22.05.2018

“Tiny House”: Drei Wiener Startups mit Ideen zu neuen Wohnformen

Wohnwagon, Liberty.Home und NimmE sind drei Wiener Startups, die bei ihrer Suche nach neuen Wohnformen auf das "Tiny House" gekommen sind. Ihre Lösungen sind dennoch sehr unterschiedlich.
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(c) Wohnwagon -

Demografischer Wandel und steigende Mietpreise, zudem wachsende Städte – all das sind Aspekte, die das Nachdenken über neue Arten zu Wohnen befeuern. Gleich drei Wiener Startups operieren dazu im Feld einer Bewegung, die aus den USA stammt: “Tiny House”. Es ist ein auch gesellschaftspolitisch motiviertes Movement, das das Wohnen in Kleinhäusern propagiert. Wie groß, oder klein ein solches Haus sein darf, ist nicht fix geregelt – von 15 bis 50 Quadratmetern Wohnfläche ist die Rede. Dazu im Gespräch mit dem Brutkasten die Gründer von Liberty.Home, Wohnwagon und NimmE.

+++ “Sie wohnen in meinem Haus, während ich in Ihrem wohne“ +++

Tiny House: “Ein Zuhause bedeutet Freiheit”

Markus Hörmanseder nennt sein Startup Liberty.Home ein “Social-Business”.  Man will den Verkauf von “Tiny Houses” mit einer sozialen Mission kombinieren. “Mit unserem Micro-Home-Wohnkonzept möchten wir auf innovativem Weg obdachlosen Menschen ein Zuhause bieten, weil ein Zuhause auch Freiheit bedeuten kann. Speziell für Menschen die keines haben”, erzählt er dem Brutkasten. Die Idee zu dem Startup kam ihm und Co-Founder Philipp Hüttl im Zuge ihrer Bachelorarbeit im Vorjahr. “Wir wollten eine sinnvolle Arbeit, die den sozialen Aspekt in den Vordergrund stellt. Seit unserem Umzug von Oberösterreich nach Wien ist das Thema Obdachlosigkeit täglich präsent, und das wollten wir nicht akzeptieren. Wir denken, in einem Land wie Österreich muss es möglich sein, dieses Problem zu lösen. Liberty.Home symbolisiert unseren Beitrag dazu”, sagt Hörmanseder.

Tiny House
(C) FH Campus Wien / Ludwig Schedl – Liberty.Home-Gründer Philipp Hüttl und Markus Hörmanseder möchten mit einem Tiny House auf Obdachlosigkeit aufmerksam machen.

Soziale Grundgedanken in ein Unternehmenskonzept integrieren

Liberty.Home betreibt neben dem sozialen aber eben auch einen kommerziellen Zweig. Dabei sind laut Gründer, sowohl Unternehmen für die einfache Unterbringung von Mitarbeitern, als auch Privatperson (Gästehaus im Garten) Zielgruppen. “Durch den Produktverkauf möchten wir neben dem klaren Nutzen unseres Angebots auch auf das Thema Obdachlosigkeit aufmerksam machen. Über diverse Marketing-Kanäle soll auch der soziale Mehrwert durch einen Kauf bei Liberty.Home klar kommuniziert werden”, erklärt Hörmanseder. “Die größte Hürde dabei war es, einen derart sozialen Grundgedanken in ein unternehmerisches Konzept zu integrieren”.

Spannungsfeld unterschiedliche Zielgruppen

“Durch die Aufnahme in den Startup Corner der FH Campus Wien konnten wir mit Experten im Bereich Social Business und Social Entrepreneurship die Strukturen für unser Unternehmen professionell aufbauen. Wir denken, mit der Teilnahme am Red Bull Amaphiko-Programm steht einer zeitnahen Projektumsetzung nichts mehr im Weg”, stellt der Founder klar. Ein zweites Problem, dem sich die Gründer am Anfang stellen mussten, war ein gewissen “Spannungsfeld”, wie es Hörmanseder nennt, dem das Produkt ausgesetzt ist. “Durch den Verkauf unserer Produkte an verschiedenste Zielgruppen mit stark unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten musste unser Produkt sowohl kostengünstig, als auch qualitativ und optisch ansprechend gestaltet werden”, sagt er. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe bestehend aus Architekten, Sozialarbeitern und Obdachlosen eingesetzt. Der Richtpreis einer solchen Micro-Wohneinheit beträgt 25.000 Euro.

Shirts und Hoodies

Einnahmen hat das Unternehmen neben dem Produktverkauf auch durch eine Kooperation mit dem Eferdinger Startup Vresh. Auf der Homepage werden Shirts und Hoodies angeboten, deren Erlöse für die Gründung einer gemeinnützigen GmbH verwendet werden. Die Gründer nutzen Events und Veranstaltung, um mit ihrer Social-Business-Idee vorstellig zu werden. “Der entstehende Content wird über verschiedenste Social-Media-Kanäle verbreitet und soll den Aufbau einer Plattform starten. Mit dem Projektfortschritt werden dann einzelne Rubriken veröffentlicht, wo wir unter anderem mit Interviews auf Einzelschicksale aufmerksam machen und Daten und Fakten zum Thema Obdachlosigkeit verbreiten werden. Wir haben schon einige Anfragen für Referenzprojekte in verschiedensten Richtungen, welche als weiterer Content das sensible Thema Obdachlosigkeit professionell kommunizieren”, erklärt Hörmanseder.

