02.10.2024
INVESTMENT

Totoy: Wiener KI-App holt sich eine halbe Million Euro Pre-Seed-Finanzierung

Fünf Gründer wollen Integration erleichtern: Mit einer KI-App zur Übersetzung und Erklärung will das Wiener Startup Totoy Dokumente und Briefe verständlich übersetzen und Kommunikationsbarrieren abbauen. Und erhielt dafür nun eine halbe Million Euro.
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Die Totoy-Co-Founder Francis Rafal, Simon Hoffmann, Marcel Koller, Michael Perger, Benedikt Hielscher (c) Totoy GmbH

Vor fast genau einem Jahr debütierte Totoy – damals rechtzeitig zum Schulstart. Die von CEO Francis Rafal in Wien mitgegründete KI-App soll nämlich gerade bei anfänglichen Hürden im Schul- und Behördenalltag helfen. Denn Totoy übersetzt Eltern-, Arzt- und Behördenbriefe in die jeweilige Muttersprache der Adressierten – und erklärt deren Inhalt mittels KI.

Dass das Wiener Startup damit nicht nur zu Schulbeginn den Zahn der Zeit trifft, wissen mittlerweile auch heimische Investoren. Mit dem heutigen Mittwoch vermeldet Totoy nämlich ein frisches 500.000 Euro Pre-Seed-Investment. An der Runde beteiligt sind Angels United sowie die Business Angels Martin Schliefnig und Michael Grabner, von dem Totoy bereits in der Startup-Show “2 Minuten 2 Millionen” ein Angebot erhielt.

Fokus auf Unternehmen und Behörden

Das frische Kapital dient der Skalierung von Totoy sowie der Weiterentwicklung der Dokumenten-KI. Mit dieser lassen sich nämlich komplexe Dokumente wie Briefe, Texte und Mitteilungen von Schulen, Ärzten oder Behörden in fast 100 Sprachen übersetzen. Nutzer:innen können zum übersetzten Text auch Rückfragen stellen. Die generative KI liefert schließlich Erklärungen zum Übersetzten in 19 Sprachen.

Mit einer neuen Programmierschnittstelle will man nun gezielt Unternehmen und Behörden adressieren. Laut Totoy kann die generative KI “komplexe Dokumente in einfacher Sprache” erklären und damit barrierefreie Kommunikation zwischen den betroffenen Parteien ermöglichen.

Mehrsprachige Übersetzung für Barrierefreiheit

“Unsere Totoy-App hilft Menschen bereits seit über einem Jahr beim Verstehen von unverständlichen Behördenbriefen oder komplizierten Verträgen”, erklärt CEO Francis Rafal. “Mit der Unterstützung unserer Investoren können wir unser Angebot für Behörden und Unternehmen ausbauen. Wir wollen ihnen helfen, Barrierefreiheits- und Transparenzrichtlinien in der Kommunikation mit Bürger:innen oder Kund:innen zu erfüllen.”

Neben Übersetzung und Inhaltserklärung erstellt die Totoy-KI auch Wissensdatenbanken auf Basis der hochgeladenen Dokumente. Anhand der kumulierten Daten kann die KI auch mehrsprachige Fragen in einfacher Sprache beantworten.

“Effizienz in Ämtern, Gemeinden und Verwaltung steigern”

“Totoy bietet mit seinen Lösungen die Möglichkeit, durch angewandte KI die Effizienz für Ämter, Gemeinden und alle anderen Bereiche der Verwaltung zu steigern – jeder durch Totoy eingesparte Euro ist dabei gleichzeitig auch ein Euro weniger Steuerbelastung für die Bürger:innen”, heißt es vonseiten des Angels Investors Schliefnig.

Simon Hoffmann, COO von Totoy, meint dazu weiter: “Unsere Dokumenten-KI bietet eine skalierbare Möglichkeit, das vorhandene Wissen in Behörden und Unternehmen transparent und mehrsprachig für Bürger:innen und Kund:innen verfügbar zu machen.”

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Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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