13.05.2020

Tech made in Europe: Ein Startup-Verzeichnis als Wink mit dem Zaunpfahl

Nicht nur sprichwörtlich über Nacht entstand die Web-App Tech made in Europe, die europäische Startup-Alternativen zu Produkten der Tech-Giganten aus den USA und China aufzeigen soll. Die Message der Plattform richtet sich auch und vor allem an die öffentliche Hand.
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Tech made in Europe - Startup-Verzeichnis als Message für öffentliche Hand
(c) Adobe Stock - NicoElNino

Gestern Nacht habe man die Web-App Tech made in Europe gebaut. Sie sei “nichts anderes als eine hübsche Maske für ein Google-Spreadsheet”, erklärt Venionaire-Gründer Berthold Baurek-Karlic, Initiator des Projekts. Mehr sei auch nicht notwendig, denn es geht bei dem Verzeichnis nur um den Inhalt: Es soll Alternativen europäischer Startups zu den Produkten der Tech-Giganten aus den USA und China aufzeigen (diese sind ebenfalls angeführt). “Wir haben hier bewusst auf eine einfache Lösung gesetzt um die Eingabe, Suche und Usability möglichst hoch zu halten”, meint Baurek-Karlic. “Startups können sich kurz vorzustellen, optional ein Test-Angebot für Kunden anlegen und Screenshots ihres Produkts hochladen. Die App soll einen einfachen Überblick geben und Lösungen aufzeigen, die man in der breiten Bevölkerung so eventuell noch nicht kennt”, erklärt der Initiator.

+++ Alles zum Thema Coronakrise +++

Tech made in Europe: Breite Diskussion im Hintergrund

Das Timing und die nächtliche Arbeitsschicht für den spontanen Release von Tech made in Europe kommen freilich nicht von ungefähr. Denn eine Diskussion flammte zuletzt wieder besonders auf: Bereits seit Beginn der Coronakrise häuft sich Kritik, dass die öffentliche Hand und Institutionen großflächig auf amerikanische und sogar chinesische Lösungen setzen, während gleichzeitig, zuletzt etwa von Bundeskanzler Sebastian Kurz, zum Konsum regionaler Produkte aufgerufen wird. “Es gibt mehrere Beispiele. In den Schulen wurde etwa aggressiv Microsoft Teams platziert. In der heimischen Startup- und IT-Szene hat das zu Stirnrunzeln geführt. In diesem Sektor gibt es kein breites Bewusstsein in Richtung Regionalität”, meint Baurek-Karlic. “Die Argumente Sicherheit und Datenschutz wären eigentlich welche für europäische Lösungen, werden paradoxerweise aber gerne gegen sie verwendet. Es hat uns sehr geärgert das viel zu oft die starken Lösungen aus Österreich bzw. Europa übersehen werden”.

Anpassung im Bundesbeschaffungsgesetz notwendig?

Berthold Baurek-Karlic
Berthold Baurek-Karlic

Indessen sprach Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck dann gestern auch von möglichen Anpassungen im Beschaffungsrecht, um die Nutzung heimischer Lösungen zu vereinfachen. “Offenbar gibt es im Bundesbeschaffungsgesetz Regelungen, die es kleinen Unternehmen und insbesondere Startups mit weniger starken Bilanzen kaum ermöglichen, öffentliche Aufträge zu gewinnen. Mit solchen Aufträgen würden jedoch ihre Bücher viel besser aussehen und das weiß Ministerin Schramböck”, sagt der Tech made in Europe-Initiator. Die Ministerin habe “immer ein Ohr für die jungen und innovativen Unternehmen im Land”. “Ich hoffe, dass sie sich damit auch intern gut durchsetzen kann. In diesem Thema gibt es sicher auch Gegenwind – große internationale Konzerne haben auch starke Fürsprecher, oder Lobbisten wenn man so will, die sich für sie regelmäßig aktiv und mit viel Druck einbringen”, so Baurek-Karlic.