Im Finale des Social Impact Awards

Bisher wurde nicht aktiv nach Investment-Kapital für das Projekt gesucht. Die Kosten für den Prototypen (eine 8,75 Quadratmeter große Wohneinheit mit Dusche und WC, einem darüber liegenden Schlafplatz, einer Küchennische mit Waschbecken, zwei Herdplatten und einem Kühlschrank) konnten aber durch zahlreiche Sponsoren aus der Baubranche gedeckt werden, wie uns die frischgebackenen Finalisten des Social Impact Awards erklären. “Die Firmen haben neben der Materialspende auch Know-How und Hilfestellung in der ‘Markenbekanntmachung’ geleistet. Den restlichen Teil der bisherigen Finanzierung von Liberty.Home haben wir als Team gestämmt”, sagt Hörmanseder.

Er nennt die nächsten Ziele für sein Unternehmen: “Mit der Aufnahme in das Red Bull Amaphiko Programm können die Herausforderungen im Marketing schnell umgesetzt werden. Unser kurzfristiges Ziel ist es, eine seriöse innovative Social Media Plattform rund um das Thema Obdachlosigkeit aufzubauen. Ebenfalls werden wir mit der aktiven Vertreibung unseres Produktes in kürze starten. Und als Finalisten des Social Impact Award wollen wir in den Sommermonaten gemeinsam mit einem Experten-Team unseren karitativen Stamm des Projektes professionell aufstellen”.

Langfristige will man Liberty.Home als internationales Social-Business mit eigener Community rund um das Thema Wohnungslosigkeit und Wertschöpfung für die gesamte Produkt-Kette etablieren. “Darüber hinaus sollen unsere Produkte ein Angebot für kostengünstigen Wohnraum schaffen, der für jeden zugänglich ist, sodass ein gerechteres Maß an Lebensqualität für jeden einzelnen Menschen zum Standard wird”, sagt Hörmanseder.

Tiny House als Luxusversion

Das Öko Startup Green Up hat sich mit dem NimmE Tiny House ebenfalls Gedanken zu alternativen Wohnlösungen gemacht. Der Prototyp des NimmE Tiny House ist diese Woche zur Besichtigung im Salon Jardin unter dem Projekt “Startup im Park 2018” zu finden sein. Das Motto des Kleinhauses auf Rädern lautet “Öko, Lifystyle und Freiheit”. Dementsprechend reicht die Angebotspalette von “klein und chic” bis hin zu Luxusversionen und einer Fläche von zehn bis 50 Quadratmetern. Interessenten können zudem zwischen einer  Vollmöblierung, einem Autarkie-Paket (inklusive Öko-Toilette und Wasserspeicher), bis zu zwei Lofts, Fotovoltaik Fußbodenheizung, Holzkamin, sowie Elektro- und Sanitärinstallationen wählen. Preislich reichen die verschiedenen Varianten von 32.900 bis 49.900 Euro, wobei es für Schnellentschlossene bis Ende Mai Boni von 1.000 bis 3.000 Euro geben soll.

Die Gründer, die ihr Foto nicht im Bericht sehen möchten, waren anfänglich auf der Suche nach einem Gartenhaus. “Aber ein einfaches Gartenhaus war nicht passend für unsere Zwecke. Nach langer Suche haben wir die Tiny House-Bewegung in den USA entdeckt. Wir wollten am Anfang einen Bauwagen als günstige Zwischenlösung umgestalten, doch das ist gescheitert. Dann haben wir uns auf unser Endziel fokussiert und viel Energie und Geld investiert. So ist NimmE entstanden”, erklärt Mitgründer Gabriel Tamas.

Tiny House
(c). NimmE/Facebook – Gabriel Tamas und sein Team möchten den Öko-Minimalismus in Österreich bekannt machen.

“Breite Variation an potentiellen Tiny House-Käufern”

“Das  Tiny House-Produkt ist nicht neu, obwohl es in Österreich eher am Anfang steht. Wir wollen den Öko-Minimalismus bekannt und kleinen Luxus bezahlbar machen. Deshalb planen wir mit Partnern und ‘Tiny Ambassadors’ zu arbeiten”, führt Tamas seine Vorstellungen aus. Die Gründer sehen in Sachen Zielgruppen eine breite Variation an potentiellen Käufern, wie sie sagen. So schätzt man, dass das Produkt Natur-Freunde, aktive Menschen, die offen für etwas Neues sind, Familien, Studenten, Senioren, Jäger, Winzer und Pferdehalter interessiere. “Wir sprechen aber auch traditionellen Kunden in Österreich an. Etwa Personen, die mehr Wohnraum im Garten haben möchten, Camper, Hotels, Thermen, Golfclubs, Grundstückbesitzer für Vermietung oder als Nutzung für Büros und Schauräume”, sagt Tamas.

