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Wer einen Teelöffel sauberes Wasser kaufen möchte, zahlt im wohl am dystopischsten Supermarkt des Planeten 198 US-Dollar. Als Alternative gibt es auch Wasser um 1,99 Dollar – nur ist das braun und wohl kaum genießbar. Egal ob es das teure oder das günstigere Wasser sein soll, erhältlich sind die Produkte in the DropStore.org.
Zumindest virtuell. Denn bei DropStore handelt es sich um eine Online-Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Dahinter steckt die Werbeagentur Publicis Groupe Benelux, die die Kampagne für das niederländische Außenministerium umgesetzt hat.
Anlässlich der UN-Wasserkonferenz 2023 hat die Publicis Group Produkte entworfen, die zeigen, wie der Konsum in einer Welt mit weniger Wasser aussehen könnte. Statt Informationen zu Nährwerten, findet man Informationen zum Wasserverbrauch. Denn auch wenn die Produkte nicht wirklich existieren, sind die Auswirkungen der Wasserkrise schon heute für viele Menschen verheerend.
Die Dringlichkeit der Wasserkrise
Eine Welt ohne sauberes Trinkwasser ist unvorstellbar und doch ist sie schon heute Realität für rund zwei Milliarden Menschen weltweit. Das, obwohl der Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene das grundlegendste menschliche Bedürfnis und erklärtes Menschenrecht ist.
Wasser – ob zu viel, zu wenig oder zu schmutzig – verbindet die großen Herausforderungen unserer Zeit, heißt es auch auf der Website von DropStore. Denn mehr als 90 Prozent der Katastrophen haben laut UN mit Wasser zu tun, diese haben in den letzten 20 Jahren Schäden in Höhe von rund 700 Milliarden Dollar verursacht.
Die Klimakrise ist vor allem auch eine Wasserkrise. Häufiger werdende Extremwetterereignisse sorgen dafür, dass Wasser knapper, unberechenbarer, verschmutzter oder alles gleichzeitig wird. In Zukunft wird der Bedarf nach sauberem Trinkwasser aber auch noch steigen. Bis 2050 um rund 40 Prozent, schätzen Expert:innen der UN.
Ein Rundgang durch den DropStore
Wasserknappheit betrifft mehr als das Wasser, das wir trinken. Darauf will auch der DropStore aufmerksam machen. Mal schauen, was es dort so zu kaufen gibt:
Wie wäre es zum Beispiel mit Pizza – einem Gericht, das sehr vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Allerdings kostet eine Pizza Margherita 163 Dollar und wird als Pille geliefert. Der Grund dafür: Insgesamt 1259 Liter Wasser braucht es laut dropstore um eine Pizza herzustellen. Zukünftige Dürren und Überschwemmungen machen Pizza zu einem knappen Gut, das spiegle sich auch im Preis wider.
Wenn schon keine richtige Pizza, dann aber zumindest Cola! Eine Dr. Cola kostet bei DropStore 99 Dollar. “Sie ist wie eine super teure Party in Ihrem Mund”, so der Werbespruch auf DropStore. Durch die Wasserkrise seien auch Erfrischungsgetränke gefährdet. Denn Wasser wird nicht nur für die Produktion, sondern auch den Anbau der Zutaten, wie Zucker, Beeren oder Früchte benötigt. Durchschnittlich 150 – 300 Liter Wasser brauche es, um einen 0,5 Liter Softdrink herzustellen.
Für 8990 Dollar gäbe es auch eine “Flouch” zu kaufen. Das ist eine aufblasbare Sitzgelegenheit, dank der man bei Überschwemmungen immer schwimmfähig bleibe. Die Couch sehe zwar nett und bequem aus, die Realität sei es aber nicht. “Während diese Couches nur in unserer fiktiven Zukunft existieren, sind die sehr realen Risiken und Auswirkungen in vielen Teilen der Welt bereits eine harte und tragische Realität”, heißt es bei DropStore. Die dazu passenden aufblasbaren Kissen seien separat zur “Flouch” erhältlich.
DropStore – Dystopie oder Zukunft?
Die zentrale Botschaft der Kampagne ist, dass Trinkwasser in Zukunft knapp sein wird. “Wir hoffen, dass wir verhindern können, dass the DropStore eines Tages Realität wird, und zeigen, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten”, heißt es auf der Website. Fred Hattermann vom Potsdam Institut für Klimaforschung (PIK) findet die Kampagne grundsätzlich positiv und es sei wichtig, dafür zu sensibilisieren.
Er zweifelt aber an den kommunizierten Zahlen: “Ich finde sie sind zu hoch, aber das müsste man sich für jedes Produkt im Einzelnen anschauen”, so Hattermann. Außerdem sei Europa nicht weniger von der Klima- und Wasserkrise betroffen als andere Länder. “Wir sind in Europa in einer Trockenzeit. In Berlin fehlt uns zum Beispiel der Niederschlag eines Jahres”, erklärt Hattermann. Der Unterschied zu anderen Regionen sei, dass beispielsweise der globale Süden sehr viel vulnerabler ist und es Menschen deshalb stärker treffe.
Das Szenario, das bei DropStore skizziert wird, müsse nicht eintreten. Es sei wichtig Ressourcen zu sparen, aber eigentlich liege das Problem bei der Verteilung: “In Deutschland produzieren wir so viel Getreide, dass wir rund 60 Prozent an Tiere verfüttern. Wir haben eigentlich eine riesige Überproduktion und setzen die Ressourcen falsch ein. Ich glaube, da liegt der Schlüssel”, so Hattermann.
Lösungen gegen die Klima- und Wasserkrise
Es gibt sie, die Lösungen, die nicht nur gegen die Klima-und Wasserkrise helfen, sondern auch eine bessere Zukunft ermöglichen. “Wenn wir uns eine Zukunft vorstellen, in der wir den Klimawandel vermieden haben, haben wir beispielsweise viel grünere Städte, weniger Verkehr, das ist familienfreundlicher und wir haben dann bessere Luft”, so Hattermann.
Wichtig sei, den Ausbau der Erneuerbaren weiter voranzutreiben, das helfe auch der Wirtschaft. “Wenn wir das Geld, das wir jedes Jahr ins Ausland überweisen, nutzen würden, um selbst die Energie zu erzeugen, wäre das ein riesiges Investitionsprogramm, wovon auch sehr viele profitieren”, schildert Hattermann.
Ein weiterer wichtiger Hebel sei der Waldumbau. Derzeit gäbe es sehr viele Nadelwälder, die im Winter grün sind und schon im zeitigen Frühjahr beginnen, Wasser zu verdunsten. Gerade zu dieser Zeit bilde sich das Grundwasser. Mehr Laub- statt Nadelbäume könnten helfen, Grundwasser zu speichern, weil sie erst später Blätter bekommen und erst dann mit der Verdunstung anfangen. Die Entsiegelung von Städten und der Bau von Schwammstädten sei auch essentiell. Durch den entsiegelten und wasseraufnahmefähigen Boden der Schwammstädte, könne mehr Wasser gespeichert werden.
Auch individuelle Lösungen zählen. Zum Beispiel sei weniger Fleischkonsum ein großer Hebel, aber auch die sommerliche Bewässerung von Rasen oder das Befüllen von Swimmingpools setze Wasserversorger unter Druck. ”Jeder kann sparen, aber nur soweit es die politischen Rahmenbedingungen erlauben. Am meisten kann man deshalb mit dem Wahlverhalten erreichen”, so Hattermann.