17.02.2022

Teller statt Tonne: Veganer Camembert und Brot-Müsli siegen bei Wettbewerb

Im Wettbewerb "Teller statt Tonne" prämierte das Wirtschaftsministerium die besten heimischen Projekte im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Die Sieger in zwei Kategorien wurden heute gekürt.
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Teller statt Tonne: Siegerfoto mit vlnr. aws Geschäftsführer Bernhard Sagmeister, Brüsli-Gründerin Sarah Lechner, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Constanze Stockhammer, Managing Director Social Entrepreneurship Network Austria
vlnr. aws Geschäftsführer Bernhard Sagmeister, Brüsli-Gründerin Sarah Lechner, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Constanze Stockhammer, Managing Director Social Entrepreneurship Network Austria | (c) Peroutka
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Jährlich werden in Österreich hunderttausende Tonnen Lebensmittel ungenutzt weggeworfen. “Lebensmittelverschwendung ist ein systemisches Problem. Sie passiert nicht nur beim Endkunden, der sich beim Einkaufen verschätzt oder nur eine zu große Packung bekommt, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette”, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck bei der heutigen Preisverleihung des von der aws durchgeführten Wettbewerbs “Teller statt Tonne”. Die Siegerprojekte aus den je fünf Nominierten in den zwei Kategorien “Startup und KMU” und “Ideen und Projekte” wurden heute von der Ministerin prämiert. Es habe sehr unterschiedliche Einreichungen gegeben, die ein breites Spektrum abdecken und mitunter neuste Technologien nutzen, betont Schramböck.

Bereits fast jedes vierte in Österreich gegründete Startup sei ein Social Startup, sagt die Ministerin. Diese seien somit nicht nur wichtig für Gesellschaft und Umwelt, sondern auch für den Wirtschaftsstandort. Dem schließt sich aws Geschäftsführer Bernhard Sagmeister bei der Preisverleihung an: “Social Startups sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Uns als aws ist es ein Anliegen, sie bestmöglich zu begleiten”. Er sei auch optimistisch, dass man einige der Finalisten längerfristig mit den Finanzierungsmöglichkeiten des aws begleiten werde.

Die Preisverleihung im Video

Das sind die Sieger-Projekte bei “Teller statt Tonne”

Die Siegerprojekte wurden von einer Expert:innen-Jury ausgewählt, bestehend aus Constanze Stockhammer, Managing Director des Social Entrepreneurship Network Austria, Wirtschafts-Professorin Sigrid Stagl, BOKU-Abfallwirtschaftsexpertin Gudrun Obersteiner und Experte Thomas Weber. “Lebensmittelverschwendung ist wirklich ein brennendes Problem”, sagt Constanze Stockhammer stellvertretend für die Jury. Die Social Entepreneurs, die bei Teller statt Tonne eingereicht haben, würden allesamt spannende Lösungen bieten und damit auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Sie gibt aber zu bedenken: “Es braucht generell einen systemischen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft”.

Die Sieger in den beiden Kategorien erhielten je 10.000 Euro, in denen auch Medien-Budget des brutkasten inkludiert ist. Diese Projekte setzten sich in den beiden Kategorien durch:

Brüsli: Platz 1 in der Kategorie “Startup und KMU” für Altbrot-Knuspermüsli

In der Kategorie “Startup und KMU” holte sich Brüsli den ersten Platz – der brutkasten berichtete bereits über das Startup. Platz zwei ging an Kern Tec, gefolgt von Ehrenwort. Genussmomente. Für sein erstes Produkt, ein Knuspermüsli aus Brot, nutzt Brüsli hochwertiges, aber überproduziertes Brot von Partnern wie Ströck, Mann und Rewe. Das Müsli ist bereits im Einzelhandel, etwa bei Billa Plus, in ausgewählten Billa-Filialen und ab kommender Woche auch in Deutschland bei Rewe Süd erhältlich. Kern Tec hat mit einem technischen Verfahren eine Möglichkeit geschaffen, Steinobstkerne für verschiedene hochwertige Produkte nutzbar zu machen, zB in der Nahrungsmittel- oder Kosmetikindustrie. Ehrenwort. Genussmomente hat aus Braurückständen von Gewürzsaucen bislang drei Produkte, darunter eine Zero-Waste-Teriyaki-Mischung und ein Umami-Universal-Gewürz entwickelt.