Als Problem bei der Gründung tauchte auf, dass es kaum passende Ausstellungsflächen in der Hauptstadt gab. “Wir sind jetzt jenen Personen extrem dankbar, die uns unterstützt haben, unser NimmE in der wunderbaren Lage am Kahlenberg auszustellen. Nach dem Ausstellen beim Salon Jardin müssen wir aber eine neue Fläche für NimmE finden. Wenn es in Wien nicht möglich  ist, dann fahren wir nach Niederösterreich”, sagt Tamas.

Wohnwagon als Alternative zum Tiny House

Wohnwagon bezeichnet sich selbst als “Handwerks-Startup”. Der Wohnwagon ist für die Gründer eine mobile Alternative zum Micro-House und enthält neben einer Bio-Toilette eine eigene Photovoltaik- und eine Wasseraufbereitungsanlage.

Tiny House
(c) Wohnwagon.at – Der Wohnwagon als alternative Wohnform für die Zukunft.

Ärger über Sondermüll als Initialzündung

Die beiden Founder, Theresa Steininger und Christian Frantal, hatten die Idee zu Wohnwagon, weil sie sich über die Art, wie heute gebaut wird, ärgerten. “Wir bauen viel zu groß, dämmen mit Sondermüll und versorgen unser Zuhause mit fossiler Energie – so kann es nicht weitergehen. Also haben wir ein Haus gebaut. Eines, das völlig anders ist, als man das bisher kennt. Mit einem geschlossenen Kreislaufsystem, das ohne externe Anschlüsse auskommt: Stromproduktion, Wasserreinigung, Warmwasseraufbereitung – alles mit drin. Ohne von externen Anschlüssen abhängig zu sein”, erzählt uns Steiniger im Gespräch. “40 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs fallen in der Baubranche an, ein riesiger Hebel um Klimawandel und Ressourcenverschwendung entgegen zu wirken und neue Wohnkonzepte auf den Weg zu bringen”.

Team aus verschiedenen Disziplinen

Die beiden Founder waren beide selbstständig und haben einander über Steiningers Werbeagentur kennengelernt. “Christian hatte die Idee zum Wohnwagon. Ich war quasi der erste große Fan und sah das Potential, daraus nicht nur ein schönes Produkt zu machen sondern zu inspirieren und grundlegend etwas zu verändern”, sagt die Wohwagon-Geschäftsführerin. Bekanntlich sei aller Anfang schwer. Die “Kunst” bei diesem Vorhaben sei darin gelegen, eine vollautarke Wohneinheit zu bauen, Kreisläufe zu schließen, natürlichen Rohstoffe zu verwenden und das alles im Wohnwagon auf 33 Quadratmeter zu verpacken, so Steiniger. “Dass das in der Produktentwicklung keine leichte Aufgabe war, ist klar. Aber durch ein Team, das die verschiedenen Disziplinen vernetzt, die sonst oftmals nichts voneinander wissen wollen, ist uns das gelungen”.

Tiny House
(c) Wohnwagon.at – Theresa Steininger und Christian Frantal vor ihrem Wohnwagon.

Autarke Dörfer und Siedlungen

Als nächstes Ziel skizzieren die Gründer eine Baubranche, die sich grundlegend verändert. “Wir wollen Wege zeigen, wie man im geschlossenen Kreislauf und mit der Natur gemeinsam bauen kann. Die Lösungen dafür sind alle da, wir müssen sie nur intelligent kombinieren und uns trauen, sie auch umzusetzen”, sagt Steininger. Auf lange Sicht gesehen möchte das Unternehmen zu einem starken Netzwerk für autarkes, nachhaltiges Wohnen werden. “Kurzfristig stehen aber die ersten größeren Autarkie-Projekte an: Das erste autarke Dorf, unser autarker Betriebsstandort, autarke Einfamilienhäuser und Siedlungen”.

1 Million Euro-Finanzierungsrunde noch 2018

Steiniger und Frantal haben mit ihrer Idee über zwei Runden gesamt 214.000 Euro von 300 Kleininvestoren einsammeln können. Dazu kamen Förderungen und Unterstützung von einzelnen Unternehmern. Seit 2016 ist InnoEnergy als Investor mit an Board. “2018 schließen wir unsere erste größere Finanzierungsrunde mit einem Volumen von gesamt circa eine Millionen Euro ab”, erzählt Steiniger. Insgesamt stehen potentiellen Käufern drei Varianten zur Verfügung. “Wir verkaufen Wohnwagons und bauen diese autarken kleinen Häuser in unserer kleinen Manufaktur in Niederösterreich. Wir bieten Planung und Beratung für autarkes und nachhaltiges Bauen mit unserer Planungsabteilung an. Zudem verkaufen wir Autarkie-Sets über unseren Webshop und machen die Lösungen so skalierbar und international zugänglich”, erklärt Steiniger. Die Preise für einen Wohnwagon beginnen bei 35.000 Euro für die Basis- Version und gehen bis zu 70.000 in der Vollausstattung.


⇒ Hier geht’s zur Webseite von Liberty.Home

⇒ Die Homepage von NimmE

⇒ Link zur Homepage von Wohnwagon

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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