“Nur so werden Technologieführer entstehen”

Die neue Web-App Tech made in Europe kann jedenfalls gut als Wink mit dem Zaunpfahl an die öffentliche Hand bezeichnet werden.
Dass das Bewusstsein für regionale Produkte und Services steige, sei wichtig, da in der Coronakrise jeder Unternehmer “jeden Cent Umsatz derzeit wirklich braucht”, meint der Venionaire-Gründer. “Unser hart verdientes und versteuertes Geld im Ausland auszugeben, wäre ein Fehler und kontraproduktiv. Wenn man so will, liegt in der Krise auch eine Chance, dass der europäische Tech-Sektor gestärkt wird. Nur wenn wir selbst Produkte aus Europa bzw. Österreich verwenden, werden auch Technologieführer entstehen können”. Die USA würden es mit der “America First”-Strategie vormachen. “Wir sollten dies, mit Stolz, selbstverständlich auch nicht anders machen. Unsere Lösungen sind gut – viel besser als viele meinen. Mit neuen Kunden werden diese Unternehmen über sich hinauswachsen”.

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Die Kurstafel:

🚀 Bitcoin steigt erstmals über die 100.000-Dollar-Marke

Jetzt ist es also wirklich passiert: In der Nacht auf Donnerstag überschritt der Bitcoin-Kurs die 100.000-Dollar-Marke. Fundamental betrachtet bedeutet diese natürlich: genau nichts. Die Symbolwirkung ist aber enorm, zumal diese Marke in der Kryptobranche seit Jahren beschworen wurde. 

Stichwort Laseraugen etwa: Ein 2021 entstandener Social-Media-Trend, bei dem Bitcoiner auf ihren Profilbildern ihre Augen durch Laseraugen ersetzten - und dies so beibehalten wollten, bis der Bitcoin-Kurs eben die 100.000-Dollar-Marke erreichen würde. Der schien damals nicht völlig außer Reichweite - zumal Bitcoin damals bis auf fast 70.000 Dollar gestiegen ist. Nicht alle hielten aber dann den anschließenden Kryptowinter durch und so manches Profilbild wurde dann doch still und heimlich wieder getauscht. 

Aber wie dem auch sei: Nun sind die 100.000 Dollar erreicht (auch wenn der Kurs am Freitagabend dann wieder knapp darunter lag). Wie aber kam es zum Überschreiten der vielbeschworenen Marke? Grundsätzlich ist die Aufwärtsbewegung weiterhin im Kontext der US-Politik zu sehen. Schon im Vorfeld der US-Wahl hatte der Bitcoin-Kurs aufgrund der Umfragen einen Trump-Sieg einzupreisen begonnen. Trump war eindeutig der favorisierte Kandidat der US-Kryptobranche, die sich von ihm einen Kurswechsel in der Krypto-Politik erwartete. 

Als  sich Trumps Sieg tatsächlich abzuzeichnen begann, erreichte Bitcoin noch in der Wahlnacht ein Rekordhoch. In den folgenden Tagen ging es dann deutlich nach oben: Zuerst über die 80.000-Dollar-Marke, dann bald auch über die 90.000 Dollar. Die 100.000 Dollar waren greifbar nahe. 

👀 Wie es dazu kam…

Doch bei 99.000 Dollar war dann vorerst Schluss. Die Aufwärtsbewegung kam ins Stocken, es ging zwischenzeitlich wieder abwärts. Das ist eben die Psychologie der Finanzmärkte: Auch wenn diese runden Zahlen fundamental betrachtet keine Rolle spielen dürften, geht es an den Märkten eben nicht immer ganz rational zu. Und so ist es nichts Ungewöhnliches, dass eine Aufwärtsbewegung direkt vor einen vielbeschworenen Marke doch ins Stocken kommt.

Nach zwei Wochen, in denen recht wenig geschah, ging es diese Woche dann doch wieder nach oben - über die 100.000-Dollar-Marke. Einen direkten Auslöser für den letzten Push gab es auch: Am Vorabend hatte der nächste US-Präsident Donald Trump angekündigt, wer dem in der Krypto-Branche unbeliebten Chef der US-Börsenaufsicht, Gary Gensler, nachfolgen soll – und zwar Paul Atkins.