SENNsenn: Veganer Käse auf Steinobstkern-Basis gewinnt Kategorie “Ideen und Projekte”

In der Kategorie “Ideen und Projekte” holte sich das Projekt SENNsenn den Sieg, gefolgt von der Initiative Zero Food Waste Austria und der Junior Company der HLW Feldbach. Das Projektteam von SENNsenn hat durch seine Forschungsarbeit einen pflanzlichen Käseersatz unter Verwendung von Marillenkernen aus der Wachau entwickelt, die sonst im Abfall landen würden. Auch abseits davon werden ausschließlich regionale Rohstoffe genutzt. “Die Käseherstellung ist mit viel CO2-Ausstoß und Tierleid verbunden”, sagt Leo Sulzmann vom SENNsenn-Team. Ein Camembert soll Anfang April auf den Markt kommen. Auch einen Feta und einen Bergkäse habe man bereits in der Pipeline, verrät Sulzmann. “Zero Waste Austria” – übrigens von Unverschwendet-Gründerin Cornelia Diesenreiter mitgegründet – will als Interessensvertretung zum Thema Lebensmittelabfallvermeidung Personen, Initiativen, Vereinen und Unternehmen eine gemeinsame Plattform bieten. Die HLW Feldbach nutzt bei ihrem Projekt “Is(s) AFOCH” Lebensmittel aus den Haushalten der Schüler:innen in Form einer Tauschbörse, um übrig gebliebene Lebensmittel im Kochunterricht zu verarbeiten.

Leo Sulzmann von SENNsenn mit Margarete Schramböck | (c) Peroutka
Leo Sulzmann von SENNsenn mit Margarete Schramböck | (c) Peroutka

Das waren die anderen Finalisten bei Teller statt Tonne

Die verbleibenden zwei Finalisten in der Kategorie “Startups und KMU” waren Food Saver, das Gemüse direkt von den Erzeuger:innen, das kleine Mängel zB in der Form aufweist, nutzt, um es in Restaurants als Frischware verarbeiten zu lassen und Obstkreis, das anbietet, Obst und Gemüse aus Privatgärten zu ernten und die Bäume zu pflegen, wenn die Besitzer:innen selbst nicht die Möglichkeit dazu haben. Aus den geernteten Früchten entstehen dann in Handarbeit etwa Marmeladen.

Die weiteren Finalisten in der Kategorie “Ideen & Konzepte” waren die Projekte “NeedNect Solutions”, das eine Möglichkeit zur Datenverarbeitung der Vorlieben von Gästen in der Speisenplanung in der Hotellerie geschaffen hat, und “NIMM MI MIT”, das Obst- und Gemüsekisten vermarktet, in denen Landwirt:innen ihre Waren, die nicht die Handelskriterien erfüllen, anbieten können.

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OVE, LCM
(c) OVE/Fürthner - (v.l.) Johann Hoffelner, Josef Passenbrunner und Hubert Mitterhofer von LCM.

Seit August des heurigen Jahres hat das LCM mit Johann Hoffelner einen neuen CEO – brutkasten berichtete. Rund drei Monate später darf man sich über den OVE Innovation Award freuen.

Pankl Turbosystems beschäftigt sich mit Brennstoffzellen-Luftversorgungssystemen (FCAS – Fuel Cell Air Supply) sowie mit elektrisch unterstützten Abgasturboladern (EAT – Electrically Assisted Turbocharger) für Kleinserien. Weil aber Turbosysteme technologisch extrem anspruchsvoll sind, setzt die Mannheimer (Deutschland) Firma bei der Optimierung spezieller Komponenten auf externe Entwicklungspartner.

