter. Vor der Unternehmensgründung im August 2018 war Schmitz auch als Associate Professor an der Waseda University in Japan tätig, bevor er sich vollständig auf sein Unternehmen konzentrierte.

Technologie ermöglicht menschenähnlichen Tastsinn

XELA Robotics setzt auf eine KI-Technologie, die taktile Sensoren integriert und damit neue Möglichkeiten für personalisierte Servicerobotik, Montage, Verpackung und Landwirtschaft schafft. Die Sensor- und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen von XELA unterstützen Unternehmen weltweit bei der Digitalisierung und Automatisierung.

XELA Robotics hat uSkin entwickelt, einen Drei-Achsen-Tastsensor, der in einem weichen, langlebigen Gehäuse untergebracht ist und sich nahtlos in neue und bestehende Roboter integrieren lässt. uSkin verleiht Robotern einen menschenähnlichen Tastsinn und verbessert ihre Fähigkeit, Objekte präzise zu manipulieren. Jeder Sensorstreifen enthält mehrere Sensoren, und jeder Sensor misst 3-Achsen-Kräfte , die an spezifische Anwendungen angepasst werden können. Zu den Kunden von XELA zählen internationale Konzerne wie Honda, Hitachi oder Samsung.

Millionen-Investment und Expansion nach Europa

Wie XELA nun bekanntgab, konnte man für das weitere Wachstum ein Millionen-Investment an Land ziehen. Investor ist die Investoren-Gruppe FSR mit Sitz in Tokio.

„Die Partnerschaft mit unserem neuen Investor wird unsere Fähigkeit beschleunigen, sowohl unsere Sensortechnologie als auch unsere KI- Software zu skalieren. Dadurch können wir komplette Lösungen anbieten und die Produktion ausweiten, um der wachsenden globalen Nachfrage gerecht zu werden”, so Schmitz.

In Europa bedient XELA ebenfalls namhafte Kunden. Zudem hat XELA die Möglichkeit genutzt, sich über das Global Incubator Network (GIN) strategisch in Europa zu positionieren. “Durch das erstklassige Programm des Global Incubator Networks konnten wir unsere Marktchancen in Europa evaluieren, einen klaren Go-to-Europe-Plan mit Österreich als Basis entwickeln und einen erfahrenen Mentor gewinnen. Dieser Mentor hat uns nicht nur in der Umsetzung unserer Europastrategie begleitet, sondern auch wesentlich zur Finanzierungssicherung in Japan beigetragen“, sagt Schmitz.


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