Der Jurist gilt als der Kryptobranche wohlgesonnen. In Trumps Ankündigung nahm er darauf auch explizit Bezug: Atkins erkenne an, “dass digitale Assets und andere Innovationen entscheidend sind, um Amerika großartiger zu machen als je zuvor”, schrieb Trump auf der Plattform “Truth Social”.

🤔 …und wie geht es jetzt weiter mit Bitcoin?

Jetzt, wo die 100.000-Dollar-Marke nun endlich überschritten ist, stellt sich natürlich die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Kommt jetzt der große Bull Run - oder wird es so laufen wie im März, als Bitcoin einen damaligen Höchststand erreichte, dann aber die Luft heraußen war? Die Antwort darauf kennt klarerweise niemand. 

Was sich aber feststellen lässt: Die Kursgewinne der vergangenen Wochen waren maßgeblich von Erwartungen getrieben: Dass es einen Kurswechsel in der US-Politik gegenüber der Kryptobranche geben würde. Und im weiteren Sinne auch, dass die Wirtschaftspolitik der kommenden Trump-Regierung günstig für die Finanzmärkte werden würde. Jetzt, wo sich die Dinge langsam zu konkretisieren beginnen, wird sich nach und nach herausstellen, ob diese Erwartungen berechtigt waren oder nicht.

Der erwartete Kurswechsel in der Krypto-Politik der USA wird kommen, soviel ist bereits klar. Die neue US-Regierung - und damit auch die neue Führung der Börsenaufsicht - werden der Krypto-Branche freundlicher gestimmt sein, als dies bisher der Fall ist. Was konkret aber in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren passieren wird, ist noch offen. Sollte es zu weitreichenden Maßnahmen kommen, die die Rahmenbedingungen für die Kryptobranche in den USA deutlich verbessern, würde sich dies natürlich auch auf den Markt auswirken - durchaus auch mittel- und langfristig. Dinge wie die Nominierung von Atkins zum Chef der Börsenaufsicht wiederum schlagen sich zumindest kurzfristig in den Kursen nieder.

Doch trotz all dem gilt es eines zu berücksichtigen: Ereignisse auf der makroökonomischen oder geopolitischen Ebene können jegliche Entwicklungen in der Branche schnell überlagern - im positiven wie auch im negativen Sinne. Und auch in diesem Bereich dürfte die kommende US-Regierung ein Einflussfaktor sein. Wie die Außenpolitik der zweiten Trump-Regierung wirklich aussehen wird, lässt sich aber schwer abschätzen. Klar ist aber: Sehr berechenbar wird sie nicht sein, auf Überraschungen sollte man eingestellt sein. Und damit potenziell auch auf Volatilität an den Märkten.


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Tech made in Europe: Ein Startup-Verzeichnis als Wink mit dem Zaunpfahl

  • Die Web-App Tech made in Europe sei “nichts anderes als eine hübsche Maske für ein Google-Spreadsheet”, erklärt Venionaire-Gründer Berthold Baurek-Karlic, Initiator des Projekts.
  • Mehr sei auch nicht notwendig, denn es geht bei dem Verzeichnis nur um den Inhalt: Es soll Alternativen europäischer Startups zu den Produkten der Tech-Giganten aus den USA und China aufzeigen.
  • “Wir haben hier bewusst auf eine einfache Lösung gesetzt um die Eingabe, Suche und Usability möglichst hoch zu halten”, meint Baurek-Karlic.
  • Tech made in Europe kann gut als Wink mit dem Zaunpfahl an die öffentliche Hand bezeichnet werden.
  • Zuletzt brandete eine Diskussion wieder stärker auf, weil Regierung und Institutionen tendenziell auf Produkte von Tech-Giganten aus den USA und China setzen, anstatt sich für Lösungen aus Europa zu entscheiden.

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