LCM mit Neuauslegung des E-Motors

“Die Elektromotoren für den Antrieb der Verdichterräder sind das Herzstück in FCAS-Systemen. Mit der kompletten Neuauslegung dieses Elektromotors hat LCM einen unentbehrlichen Beitrag zum gelungenen Innovationssprung und Wettbewerbsvorsprung geleistet”, erklärt Pankl Turbosystems-Geschäftsführer Gerhard Krachler.

Konkret hat es neun Monate gedauert, bis das LCM-Team rund um Hubert Mitterhofer und Josef Passenbrunner die ersten Funktionsmuster für den Elektromotor lieferte. Diese erfüllten die Erwartungen von Pankl und liefern Drehzahlen von bis zu 140.000 U/min und eine Nennleistung von 22kW. In diesem Sinne könnte ein FCAS von Pankl Turbosystems, in dem ein von LCM ausgelegter Motor arbeitet, schon bald bei einem Stratosphärenflug an Bord sein, heißt es.

Im Auftrag der britischen Stratospheric Platforms Ltd, eines Herstellers von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt, hat Pankl gemeinsam mit weiteren internationalen Unternehmen an der Entwicklung eines unbemannten Zero-Emission-Flugobjekts gearbeitet: “Selbst wenn dieses Projekt noch in einem sehr frühen Stadium ist, unterstreicht es die enorme Dynamik in der Brennstoffzellen-Technologie”, so Krachler weiter.

“Begrenzter Bauraum”

So unterschiedlich die Einsatzgebiete der FCAS sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Der Bauraum ist immer extrem begrenzt. Mithilfe der LCM-Software-Plattform “SyMSpace” konnte aus dieser Not eine Tugend gemacht werden. Damit wurden alle Komponenten – von der Baugröße des Motors über die Materialauswahl bis zur Dimensionierung jedes Bauteils – so aufeinander abgestimmt, dass die errechnete Motorauslegung nicht mehr verbessert werden kann, wie es in einer Aussendung heißt.

“Aus mehreren tausenden Varianten entsteht auf diese Art ein Elektromotor in der geforderten Baugröße, der in der Simulation 97 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Es lässt sich kein Parameter weiter verbessern, ohne einen anderen zu verschlechtern”, erklären Passenbrunner und Mitterhofer.

Welches enorme Potential Brennstoffzellen haben, unterstreicht auch das Projekt SkalTABs (skalierbares Thermomanagement und Antriebsstrang für Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge). In dem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojekt arbeiteten mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) neben Infineon, GreenIng, AVL LIST und MACCON auch Pankl Turbosystems zusammen.

Das Ziel war es, für mittelständische Unternehmen und Fahrzeughersteller mit kleineren Stückzahlen einen Baukasten für verschiedene Leistungsstufen eigener Brennstoffzellensysteme zu erforschen: “Selbstverständlich war auch unser gemeinsam mit LCM entwickeltes FCAS mit an Bord”, sagt Krachler. Weitere Förderprojekte für Antriebssysteme im Megawatt-Bereich werden gerade vorbereitet.

Award für LCM mit Signalwirkung

Dass LCM und Pankl Turbosystems für ihr Projekt mit dem OVE Innovation Award ausgezeichnet werden, hat für Hoffelner Signalwirkung. Gerade bei nicht-fossilen Antriebtechnologien sei Reichweite das entscheidende Kriterium: “Reichweite ist immer eine Frage der Effizienz. Je effizienter Antriebsysteme arbeiten, desto mehr Reichweite ist möglich. Mit der Zusammenarbeit am FCAS haben wir die Grenzen des Möglichen gemeinsam ein wenig verschoben”, sagen Hoffelner und Krachler.

Bernhard Jakoby, OVE-Juryvorsitzender und Vorstand des Instituts für Mikroelektronik und Mikrosensorik an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), begründet die Entscheidung LCM zu prämieren wie folgt: “Das ausgezeichnete Projekt zeigt wieder einmal, dass es in Österreich gelingt, innovative Technologien aus der Forschung in die Praxis zu bringen und am Weltmarkt zu etablieren.”

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